modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Radstation mit Gastronomie Europaplatz in Tübingen

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

haascookzemmrich STUDIO2050

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

TGA-Fachplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

str.ucture GmbH

Tragwerksplanung

Architekturmodellbau Michael Lo Chiatto

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Der Anlagenpark mit See, einem zum Teil sehr alten Baumbestand und einer bereits vorhandenen Infrastruktur für Veranstaltungen gehört zu einem der wichtigsten städtischen Freiräume in Tübingen.
So ist es ein übergeordnetes Entwurfsziel den Park mit dem Stadtraum über die Radstation besser zu verknüpfen, um das hohe freiräumliche Potenzial des Anlagenparks mit den Funktionen Cafe und Werkstatt zu nutzen damit die Attraktivität des Parks weiter gestärkt werden kann.
Die Radstation ist daher als Teil des Anlagenparks und als Bestandteil des Landschaftsraums entwickelt. Die Gebäudeform nimmt die Bewegungslinien der Frei- raumkanten auf und schafft dadurch eine sinnfällige Verknüpfung des Parks mit dem ZOB und dem Bahn- hofsvorbereich mit dem blauen Band.

Die Radstation wird ein Sinnbild für die agile Fahrradkultur Tübingens.

Durch seine Lage zwischen See, Park und ZOB stellt der Pavillon das zentrale Verbingungselement dar. Daher ist die Radstation ein nach allen Seiten offenes und attraktives Gebäude. Die Funktionen der Fahrradstation sind ab- lesbar und großzügig belichtet um eine helle, freundliche und einladende Atmosphäre zu erzeugen.

Als ein dynamisches hölzernes Band, wird die neue Radstation ein Symbol für die nachhaltige, emissionsfreie und multimodale Mobilität in der Stadt.

Das Gebäude wird dem Ort eine hohe Identität geben.



Architektonisches Konzept

dynamische und natürliche Anmutung aus. Einblicke in die Funktionen der Radstation machen neugierig und laden zum Besuch ein.
Im oberirdischen Teil sind alle Serviceeinrichtungen wie der Übergabepunkt Valetparken, der Fahrradverleih, die Werkstatt, ein Café mit Außenbewirtung, sowie öffentliche Toiletten und diverse Nebenräume untergebracht. Eine enge, funktionale Verknüpfung der Rampeneinfahrt mit der Servicestation und dem Übergabepunkt für das Valetparken in der Radstation ist berücksichtigt. Das öffentliche WC und das Café funktionieren davon unabhängig. Um auch in Stoßzeiten Radfahrenden die Zufahrt zu den unterirdischen Fahrradstellplätzen schnell und komfortabel zu ermöglichen, ist die zentrale Rampe 5m breit und durch das Oberlichtband natürlich belichtet. Die internen Bewegungsabläufe sind nach funktionalen Kriterien entwickelt, so dass das Gebäude eine hohe Selbstverständlichkeit aufweisen wird.

Als öffentlicher Raum in Bahnhofsnähe ist der Aspekt der urbanen Sicherheit bedeutend. Unser Entwurf legt daher besonderen Wert auf einladende Zugangs- und Aufenthaltsbereiche mit guter Einsehbarkeit, Orientierung und Ausleuchtung sowie einer einfachen und nachvollziehbaren Wegeführung.
Einer der sozialen Kontrolle entzogenen Raumsituation ist bei dem Entwurf vermieden worden. Besondere Bedeutung kommt zudem der Seeterrasse zu, die den Anlagensee zugänglich machen wird. Das Café wird mit seiner Außengastronomie den Park Richtung See öffnen und anbinden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der aus der Topographie des Anlagenparks entwickelte Entwurf besticht durch seine selbstverständlich erscheinende städtebauliche Platzierung. Die Fahrradstation ordnet sich als pavillonartiger Bau eindeutig der Parkfläche zu und verzichtet auf eine städtebauliche Dominante gegenüber dem neuen Baufeld im Osten. Das Raumprogramm wird in zwei annähernd gleichgroße Baukörper funktional sinnvoll gesplittet, zwischen denen die Rampe zur Fahrradgarage ebenso sinnfällig wie spannungsvoll platziert ist. Das Ensemble der sich durchdringenden, mehrfach geknickten Baukörper erscheint insgesamt dem Ort und der Funktion angemessen.

