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kooperative/ dialogisches Wettbewerbsverfahren | 07/2019

Neubau einer deutschen Schule in Cuenca (EC)

Bild P O N N I E I m a g e s

Bild P O N N I E I m a g e s

Teilnahme

Preisgeld: 6.000 EUR

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

Die Entstehungsgeschichte des Entwurfs – das „storybook“ fĂŒr die weitere gemeinsame Arbeit aller Beteiligten an Plan und Bau des neuen Sshulcampus

Anstatt unseren Entwurf zu erlĂ€utern wollen wir die Geschichte der Entstehung unseres Entwurfs erzĂ€hlen, wir nennen es in Anlehnung an die Entstehung eines Filmprojekts „storybook“. Das „storybook“ ist der erste Schritt. Das letztendliche Haus entsteht durch das Zusammenwirken aller Akteure. Wir möchten mit unserem Konzept und seiner Entstehungsgeschichte, nicht den fertigen Entwurf vorgeben, sondern dem Weg zum neuen Campus Deutsche Schule Stiehle in Cuenca, der ja weit vor unserem Wirken begonnen hat, nun eine bauliche Grundstuktur und – am wichtigsten – eine architektonische AtmosphĂ€re mit auf den Weg geben, die durch die weitere gemeinsame Arbeit mit allen Beteiligten und der Weiterentwicklung der Ideen dann zur neuen Heimat der SchĂŒlerInnen und LehrerInnen werden wird.

Am Anfang stehen die Informationen aus der intensiven Phase Null sowie die EindrĂŒcke des Besuchs und Workshops vor Ort, an der heutigen Schule, dem zukĂŒnftigen GrundstĂŒck, den Erkenntnissen aus dem Besuch anderer Schulneubauten bzw. Schulbaustellen sowie nicht zuletzt der ecuardorianischen Kultur und Baukultur, Flora, Fauna und des HarmoniebedĂŒrfnis der Einwohner.

Das Studieren der Ergebnisse der Phase Null:
Schon das Lesen des Ergebnisberichts der Phase Null versetzt uns in eine positive erwartungsfrohe Stimmung. Was fĂŒr ein schönes ganzheitliches Schulkonzept mit einer spĂŒrbaren in die Zukunft gerichteten Dynamik. Man wĂŒnscht sich bzw. seinen Kindern eine solche Schule.

ZunĂ€chst die EindrĂŒcke der heutigen Schule:‹Die Offenheit der RĂ€ume und Menschen beeindruckt uns sehr. Die tiefen ĂŒberdachten TerrassenflĂ€chen und geschĂŒtzten Hofbereiche ergeben einen fĂŒhlbaren Rhythmus vor, der SchĂŒlerInnen und LehrerInnen in Ihrem Schulalltag inspiriert und die Schule zu einem Lebensraum werden lĂ€sst. Wir nehmen mit, dass es besondere Orte gibt (plaza central, sala, ĂŒberdachte TerrassenflĂ€chen, Lesegarten), die es git als Institutionen aber auch als AtmosphĂ€ren mit auf das neue GrundstĂŒck zu nehmen.

Das neue GrundstĂŒck:
Die starke Topographie, der Ausblick auf die Stadt, die intensive Natur begeistern uns, lassen uns aber auch die Herausforderung spĂŒren, hier einen neuen Schulcampus zu planen. Der leichte HĂŒgelrĂŒcken in der LĂ€ngsachse des GrundstĂŒcks ist erster Ideengeber zweier LĂ€ngsstrĂ€nge terrassierter GebĂ€udevolumen mit einer trapezförmig sich zum Tal öffnenden Mitte / Plaza Central.

Wir wollen jeden Raum in Kontakt mit der Natur bringen – wir denken an Bilder von HĂ€usern und RĂ€umen im direkten Kontakt mit der Natur, ganzjĂ€hrig nutzbar aufgrund der milden Klimas. Der mexikanische Architekt Manuel Cervantes steht Pate. Architekturen die Außen und Innen zu einer Einheit verbinden. Außenbereiche, die wir InnenrĂ€ume als Wohn- und AufenthaltsrĂ€ume erdacht sind.

Die traditionelle Baukultur Ecuadors und Cuencas:
Mit Javier Duran und Maria Hermida diskutieren wir den traditionellen Hausbau in Ecuador auf geneigter Topographie. Da sind zum Einen die Kultivierung des Landes der indianischen Urbevölkerung, Canari und Inca, welche in Cuenca und Umgebung terrassierte Anlagen zeigen, um das hĂŒgelige und bergige Land urbar zu machen und Dörfer bauen zu können. Beispiel aus Cojitambo, Ingapinca und Pumapungo in Cuenca.

