modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 09/2019

Neubau einer Wohnanlage Baufeld 8 des Heiligkreuz-Viertels in Mainz

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_1

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_1

2. Preis

ilter Architekten PartgmbB

Architektur

GDLA I GORNIK DENKEL landschaftsarchitektur partg mbb

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der in vier Richtungen angrenzende Freiraum entwickelt sich mit unterschiedlichen Qualitäten gebäudebezogen aus dem Inneren heraus:

Nördlich grenzen die Grünflächen vor den berankten Sockeln (Kletterhortensien/ Amerikanische Klettertrompete) die erhöhten Vorgärten zur Promenade hin ab. Auch im Osten entstehen Privatgärten, die mit dem Sockel direkt an die Promenade anschließen. Südlich rückt der Baukörper unmittelbar an den Gehweg und die Baulinie vor. Im Westen findet sich die Durchlässigkeit des Gebäudes auch im Außenraum wieder: Mit der Nutzung als Café und den beidseitigen Terrassenbereichen entstehen harmonische Übergänge zum öffentlichen Raum und Innenhof.

Dieser stark durchgrünte, auf Höhe des Hochparterres gelegene Innenhof ist von drei Punkten aus (2x barrierefrei über Rampen) zu erreichen. Die dynamische Durchwegung aus hellbeigem Betonsteinpflaster (Reihenverband) weitet sich wiederholt auf und verbindet harmonisch Erschließungsflächen, Fahrradbügel (52 Stellplätze) und multifunktionale Rasenflächen. Mit an den Eckpunkten angelegten Sitzgelegenheiten sowie Spielmöglichkeiten für Kinder entlang der Magistralen wird Raum zur Begegnung geschaffen – spannende Raumabfolgen entstehen. Je nach Nutzerwünschen können halböffentliche Quartiersgärten integriert werden.

Die Privatgärten schirmen sich durch Ligusterhecken etwas ab, großzügige Terrassen aus Plattenstreifen mit Rasenfuge werden durch Sichtschutzelemente voneinander getrennt. Im gesamten Innenhof gesellen sich kleinere Hainbuchen zu Bergkirschen und Kupferfelsenbirnen. Auch die Balkone tragen mit einer Bepflanzung aus Wisteria und Parthenocissus zu einem grünen Gesamtbild bei.

Das Regenwasser wird vorwiegend auf den extensiv begrünten Dächern genutzt und gespeichert. Diese verfügen über Festkörperdrainagen und Retentionsboxen, um mit den Grünflächen über der Tiefgarage (Rückhalteflächen) einen Überflutungsschutz bieten zu können. Eine nicht zwingend erforderlich Zisterne könnte in den nicht unterbauten Flächen im Hof untergebracht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch eine klare Formensprache, eine moderne Anmutung der Fassade und prägende Gestaltungselemente: Der über das erste Geschoss hinaus gezogene, erhöhte Sockelbereich ist in dunklerem Klinker ausgeführt und verleiht dem Gebäude insgesamt eine angemessene Proportion. Die Fassade wird durch die volumetrische Betonung durch horizontale und vertikale Fugen in gelungener Weise betont und rhythmisiert. Die im ersten Obergeschoss der Westseite ausgebildete horizontale Fuge gibt dem Gebäude ein Gesicht zum Platz hin. Die Jury merkt jedoch an, dass die Fugenausbildung in den Grundrissen nicht abzulesen ist und darum im Sinne einer dekorativen Kosmetik verstanden wird. Die geschlossenen Brüstungen erfüllen die Vorgaben der Auslobung. Eine Fassadenbegrünung ist in den Plänen nicht explizit dargestellt; auch wenn die Gitterfassade als Fläche zur Begrünung dienen könnte.

Eine Stärke des Entwurfs ist die zentrale Anordnung des Gemeinschaftsraums und des Cafés, welches eine schöne Zuordnung und Ablesbarkeit zum Platz erhält. Der Gemeinschaftsraum ist hof- und platzseitig wie gewünscht ebenerdig zugänglich. Einzig die exponierte Lage des vorgeschlagenen Cafés schmälert die Nutzungsflexibilität der Einheit. Die Funktionalität der im Untergeschoss angeordneten Müllräume wird kritisch gesehen.

Insgesamt erscheinen die Grundrisse wohl organisiert und proportioniert. Dies gelingt durch eine ökonomische Anordnung der Erschließungskerne. Tageslichtbäder erfüllen die Vorgaben der Ausloberin. Kritisch gesehen werden die Anordnung einiger Schlafräume an Aufzugschächten und die teilweise langen und schmalen Flure innerhalb der Wohnungen. Vier Wohnungen fehlt ein zweiter Rettungsweg. Die konsequente Interpretation des Townhouse-Themas wirkt überzeugend, führt jedoch zu Einbußen in der Barrierefreiheit der Wohnungen und einer Aufweichung des Sockels durch die individuellen Eingänge. Der Verzicht auf Gebäudeteil B wird positiv bewertet, da die Qualität der Wohnungen in Gebäude A dadurch erhöht wird.

Die Innenhofgestaltung ordnet einen großen Anteil der Flächen privaten Bereichen zu. Hierdurch steigt zwar die Qualität der Privatgärten, jedoch liegen dadurch die Pflege und das Erscheinungsbild in der Verantwortung der Bewohner. Der Verlust an gemeinschaftlich genutzten Flächen für Kinderspiel und Aufenthalt wird kritisch gesehen. Die von allen Bewohnern erreichbare Dachterrasse hingegen erfährt großen Zuspruch.

Die Stärken der Arbeit liegen in der deutlichen Adressbildung zum Platz sowie einer schlüssigen Grundrissgestaltung. Geschmälert wird der positive Gesamteindruck durch einige funktionale Schwächen und die Tatsache, dass die Identitätsbildung zum Platz in hohem Maße von der horizontal angedeuteten Fuge abhängt, die sich jedoch nicht aus der Funktionalität des Hauses ergibt und daher leider kaum mehr ist als ein vordergründiger kosmetischer Effekt.
Lageplan EG

Lageplan EG

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_2

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_2

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_3

ilter Architekten_Baufeld 8_Visualisierung_3