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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Wohnprojekt „Gescherweg“ in Münster

Anerkennung

GINA Barcelona Architects

Architektur

Erläuterungstext

Prämisse

Aufgrund der Lage des Wettbewerbsareals an der Schnittstelle mehrerer unterschiedlicher
städtebaulicher Strukturen, war es für uns bei der Entwicklung des Konzeptes entscheidend, einen eigenständigen, selbstbewussten Entwurf zu schaffen, der dabei zugleich als Vermittler zwischen den angrenzenden Strukturen fungiert.

Städtebauliche Strategie

Das relativ kleine, durch wertvollen und gut entwickelten Baumbestand geprägte
Wettbewerbsareal bietet, in Kombination mit einem (durch die öffentlichen Funktionen und die verschiedenen Wohnformen) sehr differenzierten Funktionsprogramm, die Möglichkeit zur Entwicklung eines äußerst lebendigen Quartiers. Räumlich setzen wir dies durch ein offenes und raumbildendes Gebäudeensemble mit öffentlichen, halböffentlichen und privaten Außenräumen um.

Die neue Bebauung bildet den Abschluss einer von Nordosten kommenden eher kleinteiligen Wohnbebauung, indem sie das Prinzip einzelner, raumbildender Volumen aufnimmt. In ihren Höhenentwicklungen sind die Volumen differenziert ausgebildet und leiten hierdurch zu der südöstlich anschließenden, großmaßstäblicheren Wohnbebauung über.

Für den Grundstücksbereich, der sich zu der öffentlichen Grünanlage des Wohngebietes
Toppheide hin orientiert, schlagen wir vor, einen Flügel des Bestandsgebäudes zu erhalten und für die Dokumentation der Geschichte des Ortes zu nutzen. Gleichzeitig ist damit die aus unserer Sicht reizvolle Option verbunden, einem Teil der wechselvollen baulichen Geschichte eine neue Bedeutung zu geben und zukünftig als Kita zu nutzen.

Die Oberflächen der Außenräume um die Baukörper sollen befahrbar ausgebildet werden, so dass die Obergeschosse für die Feuerwehr erreichbar sind.

Eine Bauabschnittsbildung lässt sich so umsetzen, dass die öffentlichen Einrichtungen
`Jugendtreff´ und `MuM´ während der gesamten Bauzeit geöffnet sein können (siehe
Piktogramm).

Architektonische Umsetzung

In der Ausbildung der Gebäude werden umgebungstypische Themen wie Lochfassaden und Giebeldächer aufgenommen und zeitgemäß interpretiert. In den z. T. öffentlichen
Erdgeschossen sowie bei Sonderelementen in den Obergeschossen kommen, neben dem
vorherrschenden Material des Ziegels, Sichtbetonfertigteile zum Einsatz.

Zur Stärkung der Hausgemeinschaften werden bei drei Häusern Dachterrassen in die Volumen der Dachkörper eingeschnitten, die jeweils von den zentralen Treppenhäusern erreichbar sind.

In den Regelgeschossen der Wohngebäude sind die Funktionsräume wie Bäder und
Hauswirtschaftsräume um den zentralen Erschließungsflur angeordnet, so dass diese modular erstellt werden können und die an der Fassade liegenden Wohnräume, auch in Hinblick auf spätere Umnutzungen, flexibel bleiben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln ein offenes und raumbildendes Gebäudeensemble, welches nahezu autofrei erschlossen wird. Mit der Anzahl von 60 geplanten Wohneinheiten liegt der Entwurfsverfasser im mittleren Bereich der eingereichten Entwürfe, von den Wohneinheiten sollen 41 öffentlich gefördert und 19 freifinanziert werden.

Vier Neubauten werden so platziert, dass unterschiedliche, wechselnde Plätze gebildet und definiert werden, wobei die schützenswerte Bestandsbäume nicht im vollen Umfang erhalten werden können. Der vom Gescherweg zurückweichende Baukörper wirkt zu eigenständig innerhalb des Gebäudeensembles. Ein zum Bolzplatz orientierter Gebäudeflügel soll als Teil des Bestandsgebäudes erhalten bleiben und in das Ensemble integriert werden. Dort soll mit ergänzenden Anbauten die Kita untergebracht werden. Es wird keine Aussage getroffen, was mit dem Bestandsgebäude geschieht, falls es nicht zur Kita-Umsetzung kommen sollte, dies bleibt unbeantwortet.

Die öffentlichen Plätze sind in ihrer Nutzung nicht klar genug differenziert und werden nicht spezifischer ausformuliert, sie werden daher fragwürdig beurteilt. Eine vorgelagerte PKW-Stellplatzsituation am Gescherweg fördert nicht die Adressbildung des Gesamtensembles.

Mit der Ausformulierung der Baukörper und den geneigten Dächern nimmt der Entwurf die städtebauliche Höhenentwicklung in sehr guter Weise auf. Die gefaltete Dachlandschaft wirkt positiv und vermittelnd zur Nachbarschaft. Auch die Fassadengestaltung mit dem Wohnungsbaumaterial Ziegel ist adressbildend und spiegelt die Wohnbaunutzung wider. Allerdings werden die Sichtbetonelemente kritisch beurteilt, da diese aufwändig umzusetzen sind.

Die Zuordnung der Hauseingänge wirkt willkürlich und ungeordnet. Die Positionierung der Tiefgarage ist ungünstig unter den Platzfreianlagen geplant und erscheint in seiner Ausformulierung nur sehr aufwändig umzusetzbar. Die Treppenhäuser erschließen über lange Flure die teilweise nur zu einer Himmelsrichtung ausgerichteten Wohnungen und entsprechen nicht den Anforderungen im Wohnungsbau.

Die Gebäudetiefe von mindestens 17,50 m entspricht nicht den optimalen Tiefen im Wohnungsbau, da zu viele unbelichtete Räume entstehen.
Die Raumplanung der Kita ist in dieser Form nicht zu realisieren und nicht umsetzbar.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss