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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau Kinderkrippe und Studentenwohnheim am Langemarckplatz in Erlangen

ein 2. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

FRIEDRICH POERSCHKE ZWINK Architekten Stadtplaner BDA

Architektur

BL9 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die prägenden räumlichen Elemente des Langemarckplatzes sind die denkmalgeschützten Gebäude: Das Christian-Ernst-Gymnasium, das Studentenhaus (Mensa) und die Kirche St. Bonifaz. Das Studentenhaus füllt die Rolle als Solitärbau in der Mitte des großen Freiraums aus, während die beiden anderen Bauten mit den Querstraßen sein räumliches Ende markieren. Mit der Bebauung des Ostteils an der Henkestraße 38-40, der Hofmannstraße 25-29 und der Errichtung des dazwischenliegenden Parkdecks wurde der Langemarckplatz zu einer C-Form reduziert. Der Vorbereich von St. Bonifaz kann seitdem entweder als räumliche Verlängerung des verbliebenen Langemarckplatzes oder als Fortsetzung des westlichen Freiraums jenseits der Sieboldstraße gelesen werden und wirkt dadurch indifferent.

Mit der Neuerrichtung von Kinderkrippe und Studentenwohnheim bietet sich die Gelegenheit, die platzbegrenzenden Raumkanten zu definieren und eine Abfolge von Platzräumen zu schaffen. Der Neubau nimmt mit seiner Position auf der südlichen Grundstücksgrenze die Flucht der Gebäude östlich der Hofmannstraße 29 auf und bildet mit seinem Kopfbau einen neuen Abschluss an der Kreuzung Langemarckplatz – Hofmannstraße – Sieboldstraße. St. Bonifaz erhält dadurch einen räumlich gefassten Vorplatz. Zusammen mit der westlich der Sieboldstraße stehenden Neuapostolischen Kirche rahmen sie den Grünraum südlich der Hofmannstraße.
Durch die Ost-West Stellung des Neubaus parallel zur Mensa wird eine Verzahnung des Langemarckplatzes mit den Freibereichen der Mensa und der neuen Kinderkrippe erreicht. Die Figur des unbebauten Grünraums wird L-förmig, die ursprüngliche Ausdehnung bleibt erfahrbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit gehen mit einem charaktervollen Ansatz an die Lösung: ein kompakter Hochpunkt mit kräftiger 2- geschossiger Basis formuliert den südlichen Abschluss des Grundstücks. Der Hochpunkt ist aus der Achse der Wissenschaft heraus sehr wirksam gesetzt, die geometrische Disziplin, mit der die unterschiedlich hohen Bereiche zusammengefügt werden, überzeugt. Durch die parallele Setzung der Basisgeschosse zur Mensa entsteht ein ruhiger Innenhof mit sehr guter Anbindung zum LM-Platz und Durchwegungsmöglichkeit nach Osten. Das gefundene, klare Gesicht des Hauses steht ruhig im Stadtraum

Kinderkrippe
Die Lösung wird insgesamt als gut strukturiert trotz insgesamt großer Bautiefe angesehen. Bemängelt werden der fehlende Windfang am Haupteingang und er zu klein dimensionierte zentrale Sanitätbereich.

Das studentische Wohnen
entwickelt sich über das 1. Obergeschoss des Basisbaukörpers in den Hochpunkt hinein. Im 1. Obergeschoss wird durch Einkerbung eines Lichthofs eine Atriumsituation mit Umgang geschaffen. Hierdurch wird geschickt auch die Belichtung des tiefen Flures der Kinderkrippe erreicht. Die „Turmgeschosse“ werden mit gut belichteten Ostwest-ausgerichteten Zimmern bestückt. Die Sanitär-/Küchenbereiche werden geschickt miteinander kombiniert sodass sehr großzügig wirkende Innenräume für das Wohnen verbleiben. Die Wohnräume haben insgesamt sehr schöne Zuschnitte, die quadratische Geometrie ermöglicht eine flexible Möblierung.

Insgesamt erfüllt die Arbeit das Raumprogramm (kleinere Abweichungen), die Flächenkennwerte liegen im mittleren Bereich.

Freiraum:
Die Arbeit bietet im Ideenteil ein originelles und wohldurchdachtes Konzept an. Die indifferente Raumfolge zwischen Hofmann- und Henkestraße wird in einem südlichen Anger und dem eigentlichen nördlichen Platzraum gegliedert. Dadurch wird der Langemarckplatz als Raum zwischen dem Christian-Ernst-Gymnasium neu definiert. Der Baumbestand an der Westseite des Neubaus und der Mensa bleibt entlang des neuen Angers erhalten, während das Baumraster auf dem Platz erweitert und an die neuen Raumproportionen angepasst wird. Zu diesen Ordnungssystemen fügen sich die Fahrverkehrstrassen wie selbstverständlich als Mischverkehrsflächen ein. Leider wird das Baumraster im Zentrum des Platzes – potentiell ein beliebter, weil kühler Aufenthaltsraum im Sommer – fast vollständig von Fahrradstellplätzen besetzt. Dazu sollten Alternativen gefunden werden, um die Gesamtqualität des Konzepts zu optimieren.

Anmerkungen des Sachverständigen für vorbeugenden Brandschutz:
Die Holzbauweise stellt in der geplanten Gebäudeklasse 5 eine Abweichung vom derzeit gültigen Baurecht dar und erfordert stichhaltige Begründungen oder Kompensationen. Vorbeugende Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Feuer und Rauch wurden mit raumabschließenden und feuerwiderstandsfähigen Wänden und Decken getroffen. Der mögliche Brandüberschlag über die Holzfassade bedarf intensiver weiterer Befassung insbesondere aufgrund der fehlenden Zuwegung für die Feuerwehr auf der Nord- und Ostseite. Im Studentenwohnheim ist die Eigenrettung über gesicherte unabhängige Rettungswege im 2. – 5. OG nicht gegeben, da der zweite Rettungsweg über Rettungsgeräte der Feuerwehr nicht überall möglich ist. Wirksame Löschmaßnahmen können aufgrund der Straßennähe und der Gebäudegeometrie nachgewiesen werden.

Das Preisgericht ist von der starken Setzung im Stadtraum beeindruckt.

Die Ausarbeitung ist insgesamt von durchgehender Prägnanz und Qualität gekennzeichnet. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion ist unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit plausibel, wird allerdings vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Gesichtspunkte kritisch betrachtet.
Lageplan

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