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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau Kinderkrippe und Studentenwohnheim am Langemarckplatz in Erlangen

Perspektivische Darstellung

Perspektivische Darstellung

1. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

Hartmann + Helm Planungsgesellschaft mbH

Architektur

freiraumpioniere landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Das Bearbeitungsgebiet liegt im südöstlichen Zentrum von Erlangen im Stadtteil Innenstadt, am Langemarckplatz. Das Grundstück für die Errichtung eines Studentenwohnheims und einer Kinderbetreuungsstätte (Fläche 2.115m²) grenzt unmittelbar an die städtebaulich zu ordnenden Flächen am Langenmarckplatz (Fläche 11.193m²). Einem urbanen Quartier mit schulisch und universitär genutzten Gebäuden, der Stadtmensa, Geschosswohnungsbauten, Kirchen und diversen Infrastrukturanlagen.

Die Aufgabe besteht zum einen aus der Planung eines Studentenwohnheims mit 40 Apartments, einer Kinderkrippe für 3 Gruppen (36 Kinder) und den dazugehörigen Außenbereichen im Garten der Mensa (Realisierungsteil). Zum anderen aus der Neuordnung und Neudefinition der Straßen‐ und Freiräume um den Langemarckplatz (Ideenteil).

IDEENTEIL: Der zentrale Platzraum wird zu einem multifunktionalen, alltagstauglichen Kommunikations‐ und Aufenthaltsraum umgebaut. In den angrenzenden Straßen wird die Stellung des Fahrradverkehrs gestärkt. Durch das unmittelbare Angebot verschiedenster zukunftsorientierter Fortbewegungsmittel (StUB, Stadtbus, Car‐ / Bike‐Sharing) wird der Platz wichtiger Ausgangs‐ und Zielort für das Quartier und das studentische Leben in der Stadt. Der große Baumbestand und die hieraus resultierenden attraktiven Sonnen‐ und Schattenspiele und mikroklimatischen Einflüsse werden als große Qualität des Platzes gesehen. Durch punktuelle Baumentnahmen und zahlreiche Ergänzungen wird diese einmalige Charakteristik gestärkt. Die StUB, mit barrierefreier Haltestelle (60m), gibt die prinzipielle Verkehrsorganisation vor. Westlich der Bahn organisiert sich der Individualverkehr als Fahrradstraße mit südlicher Einbahnrichtung für den MIV. Durch Baumstellung und Belagswechsel kann auf eine klassische Funktionstrennung weitgehend verzichtet werden. Der Vorbereich der Mensa wird als Platz im Platz von Einbauten freigehalten. Angelagerte Funktionen (Sitzmöbel, großzügige Fahrradabstellangebote, Spielpunkte, Trinkbrunnen und ein überdachter Treffpunkt/Pavillon) entwickeln den Ort zur gewünschten urbanen Schnittstelle. Die Idee der Pavillons könnte als Thema, mit unterschiedlichen Angeboten, auf der Achse der Wissenschaft weiterentwickelt werden. Aufgrund der Vielzahl an täglichen Überquerungen, meist ungerichteter Laufwege und dem starken Nutzungsdruck, schlagen wir vor, die Platzfläche mit einem lauffreundlichen Belag zu versehen, wobei die Bereiche unter den Bestandsbäumen und Neupflanzungen eine versickerungsfähige Oberfläche erhalten.

DER REALISIERUNGSTEIL: Der Garten ist für die Mensa und Kinderkrippe von großem Wert. Um möglichst viel Grün‐ und Freifläche zu erhalten, wird die Bauaufgabe in zwei Gebäuden realisiert. Die Kinderkrippe als eingeschossiges, barrierefreies Gebäude in Holzbauweise, begrenzt den Garten im Osten, das Studentenwohnheim, mit 6 Geschossen in Massivbauweise, besetzt die Ecke Langemarckplatz / Hofmannstraße im Süd‐Westen des Grundstücks. Als stadträumliches Gelenk und bauliches Gegenüber der Kirchen St. Bonifaz und der Neuapostolischen Kirche, ist es gut sichtbar von den angrenzenden Straßenräumen.

Der Baukörper der Kinderkrippe ergibt sich aus dem gewünschten Nutzungskonzept mit 3 Gruppen (Kinderkrippe) und den dazugehörigen Nebenfunktionen. Er bildet, als 1‐geschossiges, barrierefreies, lang gestrecktes Gartenhaus die östliche Grundstücksbegrenzung. Der Haupteingang befindet sich an der Hofmannstraße. Jedem Gruppenraum ist ein eigener Schlaf‐ und ein Sanitärbereich zugeordnet, jeweils mit direkt angrenzendem Freibereich im Garten. Mobile, schiebbare Wände und Türen ermöglichen die Einzelräume flexibel zusammenzuschließen oder zu separieren. Neubau Kinderkrippe und Studentenwohnheim am Langemarckplatz in Erlangen Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem und freiraumplanerischem Ideenteil Die Kinderkrippe wird in Holzbauweise und mit einem extensiv begrünten Dach errichtet. Die Verwendung von Holz erlaubt eine weitgehende Vorfabrikation, verkürzt die Bauzeit und reduziert den Baulärm für die Anwohner auf ein Minimum. Die Fassade der Kinderkrippe zeigt sich in ihrer Materialität als Holzschalung mit großflächigen Fensteröffnungen. Von außen einsehbare Bereiche der Kinderkrippe werden durch eine in die Fenster der Umkleidebereiche integrierte Holzlamellenkonstruktion geschützt.

