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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau Klinik für Psychosomatik in Hildesheim

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Architektur Modellbau Gestaltung Mark Blume

Modellbau

4 [e] motions

Visualisierung

Erläuterungstext

Allgemein-Anlass:
Das Ameos Klinikum Hildesheim wird sich mit dem zu gründenden Zentrum für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie auf dem Gelände des Klinikums in einem hierfür neu zu erstellenden Gebäudekomplex der Diagnostik, Behandlung und der Aufklärung und Beratung von Menschen mit psychosomatischen Störungsbildern intensiv widmen und hier eine Versorgungslücke im Ein-zugsgebiet des Ameos Klinikum Hildesheim schließen. In der ärztlichen Tradition sieht sich die Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in einer besonderen, ganzheitlichen Sicht des kranken Menschen.
Das neue Zentrum ist auf die akute Behandlung von Patienten mit stressassoziierten Erkrankungen ausgerichtet. Es beinhaltet einen Diagnostik- und Therapiebereich, eine Institutsambulanz, eine vollstationäre Einheit, eine Tagesklinik, sowie einen Fachtherapiebereich.
Das Grundstück für den Neubau befindet sich auf dem Klinikgelände in unmittelbarer Nachbarschaft zum Sozialzentrum und zu den in den 1970er Jahren im Pavillonstil erbauten Stationen der Klinik.
Das vorgesehene Grundstück wird von Norden über die Zufahrtsstarasse der Klinik erschlossen und weist von Norden nach Süden eine Steigung von ca. 5-6 m auf.

Städtebau:
Der Neubau positioniert sich als linearer, ost-west gerichteter und ein- bis dreigeschossiger Baukörper zentral auf dem Grundstück. Damit führt er die vorgefundene Bauweise der Nachbarschaft - den Pavillonstil - fort und fügt ich wie selbstverständlich in die vorhandene Topografie ein.
Der Neubau wird von Süden betreten. Ein Gebäudeunterschnitt bildet ein schützendes Vordach aus und bietet Platz für die gewünschten Fahrradstellflächen. Die 10 Stellplätze befinden sich direkt vor dem Haus und werden selbstverständlich an die vorhandene Erschließungssituation angebunden.
Der Neubau schiebt sich nach Süden in den Hang hinein, so dass dieser auf der Südseite überwiegend eingeschossig mit aufgesetztem Staffelgeschoss erscheint. So wird nicht nur die Baumasse geschickt gegliedert, auch die Entfluchtung des Neubaus ist überwiegend direkt nach drau-ßen ins angrenzende Gelände möglich.

Funktion:
Im Mittelpunkt des Neubaus steht der Patient. Dieser soll sich empfangen und gut aufgehoben fühlen. Außerdem sollen sich die Patienten einfach orientieren können. Es gibt immer eine Verbindung zum umgebenden Außen-/ Grünraum. Durch die Materialwahl des Neubaus sollen sie sich geborgen fühlen.

Eingangsebene: Hier befinden sich die Aufnahme, der Empfang, die Diagnostik und Therapie, sowie die Institutsambulanz. Man betritt den Neubau über die Halle, an der sich ein großzügiger Wartebereich und die Aufnahme befinden. Ringförmig um einen Innenhof schließen sich die Institutsambulanz und der Diagnostikbereich an. Auch hier bieten Wartebereiche mit Blick in den Innenhof nicht nur attraktive Zonen zur Überbrückung von möglichen Wartezeiten an, auch die Vermeidung von Dunkelzonen führt zu einer guten Orientierung im Neubau.
1.Obergeschoss: Über die großzügige einläufige Treppe, sowie den Aufzug gelangt man ins erste Obergeschoss. Hier befinden sich die vollstationäre Einheit, sowie die Tageklinik vis a vis. Ein zweiter Zugang von Süden ermöglicht, wenn gewünscht, einen direkten Zugang auf dieser Ebene. Die Tagesklinik ist nach dem gewünschten Profil des Tagesablaufs konzipiert. Die vollstationäre Einheit ist in zwei Bereiche gegliedert, um unnötige Flurlängen zu vermeiden. Offene Flurenden sichern vielfältige Blickbeziehungen nach draußen, nutzbare Terrassen nach Süden vor den Zimmern, sowie eine gemeinsam mit der Tagesklinik zu nutzende Dachterrasse schaffen zusätzliche Aufent-haltsmöglichkeiten für Langzeitpatienten. Ein kleines „Nutzgärtchen“ im Süden ermöglicht eine weitere Beschäftigung.
2.Obergeschoss: Hier befindet sich die Fachtherapie sowie der Speisebereich. Eine Terrasse nach Süden und weit öffenbare Fensterelemente ermöglichen sowohl dem Speisebereich als auch dem Yoga und Sport eine enge Verbindung zum Außenraum.

