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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2019

Aufbau Universitätsmedizin Augsburg – Neubau eines Zentrums für Integrative und Translationale (ZeIT) Forschung

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 55.000 EUR

BODAMER FABER ARCHITEKTEN BDA PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung
Das Zentrum für Integrierte und Translationale Forschung orientiert sich städtebaulich am Siegerentwurf des vorangegangenen, städtebaulichen Wettbewerbs, der eine Baulinie definiert hat. Das Gebäude befindet sich östlich des entstehenden Campusplatzes und entlang einer Promenade, die den Campus mit dem Klinikum verbindet.

Architektonisches Konzept
Zentraler Leitgedanke ist die Ermöglichung und Förderung der Kommunikation auf allen Ebenen des Gebäudes. Das Science Hub fördert im Zentrum für integrierte und translationale Forschung den interdisziplinären Austasch, ermöglicht zufällige Kommunikation und bietet Platz für Vorträge und Wissensvermittlung.

Der Entwurf platziert die öffentlichen Kommunikationsbereiche des Science Hub entlang der westlichen Fassade, die sich zum Campusplatz und zur Promenade orientiert und staffelt ihn auf allen oberirdischen Geschossen sichtbar nach oben. Durch Lufträume mit Blickbezügen und freie Treppenanlagen sind die Bereiche untereinander verbunden. Im Technikgeschoss auf dem Dach mündet der Kommunikationsbereich in eine großzügige Dachterrasse.

Nördlich, südlich und östlich im Gebäude sind auf jedem Geschoss Labor- und Büromodule angeordnet. Diese bilden einen klaren Rücken und betonen dadurch umso mehr die Öffnung hin zum Campus.

Funktionen und räumliche Organisation
Das Gebäude gliedert sich in sechs Obergeschosse und 1,5 Untergeschosse. In den ersten beiden Geschossen befinden sich gemeinschaftlich genutzte Flächen wie das Conference Center, die Core Facilities und die Infrastrukturlabore. Über eine kommunikative Sitztreppe sind diese beiden Ebenen verbunden. Der 2.- geschossige Hörsaal erhält sowohl im Erdgeschoss als auch im 1. Obergeschoss einen angemessenen Vorbereich mit Aufenthalts- und Besprechungszonen. Eine Cafeteria im Erdgeschoss fungiert zudem als zentraler Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität. Im "Rücken" des Erdgeschosses befindet sich die Anlieferungen mit zentralen Lager-, Ver- und Entsorgungsbereichen.

Zwischen dem ersten und dem vierten Obergeschoss staffeln sich die Labor- und Bürozonen der Forschungsflächen in den geforderten Verhältnissen geschossweise nach oben. Im ersten Obergeschoss befinden sich neben den öffentlichen Bereichen die reine Bürozone der Forschung. In den darüberliegenden Geschossen kommen immer mehr Laborbereiche hinzu.

Das Science Hub zieht sich als öffentliche Kommunikationszone durch das ganze Gebäude und endet auf dem Dach als spektakuläre Dachterrasse mit Blick auf den Campus. Entlang der Westfassade sind die Bereiche durch einen Tiefenversprung in der Fassade deutlich erlebbar.

Im ersten Untergeschoss befindet sich die Versuchstierhaltung mit drei Barrieren. Die mittig gelegenen Barrieren werden zentral über einen internen Flur erschlossen. Außerhalb der Barrieren befindet sich ein "Ring" aus Versorgungs-, Personal- und Organisationsräumen, an dem die Ver- und Entsorgung angeschlossen ist.

Die Technikbereiche befinden sich sowohl in den beiden Untergeschossen als auch auf dem Dach (Lüftungsanlage).

Labormodule
Der Laborbereich basiert auf einem flexiblen Grundmodul, das innerhalb des Gebäudes an mehreren Stellen platziert werden kann. Die Erschließungskerne und Schächte sind so angeordnet, dass sich das Modul durch drehen und spiegeln im Gebäude vervielfältigen lässt. Ein Modul hat die Maße 54 mx 21.6m und kann sowohl mit Laboren als auch mir Bürobereichen bestückt werden. Das Modul basiert auf einem Raster von 3.60m.

