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2. Rang 3 / 3

Geladenes Gutachterverfahren | 07/2019

Wohnbau Ziehrerstraße in Graz (AT)

3. Rang

Preisgeld: 1.100 EUR

Pilz Architektur

Architektur

Erläuterungstext

• Städtebau:

Als planerische Reaktion auf die örtlichen Gegebenheiten wird eine klare, aber entsprechend differenzierte Anordnung der Baumassen in drei Häusern mit abgestuften Gebäudehöhen vorgeschlagen. Die Häuser I und II bilden durch ihre Lage an der Ziehrerstraße eine Art räumliche Torsituation und sorgen für eine gewisse Eigenschallabschirmung innerhalb der Gesamtanlage. Zusammen mit der Position des Hauses III schafft die Bebauung einen hofartigen Innenbereich. Die Häuser orientieren sich jeweils nach Süden oder Westen.
Die Erschließung der Siedlung ist an der dafür vorgegebenen Stelle geplant. Die hier situierte TG- Einfahrt und eine zentrale Müllsammelstelle ermöglichen kurze Verkehrswege. In die Tiefe des Grundstücks sind lediglich die Zufahrtsmöglichkeit für Lieferungen und Einsatzfahrzeuge zu Haus III vorgesehen. Auch eine mögliche Erschließung der Grundstücke im Osten ist hier gegeben. Innerhalb der Siedlung sind nur Fuß- und Radwege vorgesehen. Ein Wegenetz verbindet die drei Häuser intern mit Anbindung an externe Infrastrukturen (Radwegenetz, Bus, etc.) an mehreren Punkten.

• Architektur:

Die kompakten, drei- bis fünfgeschoßigen Baukörper entsprechen in den Dimensionen und Proportionen ihrer Lage am Stadtrand von Graz. Die Gesamtanlage fügt sich passgenau in das Grundstück ein und soll das Stadtbild positiv beeinflussen.
Eine im Detail und der Farbgebung zurückhaltende, aber moderne, funktionelle Architektur zeichnet die Baukörper in Fassadengestaltung und Gliederung aus. Die Fassaden aus hinterlüfteten, vorvergrauten Holzlamellen in unterschiedlichen Stärken sorgen für eine dezente Struktur und eine gewisse reliefartige Tiefe. Qualitätsvoll gestaltet und ausgestattet, repräsentiert die Wohnhäuser eine zeitgemäße Haltung im sozialen Wohnbau und fördern die Milieubildung.

• Funktionen und Ökonomie:

Die Häuser gewährleisten Kompaktheit und Wirtschaftlichkeit, aber auch architektonische Qualitäten durch gut organisierte Grundrisse und eine überschaubare Anzahl an Wohnungen (17 bis 29 WE) pro Haus. Über witterungsgeschützte helle Stiegenhäuser (+Lifte) und kurze Laubengänge werden Wohnungen und Keller effizient, barrierefrei und freundlich erschlossen. Direkt an den Stiegenhäusern und entlang der internen Wegeachsen sind im Erdgeschoß Abstellräume für Fahrräder, Kinderwägen, usw. angeordnet.
Die Grundrisse bieten hohe Wohnqualität durch gut proportionierte, natürlich belichtete und belüftete Räume und funktionelle Abläufe. Eine tragende Innenwand entlang der Längs-/ Querachse jeder Wohnung ermöglicht eine gewisse Variabilität der restlichen Zwischenwände. Alle Wohnungen entsprechen den Standards für „anpassbaren Wohnbau“.
Großzügig offene, aber auch abtrennbare Wohn-/Ess-/Küchenbereiche können den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bewohner angepasst werden.

