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Kooperatives Verfahren | 09/2019

Umgestaltung des Marktplatzes in Pfullingen

ein 1. Preis

Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

fpb - Freie Planungsgruppe Berlin GmbH

Verkehrsplanung

Anselm von Held | Tageslichtstudien | Kunstlichtplanung | Lichtsimulationen

Lichtplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit „Relief und Linie“ überzeugt durch eine Herleitung aus einem größeren Stadtkontext, in dem auch Echaz, Laiblinsplatz und Stadtgarten verortet sind. Die Verfasser leiten daraus schlüssig ab, dass Marktplatz und Lindenplatz eigene Charaktere entwickeln sollen und dass das Umfeld der Martinskirche auch dazu dient diese Charaktere zu unterstreichen. Der Entwurf entscheidet sich daher mit großer Klarheit dafür, die Nordseite der Martinskirche unter dem Thema „Kirchgrün“ im Kontrast zum umliegenden belebten Stadtraum zu gestalten und diesem eher einen grünen und introvertierten Charakter zu geben.
Die Jury begrüßt diese klare Haltung, auch wenn kritisch angemerkt, dass dadurch die Sicht auf die Kirche und damit eine stärkere Präsenz des Bauwerks eingeschränkt wird. Die Nutzbarkeit des Kirchgrüns wird ebenfalls kontrovers diskutiert: einerseits wird die Chance gesehen, dass die Wassergeräusche des Einlassbauwerkes des Stadtbachs positiv in die Gestaltung einbezogen werden können und der Ort sich durch den Erhalt und das Herausputzen des Baumbestandes zu einem attraktiven Pausenort für den Stadtspaziergang entwickeln kann. Andererseits wird befürchtet, dass das Kirchgrün – auch durch den sparsamen Einsatz des Elements Wasser - kaum genutzt und die Spielrasen angesichts der Verschattung lückig und unattraktiv werden. Die Jury würdigt das Element des Brunnentisches mit Stadt-Modell, dass im Übergang von Lindenplatz und Kirchareal Besucher einen Moment innehalten lässt, somit der Orientierung dient und damit auch die Hinleitung zum Marktplatz unterstützt.
Es wird diskutiert, inwieweit die Aufenthaltsqualität des schattigen Nordplatzes bei der Kirche zusätzlich an Qualität gewinnen kann. In diesem Zusammenhang wäre auch die Sichtbeziehung und der Durchgang zum Marktplatz zu stärken.
Der Umgang mit der Topographie ist sensibel. Leicht geschwungene Sitzstufen und Mauern rahmen Kirchgrün und Martinskirche gleichermaßen und lassen einen wohl proportionieren Marktplatz entstehen, in den auch ein neuer Anbau am Rathaus integrierbar ist. Vor dem Kirchturm entsteht die gewünschte bühnenartige Situation. Die Fassaden der Gebäude am Marktplatz kommen zur Geltung. Die Vorschläge zur Möblierung und Beleuchtung sind zurückhaltend gewählt, lassen aber hochwertige Aufenthaltssituationen erwarten.
Die Arbeit überzeugt im Ideenteil. Der Stadtbach wird entsprechend der historischen Situation auf dem Lindenplatz fortgeführt, ohne dessen Nutzung aber zu sehr zu dominieren oder einzuschränken. Der Platz erhält durch einen Baumhain mit integriertem, bodengleichem Wasserspiel einen eigenen, angemessenen Charakter. Die notwendigen Verkehrs- und Markierungsflächen werden unaufgeregt aber doch ablesbar integriert.
Der Kreuzungsbereich Große Heerstraße/Schulstraße wird auf ein notwendiges Maß zurückgebaut. Die Jury vermisst in diesem Bereich allerdings vertiefte Überlegungen zur Gestaltung sowie Vernetzung in Richtung Schulstraße. Auch erscheint die Massierung von Gehölzen vor der Kreissparkasse fraglich, sie überbetont diesen Ort als Eingang zum Lindenplatz.
Der Außenbereich vor der Marktschenke ist im Bezug auf die Höhenlage zu verifizieren.
Insgesamt überzeugt sich die Arbeit durch einen sensiblen, ruhigen aber umso mehr angemessenen Umgang mit den Stadtraum. Die Arbeit stellt weniger einzelnen Gebäude heraus, sondern betont dass für Pfullingen typische Wechselspiel von Aufweitungen und Einengungen des Stadtraums. Die Jury sieht in der Arbeit Relief und Linie daher einen wertvollen Beitrag zur Realisierung der gestellten Wettbewerbsaufgabe.