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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau Betriebs- und Verwaltungsgebäude der TWS in Ravensburg

LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten

LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei Architekten

4. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

LRO GmbH & Co. KG

Architektur

Béla Berec Architektur-Modellbau-Gestaltung

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau versteht sich als eine Fortführung des bestehenden TWS Gebäudes aus dem Jahr 2005. Sein 4-geschossiger Baukörper legt sich mit ausgewogenen Abständen zwischen den denkmalgeschützten Altbau und das Bestandgebäude. Er ergänzt dessen orthogonale Baufigur zu einem U. Dabei werden die Bauhöhen übernommen. Die ausdruckstarke Fassade lässt den Zwischenraum zum denkmalgeschützten Altbau sehr knapp erscheinen. Der mit einer pergolaartigen Kolonnade ausformulierte Vorplatz grenzt sich halböffentlich zur Georgstraße und dessen hohen Verkehrsaufkommen ab. Dabei erscheint es jedoch im Gesamteindruck überinstrumentiert und kleinteilig. Die Linien aus dem Kontext des Stadtgrundrisses werden vom Eingangsgrundriss gut fortgeführt.

Die Durcharbeitung der Arbeit lässt ein hohes Maß an architektonischer Qualität erwarten. Der Haupteingangsbereich wird deutlich ausformuliert und grenzt sich vom Straßenraum in sehr geschlossener Ausprägung ab. Die Orientierung des eher klein geratenen Kundeneingangs zum Busbahnhof steht im Wiederspruch dazu. Die gut organisierbaren und flexibel konfigurierbaren Bürogrundrisse lassen zudem breite Treppenverbindungen (Sitztreppen) zwischen den Geschossen zu. Unterschiedliche Bürowelten sind abbildbar. Anerkannt wird, dass das vorgeschlagene Sheddach hier im postindustriellen Nachnutzungskontext der TWS durchaus Zustimmung finden könnte. Die damit einhergehende Lösung einer sinnhaften PV-Struktur auf dem Dach wird Rechnung getragen. Zumindest das oberste Geschoss verfügt über reichlich Tageslicht welches über Treppenlöcher bis ins 1. Obergeschoss gelangen kann. Eine Fluchttreppe innen und eine außen wird als nachvollziehbarer Kniff der Raumeffizienz gewürdigt. Die Fassade wird durch sehr unterschiedlich aufeinander abgestimmte Elemente mit starkem Relief und Lebendigkeit ausdrucksvoll gegliedert. Im Kontext des bestehenden, großzügig verglasten und sachlichen wirkenden Gebäudes der TWS aus dem Jahre 2005 erscheint die Südfassade trotz abstrahierter Übernahme der horizontalen Gliederung kleinteilig und auch dem Stadtraum des Busbahnhofes nicht gewachsen. Die Anmutung des Vorschlages erscheint für ein Kulturgebäude sehr angemessen wird aber für das Verwaltungsgebäude TWS eher kontrovers diskutiert.

Die grundlegenden Funktionsstellen liegen im Bauwerk an der richtigen Stelle. Die zwei, mittig in den Endzonen des Baukörpers angeordneten Versorgungskerne wirken sperrig und schaffen funktionale Abseiten. Für die Leitstelle erscheint dies schlüssig.

Aus dem geringen Fensterflächenanteil, der Gebäudetiefe und der Sturzausbildung resultiert eine eher mäßige Tageslichtversorgung der Büroflächen. Die passiven Maßnahmen zum Schutz vor sommerlicher Überhitzung werden hingegen umfänglich berücksichtigt. Aus dem wenig kompakten Baukörper und dem überdurchschnittlichen Volumen resultiert ein erhöhter Energiebedarf. Die Betriebskosten liegen dennoch im Wettbewerbsmittel, da die fassaden- und dachintegrierten PV-Elemente einen sehr hohen Eigendeckungsgrad ermöglichen. Nachwachsende Rohstoffe sind nicht vorgesehen, gleichwohl gewährleistet die Fassade aus Recyclingklinker eine hohe Dauerhaftigkeit.

Die Lösung wird grafisch und architektonisch sehr differenziert vorgetragen und stellt einen besonderen Beitrag zur Diskussion der Lösung dar. Die Programmflächen werden verlustfrei abgebildet. Die städtebaulich gewünschte Gebäudehöhe wird durch die Sheddächer deutlich überschritten und bedarf einer gesonderten Betrachtung.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansichten Süd und Ost

Ansichten Süd und Ost