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Sonstiges Vergabeverfahren | 08/2007

Interkultureller Generationspark

lage

lage

1. Preis

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation

Für einen Außenstehenden ist es nicht leicht, den Dessauer Stadtpark in seinem Charakter zu verstehen - vorausgesetzt, er findet ihn überhaupt.
Von stark befahrenen Straßen abgeschirmt liegt er fast unauffällig, mitten in der Stadt in nächster Nähe zu Marktplatz und dem belebten Einkaufszentrum. Der Park präsentiert sich als ein zufälliges Nebeneinander von drei unterschiedlichen Bereichen, die weder mit sich selbst, noch mit den umgebenden Quartieren in einem besonderen Dialog zu stehen scheinen. Einem Kokon gleichend umschließen ein austauschbares und funktionsentleertes Abstandsgrün sowie ein abgepflegtes Wohnumfeld die Relikte eines ehemaligen, introvertiert liegenden Palaisgartens, dem durch Kriegszerstörungen das Palais abhanden gekommen ist.
Die letzte gestalterische Überformung aus den Sechzigern ist sowohl konzeptionell wie baulich in die Jahre gekommen. Notwendige Pflegemaßnahmen in der räumlich wirksamen Vegetation scheinen kaum stattgefunden zu haben. Dafür wurde die Sammlung an Objekten über die Jahre ständig erweitert und präsentiert sich heute übervoll und willkürlich über den gesamten Park verstreut.
So ist es letztendlich eher das Gefühl von Enge und unaufgeräumter Überfüllung und eine besondere Erinnerung an die vorschreibenden „Weiße-Socken-Parks“ alter Familienphotos die sich bei einem ersten Spaziergang einstellt – und nicht das Bild eines lebendigen, individuell nutzbaren wie intensiv bespielten innerstädtischen Stadtparks, den man doch eigentlich in dieser Lage und in der jetzigen Zeit erwarten würde.

Gestaltungskonzept

Mit der vorgeschlagenen Umgestaltung des Parks - auch insbesondere vor dem Hintergrund des Generationen wie Kulturen übergreifenden und verbindenden Ansatzes – wird dieser bisherige stark verortende wie funktionsdefinierende Ansatz aufgegeben. Ziel ist es vielmehr, im Sinne der früheren Volksparks, einen offenen, flexiblen, einladenden wie strapazierfähigen Rahmen zu schaffen, der der individuellen Aneignung und so dem Spontanen und sich Wandelnden ausreichend inspirierenden Raum schafft.
Ausgehend von den Besonderheiten des Ortes und die Suche nach einem unverwechselbaren Bild zwischen Gartenreich und Pixellandschaft konzentrieren sich die vorgeschlagenen Maßnahmen dabei auf im Wesentlichen auf drei Schwerpunkte:

Baumclumps - Durch ein beherztes Auslichten der vorhandenen Vegetation und das Freistellen des wertvolleren Baumbestandes entwickelt sich ein das gesamte Areal zusammenfassendes Bild von größeren offenen Fugen und kompakten Clumps – größeren aufgeasteten Baumgruppen.

Aktivierung des räumlichen Potentials – Das gesamte Areal wird entleert und aufgeräumt. Das bisherige Nebeneinander der Bereiche wird zugunsten einer eng verwobenen Abfolge aufgegeben, wobei insbesondere der Bereich zwischen Kavalierstrasse und Akzisemauer als „Vorpark“ reaktiviert und intensiviert werden soll.

Ausbildung von Keimzellen – Neben den freiraumgestalterischen Maßnahmen sollen durch punktuelle hochbauliche Maßnahmen vorhandene Substanz zu Sicherung und Belebung des Parks aktiviert und eingebunden werden.

Gestaltungsschwerpunkte

Durch diese Maßnahmen entwickeln sich vor dem Bild eines Parks zwei Bereiche um mehrere hochbauliche Keimzellen:

Der Vorpark - Der bisher eher vernachlässigte Bereich zwischen Kavalierstrasse und Akzisemauer wird als „grüner“ lebendiger Stadtplatz intensiv nutzbar wie strapazierfähig ausgebaut. Der lichten „Galerie der Kulturen“ gegenüber schirmt eine Rasenrampe den Verkehrsknoten vor der Post ab. Sie bildet eine erhabene Sitz- und Liegetribüne - auch für Konzerte, die unter dem Flugdach an der Espressobar witterungsgeschützt stattfinden können. Mit dem Kletterwald durch Baumkronen entwickelt sich ein zweiter Spielschwerpunkt, der durch einen belastbaren Rasenplatz ergänzt wird. An der Rändern finden sich Nischen mit Sitzgelegenheiten, floralen Konzentraten sowie und kleineren Spielmöglichkeiten - z. B. der Schachgarten.