Diese Flexibilität ermöglicht die Verteilung von Labor- und Bürobereichen in unterschiedlichen Verhältnissen. Während sich im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss gemeinschaftlich genutzte Laborflächen (Core Facilities und Infrastrukturlabore) befinden, staffen sich in den darüberliegenden Stockwerken die Forschungsflächen im Verhältnis 1:0, 1:1, 1:3 und 1:6. Änderungen und Anpassungen an neue Erfordernisse sind durch dieses Prinzip möglich.

Erschließung
Das Gebäude wird westlich, entlang der Promenade erschlossen. Man gelangt in einen großzügigen Foyer- Bereich, in dem man über Lufträume das offene Prinzip des Gebäudes erfahren kann. Hier befindet sich das Conference Center, das mit einer Sitztreppe und einer Cafeteria zum Austausch und Verweilen einlädt. Zudem befinden sich im Erdgeschoss die Core Facilities, die von allen Fachbereichen gemeinschaftlich genutzt werden können. Intern erfolgt von Osten die Anlieferung.

Das Gebäude hat drei zentrale Erschließungskerne mit Aufzuganlagen sowie zwei zusätzliche Fluchttreppenhäuser in den Laborbereichen. Diese sind so angeordnet, dass in den Laborbereichen ein Rettungsweg von max. 25m gewährleistet ist.

An die Erschließungskerne angeschlossen sind die Schächte für ELT und Lüftung.

Zusätzlich befinden sich entlang der Lufträume offene Freitreppen, die die Kommunikationsbereiche miteinander verbinden.

Fassade
Die streng gerasterte, nicht- tragende Fassade wird durch horizontale und vertikale Elemente aus eingefärbten Betonfertigteilen strukturiert, die 60cm zur Fensterfassade verspringen. Entlang der Kommunikationsbereiche an der Westfassade werden die vorgelagerten Betonelemente ausgesetzt. Der Tiefenversprung betont die Staffelung der Kommunikationsbereiche nach oben und führt den Blick nach oben bis zur Dachterrasse. Der offene Fassadenbereich fungiert als strahlende Darstellung der Inneren Kommunikationsprinzips. Die interdisziplinäre Herangehensweise und die Förderung der Kommunikation im ZeIT sind von außen sichtbar.

Konstruktions- und TGA Konzept
Das Gebäude wird als Stahlskelettbau im Raster von 7.20m mit Flachdecken und nichttragenden Innenwänden geplant. So ist eine flexible Innenraumgestaltung und eine unkomplizierte Führung der TGA Trassen möglich. Technikflächen befinden sich sowohl auf dem Dach (Lüftungsanlagen) als auch in den Untergeschossen. Das Gebäude erhält eine Betonkernaktivierung, um die Speichermassen für Heizung und Kühlung zu nutzen.

Um die angestrebte Passivhausqualität zu erreichen, sieht der Entwurf eine Kombination von passiven und energieeffizienten, aktiven Maßnahmen vor, um den Energiebedarf zu minimieren und ein komfortables Innenraumklima zu gewährleisten. Die Fassade ist so konzipiert, dass der sommerliche Wärmeschutz mit passiven Maßnahmen maximiert und gleichzeitig ein hoher Komfort für die Nutzer gewährleistet wird. Entsprechend ist der transparente Anteil reduziert und mit beweglichen externen Lamellen vorgesehen, damit die Transmissionswärmeverluste und die Kühllasten auf einem Minimum gehalten werden können. Außerdem werden alle opaken Fassadenteile luftdicht und wärmebrückenfrei hoch wärmegedämmt. Gleichzeitig wird durch innenräumliche Strukturen sowie Transparenz in der Fassade viel Tageslicht auch in zentral gelegene Bereiche geleitet, so dass künstliche Belichtung auf ein notwendiges Maß reduziert wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude ist entsprechend der Vorgaben richtig platziert und nimmt die gewünschte gestaffelte Kubatur auf, ist aber zu hoch und der Terrasseneinschnitt schneidet das Gebäudevolumen im Norden ungeschickt ein. Der Eingangsbereich öffnet sich großflächig nach Westen und kann sich dabei leider nicht entscheiden, ob er am Platz oder am Durchgang liegen will.
Hat man diesen durchschritten öffnet sich eine großzügige und vielfältige Erschließungslandschaft, das Herz des Gebäudes der kommunikationsfördernde Science Hub. Sitztreppen liegen richtig zum Hörsaal- und Seminarbereich. Öffnungen in der Decke bringen das notwendige Tageslicht in die Tiefe des Raumes. Diese abwechslungsreiche Szenerie staffelt sich über die Eben nach oben. Es ist Wille der Verfasser diesen nach außen sichtbar zu machen. Leider können die Fassaden hierbei die innere Atmosphäre nicht nach außen tragen. Die plastische Regelausbildung wird durch eine nicht näher definierte Fläche viel zu brachial unterbrochen. In den Obergeschossen erkennt man auch, dass der Kommunikationsbereich nicht mit dem Fassadenwechsel übereinstimmt. So hinterlässt die West-fassade den Eindruck eines nicht bewältigten formalistischen Gestaltwillens. Auch der Fassaden-schnitt transportiert wohlwollend betrachtet eher eine Skizze als eine konstruktive Vorstellung.