Die gefĂŒhrten GesprĂ€che mit dem Bodengutachter und den Architekten vor Ort lehrten uns, dass der Baugrund in Cuenca aufgrund des steten Regens sich verhĂ€lt wie ein Schwamm mit VolumenverĂ€nderungen bis zu 1m in der Höhe. Somit ergeben sich zwei grundsĂ€tzliche Möglichkeiten der Setzung von Baukörpern und Behandlung der Topografie des GrundstĂŒcks. Die zunĂ€chst preferierte traditionelle Aufstelzung von GebĂ€uden erweist sich vor dem Ziel RĂ€ume und Landschaft in ein enges DialoggefĂŒge zu bringen als nicht leistungsfĂ€hig. Wir erkennen, dass die seit der Zeit der indianischen Urbevölkerung praktizierte Terrassierung und somit Kultivierung der Landschaft zur Bebauung und Bewirtschaftung auch fĂŒr den neuen Schulcampus die richtige Methode der Landschaftsbehandlung ist.

Maria Hermida hat zum Thema traditioneller lĂ€ndlicher Hausbau in der Neuzeit geforscht. Diese Beispiele zeigen sehr einfache HĂ€user, die in den bodenberĂŒhrenden Teilen massive Bauweisen (Bruchstein/Lehmbau) und darĂŒber aufgelöste Holz- oder Steinkonstruktionen mit ĂŒberdachen Terrassen und DachĂŒberstĂ€nden zum Schutz vor Regen und Sonne zeigen.

Ein Besuch am Tag der Abreise aus Cuenca in der alten Klosteranlage museo de las conceptas zeigte uns eine idealtypische Bebauung mit zeitlosen Erkenntnissen zum Thema Raumfolgen, der Beziehung von Außen- und InnenrĂ€umen, Proportionen von Höfen sowie Umgang mit Material und Gestalt. 400 Jahre alte aber sehr lehrreiche Baugeschichte Cuencas.

Unter dem Eindruck des Besuchs des ehemaligen Klosters entstehen schon auf dem RĂŒckflug erste Skizzen, mit der Idee, dass Höfe in der gesehenen Proportion und AtmosphĂ€re zu, Thema fĂŒr die Jahrgangscluster der neuen Schule werden könnten.

Die zeitgenössische Baukultur Ecuadors und Cuencas:
Die Exkursionen zu zeitgenössischen Schulbauten und Baustellen vor Ort sowie GesprĂ€che mit den Kontaktarchitekten zeigten uns, dass heute Beton und Mauerwerk, sowie Holz fĂŒr SekundĂ€rkonstruktionen die regional gewonnenen und verwendeten und somit auch nachhaltigsten und wirtschaftlichsten Materialien und Bauweisen sind. Um große HangflĂ€chen fĂŒr einen Bau vorzubereiten werden Höhenterrassen angelegt und Bodenaustausche vorgenommen. Das Brennen von Mauerwerksteinen aus Ton hat in Cuenca eine besondere Tradition, jedes Maß und jede Form kann individuell fĂŒr ein Bauwerk hergestellt werden. Gebrannte Tonprodukte werden als Mauerwerk, Ausbau- und Bodenbelagsmaterial verwendet.

Nutzung von DĂ€chern
Die Bestandsschule in Cuenca hat leichte Dachkonstruktionen. Diese stellen bei Regen eine erhebliche GerĂ€uschquelle dar und RĂ€ume unter leichten DĂ€chern neigen bei Sonneneinstrahlung zu schneller Aufheizung („Barackenklima“). DĂ€cher stellen heute im Gegensatz zu traditionellen geneigten DĂ€chern Ressourcen dar. Sie dienen dem Aufenthalt, können Pflanzen in Trögen (Stichwort „Urban Gardening“) aufnehmen und StellflĂ€chen fĂŒr Energiegewinnungselemente (PV-Anlagen) sein. Pflanztröge können so eingesetzt werden, dass diese als Absturzsicherungen funktionieren und gleichzeitig die Fassaden begrĂŒnen, indem diese mit Rankpflanzen bzw. hĂ€ngenden Pflanzenarten bepflanzt werden.

Die Organisation des Entwurfs.

Die Idee von Höfen zwischen den GebĂ€ude erlaubt uns, Jahrgangscluster auf einer Ebene zu organisieren und jedem Cluster unterschiedliche AußenraumqualitĂ€ten (Innenhof, Austritt auf Terrassen mit Blick ins Tal) zur VerfĂŒgung zu stellen. Zudem verweben sich die Cluster, so dass Jahrgangsstufen in Kontakt stehen mit altersmĂ€ĂŸig benachbarten Clustern.



