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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau der Tiegelschule in Essen

Außenperspektive Tiegelschule

Außenperspektive Tiegelschule

2. Preis

Preisgeld: 29.750 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

capattistaubach urbane landschaften

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Mai

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

In der Tiegelstraße im Essener Nordviertel entsteht auf der Fläche der ehemaligen Tiegelschule wieder ein innerstädtischer Grundschulstandort zur Deckung der steigenden Nachfrage nach Schulplätzen, finanziert aus dem Förderprogramm Gute Schule 2020.
Die inklusive Ganztagesschule wird mit seinen vielfachen Angeboten zu einem neuen sozialen Mittelpunkt des Stadtteils.

Städtebau
Der Neubau der Tiegelschule schließt die nach dem Abbruch des Altbaus entstehende Baulücke in der Tiegelstraße. Der 3-geschossige Baukörper orientiert sich mit seiner Höhe an den Trauflinien der Nach-bargebäude. An der Stelle des ehemaligen Schulvorplatzes springt der Baukörper aus der Straßenflucht zurück und bildet wie sein Vorgängerbau wieder eine Aufweitung der Tiegelstraße aus, die zum Hauptein-gang der Schule leitet. Die Rotbuche kann auf diesem Vorplatz erhalten werden und bildet die Adresse der neuen Schule. Mit der Ausbildung dieser empfangenden Geste unterstreicht die neue Schule ihre Funktion als Stadtteilzentrum und belebendes Element im Nordviertel.

Von der Schulhofseite geblickt tritt der kompakte Schulbaukörper aus der Reihe der benachbarten Wohngebäude bis zur rückwärtigen Flucht des Wohnungsneubaus im Westen hervor und bildet zusam-men mit dem Baukörper der Sporthalle ein neues städtebauliches Ensemble. Die beiden Gebäude sowie die wiederaufgenommene Schulhofnutzung aktivieren die landschaftlich reizvolle Situation entlang der Grillostraße.

Erschließung
Die Schule wird von Fußgängern und Radfahrern von der Tiegelstrasse erschlossen. Zusätzlich wird entlang der östlichen Grundstücksgrenze ein Durchgang von der Tiegelstraße auf den Schulhof angeboten. Auf diesem Weg gelangen Kinder aus dem Stadtteil nach Schulschluss auf den Schulhof, um die dortigen Spielangebote zu nutzen.
Mit dem Bus oder Auto erreichen die Schülerinnen und Schüler das Schulgrundstück von der Grillostra-ße. Die vorgelagerte Bushaltestelle kombiniert mit den Kurzparkplätzen für die Hol- und Bringesituation der Eltern wird in einer großzügigen Treppe auf den Schulhof weitergeführt. Den beiden Eingangsberei-chen von der Tiegelstraße und dem Schulhof sind jeweils überdachte Regenpausenbereiche zugeordnet.

Struktur des Gebäudes
Die räumliche Struktur des Gebäudes ist aus den pädagogischen Zielvorgaben des Lernclusterkonzeptes (Tandemcluster) entwickelt. In den Obergeschossen ist geschossweise in den beiden Flügeln an der Tiegelstraße sowie im nordöstlichen zum Schulhof orientierten Bereich je ein Tandemcluster angeordnet. Im nordwestlichen Bereich zum Schulhof orientiert ergänzt ein Therapiebereich die Lerncluster. Die einzelnen Bereiche sind klar identifizierbar. Jeweils ein eigenes zugeordnetes Treppenhaus schafft leichte Orientierung und direkte Wege.

Im Erdgeschoss befindet sich das Herz des Hauses, das Forum, das gleichzeitig zentraler Marktplatz der Tiegelschule als auch Anlaufstelle für die Bewohner des Nordviertels ist. Hier befinden sich Küche und Kochwerkstatt mit Elterncafé, Musikraum, Seminarraum und Kreativwerkstatt. Großzügige Kommunikations- und Selbstlernbereiche, Pausenaufenthalt, Treffpunkte und Plätze zum Chillen, Lesenischen, Ausstellungsbereiche etc.. sind hier angeordnet. Eine Sitzbank lädt zum Verweilen ein. Bei größeren Stadtteil- oder Schulveranstaltungen kann der Musikraum zur Bühne umgenutzt werden. Die Verwaltung mit dem Aufenthaltsraum der Lehrer befindet sich im westlichen Flügel mit einem vorgelagerten Lehrer-garten. Vom Forum leicht erreichbare kommunikationsfördernde Treppen erschließen die Obergeschosse.