Die auf mehreren Geschoßen prinzipiell gleich organisierten Grundrisstypen bieten gute Ökonomie und eine Optimierung der Brutto-/ Nettonutzflächenvergleiche.
Alle drei Häuser sind überwiegend in Holzmassivbauweise aus Brettsperrholz (Kreuzlagenholz) konzipiert. Erdberührte Bauteile wie Fundamente, Bodenplatten und Keller, aber auch Stiegenhäuser sind in Stahlbetonbauweise geplant. Die relativ schlanken Haustypen mit tragenden BSP-Zwischenwänden haben geringe Deckenspannweiten und sind daher für die Holzbauweise besonders gut geeignet. Großformatige Massivholzplatten werden als statisch wirksame Wandscheiben und Deckenplatten verwendet. In Kombination mit Dämmungen aus Mineralwolle und hinterlüfteten Fassaden ist das eine wirtschaftlich und energetisch effiziente, nachhaltige Bauweise. Gute Wärme-, und Schalldämmeigenschaften bei relativ trägem Speicherverhalten und hohem Vorfertigungsgrad zeichnen diese Konstruktionen aus. Kurze Bauzeiten sind möglich, wärmebrückenfreie, präzise Bauteile sind herstellbar. Fassaden aus hinterlüfteten, vorvergrauten Lärchenholzlamellen und Fenster mit hochdämmenden Verglasungen sowie ein hinterlüftetes, flach geneigtes Pultdach bilden die effiziente Außenhaut der Gebäude. Außen liegender Sonnenschutz verhindert die sommerliche Überhitzung der Wohnungen. Auf den begrünbaren flach geneigten Dächern können Solarzellen/ Photovoltaik optimal platziert und orientiert werden.
Die Bauweisen mit „nachwachsenden“ naturnahen „ökologischen“ Baustoffen (Massivholzbauweise, Holzfassaden, Mineralwolle usw.), entsprechen dem steigenden Gesundheits- und Umweltbewusstsein der Gesellschaft.

• Außenraumgestaltung:

Besonderer Wert wird auf eine qualitätvolle und differenzierte Abstufung von privaten über halböffentlichen zu öffentlichen Außen- und Freiräumen gelegt. Die Erdgeschoßwohnungen verfügen über geschützte Terrassen und Privatgärten, die in den Obergeschoßen über relativ großzügige Balkone. Jedem Haus ist an der dem Innenhof zugewandten Stirnseite eine überdachte Fläche für Fahrräder und ein Pavillon als halböffentliche Begegnungsfläche an der Schnittstelle zum öffentlichen Park zugeordnet. Dieser öffentlich nutzbare durchgängige Grünraum mäandriert gleichsam wie ein Fluss durch die Wohnanlage. Er bietet jedem Haus einen zugewiesenen Spielplatz innerhalb einer zusammenhängenden parkähnlichen Freifläche mit verschiedenen Zonen. Hier finden Bewohner und Besucher eine Vielzahl unterschiedlicher Nutzungsangebote (Wege, Plätze, Hügel, etc. für Spiel/ Sport/ Freizeit/ Erholung, usw.)
Zwischen den Häusern bildet ein schützender, gemeinschaftlicher Hof den sozialen und kommunikativen Mittelpunkt der Anlage und allen Altersstufen eine Vielzahl an Möglichkeiten der Bespielung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt gruppiert sich mit zwei Zeilen und einem L-förmigen Baukörper um einen zentralen Hof, wobei der nordöstliche Baukörper entlang der Grundgrenze ausgerichtet wird. Die Erweiterung am Nachbargrundstück verläuft parallel zum Bach. Das Ensemble lässt aber ein stimmiges Gesamtbild vermissen. Die Ausrichtung des NO-Baukörpers entlang der Grundgrenze wirkt der angestrebten Hofbildung entgegen und behindert die gewünschte Grünraumbildung nach Osten zum künftigen Siedlungsgebiet.
Die Staffelung der Gebäudehöhen von 3 bis 5 Geschossen wird positiv gesehen, auch die gestalterische Ausformung der Holzfassade. Ein durchdachtes, statisches Konzept des Holzbaus ist ablesbar.
Die Baukörpertypologie als Drei- bis Fünf- und Sechsspänner sowie die Wohnungsgrundrisse entsprechen den Anforderungen des sozialen Wohnbaus. Die Wohnungen sind hauptsächlich nach Süden und Westen orientiert, die Grundrisse ansprechend. Die vorgelagerten Balkone ergänzen die Wohnräume auf qualitätsvolle Weise. Lediglich die Erschließung des L-förmigen Baukörpers weist Schwächen auf.
Der öffentliche Grünraum zieht sich mäanderförmig durch die Wohnanlage und wird in Spiel-, Sport- und Aufenthaltsbereiche gegliedert. Die Gestaltung wirkt ansprechend und abwechslungsreich.
Die Verkehrserschließung erfolgt über die ausgewiesene Einfahrt in der Ziehrerstraße. Die projektierte interne Erschließung über den Freibereich im Süden wird allerdings negativ beurteilt, ebenso das Fehlen der oberirdischen Parkplätze bzw. die Anordnung im Freihaltebereich.
Die Lage der Tiefgaragenabfahrt über die interne Stichstraße, ist von der Zufahrt an der Ziehrerstraße ungünstig disloziert.
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