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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Fassadenerneuerung am Hochhaus der Leibniz Universität Hannover

Anerkennung

Preisgeld: 13.000 EUR

agn Niederberghaus & Partner GmbH

Architektur

knippershelbig GmbH

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Mitarbeit
Daniel Mäuser, Kai Binnewies, Santos T. Debus

Entwurfskonzept
Das größte Potential einer Fassadensanierung des Hochhauses liegt neben der technischen Ertüchtigung vor allem darin, das bis heute fremd wirkende Gebäude so weit wie möglich in seinen Kontext einzubinden. Dies erreicht der Entwurf auf mehreren Ebenen: Auf die Kleinteiligkeit des heterogenen Umfelds reagiert eine sehr feingliedrige Elementfassade mit markanten schlanken Metallrahmen und Glasflächen, die das Gebäude viel leichter wirken lässt. Auf das benachbarte ehemalige Welfenschloss und Hauptgebäude der Universität bezieht sich der Entwurf in der Farbgebung: die emaillierten Glasflächen der Brüstungsbereiche werden in einem dem Naturstein nahen Beigeton ausgeführt. Auf der Dachfläche wird programmatisch ein Bezug zu den Herrenhäuser Gärten dargestellt: diese werden abstrakt in Form eines „Pocket‐Parks“ nachgebildet: verschiedene Grünflächen und Nutzungsbereiche bilden eine attraktive zusätzliche Aufenthaltsfläche. In Anbetracht der Größe des Gebäudes wird analog vorgeschlagen, auch das Bistro im Erdgeschoss leicht zu vergrößern mit einer kleinen Außenterrasse zu versehen.
Fassadenkonstruktion
Schon der Namensgeber der Universität Hannover, Leibniz, beschäftigte sich intensiv mit dem Prinzip der Faltung, dem das vorgeschlagene Fassadensystem zugrunde liegt. Ausgehend von einem vorfabrizierten Fassadenelement in einem einfachen Metallrahmen auf der Nordseite reagieren die Elemente auf der Ost‐/West‐ und der Südseite auf den jeweiligen Sonnenstand. Für den maßgeblichen sommerlichen Wärmeschutz sind auf der Ost‐ und Westseite die jeweils dem Süden zugewandten Flanken herausgezogen. Auf der Südseite sind, entsprechend einem hohen Sonnenstand, die Oberseiten herausgezogen. Die Geometrie reduziert damit den Energieeintrag erheblich und verleiht dem Gebäude mit der entsprechenden Geometrie einen unverwechselbaren Charakter mit unterschiedlichen Seiten, die zudem aus unterschiedlichen Blickwinkel unterschiedlich in Erscheinung treten. Die vorgefertigten Elemente bestehen aus einem opaken Paneel und einem integrierten Kastenfenster und sind konventionell aus thermisch getrennten Aluminiumprofilen konstruiert, die über Konsolen an die bestehende Deckenkonstruktion gehängt werden. Der innere Öffnungsflügel ist mit einer 3‐fach‐Isolierverglasung versehen, die äußere Prallscheibe besteht lediglich aus einer VSG‐Glasscheibe mit selektiver Beschichtung. Beide Verglasungen sind in nach innen öffnende Öffnungsflügel integriert und können zur natürlichen Belüftung und zur Nachtbelüftung geöffnet werden. Zwischen beiden Fassadenebenen ist ein herkömmlicher Raffstore angeordnet, welcher bei Bedarf verschattet, vor Blendung schützt, oder das Tageslicht tief in den Innenraum lenkt. Durch die Aufnahme des Fassadenrasters von 120 cm sind Trennwandanschlüsse überall problemlos möglich.
Reinigungskonzept
Sämtliche Fassadenflächen sind händisch durch Öffnung der Fensterelemente zu reinigen. Eine Befahranlage wird nicht benötigt.

ENERGETISCHES KONZEPT
Die externen Verschattungselemente sind energetisch so optimiert, dass sie je nach Orientierung der Fassade den unerwünschten Energieeintrag maximal reduzieren, jedoch gleichzeitig uneingeschränkte Ausblicke ermöglichen und Tageslicht ins Innere lassen. Die externe Verschattung reduziert den Energieeintrag um etwa 35% gegenüber einer ebenen Fassade. Dank der Verschattungsleistung der herausgezogenen Rahmen können die Raffstores länger oben bleiben, was den Komfort im Gebäudeinneren erhöht. Die natürliche Belüftung verringert zudem die Kühllasten im Gebäude. Da die Nachttemperaturen in Hannover nahezu an jedem Tag des Jahres unter 21°C fällt, kann praktisch während der gesamten Kühlperiode Nachtauskühlung genutzt werden. Dabei werden die Fenster nachts von den Nutzern gekippt, ein Gitter verhindert das Eindringen von Insekten und anderen Tieren. Die Raffstores sind in der Höhe zweigeteilt steuerbar, so dass der obere Teil zur Lichtlenkung in die Tiefe des Raumes genutzt werden kann und damit den Bedarf an Energie für die Beleuchtung wesentlich reduziert.