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Einladungswettbewerb | 06/2019

Marktplatz in Perchtoldsdorf (AT)

1. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

wolfgang Weidinger ZT GmbH

Architektur

ErlÀuterungstext

DIE IDEE

Der gesamte Marktplatz gliedert sich im Wesentlichen in 4 Bereiche mit unterschiedlichen stadtrĂ€umlichen Schwerpunkten und AufenthaltsqualitĂ€ten und nimmt auch historisch Bezug auf ehemalige Grenzen. Die Begegnungszone erhĂ€lt ein einheitliches Stadtparkett. Die Fahrbahn der Landstraße wird mit einem Betonbelag ausgefĂŒhrt. Ausgenommen sind zwei Zonen, welche mit einer durchgehenden Pflasterung einerseits die Aufmerksamkeit aus verkehrstechnischer Sicht erhöhen und andererseits eine zusĂ€tzliche rĂ€umliche Fassung durch die einheitliche Gestaltung erzeugen. Der dadurch neu geschaffene zusammenhĂ€ngende Stadtraum versteht sich auch als eine ErgĂ€nzung zum historischen Ensemble rund um die Burg und die Kirche.

Folgende Attribute können der neuen Begegnungszone zugeordnet werden – die Begegnung an sich (Kommunikation, Information), Austausch (einkaufen, debattieren), Aufenthalt (flanieren, Geschichten erzĂ€hlen), Rituale (Feste feiern, temporĂ€re MĂ€rkte abhalten) Verkehr (entschleunigter Ortsverkehr, Zubringerverkehr, Parkierung). Alle diese charakteristischen Eigenschaften finden ihre Schwerpunkte in den einzelnen Bereichen und ergeben die im Detail beschriebenen AufenthaltsqualitĂ€ten.

AUFENTHALTSBEREICH 1 - „DER PLATZ"

Die dem Burggarten vorgelagerte freie FlĂ€che zwischen Gemeindeamt und Rathaus mit der markanten PestsĂ€ule ist derzeit kaum als Platz spĂŒrbar. Der gesamte Bereich erhĂ€lt eine durchgehende einheitliche OberflĂ€chengestaltung. Der Belag wird auch ĂŒber die Fahrbahn gezogen. Die zu den GebĂ€uden hin angrenzende Pflasterung (BordĂŒre) wird ebenso als Begrenzung zu den anderen Bereichen verwendet, so dass der Platz eine rundumlaufende Fassung erhĂ€lt. Die Fahrbahn wird in einem leichten Bogen ĂŒber den Platz gefĂŒhrt. Durch das AbrĂŒcken von den östlichen GebĂ€uden erhĂ€lt das Gemeindeamt und die Post ein entsprechendes nutzbares Vorfeld. Die FlĂ€che zwischen Rathaus und Fahrbahn kann teilweise als ParkierungsflĂ€che in dafĂŒr bestimmte Zeiten und auch als Platz fĂŒr temporĂ€re MĂ€rkte und Veranstaltungen herangezogen werden. Die Kennzeichnung am Boden in diesem Bereich erfolgt mittels Alu- MarkierungsnĂ€gel bzw. Alu-Markierungsknöpfen.

Insgesamt ist festzuhalten, dass diesem Vorfeld zum historischen Ensemble eine besondere Bedeutung zukommt - es stellt den entsprechenden rĂ€umlichen Übergang dar. Der Anforderung an den "freien Platz" ist Rechnung zu tragen, schon alleine der Veranstaltungen wegen - Stichwort "Hiata-Einzug". Der GrĂŒnraum wird durch eine neue Baumallee vor dem Gemeindeamt und der Post auf dem fĂŒr diese GebĂ€ude neu entstandenem Vorplatz erweitert. Die durch den gesamten Marktplatz durchfĂŒhrende Baumallee wechselt die Straßenseite, damit der freie Blick auf die Kirche gewahrt bleibt und der "Platz"einen zusĂ€tzlichen rĂ€umlichen Abschluss erhĂ€lt.

AUFENTHALTSBEREICH 2 – „DER ERWEITERTE BURGGARTEN"

Der Burggarten mit seinen prĂ€chtigen BĂ€umen vor der Kirche ist in diesem Bereich besonders stark spĂŒrbar. Der GrĂŒnraum soll in die Begegnungszone erweitert werden. Die neue Baumallee bildet einen Abschluss und wird ein Teil vom Garten.
Betonplatten kennzeichnen optisch die Fahrbahn. Die Begrenzung erfolgt durch Granitrandsteine mit Delta h=0, also bodengleich ausgefĂŒhrt zum angrenzenden Pflaster. Der bestehende Schanigarten vor dem CafĂ© bzw. der LokalitĂ€t wird integriert. Ein Bereich mit besonderer AufenthaltsqualitĂ€t und angenehmer AtmosphĂ€re entsteht.

AUFENTHALTSBEREICH 3 – „DIE STADTLOUNGE"

Zwischen dem unter Punkt 1 beschriebenen "Platz" und der bestehenden "FUZO" soll ein stadtrĂ€umlicher Aufenthaltsraum entstehen - eine "Lounge". Situiert gegenĂŒber der Ladenzone und vor dem Pfarrheim. Der vorhandene Niveausprung wird aufgegriffen und mit höhenversetzten GrĂŒnbeeten versehen, welche gĂ€rtnerisch gestaltet werden. Die bestehenden BĂ€ume sind Teil der Allee und können integriert oder durch Neupflanzungen ersetzt werden. Fixe Sitznischen laden zum Verweilen und Kommunizieren ein, gut sichtbar im Herzen der neuen Begegnungszone mit Blick auf das historische Ensemble.

