modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Erweiterung der Haupt- und Realschule in Twistringen

Skizze

Skizze

ein 3. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

o5 Architekten BDA - Raab Hafke Lang

Architektur

Erläuterungstext

Die Erweiterung der Haupt- und Realschule Twistringen um ein neues Gebäude mit Jahrgangsclustern sowie einer Mensa erfolgt in 2 Schritten. Dabei wird im ersten Bauabschnitt anstelle des rückzubauenden Altbaus das Schulgebäude errichtet und dann im 2. BA ein neuer Schulhof anstelle des rückzubauenden 16er-Traktes angelegt sowie optional die Mensa errichtet. Die entwurfsleitende Idee resultiert einerseits aus einer Baumassengliederung und Positionierung, welche die Vervollständigung des Gebäudeensembles zu einem Campus fördert. Auf der anderen Seite ist die Ausbildung der Jahrgangscluster mit den verschiedenen Unterrichtsräumen um einen mittigen Aufenthalts- und Erschließungsraum mit Innenhof herum strukturbildend für den Erweiterungsbau. Die Mensa ist geprägt von der Differenzierung in dienende Räume und den offenen Speisebereich der sich zum grünen Hof nach Osten hin öffnet und orientiert.

Mit den neuen Nutzungsbausteinen - Erweiterungsbau und Mensa - entsteht ein zusammenhängender Schulcampus mit attraktiven räumlichen Bezügen und wohlproportionierten Freiräumen. Die Erweiterungsbauten reagieren sowohl in punkto Baumassengliederung auf den bestehenden Schulbau, also auch in Bezug auf die Zugänge. So liegen die Zugänge zu den Neubauten direkt vis à vis der Eingangs- und Pausenhalle auf der südlichen Seite des neu konzipierten Schulhofes. Dieser bietet neue, attraktive Aufenthalts- und Nutzungsangebote. Der Erweiterungsbau mit den Jahrgangsclustern und den Fachklassen liegt gegenüber der Fachklassenbereiche im Altbau, während sich Mensa und Forum, beides wichtige gemeinschaftliche Orte des Schullebens, Sicht- und Raumbezüge aufbauen. Der parkartige Schulhofbereich im Südosten wird auf den südlichen und südwestlichen Teil des Grundstücks erweitert und bietet neben Spielangeboten dort auch Freiklassen bzw. einen Schulgarten.

Das Raumprogramm im Schulerweiterungsbau ist eingeschossig organisiert. Die Erschließung erfolgt vom Eingang aus durch einen linearen Erschließungsbereich, an dem südlich die beiden Jahrgangscluster und die Büro- und Besprechungsräume liegen und nördlich die Fachräume angeordnet sind. Die räumliche Qualität wird über Aufweitungen, räumliche Öffnungen zu den Fach- und Besprechungsräumen, sowie durch ein Oberlicht gewährleistet. Die Jahrgangscluster sind um einen mittig gelegenen Aufenthalts- und Erschließungsraum organisiert. Alle Klassen und Gruppenräume öffnen sich zur Clustermitte. Beide Cluster verfügen über einen Kern mit dienenden Räumen (Garderobe, WC, integrierte Arbeitsplätze). Ein Innenhof gewährleistet die natürliche Belichtung der beiden Clustermittelpunkte und bietet zusätzlich als gefasster Außenraum attraktive Nutzungspotentiale. Ein überdachter, schützender Loggiabereich verbindet den Hof mit dem umliegenden Freiraum. Der Rhythmus aus Klassen- und zurückspringenden Gruppenräumen auf der einen Seite, sowie aus Fach- und Vorbereitungsräumen und Zugängen auf den anderen Seiten wirkt Gestalt prägend. Die dabei entstehende Fassadengliederung wird konsequent über den Wechsel von großformatigen Fenstern mit Brüstung und Sturz (Klassenbereiche) und Loggiaartigen Fassadenöffnungen an den Rücksprüngen weitergeführt.

Die Gestalt der Fassade wird durch die ortstypischen, langlebigen, alterungsfähigen Materialien und Bauteile – Ziegelmauerwerk, Sichtbeton und Holz-Alu-Fassadenelemente - geprägt. Die zweischalige Mauerwerksfassade besteht aus tragenden Stahlbeton-Hohlwandelementen und einer an den Bestand angelehnten, rötlichen Klinkervorsatzschale in Kombination mit Betonsimsen und lässt sich elementweise vorfertigen. Die horizontal verlaufenden Betonfertigteil-Elemente stellen im Zusammenspiel mit den bewusst unregelmäßig sortierten Klinkerbändern ein universelles, kontinuierliches Gestaltungsmerkmal dar und führen die Vielfalt der inneren Nutzungen und Ihrer Benutzer in einen Zusammenhang - eine Schule für alle. Im Inneren prägen vorzugsweise sichtbare, „natürliche“ und „warme“ Oberflächen aus Beton (Tragstruktur, Decken), Mauerwerk, Glas und Holzwerkstoff (Ausbau) sowie Zementestrich und Linoleum (Boden) die Räume. Das Gebäude ist in Stahlbetonbauweise konzipiert. Durch die klar strukturierte, eingeschossige Gebäudestruktur ist eine Ausführung als massive Schottenbauweise möglich. Ein Stützenskelett sorgt an den nötigen Stellen für räumliche Flexibilität und wird zusätzlich über massive Kerne ausgesteift. Die Stahlbetonflachdecken lassen sich als Halbfertigteilelemente mit Ortbetonergänzung vorfertigen und ausbilden. Die Gründung ist abhängigig von einer Baugrunduntersuchung linear oder flächig vorgesehen. Das klar strukturierte Tragwerk bietet in allen Bereichen einen hohen Vorfertigungsgrad mit dem daraus resultierenden zeitlich und wirtschaftlich optimierten Bauablauf.

