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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Neubau Staatsarchiv in Kitzingen

Perspektive Haupteingang

Perspektive Haupteingang

Anerkennung

Scheidt Kasprusch Architekten GmbH

Architektur

Henningsen Landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

HeGe Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Leitbild

Archivgebäude sind verkörperte Zeit. Sie bewahren Zeugnisse der Vergangenheit für uns heute – und Dokumente unserer Zeit für die Nachwelt. Dies bringt der Neubau für die Staatlichen Archive Bayerns in Kitzungen durch eine Architektursprache zum Ausdruck, die Beständigkeit und Sicherheit verkörpert.

Gleichzeitig „leben“ Archive. Sie ermöglichen den Zugang zur gespeicherten Information.
Dafür stellt der Entwurf einen reibungslosen Ablauf sicher – vom Erwerb über die Bewertung und Erschließung bis zur Bewahrung und Bereitstellung der Archivalien – und präsentiert sich als selbstbewusstes öffentliches Gebäude.

Der Neubau für die Staatlichen Archive Bayerns in Kitzungen hat also zwei wesentliche Aufgaben zu erfüllen: Zum Einen die Bewahrung und den Schutz der schriftlichen Überlieferung Bayerns,
zum Anderen die Aufarbeitung, Katalogisierung und das Studium dieser Archivalien.
Das Erste Anliegen erfordert ein Höchstmaß an Sicherheit und Hermetik,
das Zweite soll durch eine offene, freundliche Arbeitsatmosphäre unterstützt werden – sowohl für die Archivare als auch für die Besucher.

Diesen unterschiedlichen Anforderungen trägt der Entwurf durch seine differenzierte Baukörper- und Fassadengliederung Rechnung.

Diese gegensätzlichen Anforderungen werden in den Entwurf zu einem Ganzen vereint und zum bestimmenden Thema der Architektur.

Dabei werden die unterschiedlichen Erfordernisse in klarer Geometrie und einer reduzierten Auswahl von Materialien umgesetzt. Die Materialwahl ist dabei mehr als der Ausdruck einer dezenten, maßvollen Haltung.


Städtebau

Die Potenziale des seit langem brachliegenden Deusterareals liegen in seiner Nähe zur Stadt und gleichzeitig in seiner exponierten landschaftlichen Lage. Dieser landschaftliche Charakter wird als Landschaftspark interpretiert und durch landschaftsarchitektonische Elemente – Promenade, Terrasse, Innenhof, Wiese, Wege – gegliedert.
Große Teile des Archives – insbesondere der Magazine – werden zweigeschossig in den Hang hineingeschoben und bilden ein terrassenartiges Plateau. Dieses ist von Westen ebenerdig zu begehen und tritt nach Osten als eingeschossiges Sockelgeschoss in Erscheinung.
Auf diesem Sockel wird ein solitärer prägnanter viergeschossiger Baukörper positioniert, der den Archivneubau für die Staatlichen Archive Bayerns weithin sichtbar und selbstbewusst verkörpert.
Die Dimension dieses Neubaukubus orientiert sich an der Größe der benachbarten Bebauung – z.B. der Sporthalle und der Schulgebäude – und fügt sich harmonisch in die städtebauliche Gestalt des Orts- und Landschaftsbildes ein.

Die Stadtsilhouette von Kitzingen wird durch den Neubaukubus um einen neuen Baustein bereichert, der seine Entstehungszeit nicht leugnet und durch seine hochwertige Gestaltung eine würdige Ergänzung zur historischen Bausubstanz darstellt.
Darüber hinaus verweisen die selbstbewusste Haltung und stolze Präsenz des Solitärs auf die überörtliche Bedeutung des Staatlichen Archives.

