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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Fassadenerneuerung am Hochhaus der Leibniz Universität Hannover

Anerkennung

Preisgeld: 13.000 EUR

Nickl & Partner

Architektur

Arup Deutschland GmbH

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Mitarbeit
Dr Benjamin Rämmler, Hieronimus Nickl, Monica Plotegher, Fatima Benkherfallah, Milan Wagner

Das vorgeschlagene Fassadenkonzept ermöglicht es die verschiedenen funktionalen Anforderungen, Wärmeschutz, Sonnenschutz, Tageslichtversorgung, Tages- und Nachtlüftung, Brandschutz und Reinigung gerecht zu werden.
Die Fassadenerneuerung kann schrittweise und im laufenden Betrieb des Gebäudes erfolgen.

FASSADE DER BÜROBEREICHE

Konstruktion
Die neue Fassade ist als geschosshohe, elementierte Aluminium-Fensterkonstruktion mit abwechselnden Breitenrastern von 1,20m und 2,40m geplant.
Der Gestaltung der Bestandsfassade folgend sind die Fassaden in opake Brüstungsbereiche und darüberliegende verglaste Fensterbänder geteilt.
Die Fensterbänder sind als zweischalige Verbundflügel-Konstruktion geplant, mit 3-fach-Isolierverglasung als thermischer Ebene, Konstruktionszwischenraum mit Raffstore-Sonnenschutzanlagen und außenseitig einfachverglastem Flügel. Neben den Verbundfenstern sind witterungsgeschützte opake Drehflügel vorgesehen die neben der Taglüftung auch zur Nachtlüftung geöffnet werden können.
Die Brüstungs- und Sturzbereiche der Fassadenkonstruktion sind als gedämmte Paneelbereiche ausgebildet.
Zur Befestigung und Lastabtrag der Fassadenelemente werden an den Stirnseiten der Betondecken Konsolen montiert und die Fensterelemente dazwischengesetzt. Damit lassen sich die Fassadenelemente geschossweise und unabhängig von der darunter oder darüber liegenden Fassade erneuern. Der Bereich der Deckenstirn ist als gedämmte Zone mit Hinterlüftung zur Aluminiumbekleidung des Brüstungsbandes geplant.

Brandschutz
In jedem Obergeschoss ist zur Vermeidung des Brandüberschlags eine umlaufende feuerbeständige Konstruktion von mindesten 1m Höhe gefordert.
Diese Anforderung wird durch die Konstruktion einer W-90A Brüstungsschürze in Trockenbauweise mit tragenden Stahlprofilen und 40mm äußerer Brandschutzplattenbeplankung erfüllt. Die Profile der Stahl- Unterkonstruktion werden auf der Betondecke befestigt und dienen gleichzeitig als Unterkonstruktion für die neuen Heizkörper, die Elt- und EDV-Kabelkanäle sowie die tiefe Fensterbank.
Die Fassadenkonstruktion verläuft vor dieser Brüstungsschürze ohne statische Verbindung. Sie ist im Bereich der Rohdecke geschossweise getrennt, die Anschlussbereiche werden rauchdicht ausgebildet. Alle wesentlichen Fassadenbauteile sind aus nichtbrennbaren Materialien vorgesehen.


Natürliche Lüftung - Nachtlüftung
Die an den Fassaden liegenden Bürobereiche werden natürlich belüftet. Dafür sind öffenbare Fenster und Lüftungsklappen vorgesehen, die zusammen eine Öffnungsfläche von mindestens 10,5 % der Raumgrundflächen für die Stoßlüftung nach Arbeitsstättenrichtlinie aufweisen.
Vor den opaken Lüftungsflügeln sind Wetterschutz-Lamellen angeordnet. Dies ermöglicht die Fensteröffnung auch bei Regen bzw. witterungsgeschützt über Nacht zur Auskühlung des Gebäudes.

Reinigung
Zur Reinigung der Fassade können die verglasten Verbundflügel geöffnet werden und auch der Verbund zwischen den Flügelteilen gelöst werden. Damit kann die Reinigung aller Fensteroberflächen und die Wartung der Sonnenschutzanlagen aus dem Innenraum heraus erfolgen. Eine Befahranlage oder der Einsatz von Fassadenkletterern ist dafür nicht erforderlich.
Durch die flächenbündige Ausbildung der Brüstungsbekleidung können die Aluminium-Oberflächen der Brüstungsbänder ebenfalls von den geöffneten Fenstern heraus gereinigt werden.
Zur Sicherung des Reinigungspersonals gegen Herausfallen und Absturz sind an der Unterseite der
Rohdecken eingelassene Anschlagpunkte zur Verankerung der Schutzausrüstung vorgesehen.

FASSADE DER SONDERBEREICHE

6.OG
Die Fassaden der Büronutzung der 6. Etage sind im Bereich der Fensterbänder als einschalige Fensterkonstruktion mit 3-fach-Isolierverglasung, Taglüftungs- und opaken Nachtlüftungsflügeln geplant.
Feststehende windstabile Aluminium-Lamellen erfüllen hier in Kombination mit der Sonnenschutzbeschichtung die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz.
Die Lamellenstruktur wird vor den Technikbereichen im 6.OG fortgeführt und bietet den Witterungsschutz für die erforderlichen Zu- und Abluftöffnungen der Technikzentrale

EG-Fassaden
Im EG sind Foyer- Gastronomie- und Veranstaltungs-Flächen angeordnet. Die betreffenden
Fassadenbereiche werden als einschalige raumhoch festverglaste Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit 3-fach Isolierverglasung mit Sonnenschutzbeschichtung und gedämmten Panelbereichen ausgebildet.
Die Verglasungen im EG sind beidseitig mit Sicherheitsglas vorgesehen.