Konstruktion und Gestalt:
Der Neubau wird als Stahlbetonschottenbauweise konzipiert. Wirtschaftliche Spannweiten, aussteifende Kerne, sowie eine einfache Tragstruktur stellen ein robustes und wirtschaftliches Grundgerüst her. Außenwände werden in Nutzungsbereichen mit bandartigen Öffnungen versehen. Eine niedrige Brüstung schafft einen guten Bezug zum Außenbereich. Mit der Wahl eines hellen Ziegels in Verbindung mit der Abbildung der Deckenbereiche wird „das Liegende“ des Baukörpers betont und der Duktus der umgebenden Baukörper „der Pavillonstil“ weitergebaut. Die Farb- und Materialwahl in Verbindung mit einem warmen Holzton für Fußböden und Akustikelemente im Inneren sichert eine behagliche und warme Atmosphäre, die die Genesung unterstreichen sollen.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit - Minimierung der Bau- und Pflegekosten für Hochbau und Freianlagen:
Das Gebäude wird selbstverständlich nach den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens geplant. Wesentliche Parameter der ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte sind bereits im frühen Entwurfsstadium berücksichtigt. Hervorzuheben ist hierbei dabei die Kompaktheit des Neubaus, die Wahl von örtlichen Materialien wie Ziegel und Holz.

Barrierefreiheit:
Der Neubau ist natürlich allen Teilen barrierefrei zu erschließen. Durch die Einbindung in die Topografie ist das 1.OG nach Süden ein Erdgeschoss und Ausgänge führen direkt ins Freie.