Freianlagen

Der klaren Architektur werden im Freiraum weiche Landschaftsformen gegenübergesetzt. Großzügige Wiesenflächen machen die Situation des Gebäudes am Hang sichtbar. Ergänzt wird dies durch die historische Gartenanlage welche mit den vorhandenen Mauern und gestalteten Flächen die Wiesenlandschaft fasst und einen Abschluss bzw. Auftakt bildet. Parkwege schlängeln sich durch die Wiese und bieten abwechslungsreiche Perspektivwechsel. Sichtbezüge auf den Main und die Altstadt werden entwickelt oder freigestellt.
Die Archivpromenade bildet den urbanen Bereich der Freianlagen und bezieht sich auf den Neubau. Hier werden Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen und Informationsstelen können vom Archiv und von anderen Einrichtungen genutzt werden für die Präsentation nach Außen für die Öffentlichkeit. Die Terrasse des Archivs bietet einen beeindruckenden Ausblick hin zur Altstadt, zum Main und die Landschaft Kitzingens.
Der Schulgarten wird im Süden des Deusterareals verortet. Die Erschließung erfolgt barrierefrei. Zwei Spielplätze ergänzen das Angebot für Kinder und werden jeweils leicht in die Hangsituation eingebettet. Die Rundwege bieten neben schönen Blicken auch die Funktion als Fitness Trail. Naturnahe Elemente laden zu Fitnessübungen im Freien ein (Nordpark). Aufenthaltsbereiche mit Sitzbänken laden zum Verweilen ein.
Der Parkplatz mit 71 Stellplätzen (davon 3 Behindertenstellplätze) fügt sich oberhalb des Neubaus im Osten des Deusterareals in die Landschaft ein. Mit einer leichten Böschung von der Archivpromenade abgetrennt dient dieser sowohl für die Mitarbeiter und Gäste des Archivs, wie auch für Pendler und die zukünftige soziale Nutzung des städtischen Gebäudes. Dieses wird im Osten verortet mit einer Anbindung an die Nordtangente und Feldstraße. Der Zugang des Gebäudes erfolgt über die Nordseite vom Deusterareal aus, sodass sich auf der südlichen Seite Richtung Hohlgasse (Feldstraße) geschützte Flächen für eine besondere Nutzung ergeben.
Zugänge zum Park werden von der Feldstraße aus, über die bestehende Zufahrt von der Nordtangente, sowie vom Main aus über die historische Gartenanlage geschaffen. Eine fußläufige Anbindung an die Altstadt wird mit einer Brücke über die Hohlgasse etabliert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine Gebäudekonfiguration bestehend aus einem großflächigen Sockel und einem quadratischen Kubus vor. Die Sockelfläche schiebt sich aus der geneigten Topografie heraus und bietet eine Art Stadtbalkon. Diese Komposition ist plausibel. Allerdings ist die begrünte und nutzbare Dachfreifläche nach Einschätzung des Preisgerichts noch sehr vage gehalten und zeigt keine weiteren Gestaltungsvorschläge. Gleichermaßen werden für die weiteren Freianlagen diverse Angebote gezeigt, ohne jedoch durch ein schlüssiges Gesamtkonzept zur gestellten Bauaufgabe zu überzeugen. Die rings um das Erdgeschoss anliegende Freifläche des Stadtbalkons könnte gut von den verschiedenen Räumen und Nutzflächen zugänglich gemacht werden, was jedoch im Entwurf nicht gezeigt wird.
Der Zugang zum Archivgebäude liegt funktional richtig und mit kurzen Wegen in der Schnittstelle von westlichen PKW-Stellplätzen an der Nordtagente sowie südlichem Stadtzugang. Die LKW-Anlieferung mit genügend Rangierfläche wird nördlich an das Sockelgeschoss herangeführt.
Die Anordnung der Baukörper ermöglicht eine separate Realisierung der staatlichen und der städtischen Maßnahme. Das zusätzliche öffentliche Gebäude auf städtischem Grund wird schlüssig als kleiner Kubus nahe der angrenzenden bestehenden Stadtbebauung platziert, überbaut allerdings die Schutzbereiche (Denkmalschutz Keller) geringfügig.