Die Fachklassencluster weben wir in die gleiche architektonische Grundstruktur ein. Es zeigt, sich, dass diese sehr wandelbar und im Sinne eines Baukastens genutzt werden kann, was auch Optionen fĂŒr spĂ€tere NutzungsĂ€nderungen einzelner HĂ€user aufzeigt.

Zwei HĂ€user rĂŒcken wir in die Mitte: die ĂŒberdachte Plaza Central und der Sitzbereich der Mensa. Somit wird das „Herz der Schule“ auch zur baulichen Mitte. Der Blick ins Tal ist von jedem Ort dieser Mitte erlebbar. Das mittige Positionieren und VerrĂŒcken der Plaza Central und der Mensa lĂ€sst RĂ€ume und Orte entstehen: Einen zentralen Platz des Ankommens oberhalb, gleichzeitig Vorplatz des Saals, sicher ein Ort des Versammelns bei zukĂŒnftigen Festen der Schule. Ein ruhiger Lesegarten mit Kontakt zum Selbstlernzentrum der SchĂŒler und der Lehrerlounge an der „Leerstelle“ der in die Mitte gerĂŒckten RĂ€ume. Unterhalb des Mensa folgen dann die den Jahrgangsstufen zugeordneten Terrassen als deren Spiel und Pausenzonen. Auch hier können sich die Altersstufen zwanglos mischen, haben aber dennoch auch jeweils ihr „Zuhause“ in den Außenbereichen.

Die SportflĂ€chen werden im unteren GrundstĂŒcksbereich angeordnet. FĂŒr die Überdachungen der Hallen wollen wir stĂ€hlerne Konstruktionen entwerfen, deren Seiten das Thema der LochziegelwĂ€nde wieder aufnehmen und die SportgebĂ€ude in gestalterische Verwandtschaft zu den SchulgebĂ€uden bringen. Der mallorquinische Architekt Miguel Segui hat solch eine Konstruktion schon realisiert.


Seine neue Adresse hat die Schule am obersten Punkt des Campus. StellplĂ€tze fĂŒr PKWs und Busetas sind entlang der Zuwegung so verortet, dass der eigentliche Ort des Ankommens frei ist von abgestellten Fahrzeugen. Die langgestreckte Zufahrtsstraße unter Hinzunahme des Weges/GrundstĂŒcksteils, den wir auch am Tage der Besichtigung als GrundstĂŒckszuwegung benutzt haben, erlaubt es die AbstellflĂ€chen fĂŒr die Fahrzeuge und Busse straßenbegleitend in die Topografie einzufĂŒgen und große platzartige ParkplĂ€tze zu vermeiden.

Die Überlagerung unserer konzipierten Baustruktur mit dem Organisationsmodell der Phase Null zeigt deutliche Ähnlichkeiten. Das was zunĂ€chst gar nicht beabsichtigt, hat uns aber, als wir es erkannt haben, fĂŒr die Weiterverfolgung des Konzepts gestĂ€rkt. Jetzt hoffen wir, dass sich Diejenigen, die sich in und fĂŒr die Phase Null engagiert haben, ebenso in den von uns entwickelten RĂ€umen und AtmosphĂ€ren wieder finden.