Lerncluster
Die Lernateliers, Gruppen- und Mehrzweckräume sowie die Teamstationen gruppieren sich jeweils um eine gemeinsame Mitte, die als zentrales Wohnzimmer des Lernclusters dient. Während die gemeinsamen Mitten an der Tiegelstraße sich zum Schulvorplatz orientieren, erhalten die weiteren ihre natürliche Belichtung über den zentralen Lichthof. Die Lerncluster bilden angenehme und inspirierende Lern- und Lebensorte. Von allen Unterrichts- und Teamräumen sind über Verglasungen Sichtbeziehungen in die gemein-same Mitte möglich. Die Verglasungen wechseln sich mit Schrankwänden ab, die Staumöglichkeiten sowie Flächen für Schließfächer und Garderobe anbieten.
Die Lernateliers können durch eine mobile Trennwand zusammengeschaltet werden. Eine mobile modulare Möblierung unterstützt diese Multifunktionalität. Ein Schienensystem mit Hängeelementen ermöglicht temporäre Raumteilungen und schafft flexible Präsentationsflächen.
Insgesamt ermöglicht dieser offene flexible räumliche Aufbau der Lernhäuser unterschiedliche didakti-sche Konzeptionen für das individuelle Lernen, das Lernen in der Kleingruppe, im Klassenverband oder in der ganzen Jahrgangsstufe. Der strukturelle Aufbau ist flexibel und an pädagogische Entwicklungen anpassbar und damit zukunftsfähig.

Fassaden
Das Schulgebäude orientiert sich mit seinen offenen einladenden Fassaden zur Tiegelstraße und zum umliegenden Stadtteil. Die Putzfassaden nehmen Bezug auf das ehemalige Schulgebäude sowie die Nachbarbauten. Die Werksteinfenstereinfassungen unterstreichen den herausgehobenen öffentlichen Charakter der Tiegelschule in ihrem Wohnumfeld.

2. Bauabschnitt Einfeldsporthalle
Ein kompakter Baukörper begrenzt den Schulhof im Nordosten. Die Topographie ausnutzend, kann der Baukörper auf dem Geländeniveau der Grillostrasse positioniert werden und dadurch als nur eingeschos-siger Baukörper vom Schulhof aus wahrnehmbar sein. Der Eingang für die Schülerinnen und Schüler der Tiegelschule liegt dem Eingangsbereich der Schule gegenüber. Vom Foyer aus erhalten die Nutzer Blick in die Sporthalle. Ein Eingang für Vereine könnte an der Grillostraße liegen. Die Schule wird durch das Gebäude der Sporthalle ein zusätzliches Gesicht zur Grillostrasse erhalten.

Außenanlagen
Mit dem Neubau der Tiegelschule bietet sich die Gelegenheit die sozialräumliche Vernetzung in das Essener Nordviertel zu stärken. Für eine bessere Durchlässigkeit werden zwei Haupteingänge vorgehalten, die sowohl den Zugang von der nordöstlichen und der südlichen Grundstücksseite ermöglichen.
Der Eingang von der Grillostraße bedient vorwiegend den motorisierten Verkehr: Zum einen erlauben 5 Kurzzeitparkplätze den schnellen Bring- und Abholverkehr der SchülerInnen. Zugleich ist hier die Haltestelle für die Schulbusse eingerichtet. An der östlichen Grundstücksseite ergänzen 10 PKW Stellplätze inkl. eines Behindertenstellplatzes das verkehrliche Konzept. Neben der Feuerwehrdurchfahrt ist randständig hier zugleich der Containerstellplatz untergebracht. Der Eingang an der durchfahrtsbeschränkten Tiegelstraße bleibt für den Fuß- und Radverkehr vorgehalten, bestärkt durch die funktional angeordneten 26 Fahrradstellplätze.
Das Schulgelände unterteilt sich in drei grundlegende Teilbereiche, die sich nördlich des Baukörpers entwickeln. Der Schulhof erstreckt sich longitudinal über die gesamte Länge des Wettbewerbsgebiets und bildet mit dem kleinen Schulgarten an der westliche Seite und der Spielwiese und zukünftigen Sporthalle an der östlichen Seite einen großzügigen Spiel- und Erholungsbereich. Westlich des Gebäudes wird ein Schulgarten angelegt, der durch die nahegelegene Küche auch als Kräutergarten genutzt werden kann.

Über eine Rampe /Treppenanlage gelangen die SchülerInnen von der tiefergelegenen Grillostraße zu dem großzügigen Schulhof. Durch einen einheitlichen Asphaltbelag kenntlich ist der Schulhof mit seitlichen Sitzgelegenheiten und einem kleinen Spielbereich mit Fallschutzbelag ausgestattet. Der auf dem Gelände vor-handene, schützenswerte Baumbestand bleibt erhalten und wird nur punktuell um neue Pflanzungen verdichtet. Die begrünte Böschung, die den Lärm von der Grillostraße abschirmt, ergänzen zusätzlich einige Spielelemente. Die bestehende Höhendifferenz wird genutzt, um eine mäandrierte Sitztribüne als landschaft-liche Stufenanlage zum Spielhof und zum Grünen Klassenzimmer zu formulieren.