Der innere Park -
Der innere, umfriedete Park bildet den ruhigen, eher landschaftlichen Gegenpol zum Vorpark. Er lädt zum ungezwungen spontanen Nutzen und Aneignen ein. Die Rasenflächen sind gepflegt und laden zum Liegen und Spielen ein. Frei verstreut finden sich Stühle sowie Parkliegen zur freien Nutzung.
Einsichtig vom mittigen Hauptweges finden sich an Baumclumps angelagert einige wenige Verdichtungsbereiche – die kleine Grillecke, mit der großen Familientafel oder der von Pflanzen umspielte Bewegungsgarten als Sinnespfad für alt und Jung.
Die offenen Wiesen sind Raum für vielfältige Nutzungen, beispielsweise Familienfeste oder temporär installierte kleinere Bühnen

Die baulichen „Keimzellen“ -
Mit den baulichen Keimzellen werden insbesondere private Akteure - Gastronomen oder Vereine - in die Aktivierung des Stadtparks mit eingebunden.
Mit einer quirligen Espressobar an der Kavalierstrasse, einem von Bürgen betriebenen Café mit Essen aus „allen Herren Länder“ sowie einer Blüten-Shushi-Box ergänzend zum vorhandene Teehäuschen wird der Park vielfältiger und belebender ergänzt.
Die Scheibe an der Kavalierstrasse und die Y-Häuser werden in den unteren Geschossen für parkbezogene Aktivitäten transparent umgestaltet. Nutzungen wären beispielsweise eine Galerie der Kulturen als Forum für das Miteinander in der Stadt, eine spezielle Kinderbetreuung während der Einkaufstour oder ein Parkbüro.
Mit diesen baulichen Keimzellen stehen zudem ausreichend Toiletten in allen Parkbereichen zur Verfügung

Erschließung / Wegesystem
Beim Wegesystem konzentriert sich die Umgestaltung besonders auf die Verbesserung der Zugänglichkeit über die Kavalierstrasse und aus den Quartieren sowie auf die Qualität der Wege im Inneren. Eine ausreichend Breite mittige Wegeverbindung wird zukünftig auch für Radfahrer den kurzen weg durch den Park ermöglichen. Mit stabilen Wassergebundenen Decken und farblosen Asphaltflächen bestimmen zukünftig barrierefreie geh- und rollfreundliche Beläge in einem freundlichen hellen Farbton zukünftig den Park.

Vegetation
Schon eine alte Redensart bezeichnet Axt und Säge und nicht den Spaten als die wichtigsten Werkzeuge des Gärtners – so auch für den vorgeschlagenen Umgang im Stadtgarten. Vorsichtig - unter besonderer Rücksicht auf die wirklichen wertvollen Bäume - werden Unterwuchs beseitig, Dickicht wie Wildlinge gerodet und so Sichtbeziehungen und Durchblicke wieder hergestellt. Frei stehende Exemplare, wie beispielsweise die Linden an der Kavalierstrasse, werden durch Großbaumverpflanzungsmaschinen zur Arrondierung der Clumps umgesetzt.
Einladend offene Rasenflächen im wechselnden Schatten bestimmen zukünftig das Erscheinungsbild. Intensive Pflanzungen beschränken sich auf wenige, aber gut gepflegte Bereich - wie beispielsweise einen kleinen Rosengarten oder das Agapanthus-Parterre am Springbrunnen.

Einfriedung
Eine filigrane, gestalterisch prägnante Einfriedung umgrenzt zukünftig den ruhigeren Parkbereich. Parktore betonen Eingänge und damit die Wertigkeit dieses Stadtraumes. Die Möglichkeit, diesen Parkteil nächtlich zu schließen, trägt zur Sicherheit bei. Das Verbot für Hunde im inneren Bereich sichert die Qualität und kindergerechte Nutzbarkeit der hochwertig gepflegten Spiel- und Liegewiesen

Beleuchtung
Der Vorpark erhält als „grüner“ Stadtplatz eine vollständige Beleuchtung, die durch Effektbeleuchtung in den Baumkronen gestalterisch prägnant ergänzt wird. Der innere Park wird nachts geschlossen und unerreichbar so zu einem ruhigen wie dunklen Bereich.
prinzipschnitt

prinzipschnitt

baumclumbs und freie wiesenflächen

baumclumbs und freie wiesenflächen

rasentribüne und espressobar

rasentribüne und espressobar

tor zum park

tor zum park

kletterwald

kletterwald