Treppenhaus
Die Fenster im Bereich des Treppenhauses werden durch neue Aluminium-Fenster mit 2-fach Isolierverglasung ersetzt. Die Verglasung wird, wo erforderlich absturzsichernd ausgebildet. Zur Reinigung sind in regelmäßigem Abstand Öffnungsflügel vorgesehen.
Schadhafte Stellen der Betonwände werden saniert.
Die Beton-Trennwand zwischen beheiztem Volumen (Bürofläche) und Treppenhaus (nichtbeheizte Zone) wird nach den Anforderungen der EnEV gedämmt. Die Dämmung erfolgt auf der Büroseite, um die vorhandenen Fluchtwegbreiten im Treppenhaus nicht einzuschränken. Bei Bedarf wird an Decke und Boden eine Kragendämmung installiert um die Anforderungen des Mindestwärmeschutzes zu erfüllen.
Als Zugang zum Treppenraum werden neue Türen mit thermisch getrennten Profilen und Isolierverglasung ausgeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzept
Der Verfasser verfolgt einen konsequenten Entwurfsansatz mit einer horizontalen Gliederung, die durch die unterschiedliche Farbigkeit von weißer Brüstung und anthrazitfarbener Fensterreihung noch betont wird. Es wird konsequent auf jegliche Vor- und Rücksprünge und damit auf jegliche Plastizität verzichtet. Diese Entscheidung wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Ein großer Teil des Preisgerichts vermisst eine Plastizität, die den Ausdruck des Gebäudes stärken und die Proportionen verbessern könnte. Die Fenster sollen außenkantenbündig ausgeführt werden. Die Verfasser sprechen in der Erläuterung von einer „etablierten Horizontalität“. Für das Treppenhaus und die Brüstungsverkleidungen werden weiße, nur wenig profilierte Aluminiumpaneele vorgeschlagen. Diese Entwurfselemente führen zu einem ruhigen, wenig spektakulären Baukörper im Stadtbild der Nordstadt. Die Erdgeschosszone wird nicht verändert. Die Attika wird mit einfachen Mitteln ausgebildet. Mit der gesonderten Ausgestaltung des 6. Geschosses mit einer feststehenden Lamellenstruktur wird auf die Maßstäblichkeit der Umgebung und die hier vorhandene Technikzentrale Bezug genommen. Die Arbeit liegt im Bereich Wirtschaftlichkeit und bei den Unterhalts- und Betriebskosten in dem vom Auslober erwarteten Bereich. Es scheint der geplante Bauablauf bei laufendem Betrieb wie auch eine Erfüllung der energetischen Anforderungen gewährleistet zu sein, ebenso wie auch unterschiedliche funktionale Erfordernisse. Die Einfachheit der Fassade erfordert einen sehr hohen und präzise ausgearbeiteten Detaillierungsgrad. Zusammenfassend muss aber hinterfragt werden, ob dieses Konzept bei aller Wirtschaftlichkeit genügend Innovation und Eigenständigkeit für den Hochschulstandort und das Stadtbild von Hannover ausstrahlt.

Energie
Mit der Fassade wird ein solides energetisches Konzept vorgeschlagen, auch wenn keine Integration von Photovoltaikanlagen vorgesehen wird. Konzepte zur Nachtlüftung, Sonnenschutz und Vermeidung von Wärmebrücken können glaubhaft sinnvoll weiterentwickelt werden. Speichermassen werden hingegen nicht aktiviert, eine Dachbegrünung fehlt. Die Verfasser schlagen vor, ohne Verklebungen der Materialien auszukommen. Ein Kritikpunkt ist der hohe Einsatz von Aluminium für die Verblendung der Sturzbereiche, Verkleidung der Brüstungen und Lamellen der Nachtlüftungsgitter.

Fassade
• Wirtschaftliche Gesamtkonstruktion mit hohen standardisierten Bauteilen (Module).
• Baukosten real eingeschätzt.
• Baubar mit geringem Konfliktpotential.

Statik
• Aus statischer Sicht sind keine besonderen Probleme zu erwarten.
• Die auskragende Dachdecke ist berücksichtigt.

Brandschutz
• Die vom Entwurfsverfasser gewählten Baustoffe genügen den bauordnungsrechtlichen Regelungen.
• Die geplante 40 mm Brandschutzplatten-Bekleidung ist kritisch, weil sie nur einseitig auf einer Stahlkonstruktion montiert werden soll. Dieses Defizit ist aber durch eine allseitige Bekleidung lösbar.
• Der geplante Ausgang aus dem Nottreppenraum ist gefährdet. Dadurch werden brandschutztechnisch erhöhte Anforderungen an den anschließenden Fassadenbereich im Erdgeschoss gestellt.