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Offener Wettbewerb | 06/2019

Erweiterung einer Schuleinheit in Perchtoldsdorf (AT)

Anerkennung

EDERER HAGHIRIAN ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

1. Städtebauliche Kriterien

Das BG/BRG Perchtoldsdorf soll zu einer Schuleinheit mit 37 Stammklassen erweitert werden. Der Schwerpunkt der Erweiterung soll auf den östlichen Grundstücksteilen stattfinden und eine adäquate Verknüpfung mit dem Bestand gewährleisten. Der Bereich zwischen Bestand, Roseggergasse und Angersteig ist durch einen hohen Baumbewuchs und einem Nord-Süd Gefälle gekennzeichnet. Um den Grundstücksgefälle Rechnung zu tragen, wird der neue Haupteingang ein Halbgeschoss auf die Ebene 00 verlegt. Der Zubau erstreckt sich von Westen nach Osten und rahmt mit der Bestandsfassade der Neuen Mittelschule den neuen Vorplatz auf zwei Seiten ein. Um sich von dem leicht höhenversetzten Eingang der NMs abzusetzen, schiebt sich der Mittelteil des Gymnasiums in den Vorplatz. In der visuellen Funktion eines Mittelrisalites definiert er den neuen Haupteingang, wobei er durch das punktuelle, zusätzliche Geschoss noch unterstützt wird. Der bestehende Schulhof im Norden, der baukörperliche Einschnitt in der Fassadenflucht der NMS und die versetzte Nordfassade, welche auf die Grundstücksgrenzen und das Nachbargebäude reagieren, schließen den Zubau mäanderartig an das Bestandskonglomerat an. Die neue Außenraumgestaltung soll die IST-Situation umkehren, jetzt führen direkte Wege und Schneisen durch den Grünbereich zu den Eingängen, nachher sollen die bestehenden Bäume in großzugigen Grüninseln auf dem Vorplatz stehen und die Schüler und Besucher dazu anhalten sich dazwischen durchzubewegen.

2. Architektur / baukünstlerische Kriterien

Das historische Gebäude, mit seinen fast quadratischen Fenstern, wurde 1980 mit einem stark vertikal strukturierten Zubau ergänzt. Diese Vertikalität wird von markanten Lisenen und einer prägnanten Fensterteilung noch zusätzlich verstärkt. Es scheint fast so, als ob das Gebäude, von der Straße aus in die zweite Reihe gerückt, schmaler erscheinen will, als es ist. Die jetzige Bauaufgabe lässt das Gymnasium aber in die vorderste Reihe rücken. Städtebaulich durch den Mittelrisalit und Einbiss vom Bestand visuell abgerückt, versucht es eher die horizontale Bänderung des Turnsaaltraktes aufzunehmen. Die neue Fassade soll nicht mit dem Bestand in Konkurrenz treten, sondern selbstbewusst ihre gegenwärtige Position vertreten. Die horizontalen Fensterbänder werden teilweise durch raumhohe bzw. schmale Glasflächen unterbrochen und bekommen durch die Fensterflügel eine sichtbare vertikale Struktur. Die homogene Fassadengestaltung (weiße Fassadenplatte) nimmt sich noch stärker als die 1980er-Fassade mit Blick auf das historische Gebäude zurück und nimmt nur mit der andersartigen Fassade (Bronze – Metallfassade) des NAWI-Turms eine starke individuelle, wiedererkennbare Position ein.



3. Funktionelle Kriterien

Die Schüler und die Lehrer betreten die Schule über einen großzügigen Windfang auf der Ebene 00. Direkt angeschlossen ist die Garderobe und die neue Hauptstiege. Der höhenversetzte Teil der Garderobe im Bestandsbau, wo sich auch der Zugang zu den Turnsälen befindet, wird mit Hilfe einer Rampe barrierefrei adaptiert. Auf der rechten, nach hinten versetzten, Seite ist die Nachmittagsbetreuung kompakt und mit direktem Außenbezug situiert. Die Gruppenräume der Nachmittagsbetreuung lassen sich zu einem Großraum zusammenzuschließen. Die Anlieferung der Küche und der Schule erfolgt vom Parkplatz. In dem nördlichen L-förmigen Trakt sind der Kreativbereich und die EDV-Räume untergebracht.

Die Verwaltung befindet sich im 1.Obergeschoss (Ebene01) im Zubau, sie wird als kompakte Einheit auf einer Ebene geplant und ermöglicht dem Lehrpersonal kurze Wege. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Hauptstiege, um Besuchern die Orientierung bzw. den Weg zum Sekretariat zu erleichtern und um die Kreuzungen der Besucherströme zu verringern. Das Lehrerzimmer bietet eine 270° Rundumaussicht bis nach Alt Erlaa und kann beliebig geteilt werden. Direktion, Sekretariat und Administration sind direkt miteinander verbunden.

Im Herzen der Schule, direkt über dem Haupteingang, mit Blick auf den Vorplatz, befindet sich der teilbare Mehrzwecksaal. Flankiert wird er von den Musikräumen, welche bei Aufführungen als Backstagebereich benützt werden können. Zwischen den beiden Schulhöfen des Bestandsensembles – etwas ruhiger gelegen – ist die Bibliothek geplant, welche den Schüler die Möglichkeit bieten soll in Ruhe zu lesen und zu lernen.

Die meisten Bestandsklassen bleiben erhalten und die neuen Klassen werden auf Ebene 02 im Zubau verortet. Die Klassen sind alle direkt an die neue Kommunikations- und Pausenfläche angedockt welche sich von der Volkschule bis zum Zubau quer durch die Schule erstreckt und unterschiedliche Lern- und Aufenthaltszonen, mit Blick in die Schulhöfe, bietet.

Die naturwissenschaftlichen Bereiche befinden sich im obersten Geschoss. Die Räume für Chemie, Biologie und Physik liegen ringförmig um die Hauptstiege und besitzen eine kleine Pausenfläche mit Blick nach Süden. Für den Unterricht kann auch die NAWI-Terrasse, ausgestattet mit Hochbetten und einem Glashaus, mitgenutzt werden.