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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Umnutzung eines Verwaltungsgebäudes zur Kindertageseinrichtung und Anbau an das Alte Amtshaus in Stemwede

3. Preis / Kita

Preisgeld: 1.300 EUR

Jan Kallert Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Entwurf
Unser Konzept für die Umnutzung des Verwaltungsgebäudes in der Buchhofstraße 13 sieht vor, die strukturelle Ordnung der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Volksschule errichteten Gebäudes wieder herzustellen und als Ausgangsbasis für die Umnutzung zur dreigruppigen Kita zu begreifen. Die innere Wandstruktur der Längswand, die ursprünglich den Erschließungsbereich von den Klassenräumen trennte, wird als gestalterisches Raumelement für die neue Kita herausgearbeitet.
Innenliegend parallel zur Bestandlängswand entwickeln wir eine neue Erschließungsmagistrale, die zum einen im Erdgeschoss die Gruppenräume der U3 Gruppen auf kurzen Wegen erschließt, zum anderen kann die Magistrale im Eingangsbereich zum mittig angeordneten Mehrzweckraum hin erweitert werden und steht für größere Aktionen und Veranstaltungen zur Verfügung. Rechts im Eingangsbereich wird eine neue zweiläufige Treppe angeordnet die das Gartengeschoss auf kurzem überschaubarem Weg erschließt.
Im Gartengeschoss ist der Gruppenbereich für die Ü3 Gruppe angeordnet sowie Speiseraum mit angeschlossener Küche.
Die Gruppenräume sind konsequent nach Süden ausgerichtet und werden über die neue Erschließungsmagistrale direkt erschlossen. Von den Gruppenräumen werden die geforderten Nebenräume sowie die Schlaf- und Sanitärbereiche erschlossen. Die Schlafräume erhalten vorgelagerte Schallschutzschleusen.
Die Struktur der Bestandslängswand möchten wir teilweise in den Bereichen Schlafen, Garderobe und Sanitärbereichen in Form von Kolonaden auflösen bzw. die ursprünglich vorhandenen Bögen zu einem gestaltenden Raumelement entwickeln um verschiedene Intensitäten von Raumerfahrung für die Kinder zu generieren.
Den erdgeschossigen Gruppen wird über die gesamte Gebäudelänge ein Balkon vorgelagert, der direkt von den Gruppenräumen aus erschlossen wird. Über Freitreppen werden die Balkone an die südlich situierten Außenspielflächen angebunden. Für die U3 Gruppen ist der Balkon auch Freisitz für die Kleinen, die im Kinderwagen geschützt von einer temporären Baldachinstruktur ihren Mittagsruhe verbringen können.
Für die erdgeschossigen Gruppen ist jeweils ein separater Außenspielbereich im Nord-Westen angeordnet, der über die Garderobenflächen als Schmutzschleusen angebunden ist. Optional besteht die Möglichkeit die Sanitärbereiche über eine Außentür an den Freibereich anzubinden.
Die Ü3 Gruppe im Gartengeschoss ist direkt an den im Süden gelegenen Freibereich angebunden. Die Garderobenbereiche werden über die zweiläufige Treppe auf kurzem Wege an den Eingang angebunden.
Im Südwesten ist der Speisebereich mit Küche angeordnet, so dass die Küche und die Lagerbereiche über die Zufahrt im Südwesten beliefert werden können.

Konstruktion und Materialität
Die neuen inneren Trennwände werden als Leichtbauwände sowie teilweise als gestaltende Raumelemente aus Brettsperrholzelementen gefertigt. Die statische Struktur des Gebäudes bleibt primär erhalten. Geputzte robuste Wandflächen der inneren Bestandswände werden gestalterisch akzentuiert durch Brettsperrholzwandelmente mit Einbauten aus Massivholz. Die Bestandsböden bleiben im Eingangsbereich erhalten, die Gruppen- und Nebenräumen erhalten einen Oberbodenbelag aus Linoleum.
Das Gartengeschoss wird um mehr lichte Raumhöhe in den Räumen zu erhalten um 30 cm abgesenkt und kann durch den Neuaufbau der Bodenkonstruktion mit einer Fußbodenheizung sowie der notwendigen Dämmung im Bodenbereich ausgestattet werden.
Die Außenwände müssen energetisch optimiert werden. Damit die Gebäudegestalt erhalten bleibt, schlagen wir vor, die Außenwände mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade zu versehen in Gestalt eines Holzleistenschirms aus vorgegrauter Lärchenschalung. Die Gesimse im Traufbereich sowie der Sockel werden mit Betonfertigteilen mit Kerndämmung bekleidet. Die bestehenden Fensterelemente werden durch Kastenfenster mit integriertem textilem Sonnenschutz ersetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser geht an die Aufgabe mit großem Respekt vor der Bestandsstruktur des ehemaligen Volksschulgebäudes vor. Als wesentliche Veränderung ist dennoch das seitliche Verlegen der Haupttreppenanlage zum Untergeschoss festzustellen.
Der Verfasser organisiert in beiden Geschossen die Lage von Nebenräumen in die ehemalige Flurzone und schafft jenseits der Längsseite eine neue, schmalere Erschließungsachse. Zur Südseite schafft er über die Gebäudelänge Außenterrassen vor dem Erdgeschoss, die mit schmalen Einzeltreppen in die südliche Außenanlage hinab gehen.
Das durchweg barrierefrei erschlossene Gebäude verfügt über zwei Gruppenräume im Erdgeschoss, einen weiteren Gruppenraum im Untergeschoss, nebst den jeweiligen zugehörigen Nebenräumen. Die Anordnung von Mehrzweckraum, Leiterbüro und Personalraum im zentralen Erdgeschossbereich erscheint sehr zweckmäßig. Gleiches gilt für die Lage von Speiseraum und Küche im Untergeschoss, wo insbesondere auf die einfache Anlieferung Rücksicht genommen wurde.
Die zugehörigen Außenspielbereiche der drei Gruppen sind hinreichend nachgewiesen. Bemerkenswert ist die Anordnung der Schlafräume der Gruppen eins und zwei jeweils an der Kopfseite, der somit verkehrsärmsten Seite des Gebäudes.
Aus Sicht der Grundschule ist auch der Reservebereich für Fachräume und Lagerbereiche ausreichend nachgewiesen und gut erschlossen.
Alles in allem geht der Verfasser sehr klar, aber behutsam mit den notwendigen Eingriffen zur Schaffung der Kita um.