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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Neubau des Besucherzentrums Historische Baukultur, Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain (AT)

Südostfassade

Südostfassade

1. Preis

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

In sich ruhend, eigenständig und mit identitätsstiftender Strahlkraft steht die neue Bauskulptur auf der flachen Geländezunge der plateauförmigen Anhöhe. Der Entwurf übernimmt das örtliche Thema vom „Haus in der Waldlichtung“, entwickelt gerichtete Blickbeziehungen und einen räumlich gefassten Außenraum. Das Erscheinungsbild des neuen Besucherzentrums für historische Baukultur ist abgeleitet von der archaischen Hausform und generiert vertraute Erinnerungsbilder aus dem anonymen Bauen. Erst durch seine Differenziertheit in Längenausdehnung und Struktur wird es transformiert zu einem Sondertypus eines Besucherzentrums. Die Konzeption interpretiert Hoftypologien und Grundrissstrukturen der Salzburger Hoflandschaft, wirkt zurückhaltend in ihrem Kontext und tritt nicht in Konkurrenz zu den vorwiegend zweigeschossigen Exponaten des Museumsareales. Vielmehr verhält sie sich ruhig und doch eigenständig, selbstbewusst und doch integrativ, durch die eingeschossige Ausbildung und die Kombination aus flacher und langer Baukörperform samt Satteldachabschluss wirkt sie selbstverständlich und erhält einen dem Inhalt entsprechenden und zeitgemäßen Ausdruck, ein Erscheinungsbild mit Merk- und Sichtzeichencharakter mit hohem Wiedererkennungswert und überregionaler Ausstrahlung. Linear und offen steht die neue Struktur formal in spannungsvollem Dialog zu den vertikalen Elementen der Stammstrukturen der Waldumgebung und vereint sämtliche Funktionen auf einer Ebene unter einem großen gemeinsamen Dach, welches die Anmutung eines sammelnden Gefäßes oder eines großen überdeckten Freibereiches hat und einladend wirkt in der Annäherung, einen großen offenen Raum beherbergt, ein Kontinuum, in welchem der Besucher die gesamte Dimension der Raumstruktur erlebt, eine große offene Zentralhalle mit eindeutiger Eingangssituation und Sichtbeziehungen über eine panoramatische Öffnung zum Museumsareal. Die neue Struktur ist kein Gebäude mit integriertem Drehkreuz, vielmehr ist das Besucherzentrum als offenes Haus konzipiert, seine Umgebung samt neuem multifunktionalem Platzraum im Osten sind als öffentliche Zone für geschützten Aufenthalt mit Verweilcharakter gedacht. Das neue Zentrum knüpft an die qualitätsvolle Bautradition an und es setzt architektonisch einen neuen Maßstab, welcher den Bau- und Werkstoff Holz in seinen verschiedensten Formen eindrucksvoll einsetzt, als Zukunftsbaustoff erlebbar macht und hohe handwerkliche Leistung verlangt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Besucherinnen treffen eher tangierend als frontal auf einen nahezu lapidar ruhig wirkenden Längsbaukörper. Vom Parkplatz kommend ist der fassadenbündige Eingang in das Besucher-zentrum nicht leicht erkennbar. Das Besucherzentrum tritt weniger als Baukörper in Erschei-nung, denn als Fassung des Landschaftsraums und Rückgrat des Museumsgeländes.

Die Eingangshalle fungiert als Empfangs- und Verteilerraum und stiftet enorm selbstverständlich Überblick und Orientierung. Auf der an traditionelle Tennendurchfahrten erinnernden Querachse werden die Besucherinnen vorbei am Übersichtsmodell auf eine Südterrasse ins Ausstellungs-gelände geführt. Von hier bietet sich ein Blick über das Gesamtgelände, das im Hintergrund vom Untersberg räumlich gefasst wird. Übersichtliche Längsachsen verbinden Vortragssaal, Wissensspeicher und Verwaltung. Sie sorgen für die gewünschte klare Orientierung und die ein-fache Kommunikation zwischen Gästen und MitarbeiterInnen des Museums. Die Büros der Verwaltung sind um einen zentralen Verteiler – eine Aufenthalts- und Besprechungshalle – grup-piert. Eine logische, höchstökonomische Holzkonstruktion macht die Struktur leicht lesbar und gibt dem ganzen Innenbereich Rhythmus und Ordnung.

Konstruktiv ist das Bauwerk in einer Weise optimiert, das ökonomische Verbesserungen unmöglich erscheinen lässt. Aufgrund des Volumen-Oberflächen-Verhältnisses, der konsequenten und hochgedämmten Holzbauweise sind auch alle ökologischen Erwartungen erfüllt.

Empfehlungen zur Weiterbearbeitung:
Der Vorschlag den Ein- und Ausgang im neuen Besucherzentrum zu situieren, findet keine Zustimmung. An Tagen mit großer Besucherfrequenz wären Staus durch Gegenverkehr zu erwarten und die Idee des gesamten Rundparcours mit Verkauf am ruhigeren Endpunkt „Thanngütl“ würde konterkariert. Die Wegführung vom Parkplatz soll plausibler werden und der Eingang hat in punkto Lesbarkeit eine deutliche Aufwertung zu erfahren. Die zu banal situierten Fahrräder sollen klarer verortet werden. Vielleicht in Form eines eigenständigen Nebengebäudes mit integrierten Schließfächern und Müllraum. Das Behinderten-WC mit Wickeltisch wird auf der Ebene der Eingangshalle gewünscht. Der Zentralraum in Mitten der Büros soll eine Öffnung in der nördlichen Giebelfassade bekommen. Ohne Verrat an der noblen, archaischen Zurückhaltung erwartet sich die Auftraggeberschaft eine ausgeprägte Willkommensgeste und eine überraschende Neuinterpretation, die auch die Fassade und den Innenraum poetisch und differenziert in die Zukunft führt. Die Bauherrin wünscht sich ebenso eine Vergrößerung des Teichs in Richtung des Besucherzentrums.
Südwestfassade

Südwestfassade