modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Erweiterung der Haupt- und Realschule in Twistringen

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

LUKAS DROSTE ARCHITEKTEN BDA

Architektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Räume schaffen, Gemeinschaft erfahren, Vielfältigkeit

Eingebettet in den großzügigen Landschaftsraum begründet der Neubau in Verbindung mit dem Bestand das Zentrum, die Begegnungsplattform der Schulgemeinschaft. Bebauung und landschaftliche Fläche finden sich im ausgewogenen Verhältnis wieder. Bildung vielschichtiger Räume für Schulgarten,Sport,Veranstaltung, Pausengestaltung oder für ein "grünes Klassenzimmer" sind wichtiges Merkmal des Entwurfs.

Städtebauliche Qualität

Einfügung mit Eingeschossigkeit und überschaubaren Modulgrößen in städtebaulichen Kontext. Sichtachsen über das gesamte Schulgelände hinweg geben Orientierung. Zuwegungen von jedem Straßenzug auf das Gelände leiten auf den zentralen Schulplatz und verteilen in die Gebäude. Die Hauptzuwegung erfolgt über die "Feldstraße". Von Mensa und Aula eingefasst, entsteht hier der identitätsstiftende Auftakt zum "Schulcampus".
Aus der Architektur heraus ergeben sich im Nahbereich der Cluster klare Eingangs- und Hofsituationen als Rückzugsräume für die jeweiligen Altersstufen, für Konzentration und Kommunikation. Der umgebende Landschaftsraum verschafft den Klassenräumen "Luft" und "Weitblick". Der Baukörper fungiert als Schallbarriere zwischen Pausenhof und Wohngebiet. Aufwertung der Aufenthaltsqualität im Wohngebiet durch "mehr Grün".

Rhythmus, Orientierung, Verbundenheit

Das Gebäude setzt sich aus Modulen gleicher Größe, gleicher Funktion zusammen.
Jedem Lerncluster liegt derselbe räumliche Aufbau zur schnellen Orientierung zugrunde. Große Fensterfronten bringen viel Tageslicht und bringen die Verbindung zur Natur.
In der Eingangszone der Cluster fungieren Innenhöfe als Tageslichtquelle und "Ruhepole". Teilweise sind Differenzierungsräume zu den Innenhöfen ausgerichtet und über Lichtkamine natürlich belichtet, die Aufmerksamkeit wird hier mehr nach "Innen" gelenkt.
Ein die Cluster verbindender Gang, mit großzügigen Verglasungen, gibt Ein- und Ausblicke zum Schulhof frei. Das Foyer sowie eine Ausstellungsfläche im Bereich der Fachräume unterteilen und weiten diesen Gang in überschaubare Abschnitte. In massiver Bauweise geplant, strahlt der Entwurf Beständigkeit, Robustheit und Vertrautheit aus. Das Mauerwerk, regional beheimatet, symbolisiert Ursprünglichkeit und Maßstäblichkeit, es ist als traditionelles Baumaterial bekannt. Das Material erlaubt eine homogene Fassadengestaltung ohne Monotonie.
Als verbindendes Element zum Bestand wird für die Farbgebung ein rötlicher Stein gewählt. Über die natürliche Individualität jedes Steins erhält die Fassade eine lebendige Farbbandbreite und Tiefe.
Die Verwaltungsräume sowie die WC´s sind zentral im Neubau situiert, und auch von Bestand und Schulhof auf kurzem Wege erreichbar. Das eingeschossige Gebäude sowie der Pausenhof sind barrierefrei.
Ein atriumähnlicher Umgang aus Sichtbetonstützen charakterisiert den Hauptzugang zum Neubau. Witterungsgeschützt sind hier Kiosk und weitere Sitzmöglichkeiten angeordnet. Die Mensa übernimmt diese Gestaltung. Als neuer Hauptzugang auf das Schulgelände übt sie damit eine ansprechende Signalwirkung mit hohem Wiedererkennungswert aus.
Die Haupteingänge von Bestand und Neubau liegen sich gegenüber und über Wegebeziehungen direkt verbunden. Anlieferung der Mensa erfolgt nur über die Feldstraße, ohne Umfahrung des Schulgeländes.