Begrüßt wird die funktionale Aufteilung im Inneren, die das gesamte Gebäude als eine Einheit auffasst. Die Units, bzw. Funktionseinheiten greifen ineinander und werden über die inspirierenden Erschließungsflächen miteinander verzahnt. Infrastruktur, Labore, Büros und Forschungszonen werden im gewünschten Verhältnis über die Ebenen verteilt. Die Labore funktionieren, obwohl sie wie ins Gebäude eingestreut wirken, sehr gut. Dem kommunikativen Konzept geschuldet, sind die Wege zu den Speziallaboren teilweise weit.

Leider gibt es auch ein paar Ungeschicklichkeiten: Das Erschließungssystem über die Ebenen ist umständlich und wird aufgrund der weiten Wege dazu führen, dass den Aufzügen der Vorrang gegeben wird. Diese liegen aber gut abgeschirmt von den kommunikativen Bereichen und verhindern so zufällige Begegnungen über die Geschosse.
Das angegeben Konstruktionsraster mit 7,2 Meter erscheint sinnvoll, die dazugehörigen Stützen werden jedoch nur im Bereich der Hülle gezeigt. Die notwendigen Stützen in den Ebenen scheinen im Bezug mit den Öffnungen zu stehen. Die Jury hätte jedoch die Vorstellung des Entwurfsteams zur gestalterischen Einbindung interessiert.
Die Wache Pforte/ Poststelle liegt im Verhältnis zum Erschließungsbereich abseitig und muss keinen zweigeschossigen Luftraum haben. Die Funktionalität der Tierhaltung bleibt stellenweise noch unklar.
Die Bürogrößen stimmen nicht mit dem Raumprogramm überein. Die Fluchtwegelängen scheinen eingehalten worden zu sein, allerdings ist der direkte Ausgang ins Freie nicht nachgewiesen.
Im Vergleich zu den anderen Arbeiten ist erstaunlich, dass die großzügig wirkenden Verkehrsflächen sogar leicht unter dem Durchschnitt liegen. Das großvolumige Innenraumkonzept hat zur Folge, dass die Kubatur-Flächen-Verhältnisse ungünstig sind, das A/V Verhältnis dafür wieder gut. Die Sandwich-Lage der Technikflächen auf dem Dach und unter der Tierhaltung ist ideal.

Insgesamt ist dieser Beitrag mutig, da das Entwurfsteam den in der Auslobung formulierten neuen Weg eines kommunikativen interdisziplinären translationalen Forschungsorganismus räumlich umgesetzt hat. Leider bleibt diese potentiell interessante strukturalistische Idee in seinen Ansätzen stecken und der ungeschickte Versuch das Innere im Äußeren sichtbar zu machen, wird gestalterisch nicht näher erläutert. Die Chance eines in die Struktur eingeschriebenen flexiblen Gebäudes ist stecken geblieben.
EG

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OG

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Schnitte

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