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Einladungswettbewerb | 11/2019

Wohnen an der Glandergassleiten in Wolnzach

Anerkennung

Preisgeld: 5.200 EUR

Florian Nagler Architekten GmbH

Architektur

BEM : Burkhardt | Engelmayer | Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wir können guten Gewissens nicht so weiter machen wie bisher - vor allem im Bereich des Bauens und beim Verbrauch von Grund, Boden und Ressourcen. Für die Bebauung an der Glandergassleiten bedeutet das, dass wir auch im ländlichen Bereich eine dichtere Bebauung und gleichzeitig einen großzügigen Anteil als Grünraum erhalten.
Einfamilien- und Doppelhäuser werden nur noch zur Arrondierung der vorhandenen Bebauung gebaut. Dann aber beginnt eine neue, dichtere Bebauung. Die Grundstücke werden senkrecht zu einem zentralen Anger angeordnet, der die Mitte des neuen dörflichen Quartiers bildet.
„Hakenhäuser“ bieten eine Vielfalt an unterschiedlichen Wohnformen. Sie bilden entlang des Angers eine geschlossene Bebauung, umschließen mit einem niedrigeren Verbindungsbau und einem Hinterhaus den introvertierten Hof und schließen zur bestehenden Bebauung, bzw. zur freien Landschaft hin mit Gärten ab.
Der Anger ermöglicht den Bewohnern Aufenthalt, Begegnung und ein lebendiges Miteinander. Er wird gegliedert durch platzartige Aufweitungen und Öffnungen zur Landschaft.
Es entsteht ein differenziertes und flexibles Angebot für private und gemeinschaftliche Freiflächen mit introvertierten Höfen und geschützten Gärten, die zur Bestandsbebauung und zur Landschaft orientiert sind.
Am nördlichen Ortsrand entsteht ein großer Spielplatz und eine Aussichtsplattform mit attraktiven Blicken über den Markt Wolnzach. Im Nordwesten gibt es geschützte Gemeinschaftsgärten. Großzügige Wiesen als Ausgleichsflächen mit einzelnen Baumpflanzungen und Gehölzgruppen runden den Ortsrand im Norden ab. Der Ortsrand im Westen ist geprägt von der baulichen Kante mit Gärten.
Ein Feldweg mit großzügigem Saum und dem naturnah gestalteten Abfanggraben bildet den landschaftlichen Rahmen zur Flur.
Am westlichen Rand leitet ein Graben das Oberflächenwasser der Außeneinzugsgebiete in die landschaftlich gestalteten Regenrückhal- tebecken ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

1011
Städtebauliche Struktur, Haustypologien und Erschließung:
Der Entwurf ist ein Statement.
Die städtebauliche Struktur gliedert sich in sechs kompakte Cluster, die sich um eine angerartige Erschließungszone reihen. Dieser Nord-Süd-orientierte Binnenraum ist Erschließung und Aufenthalt zugleich, dessen räumliche Qualität überzeugt.
Die strenge Angerstruktur erlaubt jedoch wenig Anpassung an die vorhandene Topografie und wirkt sperrig in der Landschaft. Eine Umsetzung in Bauabschnitten ist möglich.
Eine spannende Gebäudetypologie aus dichten, durchgesteckten, introvertierten ‚Hakenhäusern‘ mit konsequenten Satteldächern reiht sich zu Clustern im Duktus eines Straßendorfs. Die höheren Randgebäude schränken die Belichtung der privaten Innenhöfe deutlich ein.
Der Anteil an kompaktem Familienwohnen ist extrem hoch. Die verdichtete Bebauung spiegelt den gewünschten Wohnungsmix des zugrundeliegenden Wohnraumkonzepts nicht wider.
Der Übergang am Ortsrand mit Privatgärten wirkt zu abrupt. Es ist kein öffentliches Grün als Übergang zur landwirtschaftlichen Nutzung vorgesehen.
Die Parkierung wird in ‚Parkscheunen‘ mit Energiezentralen vorgesehen. Der Ansatz wird kontrovers diskutiert. Der vorgegebene Stellplatzschlüssel wird von den Verfassern bewusst unterschritten.
Obwohl der Entwurf die Auslobung frei interpretiert und von den Wettbewerbsvorgaben z. T. deutlich abweicht, liefert die Arbeit dennoch einen viel diskutierten Beitrag.

Freiraum:
Die Verfasser schaffen mit ihrer klaren städtebaulichen Haltung einen starken Angerraum, der vielfältig nutzbar und stark verbindend wirkt. Die Gartenräume bilden hierzu ein spannendes, kleinteiliges Pendant. Da jedoch bei der Anordnung der Baukörper die Topographie vollständig außer Betracht gelassen wurde, müssen außerhalb der Cluster massive Geländemodellierungen vorgenommen werden, die eine brachiale Anmutung haben und das neue Quartier gegenüber dem Bestand auf einen Sockel heben.

Wassermanagement:
Regenwasser wird über zwei Becken im Baugebiet zurückgehalten. Die Zuleitung soll über Regenwasserkanäle erfolgen. Die Beckenausgestaltung stellt hinsichtlich der Hangneigung eine Herausforderung dar. Eine Muldenstruktur am Ostrand des Plangebietes ist vorgesehen. Die Fläche scheint knapp bemessen. Das Regenrückhaltebecken an der St2049 erstreckt sich über die gesamte Länge/Breite des Plangebietes. Der Trockengraben an der St2049 wird als eigenständiger Graben im Wettbewerbsbeitrag berücksichtigt.

Verkehr:
Das Gebiet wird durch zwei Nord-Süd-Achsen erschlossen. Die östliche Achse wird deutlich weniger befahren (nur zum Be- und Entladen). Die drei Parkscheunen sind günstig positioniert, aber zu klein, der Stellplatzbedarf wird unterschritten. Der Gedanke des autofreien bzw. autoarmen Wohnens ist lobenswert, an dieser Stelle Wolnzachs aber nicht geeignet. Das Fuß- und Radwegenetz ist bedingt durch die Baustruktur eher grobmaschig.

Energie:
Es liegt ein grundsätzlich energetisch positiver Entwurf vor, da die Bebauung sehr kompakt und effizient zu erschließen ist. Die Baukörper fügen sich jedoch nicht in den Geländeverlauf ein. Dominante 3-geschossige Baukörper im Süden führen z. T. zur Verschattung der innenliegenden Bebauung.
Lageplan

Lageplan

Erschließung

Erschließung

Höhenkonzept

Höhenkonzept

Schnitt

Schnitt