Als dezenter Baukörper in landschaftlicher Umgebung bietet der Neubau vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten. Unaufdringliche Schlichtheit der Gestaltung, maßvolle Geometrien und geborgene wie kontakteröffnende Räume kennzeichnen den Entwurf. Dabei bleibt die Individualität im Zusammenspiel mit Bestand und Umgebung erhalten. Einfachheit in Baukonstruktion und Technik für ein dauerhaft gutes Gebäude.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die gewählte, aneinandergereihte Anordnung ähnlich ausformulierter Volumina, die sich über Vor- und Rücksprünge zu dem linear gestreckten Hauptbaukörper der Schule hinzugesellen, überzeugt in städtebaulicher Hinsicht und ordnet sich wohltuend in den Bestand ein. Mit der Ausprägung geht jedoch einher, dass die Ost-West-Ausrichtung zu Lasten der Anbindung in die Ortsmitte nach Süden zu stark geschwächt wird und einige, großkronige Bäume, die den Weg nach Süden säumen, gefällt werden müssen.

In der Fassadensprache finden sich einige Elemente, die auch in der Bestandsarchitektur anzutreffen sind und den kontextuellen Gedanken des städtebaulichen Footprints unterstreichen: Wandscheiben in Sichtmauerwerk wechseln mit raumhohen Verglasungen, die ähnlich den Glasfassaden des Bestands gestaltet sind. Im Grundrisslayout überzeugt die über Arkaden klar definierte Anordnung der Haupteingänge, deren Lagen zusammen mit dem Haupteingang in das Bestandsgebäude den Schulhof räumlich begrenzen. Die Wegeführung im Inneren überzeugt mit einem spannungsvollen Wechsel aus räumlicher, gefasster Enge, Aufweitungen in die Seitenräume des Schulareals, je nach Lage steinern oder nach Süden gerichtet in die Grünräume mit gewachsenem Baumbestand.

Allein die Lage des Küchentraktes in der Mensa schmälert die attraktive Lage zum begrünten Freibereich der Schule und verhindert hier eine angemessene Verzahnung von innen und außen zugunsten der neuen Schulachse. Im Detail kann die Organisation der einzelnen Cluster jedoch nicht überzeugen. Barrierefreiheit lässt sich beim Schulhaus aufgrund der Eingeschossigkeit der Baukörper unproblematisch herstellen, bei der Mensa wird der Zugang über dem Gelände folgenden Sitzstufen, die in Bezug auf eine multifunktionelle Nutzung der Mensa zu begrüßen sind, aber einen barrierefreien separaten Zugang erfordern, kontrovers diskutiert.

Der Entwurf weist eine sehr schlechte Flächeneffizienz vor. Die Fassaden lassen eine den heutigen Standards entsprechende energetische Konzeption erwarten. Im Hinblick auf die zu erwartende Wirtschaftlichkeit kann die Wartungsfreundlichkeit der eingeschossigen, hochwertigen Fassadenelemente Erwähnung finden. Die gewählte städtebauliche Grunddisposition erfordert allerdings eine Interims- Containerlösung mit Kosten, die angesichts der zur Verfügung stehenden Grundstücksfläche, nicht plausibel in der Öffentlichkeit zu vertreten sind.

Insgesamt leistet der Entwurfsverfasser einen städtebaulich stimmigen Beitrag, dessen Stringenz sich im Inneren nicht wiederfinden lässt und zusätzlich aufgrund der notwendigen Interimsmaßnahmen als nicht vertretbar erscheint.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansichten Ost, Süd und West

Ansichten Ost, Süd und West

Lerncluster Piktogramm

Lerncluster Piktogramm

Modellfoto

Modellfoto