Die geschlossenen Fassaden zeigen eine dunkle Keramikbekleidung. Dies ist für ein Archivgebäude möglich und angemessen, bietet aber keine architektonische Besonderheit.
Das Erdgeschoss des Kubus ist den öffentlichen Nutzungen vorbehalten und zeigt sich schlüssig rundum verglast und offen zum Stadtbalkon. Mängel erkennt das Preisgericht in Teilen der Grundrissorganisation; z.B. der zu kleine Zuschnitt des Foyers, die unklare Wegeführung zu Haupttreppe und Aufzügen sowie die Ausformung und Positionierung von Vortrags- und Ausstellungsraum. Wegen der Anbindung der Bereitstellung an den Lesesaal müssten Repertorienzimmer und Lesesaal besser getauscht werden.
Positiv ist die Möglichkeit, Veranstaltungen auch außerhalb der Öffnungszeiten des Archivs durchführen zu können, wobei die Teilbarkeit des Vortragsraumes nicht optimal hinsichtlich der Raumproportionen ist und eine Parkposition der Trennwände fehlt. Die Anbindung und Zuordnung der Räume im Sockelgeschoss ist sehr gut gelöst, insbesondere die Lage der Büros im Nordosten und die Technikräume im Süden. Allerdings sollte die Registratur nahe der Kanzlei angeordnet sein. Es bestehen kurze Wege der Mitarbeiter untereinander, wie auch der Archivare zum Benutzungsbereich.
Die eigentlichen Magazinflächen verteilen sich auf ein großflächiges, aber sinnvoll unterteiltes Untergeschoss im Sockel und drei Obergeschosse im Kubus. Die Aufzüge für deren Verbindung sind zentral und funktional richtig platziert und führen passenderweise direkt in die Bereitstellung. Allerdings ist der Anlieferbereich von den Aufzügen weit entfernt, die Transportwege führen nicht akzeptabel über die Flure der Verwaltung.
Die Anordnung der Magazine ist gut, die Raumzuschnitte und Höhen sind gemäß den Vorgaben, es sind genügend Rangierflächen vorhanden.
Als interessanten Beitrag hebt das Preisgericht den eingeschnittenen Innenhof als gestalterisches Element und als Ruhe- und Erholungsfläche für die Mitarbeiter hervor. Die Bepflanzbarkeit des Hofes ist gewährleistet, da die Fläche im darunter befindlichen Magazingeschoss richtigerweise ausgeschnitten ist.
Insgesamt ist im Hinblick auf die Funktionen im Öffentlichkeitsbereich, der Verwaltung und Archivalienbearbeitung und der Magazinbereiche ein gelungener Ansatz gegeben.
Die Fluchtwege aus den Untergeschossen sind richtig angeordnet. Die Ausbildung der in Gebäudemitte befindlichen Treppe mit Zugang zum Foyer und den oberen Magazin-Ebenen als Fluchtweg wird zu prüfen sein. Die erforderlichen direkten Ausgänge ins Freie von allen Treppenräumen sind gewährleistet.
Die Arbeit überzeugt durch eine hohe Flächenwirtschaftlichkeit und bewährte Konstruktion. Zudem zeigt die Arbeit gute Ideen zum Raumklimakonzept insbesondere durch den Einbezug passiver thermischer Elemente und hygrischer Maßnahmen. Die quantitative Bewertung des Energiebedarfs weißt jedoch bedingt durch die Kubatur einen relativ hohen Wert aus. Die Entwässerung der Sockelfreifläche über dem Magazin muss sorgfältig bedacht werden.
Insgesamt bietet der Entwurf einen vernünftigen Vorschlag zur gestellten Bauaufgabe.
Lageplan M2000

Lageplan M2000

Lageplan

Lageplan

Lageplan M500

Lageplan M500

Grundrisse EG bis 3. OG

Grundrisse EG bis 3. OG

Präsentationsblatt 1

Präsentationsblatt 1

Einbindung ins Umfeld

Einbindung ins Umfeld

Präsentationsblatt 2

Präsentationsblatt 2

Präsentationsblatt 3

Präsentationsblatt 3

Präsentationsblatt 4

Präsentationsblatt 4