Das Thema der beiden nur unwesentlich höhenversetzten Flugdächer schafft auf den ersten Blick ein sympathisches Erscheinungsbild mit einer gut überlegten Zuordnung der einzelnen Funktionen zu den entsprechend hochwertig gestalteten Freiflächen. Das Café orientiert sich richtigerweise zum Park, ohne den Bezug zum und die Sichtbarkeit vom Bahnhofsplatz zu negieren. Die weitgehend natürlich belichtete Rampe wird positiv gewertet, ebenso die räumliche Verknüpfung von Rampe und Café mit gegenseitigen Blickbezügen. Die Radstation liegt an der richtigen Stelle im Gebäude und lässt sinnvoll geordnete Funktionsabläufe innerhalb des Gebäudes erwarten.

Die Durchdringung der beiden Riegel ist formal nicht gelöst, eine stärkere Differenzierung der Bauwerkshöhen scheint hier unumgänglich, um eine saubere Ausformulierung des
Entwurfsgedankens zu erreichen. Die Bauform der eigentlichen Fahrradgarage im Untergeschoss ist äußerst kompakt angelegt und funktional optimiert, eine partielle Erweiterbarkeit wie die Aktivierung des Raumes unter der Fahrradrampe scheint problemlos möglich.

Wenige, einfach ausformulierte Tragelemente aus Holz stellen eine wirtschaftliche Errichtung des Bauwerks in Aussicht. Die Splittung in zwei funktional streng getrennte Baukörper birgt die Möglichkeit, nur den dem Park zugewandten Teil in Passivbauweise zu errichten; auch eine partielle Verkürzung der Riegel scheint möglich.

Die Vollverglasung der Baukörper erscheint nicht nur aus energetischen Gründen nicht zwingend. Das Verhältnis von offenen zu geschlossenen Fassadenanteilen sollte überprüft werden, der vorgeschlagene außenliegende Sonnenschutz ist aufgrund der exponierten Lage des Gebäudes im Stadtraum nicht realisierbar. Das Energiekonzept ist nachvollziehbar, allerdings wird das Fehlen von Speichermassen aufgrund der gewählten Holzbauweise kritisch gesehen. Die vorgeschlagene Nutzung der Dächer mit Photovoltaikanlagen scheint auch in formaler Hinsicht denkbar und sinnvoll.

Kontrovers diskutiert wird das Erscheinungsbild des durchgängig eingeschossigen Baukörpers. Einerseits greift er die bekannte Bauform des auf Bahnhofsplätzen ja durchaus bekannten Holzskelett-Pavillons auf und verzichtet auf jedes falsche Pathos, andererseits wird dadurch die gewünschte Sichtbarmachung des Fahrrads als Mobilitätsträger im Stadtraum nicht gerade erleichtert.

Das Preisgericht diskutiert nachdrücklich die Frage, ob nicht ein stärkeres Auftreten des Baukörpers im Umfeld des Europaplatzes notwendig sei. Der aus der Fußgängerperspektive eher funktional-reduzierte Eindruck der eingeschossigen Glasfassaden, die an die bekannten Kiosklandschaften der siebziger Jahre erinnern, verliert deutlich gegenüber der im Modell bestechenden Vogelperspektive. Hier wird eine Übersetzung der formalen Eleganz in eine baukonstruktiv saubere Detaillierung vermisst. Gleichzeitig wird der Verzicht auf ein Obergeschoss, auf begehbare Dächer und aufwändige Erschließungen nicht nur in finanzieller Hinsicht ausdrücklich befürwortet.
Konzept

Konzept

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Südansicht

Südansicht