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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Neubau Staatsarchiv in Kitzingen

2. Preis

Brückner & Brückner Architekten GmbH Tirschenreuth I Würzburg

Architektur

realgrün Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Strukturen der Kulturlandschaft und die Geschichte des Ortes werden sensibel und richtig interpretiert und zu einer sehr eigenständigen neuen Stadtlandschaft weiterentwickelt. Wenige, für Kitzingen typische Elemente werden zu Bausteinen des Entwurfes: die kantigen Böschungen und Hänge der Weinberge, die rohen, leicht geneigten Bruchsteinmauern und der markante Geländeschnitt des gemauerten Hohl-weges werden aufgenommen. Es entsteht ein starkes und stimmiges Narrativ.
Das Gebäude zeichnet zwei kräftige horizontale Linien, geprägt durch die kräftigen Natursteinmauern mit rhythmisch eingesteckten Fensterelementen. Das Dach ist begrünt und wird zum Teil der Landschaft. Die Stadtkulisse von Kitzingen wird respektiert und behutsam ergänzt.
Trotz der baulichen Zurückhaltung entsteht eine eigenständige und unverwechselbare Setzung. Es zeigt sich, dass architektonische Präsenz und Zeichenhaftigkeit nicht der Höhe und der Masse bedürfen.
Diese in sich stimmige Gesamtidee überzeugt das Preisgericht. In einzelnen Details gibt es aber auch Schwächen.
Im Freiraum wird die Modellierung der Landschaft und der wilde Baumbestand nach Osten zum Main hin weitgehend belassen, Waldpartien und kleinere Terrassen geben die Möglichkeit unterschiedliche Nutzungen und auch die Schulgärten zu integrieren. Der steile Fußweg zum Main hin schränkt aber die Nutzung für mobilitätsein-geschränkte Personen ein. Zwischen Haus und Nordtangente ist die Raumgliederung jedoch weniger selbstverständlich. Hier sind breite Platzflächen vorgelagert, die überdimensioniert erscheinen und die zwingend starke Eingriffe in die Topographie bedeuten. Die große Ausdehnung dieser Platzflächen, die merkwürdige Halbteilung und die zu artifizielle Gestaltung der Wälle sind nicht überzeugend. Die Überlagerung des Fußgängerverkehrs zum Haupteingang mit dem KFZ Verkehr und der Andienung ist kritisch. Das schwächt auch den sehr attraktiven Haupteingang, der sich – wie der Hohlweg an der Westgrenze des Deusterareals – tief in das Gebäude ein-schneidet und dann mit großer Geste den Blick zum Main inszeniert.
Aus der Altstadt und dem Schulgelände führt ein eindeutiger und zudem bequemer und attraktiver Weg auf die untere Ebene des Gebäudes. Diese, dem Gebäude vorgelagert Terrasse, hat eine angenehme Proportion und hohe Aufenthalts-qualität. Kontrovers diskutiert wird jedoch die Eingangssituation. Orientierung und betrieblicher Aufwand werden durch die vermeintliche doppelte Erschließung von Westen und Osten beeinträchtigt.
Die zentrale Halle verknüpft die verschiedenen, klar ablesbaren Funktionsbereiche. Auf der oberen Ebene finden sich die Angebote für die Öffentlichkeit. Dieser Be-reich lässt sich gut vom übrigen Betreib abkoppeln und eigenständig organisieren.
Der Ausstellungraum liegt richtig, der Veranstaltungsraum in der 2. Reihe ist dagegen weniger gut erschlossen. Auf der unteren Ebene sind Bibliothek, Repertorien-zimmer und Leseraum richtig angeordnet. Die Flure im Verwaltungstrakt sind aber sehr lang und schlecht belichtet. Die Verwaltungsräume sind richtigerweise vollständig nach Osten orientiert, sie sind hell und mit dem Blick in die Landschaft sehr an-genehm. Das Magazin ist ausreichend groß, der Gliederung wäre noch zu verbessern, das ist aber möglich. Der Brandschutz ist wohl gerade ausreichend, müsste aber im Rahmen eines Brandschutzkonzeptes nochmals überprüft werden.

Das städtische Gebäude ist unglücklich zwischen Wall und Straße gedrängt und hat kaum nutzbare Außenräume. Die Trennung zwischen städtischen Flächen und denen des Freistaats ist schwierig.
In Bezug auf die Kennwerte zur Nutzung ragt die Arbeit positiv heraus. Sie ist sehr wirtschaftlich und insbesondere im Hinblick auf den Energiebedarf vorbildlich. Energie, - Raumklima und Haustechnik sind gut durchdacht und zeichnen diesen Entwurf aus. Die Verwendung ortstypischer Baumaterialien im Innen- und Außen-raum ist nicht nur ästhetisch überzeugend, sondern auch nachhaltig. Der Erhalt der naturnahen Baumbestände und die Begrünung der Dächer werden als Beitrag zu Wasserschutz, Klimaverbesserung und Artenreichtum gewürdigt.
In der Summe ist dies ein sehr eigenständiger Beitrag, der in sensibler Form den Genius Loci aufnimmt und weiterdenkt. Er zeigt, dass auch bei horizontaler Schichtung und moderater Baumasse eine unverwechselbare und würdige Darstellung der Staatlichen Archive Bayerns möglich ist.