Der Freibereich der Krippe ist zum Garten von Studentenwohnheim / Mensa durch eine Kombination aus Zaun und Hecke eingefasst. Einer zentralen Rasenfläche sind ein großzügiger Sandspielbereich, eine Bobbycarstrecke und ein überdachter Spielbereich auf weichem EPDM‐Belag beigestellt. Mobile Spielangebote /‐geräte für die Kleinkinder können so, je nach Wetterlage und Gruppengröße, flexibel eingesetzt werden.

Der Baukörper des Studentenwohnheims stellt eine städtebauliche Ergänzung zur heterogen perforierten Umgebungsbebauung dar. Der Zugang befindet sich am Langemarckplatz. Um möglichst viel bodengebundene Freifläche zu generieren, ist das Gebäude, das Baumhaus, teilweise aufgeständert und das Erdgeschoss lediglich durch den Zugangsbereich des Studentenwohnheims baulich begrenzt. Unter den Wohnetagen sind die Flächen für Fahrräder, Müllbehälter, Hausmeister und ein großzügig überdachter Freibereich der Kinderkrippe angeordnet. Im Untergeschoss des Wohnheimes befinden sich Hausanschluss‐ und Lagerflächen für beide Gebäude und eine großzügig dimensionierte Regenwasserzisterne zur Gartenbewässerung / Brauchwassernutzung. In den Obergeschossen befinden sich die Raummodule der 40 Apartments der Studenten. Die Gemeinschaftsbereiche auf jedem Geschoss öffnen sich großzügig mit Blick zum Vorbereich der Kirche St. Bonifaz gegenüber dem Grundstück. Das Studentenwohnheim ist mit einem notwendigen Treppenhaus und notwendigen Fluren ausgestattet, der 2. Rettungsweg erfolgt durch Anleitern der Feuerwehr am Flurfenster von der Hofmannstraße aus. Das Äußere des Studentenwohnheims zeigt sich in seiner Materialität als Klinkerfassade mit integrierten Holzfenstern. Hierbei spiegelt die Härte des Steines, sein heller, gelblicher Farbton und die Wahl des Holzes den Übergang zwischen Kinderkrippe und Bestandsbebauung wider. Die bodentief öffenbaren Fenster mit hölzerner Absturzsicherung bilden den Freibereich im Apartment und ersetzen so aufwendige Balkone für die Studentenapartments. Als Sonnenschutz dienen außenliegende Markisoletten mit ausstellbarem Teilbereich, welche Schatten bieten und gleichzeitig Sicht nach außen. Die Einzelapartments sind alle mit Sanitärbereichen ausgestattet. Garderobe, kleiner Küche und Arbeitsplatz mit Regalen sind als Einbauten aus Holz gefertigt. Den 3 Wohngemeinschaften mit jeweils 4 Apartments im 3.‐ 5.Obergeschoss ist jeweils eine Gemeinschaftsküche zugeordnet. Es dominieren die Oberflächen Sichtbeton und Holz. Die Raumtiefen der Apartments mit bis zu 6m ermöglichen eine weitestgehend
natürliche Belichtung.
Der vorhandene Charakter des Gartens, welcher in unmittelbarem Dialog zur Südseite des Mensagebäudes steht, kann erhalten werden. Eine großzügige Rasenfläche grenzt an die Terrasse des Gebäudes. Die verbleibenden drei Seiten werden durch eine repräsentative Pflanzung gerahmt. Der Garten ist durch ein Tor direkt vom Langemarckplatz erreichbar und kann den Studenten und Anwohnern als grüner Kontemplationsraum dienen.