Konstruktion
Im Sinne einer maximalen Flexibilität im Innern einerseits sowie einer einfachen dauerhaften und robus-ten Gebäudehülle andererseits und damit insgesamt einer wirtschaftlichen Bauweise wird das Tragwerk des Schulgebäudes als Hybridbau aus Stahlbetonflachdecken, Stahlbetoninnenstützen und einer hochdämmenden einschaligen Außenwand aus verputzten Hochlochziegeln geplant.
Die Flachdecken und Innenstützen gewährleisten maximale Flexibilität bei der Raumaufteilung und Leitungsführung (keine Beschränkung durch Unterzüge). Die Aussteifung erfolgt über Betonwände im Be-reich der Sanitärkerne und Treppenhäuser.
Die Innenwände werden aus nichttragenden Mauerwerkswänden sowie in den Sanitärbereichen aus Trockenbauwänden hergestellt. Durch die Trennung von tragenden und ausfachenden Bauteilen wird die größtmögliche Flexibilität für Anpassungen an zukünftige Nutzungsänderungen gewährleistet. Das Gebäude ist teilunterkellert und auf Stahlbetonbodenplatten gegründet.

Hülle / Sonnenschutz
Die Fassaden werden durch dem Dämmstandard der Passivhausbauweise entsprechende tragende Hochlochziegelaußenwände gebildet. Die Wände sind außenseitig mit einem Strukturkalkzementdickputz versehen. Die Fensterflächen werden durch große liegend angeordnete Rahmen aus durchgefärbten Be-tonfertigteilen zusammengefasst. Die Wandflächen zwischen den Fenstern sind mit einer abgesetzten Putzstruktur versehen und binden die Lochfenster gestalterisch zu einem horizontalen Band zusammen. Hochwärmedämmende Holz-Alufensterkonstruktionen mit Dreifach-Isolierverglasungen bieten großzügige Bezüge zum Außenraum. Die Fensterflächen sind ausnahmslos als Dreh-Kipp-Flügel für eine gute Versorgung mit natürlicher Belüftung ausgebildet. Ein Teil der Flügel öffnet nachts automatisch zur Nachtauskühlung des Gebäudes.
Der Fensterflächenanteil an den Raumaußenwänden beträgt ca. 35-40 % und gewährleistet damit optimierte Werte hinsichtlich natürlicher Belichtung/Kunstlichtbedarf, Wärmeverluste/Wärmegewinne im Jahresverlauf, was wiederum Einfluss auf einen minimierten Primärenergiebedarf hat.
Individuell steuerbare außenliegende Senkrechtmarkisen schaffen einen effektiven Sonnenschutz. Als Blendschutz kommen innenliegende Vorhänge zum Einsatz, die für eine behagliche Innenraumatmosphäre sorgen.
Auf der Betondachplatte wird ein Warmdachaufbau mit Gefälledämmung, bituminöser Abdichtung sowie einer extensiver Gründachaufbau angeordnet.

Materialien
Die Schule wird aus robusten und langlebigen Materialien gebaut. Massive Bauteile sollen weitestge-hend unverkleidet bleiben, um sie als Wärmespeicher zu aktivieren und damit die thermische Stabilität des Gebäudes zu verbessern. Im Innenbereich führen Kontraste aus warmen organischen und robusten mineralischen Oberflächen die Materialsprache der Fassaden konsequent fort.
Linoleumböden in den Unterrichtsräumen, Holzwände und –möbeleinbauten sowie Holzwerkstoffakustikdecken kontrastieren mit den mineralischen Oberflächen der Nutzestrichböden der Zentral- und Erschlie-ßungsbereiche. Betondecken- und wände bleiben sichtbar oder werden wie die verputzten Innenwände in einem hellen Farbkanon gestrichen.

Brandschutz
Durch die Ausbildung der Unterrichtsbereiche als Cluster kann dort auf notwendige Flure verzichtet werden. So können die gemeinsamen Mitten der Tandemcluster multifunktional genutzt werden. Die Cluster werden über in Betrieb offene Rauchschutztüren voneinander abgetrennt. In den Therapiebereichen wird die Erschließung über einen notwendigen Flur geführt. Der offene Luftraum zwischen Forum und 1.OG kann im Brandfall über Rauchschutzvorhänge vom 1.OG abgetrennt werden.
Der erste Rettungsweg aus den koppelbaren Lernateliers verläuft direkt in die zugeordneten Treppenhäuser. Bei Unterrichtsräumen, die nicht direkt an Treppenhäusern liegen, führt der erste Rettungsweg entweder über von den Erschließungszonen unabhängige Bypass-Lösungen oder über einen notwendigen Flur. Die zweiten Rettungswege führen dann über die gemeinsamen Mitten der Lerncluster. Im EG werden alle Aufenthaltsräume direkt ins Freie entfluchtet

Kosten/Wirtschaftlichkeit
Kompakte Baukörper und ein gutes Verhältnis BGF/NUF ermöglichen niedrige Investitionskosten. Eine dauerhafte, robuste und anpassungsfähige Konstruktion führt zu niedrigen Unterhalts- und Betriebskosten (Reinigungs- und Reparaturfreundlichkeit) und stellt einen Beitrag für die nachhaltige Nutzung des Gebäudes dar.

Nachhaltigkeit/Technisches Konzept
Die Gebäude werden den Grundsätzen des nachhaltigen Bauens entsprechend geplant. Zentraler Bestandteil der Planung ist der Einsatz möglichst einfacher wartungsarmer technischer Systeme und die Orientierung an den Bedürfnissen und der Gesundheit der zukünftigen Nutzer.
Lageplan

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