Energiekonzept:
Soviel Technik wie nötig, so wenig wie möglich.
Die geplante Gebäudekonzeption mit seiner kompakten Kubatur und seiner Speichermassen schafft eine gute Voraussetzung zu einem sparsamen Energieeinsatz. Die zur Verfügung stehende Nahwärme ist ein guter Energielieferant. Auf Lüftung der Räume kann aufgrund der Raumgrößen und Raumgeometrien verzichtet werden. Die Räume können über Fensterlüftung ausreichend belüftet werden. Die nach Süden, Westen und Osten ausgerichtete Räume erhalten einen elektromotorisch gesteuerten außenliegenden Raffstore, so dass ein zu großer Wärmeeintrag vermie-den wird. Ein Gründach mit verzögerter Regenwassereinleitung bietet zudem einen weiteren Puffer aus. Es wird vorgeschlagen das Regenwasser aufgrund der parkartigen Umgebung über Einleitung in Rigolen ohne Anschluss an das Kanalnetz versickern zu lassen. Auf Photovoltaikanagen wird aufgrund der Einsehbarkeit von Benutzern des Dachgeschosses verzichtet. Für haustechnische Räume ist genügend Platz im Eingangsgeschoss im rückwärtigen Bereich vorgesehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau wird in Ost-Westausrichtung zentral auf dem Grundstück platziert, von Süden kommend staffelt sich der Baukörper den Hang hinauf, akzentuiert wird das Gebäude durch ein kleines, präzise gesetztes, von weitem sichtbares oberstes Geschoss.
Die vorhandene Topographie, die nicht unerheblichen Höhenunterschiede werden respektiert, so schiebt sich der Neubau nach Süden in den Hang, erscheint an dieser Stelle - von Süden betrachtet - eingeschossig mit allerdings aufgesetztem Staffelgeschoss, EG und OG können unproblematisch direkt in die angrenzenden Außenflächen entfluchtet werden.
Der Haupteingang liegt an der Nordseite, die Erschließung und die Orientierung sind gut, der ruhende Verkehr unprätentiös im Umfeld organisiert. Eine offene, zweigeschossige Eingangshalle mit einer großzügigen einläufigen Treppe verbindet EG und OG.
Der Tageslichtanteil im Gebäudeinneren ist erfreulich hoch, zwei Innenhöfe sind gut gesetzt, die Flurenden sind natürlich belichtet und bieten gute Ausblickmöglichkeiten, Dunkelzonen werden vermieden. Der zentrale Innenhof bedient den Besucherwartebereich und wirkt bis hin zum Eingang / Empfang / Aufnahme. Die vollstationäre Einheit und die Tagesklinik mit guten synergetischen Effekten liegt im 1.OG (der eigene Zugang wird begrüßt, liegt jedoch etwas versteckt an der Rückseite), die Flächen für Diagnostik, Therapie und Ambulanz liegen weitest gehend störungsfrei durch ungewollte Einblicke im EG.
Im Staffelgeschoss befinden sich die Fachtherapie und der Speisebereich mit vorgelagertem Freibereich nach Süden. Dieses kleine, zweite Obergeschoss wird jedoch kontrovers diskutiert. Die abgeschiedene Lage birgt zwar viele Vorteile für die Nutzer bzw. Patienten, andererseits werden aber auch hierhin die Wege doch recht weit.
Bei aller Sympathie für das vorgeschlagene Konzept und für die Gestaltung des Gebäudes, gibt es dennoch auch Kritik: so wird der Fensteranteil als zu hoch, die Einblickmöglichkeiten in die Pflegezimmer als störend / die Privatsphäre beeinträchtigend gesehen. Der Ausgang aus den Patientenzimmern ins Freie an der Ost- und Nordseite wird vermisst. Da die Verfasser nur eine vertikale Erschließung vorsehen, werden die Wege - nicht nur für das Pflegepersonal und zu den Stützpunkten - deutlich zu lang. Die Einsehbarkeit in Flurbereiche ist teilweise zu verwinkelt und unübersichtlich. Die Flächen für die Tagesklinik werden über alle drei Geschosse organisiert.
Alles in allem präsentiert sich die Klinik jedoch als ein einladendes, offenes und durchaus sympathisches Gebäude. Die differenzierte Gebäudegestalt überzeugt und wird sensibel sowohl in die Topographie wie in den gebauten Kontext integriert.

Energetisches Nachhaltigkeitskonzept:
Das A/Ve-Verhältnis als Indikator für den Wärmeverbrauch im späteren Betrieb liegt mit 0,49 im mittleren Bereich.
Hinsichtlich des baulichen Wärmeschutzes werden keine weitergehenden Angaben gemacht, es sind Holz-Aluminium-Fenster mit einer Dreifachverglasung vorgesehen. Der Sonnenschutz wird effektiv über einen außenliegenden Sonnschutz erreicht. Die Lüftung soll im Wesentlichen über die Fenster erfolgen.
Eine intensive Betrachtung der Energieversorgung erfolgt nicht. Die Wärmeversorgung soll über die am Standort verfügbare Nahwärme erfolgen, eine Nutzung regenerativer Energien sowie Maßnahmen zur Nachhaltigkeit werden vom Verfasser nur in geringem Maß angesprochen. Es ist ein Gründach und ein Einsatz von Rigolen vorgesehen.
Der Entwurf weist das Potenzial für die Umsetzung eines nachhaltigen Konzeptes und einer hohen energetischen Effizienz auf
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG

Grundriss 2. OG

Ansicht Nord, Eingangssituation

Ansicht Nord, Eingangssituation

Anicht Ost

Anicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Nutzungsverteilung

Nutzungsverteilung

Orientierung, Blickbeziehung, 1. OG

Orientierung, Blickbeziehung, 1. OG

Orientierung, Blickbeziehung, EG

Orientierung, Blickbeziehung, EG