Viel haben wir ĂŒber die Frage der Adressierung und somit der Eingangssituation des neuen Campus nachgedacht. Der Campus bedarf unseres Erachtens keines Portals wie es ein einzelnes SchulgebĂ€ude aufweist. Der Blick geht direkt von der Vorfahrt ins Tal. Die beiden Skulpturen (hoffentlich sind diese erwerbbar und mitnehmbar) verbinden altes und neues SchulgelĂ€nde. Der gerahmte Ausblick auf das Herz der Schule und Cuenca in der Ferne ist das neue Portal der Schule.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf zeichnet sich durch seine besondere Klarheit und Stringenz aus: zwei lĂ€ngs ausgerichtete und terrassierte GebĂ€uderiegel, die im Nordosten des GrundstĂŒcks dem abfallenden GelĂ€nde folgen, öffnen sich in ihrer Position zueinander Richtung Tal und spannen einen zentralen, ebenfalls terrassierten Außenraum auf. Die verschiedenen Nutzungseinheiten und Cluster reihen sich entlang des zentralen Freiraums den Berg hinunter. Dadurch ist eine sehr leichte Orientierung und Übersicht ĂŒber den Campus gegeben. Allerdings entsteht durch die Stringenz der beiden terrassierten Riegel eine „harte“ Kante zwischen GebĂ€ude und Freiraum – sowohl zu dem zentralen gemeinschaftlichen Außenraum, als auch zu dem sĂŒdlich noch restlichen SchulgelĂ€nde - was der gewĂŒnschten Verzahnung zwischen Freiraum und GebĂ€ude und der Zonierung und Differenzierung des Außenraums in einerseits „private“ und stufengerecht gestaltete AußenrĂ€ume und andererseits die „gemeinschaftlichen“ FreiflĂ€chen als Ort der Begegnung entgegenwirkt. Die Positionierung der großen Rampen zur vertikalen Erschließung der terrassierten Cluster bildet zusĂ€tzlich eine visuelle Barriere und wirkt an dieser Stelle dem Verweben der Cluster mit dem zentralen Außenraum entgegen. Die Herleitung der Verwendung lokaler Materialien und architektonischer bzw. rĂ€umlicher Elemente und QualitĂ€ten wie die der Patios und der umlaufenden Galerien wird sehr positiv beurteilt. Die Cluster werden als HofhĂ€user ausgebildet, die durch die Innenhöfe die LernrĂ€ume der Cluster in idealer Weise mit ausreichend Tageslicht und natĂŒrlicher BelĂŒftung versorgen. Die „privaten“ AußenrĂ€ume bildet der Entwurf in den Patios, auf den Galerien und den großzĂŒgigen Terrassen auf den DĂ€chern der jeweils darunterliegenden Cluster ab. Die MaterialitĂ€t, Gestaltung und AtmosphĂ€re der Patios, die in der Perspektive vermittelt werden, wird als sehr positiv bewertet. Die Cluster-Mitten sind geschickt in Bezug auf Belichtung und BelĂŒftung um die Patios organisiert. Sie ermöglichen vielfĂ€ltige Blickbeziehungen zu den benachbarten Clustern und sind nutzungsoffen, allerdings nur schwer zonierbar. Es fehlt die Möglichkeit der Ausbildung von Nischen, von RĂŒckzugsbereichen fĂŒr unterschiedliche Bedarfe der einzelnen Altersstufen. Die klare Gestaltung des Hauptzugangs zum Campus zwischen den beiden Riegeln im Osten mit Verwaltung und Krippe/ Kindergarten direkt am Vorplatz wird begrĂŒĂŸt. Allerdings ist die barrierefreie Erschließung des Kindergartens von Außen bisher nur ĂŒber den seitlichen Hof im darunterliegenden Geschoss gewĂ€hrleistet. So liegt der Eingangsbereich zum Kindergarten auf der -1 Ebene. Die dadurch entstehende Eingangsbzw. Zugangssituation zur Krippe ist damit nicht optimal gelöst. Der große gemeinsame Außenspielbereich liegt vorrangig im SĂŒden außerhalb der baulichen Struktur. Die gewĂŒnschte Verzahnung und der direkte Bezug von Clustern und zentralem Spielbereich lassen sich nicht herstellen. Die Plaza Central liegt relativ weit „oben“ beim Hauptzugang in unmittelbarer NĂ€he zu dem Kindergarten und dem Kreativ-Cluster mit dem „Sala Dedicada“ und damit in der NĂ€he der Funktionen, die auch fĂŒr die „Öffentlichkeit“ zugĂ€nglich sind, wo durchaus sinnvolle und gewĂŒnschte ZusammenhĂ€nge bestehen. Allerdings stellt sich durch die langgestreckte Struktur der Riegel die Frage, inwiefern fĂŒr die ganz unten gelegenen Cluster die Entfernung zur Plaza als zentraler Begegnungsort und pulsierendes Zentrum des Campus eine Herausforderung darstellt. Die klare und repetitive GebĂ€udestruktur, die durchaus hohe rĂ€umliche und architektonische QualitĂ€ten bietet, dient der guten Orientierung und des einfachen VerstĂ€ndnisses des Schulcampus. Sie fĂŒhrt aber zu einer rĂ€umlichen Gleichbehandlung der eigentlich sehr unterschiedlichen Cluster des Kindergartens inklusive der Membran, der Primarstufe, der Sekundarstufe und der IB-JahrgĂ€nge. Den sehr individuellen Anforderungen bzgl. der gewĂŒnschten QualitĂ€ten, rĂ€umlichen Bedarfe, BezĂŒge und AtmosphĂ€ren fĂŒr die Kinder und Jugendlichen von 2 bis zu 17 Jahren wird durch die Vereinheitlichung nicht ausreichend Rechnung getragen.
Bild P O N N I E I m a g e s

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Modellfoto

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