Das Energiekonzept sieht eine Kombination aus Bedarfsminimierung, Versorgung mittels Bestandsanschluss (Heizwärme- und Warmwasserbedarf) sowie ggf. erneuerbarer Energieträger unter Berücksichtigung der Investitions- und Unterhaltskosten vor. Um Verluste im Winter zu reduzieren und Überhitzung im Sommer zu vermeiden ist der Fensterflächenanteil der Fassade optimiert. Zur Minimierung des Heizwärmebedarfs im Betrieb werden alle Außenbauteile in einem hohen Standard unter Minimierung der Transmissionswärmeverluste ausgeführt. Die Belüftung durch eine kontrollierte Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist im Zusammenhang mit der hochwertig gedämmten Gebäudehülle obligatorisch. Die thermische Grundkonditionierung erfolgt über die Bauteilaktivierung der Decken oder der Wände. Durch die gewählten Baustoffe wird eine robuste und nachhaltige Bauweise mit optimaler Speichermasse für ein ausgeglichenes Raumklima gewährleistet. Raumbereiche, die eine hohe Belegungsdichte aufweisen und in denen die Kinder spielen oder konzentriert arbeiten, werden mechanisch be- und entlüftet. Die Zuluft wird über einen Erdkanal vorkonditioniert und kann über ein Nachheizregister ggf. raumweise weiter erwärmt werden. Das Nachheizregister ist über einen Wärmetauscher mit der Warmwasser-Zirkulationsleitung verbunden, so dass Heizungsleitungen überflüssig sind. Die Übergabe in den Raum erfolgt über das Schrankelement auf der Flurseite. Die Wärme aus der Abluft wird zurückgewonnen. Zusätzlich wird das Gebäude durch Nachluftspülung gekühlt. Der Strombedarf der Gebäude kann über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Mensa Baukörpers gedeckt werden.
Die Ausrichtung der Klassenräume ist Typologie bedingt allseitig. Demzufolge sind je nach Tageszeit und Sonnenstand unterschiedliche Raumbereiche besonnt. Der Sonnenschutz (Raffstore) ist dementsprechend steuerbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die beiden geplanten Baukörper bilden einen wohlproportionierten Campus aus, allerdings unter dem Wegfall zweier großer Bäume auf dem Schulgrundstück. Die zentrale Baukörperstellung ist hinsichtlich der Vermeidung von Interimsmaßnahmen nachvollziehbar, lässt jedoch wenig Spielraum für mögliche spätere Entwicklungsmaßnahmen auf dem Schulgrundstück. Die Positionierung des Eingangsbereiches des Lernhauses, vis-a-vis zum Eingang des Hauptgebäudes, ist schlüssig und wird positiv bewertet. Nicht überzeugend ist die Positionierung der Mensa, die den Blick ins Grüne aus der Aula verbaut und den großen zusammenhängenden Freiraum im östlichen Grundstücksteil unglücklich teilt. Die Überlegungen zur Nutzung des Außenraums werden gewürdigt.

Die klare Erschließungsstruktur sowie die Anordnung der Funktionsbereiche im Inneren überzeugt die Jury. Einzig der Hauptflur erscheint für die Anzahl der Schülerinnen und Schüler zu schmal dimensioniert. Die Organisation der Cluster kann in vollem Maße überzeugen. Der eingezogene Innenhof des Lernhauses ist ein charmanter Beitrag. Er erzeugt einen wirkungsvollen Außenraumbezug und schafft einen interessanten Zusammenhang der Cluster untereinander.

Die Fassadengestaltung ist sehr reduziert ausgefallen. Die Wahl des Klinkers wird dennoch als passend empfunden.

Das Raumprogramm ist größtenteils erfüllt und funktionell umgesetzt. Der schmale Raumzuschnitt der Mensa mit seiner stringenten Möblierung wirkt zu monoton.
Das energetische Konzept ist wirtschaftlich umgesetzt. Der geringe Gebrauch von Verkehrsfläche sowie das effiziente Verhältnis der Nutzungsfläche zur Brutto-Grundfläche lässt eine sparsame Bewirtschaftung der Gebäude erwarten.

Insgesamt weist der Entwurf in seiner Grundrisskonzeption große Stärken auf. Letztlich kann die Arbeit jedoch in seiner Gebäudepositionierung und dem Erscheinungsbild die Jury nicht in Gänze überzeugen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss

Grundriss

Schnitte | Ansichten

Schnitte | Ansichten

Vertiefung

Vertiefung

Konzept

Konzept