Die Grundstücksmauer ist das zum öffentlichen Raum verbindende Element der Gebäude und stellt gleichzeitig die notwendige Grundstücksbegrenzung dar, umschließt den Garten und schenkt Geborgenheit. Sie zeigt sich neu interpretiert als durchbrochene Klinkermauer im Fassadenbereich des Studentenwohnheims und der Kinderkrippe mit Kontrast von Licht und Schatten als wiederkehrendes Motiv in der Fassade.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt als zentralen Platzraum einen multifunktionalen Kommunikations- und Aufenthaltsraum vor, indem der Baumbestand abgesehen von wenigen Entnahmen erhalten wird, das Fahrrad gestärkt und der PKW-Verkehr durch eine Einbahnstraßenregelung reduziert wird. Eine weitere Differenzierung des Platzes wird nicht angeboten. Der vorgelagerte Kiosk / Pavillion am Langemarktplatz und die hohe Konzentration der Fahrradabstellplätze wird nicht positiv beurteilt. Die Konzeption zur Gestasltung des Freiraumes beschränt sich im wesentlichen auf die Erhaltung des Baumbestandes. Auf der Westseite sind einige mehr oder weniger motivierte Ergänzungsbäume zu erkennen. Der Abschnitt zwischen Henke- und Hofmannstraße wird offenbar als Mischverkehrsfläche ausgeschnitten, ohne dass wesentliche Qualitätsgewinne in den einzelnen Bereichen zu erkennen sind. Die Grünfläche im Zentrum des Neubaugrundstücks wäre eine wohltuende Bereicherung im Anschluss an den Platz, wird jedoch unverständlicherweise durch eine Mauer ausgegrenzt

Die städtebauliche Setzung des Baukörpers für das Studentenwohnheim als 6-geschossiger Hochpunkt an der Hofmannstraße / Langemarkplatz dagegen überzeugt und folgt damit vergleichbaren höheren Eckbebauungen der näheren Umgebung. Das Volumen wird stadtraumwirksam an der südwestlichen Grundstücksgrenze positioniert, wodurch die Freiflächen zur Mensa maximiert werden. Der Abstand des Neubaus zur Mensa ermöglicht einen großzügigen Garten- und Terrassenbereich, der ausschließlich der Mensa zugeordnet ist und einen ungezwungenen Gartenzugang von der geplante Achse der Wissenschaften zum Außenbereich der Mensa ermöglicht. Die Ausbildung der Kinderkrippe als zweiter eingeschossiger Baukörper entlang der Ostgrenze und damit losgelöst vom Studentenwohnheim ist konsequent. Der Zugang Kinderkrippe ist folgerichtig und konfliktfrei auf der Ostseite. Auf der Südostseite wird von der Hofmannstraße ein Nebeneingang mit direkter Anbindung an die Küche / Speisebereich angeboten.

Die leicht polygonale Ausbildung des Studentenwohnheims wird kontrovers diskutiert. Einerseits werden durch gebrochene Kanten und bewusst gesetzte Fluchten Außenräume sensibel gestärkt, andererseits wirkt die Herkunft der Winkel unbegründet. Dennoch gelingt es dem Verfasser, mit einfachen Mitteln einen Solitär vorzuschlagen, der die öffentlichste Süd-West-Ecke selbstbewusst besetzt und gleichzeitig den privaten Hofbereich zwischen Solitär und Kinderkrippe wohltuend proportioniert. Das vorgeschlagene Verblendmauerwerk als Lochfassade unterstützt die angemessen subtile, keinesfalls simple architektonische Haltung.

Die Studentenapartments sind als konventioneller Zweibund organisiert, die Proportionen des Individualraumes mit 3,5 x 4 m angenehm. Die Wohngruppen sind nicht gelöst. Der fehlende zweite Rettungsweg für einen Großteil der Zimmer müsste dringend untersucht werden. Die Kompaktheit des 6geschossigen Gebäudes und Massivbauweise lassen eine wirtschaftliche Realisation erwarten.

Die Kinderkrippe ist eingeschossig organisiert. Gruppenraum, Ruheraum und einzeln zugeordnete Sanitärbereiche bilden eine gut nutzbare Funktionseinheit. Die einzelnen Nutzungseinheiten sollten räumlich trennbar sein. Der derzeit gefangene Wirtschaftsraum sollte im Gebäude integriert und von innen erschlossen sein. Der separate Eingang für die Essensanlieferung in unmittelbarer Nähe der Küche wird positiv gesehen. Lager, Putzraum und Vorratsraum Küche fehlen.

Der Außenbereich der Kinder westlich der Gruppenräume ist gut natürlich belichtet. Der überdachte Außenspielbereich unterhalb des Studentenwohnheimes ist in der dargestellten Form und Tiefe dunkel und so nicht nutzbar.

Vorbeugende Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Feuer und Rauch wurden getroffen. Im Studentenwohnheim ist die Eigenrettung über gesicherte unabhängige bauliche Rettungswege nicht gegeben. Ein zweiter Rettungsweg aus den Nutzungseinheiten über Rettungsgeräte der Feuerwehr ist nicht überall möglich. Erforderliche Aufstellflächen für das Hubrettungsfahrzeug der Feuerwehr für das 3.OG -5.OG sind nicht gegeben. Wirksame Löschmaßnahmen können aufgrund der Straßennähe und der Gebäudegeometrie nachgewiesen werden. Die Genehmigungsfähigkeit kann erst mit Darstellung des erforderlichen zweiten Rettungsweges für alle Nutzungseinheiten erarbeitet werden.