modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Umnutzung eines Verwaltungsgebäudes zur Kindertageseinrichtung und Anbau an das Alte Amtshaus in Stemwede

1. Preis / Rathaus

Preisgeld: 4.300 EUR

b44 architekten

Architektur

Erläuterungstext

Amtshaus
Der vorgeschlagene Neubau zur Erweiterung des Amtshauses besteht aus zwei gegeneinander versetzten und in Ost-West-Richtung ausgerichteten Baukörpern. Im Überschneidungsbereich der beiden Volumen bildet ein Verbindungselement als Glasfuge den neuen Haupteingang zum Gebäude. Durch die versetzte Anordnung der zwei Bauteile bilden diese einen nach Osten ausgerichteten Freibereich, welcher durch entsprechende Oberflächengestaltung bis in den Verkehrsbereich der Buchhofstraße reicht. Das neue Amtsgebäude erhält hier einen adäquaten und gut nutzbaren Vorplatz mit entsprechender Aufenthaltsqualität.
Folgerichtig erschließt der neue Haupteingang zunächst den im Erdgeschoss untergebrachten Bürgerservice, welcher sich mit seinen großzügigen Verglasungen zum Eingangshof orientiert. Auch die Tourismus-Info ist hier gut auffindbar und kann an Wochenenden ggfls. über einen separaten Zugang erschlossen werden.
Im Obergeschoss beider Neubauteile sind die geforderten Büroflächen sowie ein Besprechungsraum vorgesehen. Beide Bauteile werden hier im Bereich der Glasfuge über eine Brücke miteinander verbunden, welche auch eine Blickverbindung zwischen den Geschossen erlaubt.
Die Anbindung an den vorhandenen Altbau erfolgt über eine verglaste Spange, in welcher ein neues Treppenhaus und Aufzuganlage untergebracht sind. Die Lage des Aufzugs an der Nahtstelle zwischen Alt und Neu ermöglicht die barrierefreie Erschließung des gesamten Amtshauses.
Die Architektur des Neubaus wird geprägt durch die schlichte Ausbildung der beiden Hauptbaukörper mit ihren ruhigen Satteldächern. Die Fassaden greifen die vorherrschende Gestaltung der Nachbargebäude mit Putzfassade auf, durch die Verwendung eines hellen Kalk-Schlämmputzes bleibt die natürliche Struktur des Mauerwerks spürbar sodass eine plastische, von Licht und Schatten geprägte Wandfläche entsteht.
Im Inneren wird das Gebäude vom Wechselspiel zwischen weißen Putzflächen und kontrastierenden, warmen Holzeinbauten geprägt. Große Glasflächen, insbesondere im Erdgeschoss, sorgen für lichtdurchflutete helle Räume.

Bauablauf
Alternativ zur Vorgabe, zunächst die KiTa fertig zu stellen, ermöglicht das Entwurfskonzept auch, diese in zwei Abschnitten zu bauen. So könnte zunächst der Ostteil des Erdgeschosses mit Gruppe II und Personalbereich gebaut werden, während parallel mit dem Bau des neuen Amtshauses begonnen wird. Nach dem Umzug der Verwaltung in den Neubau würden die übrigen Bereiche der KiTa fertig gestellt. So könnte ein erster Gruppenbereich sehr kurzfristig bereitgestellt werden und die temporär auszulagernden Verwaltungsflächen würden auf rund ein Viertel der in der ehemaligen Volksschule genutzten Räume reduziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein neues Ensemble aus Amtshaus und hinzugefügtem Neubau, der über einen Vorplatz eindeutig den neuen Haupteingang aufnimmt, bilden die neue, dem Ort angepasste und einprägsame Adresse für das neue Rathaus. Der für die bestehende Ortswirksamkeit notwendige Baumbestand bleibt soweit möglich erhalten, genauso wie der Garten des ehemaligen Amtshauses. Die Auflösung des Neubaus in zwei zueinander parallel verschobene Giebelhäuser trägt wesentlich zur Fassung eines attraktiven Vorplatzes bei. Kritisch angemerkt wird jedoch die Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes, die den Wenderadius im öffentlichen Raum insbesondere für Busse tangieren kann.
Die ruhig vorgetragene, ortsgemäße Architektursprache des Neubaus tritt harmonisch in Erscheinung, die paarweise rhythmisierenden Fenster sind angesichts des Spiels der großformatigen Fensteröffnungen untereinander verzichtbar. Die Vielzahl unterschiedlicher Fensteröffnungen erschließt sich nicht und ist nicht nötig. Generell könnten die Fenster über die gleiche Breite verfügen. Wohltuend wirkt die Übernahme der Formensprache des Schulgebäudes mit zeitgemäßen Mitteln beim Neubau des Rathauses und das damit einhergehende Aufgreifen vorhandener Merkmale des Ortes in der direkten Umgebung, die damit eindeutig einen markanten Punkt in der Ortsmitte definiert und somit identitätsstiftend wirkt. Die vorgeschlagene Materialität ist sowohl modern, als auch zeitlos und billigt dem Amtshaus seinen originären Stellenwert zu.
Die Grundrisse überzeugen in ihrer Funktionalität. Die geringfügigen Eingriffe in das alte Amtshaus sind gerechtfertigt. Die Anforderungen des Brandschutzes sind für das Obergeschoss nicht nachgewiesen.
Insgesamt handelt es sich um eine sehr wirtschaftliche Lösung, die zudem mit wenigen, gut gesetzten Details überzeugt und auch im Unterhalt sparsam erscheint.
Aus Sicht der Denkmalpflege ergänzen die neuen Baukörper unter Satteldächern das Baudenkmal in zurückhaltender Form. Sie schließen in angemessenem Abstand mittels eines Glasgelenks an der Südseite des Amtshauses an. Der Umgebungsschutz des Baudenkmals wird somit gewahrt.