AUFENTHALTSBEREICH 4 – „DIE BESTEHENDE FUZO"

Am sĂŒdlichen Marktplatz befindet sich bereits ein verkehrsberuhigter Bereich, die sogenannte "FUZO". Durch den Entfall der Querparker kann die dafĂŒr vorgesehene FlĂ€che verbreitert werden. Vom verkehrsberuhigten Kreuzungsbereich Elisabethstraße mit dem durchgezogenem Pflaster bis hin zur unter Punkt 3 beschriebenen „Stadlounge“ sind kleinrĂ€umliche AufenthaltsqualitĂ€ten, wie z.B. Lesen, entspanntes Spielen mit dem Wasser und SchanigĂ€rten vorgesehen. Am Kreuzungspunkt zur Elisabethstraße beginnt die Allee des Marktplatzes vom SĂŒden her mit einem Baumkarree. Die 4 BĂ€ume werden mit runden Beton-Pflanz-Beeten eingefasst und bieten mit den aufgebrachten SitzflĂ€chen nahe dem offenen BĂŒcherschrank eine ganz spezielle Ruhezone.

PARKEN, VERKEHR UND FAHRBAHN

Der gesamte Marktplatzbereich bis zu den historischen Toren und zur EinmĂŒndung in die Wiener Gasse wird als Begegnungszone ausgewiesen. Im Bereich der historischen Tore sind Anrampungen auf Gehsteigniveau vorgesehen, welche durch ein Kleinsteinpflaster eine Erinnerung an den besonderen Ort darstellen können. FĂŒr die Fahrbahn ist grundsĂ€tzlich eine WaschbetonoberflĂ€che vorgesehen, welche durch niveaugleiche Granitrandsteine begrenzt ist. Nur im Bereich des "Platzes" und im Kreuzungspunkt zur Elisabethstraße wird das Pflaster durchgezogen und sorgt zusĂ€tzlich fĂŒr erhöhte Aufmerksamkeit an diesen beiden Orten.
Die Parkierung erfolgt entlang der Fahrbahn lĂ€ngs und in der am "Platz" dafĂŒr ausgewiesenen FlĂ€chen. Dadurch ergibt sich eine Anzahl von 55 StellplĂ€tzen innerhalb der Begegnungszone. Die derzeit bestehenden Ladezonen kommen zu diesem FlĂ€chenangebot noch dazu. FahrradabstellplĂ€tze sind im gesamten Bereich verteilt und mĂŒssten im Zuge einer weiteren Planung genauer definiert werden. Das Nextbike Mietsystem ist im Bereich der "FUZO" vorgesehen. die Bushaltestellen bleiben an den bereits dafĂŒr vorgesehenen Standorten.

MATERIALIEN + MÖBLIERUNG

Der gesamte Marktplatz erhĂ€lt ein sogenanntes Stadtparkett mit einem in linearen Bahnen verlegten Muster, in unterschiedlichen Breiten und LĂ€ngen mit drei Farbtönen. Diese einheitliche und durchgehende Gestaltung ermöglicht auch eine bessere Wahrnehmung des historischen Ensembles rund um Kirche und Burg. Das Betonsteinpflaster ist in der OberflĂ€che feingestrahlt und diamantgebĂŒrstet und kann in warmen Farbtönen abgestuft werden. Die Fahrbahn der Landstraße erhĂ€lt bis auf zwei Bereiche eine BetonoberflĂ€che, die Randbegrenzungssteine sind aus Granit, niveaugleich mit den angrenzenden OberflĂ€chen verlegt. FĂŒr die Stufen und Mauern im Umfeld der Stadtlounge sind helle sandgestrahlte Betonfertigteile vorgesehen, die ein weiteres Element zur Pflasterung darstellen. Die Holzauflagen fĂŒr die SitzflĂ€chen werden aus witterungsbestĂ€ndigen Hölzern (zB LĂ€rche) gefertigt. Die FahrradstĂ€nder sind mit Holz belegt, so dass sie auch als AnlehnbĂŒgel verwendet werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seine prÀzisen rÀumlichen Schwerpunktsetzungen und den adÀquaten Einsatz der gewÀhlten Materialien. Die optische Differenzierung bzw. funktionelle Sequenzierung in einzelne Bereiche wird als sinnvoll und gelungen angesehen.
Die Ausbildung des Höhensprungs an der Westseite des Unteren Marktplatzes mit attraktiven Sitzmöglichkeiten wird als qualitativ hochwertige Lösung gesehen. Generell wird die Westseite des Unteren Marktplatzes durch geschickte Anordnung der ParkplÀtze aufgewertet.
Die Verwendung eines einheitlichen Bodenbelags im Bereich des Oberen Marktplatzes, der auch ĂŒber die Landesstraße weitergezogen wird, wird positiv hervorgehoben.
ZusÀtzlich wird in diesem Bereich die Fahrbahn in Richtung Westen verschoben. Dadurch entsteht ein breiterer und dadurch attraktiverer Gehsteigbereich im Osten und der Vorplatz vor dem Gemeindeamt erhÀlt mehr AufenthaltsqualitÀt.
Die Anordnung der Baumreihen unterstreicht die rÀumliche Differenzierung und schafft ausreichend beschattete Bereiche.
Die Gesamtheit der geplanten Interventionen lĂ€sst dieses Projekt als den schlĂŒssigsten Ansatz fĂŒr die Neustrukturierung und Gestaltung des Marktplatzes von Perchtoldsdorf erscheinen.