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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neubau der Tiegelschule in Essen

Anerkennung

Preisgeld: 13.750 EUR

hmp Architekten Allnoch und Hütt GmbH

Architektur

Büro BLA Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Durch den Abriss der alten Tiegelschule entsteht in der Mitte der Tiegelstrasse eine ca. 61m breite Baulücke, die auf ihrer linken Seite nur noch durch ein kleines Mehrfamilenhaus begrenzt wird.
Die Bauaufgabe einer Schule in einem Wohngebiet widerspricht nach unserer Auffassung einer geschlossenen Blockrandbebauung mit einer Vorder- und Rückseite.
Die zu erwartenden ca. 300 Schüler benötigen vor der Schule eine Freifläche zum Aufenhalt bei Ankunft und Verabschiedung. Der rückwärtige Bereich mit Schulhof, Spiel- und Sportflächen sowie einer zukünftigen Turnhalle müssen attraktiv und großzügig an die Tiegelstraße angebunden werden.
Städtebau
An das linke Bestandsgebäude anschließend entwickeln sich die dreigeschossigen Lernhäuser in die Tiefe des Grundstückes. Auf diese Weise wird ein großzügiger Vorplatz und das daran anschließende offene Forum der Schule geschaffen. Das erste Lernhaus bildet gemeinsam mit dem letzten Bestandsbau einen Gesamtbaukiörper, der den geforderten Blockrand wieder herstellt. Im ersten und zweiten Obergeschoss verbindet eine klar ablesbare, horizontale Erschliessungsspange die Lernhäuser miteinander, sichert die ersten Rettungswege in Form von außenliegenden Fluchtbalkonen und findet ihren Abschluß in einem schwebenden Kopfbau, der an der Tiegelstraße die Eingangsbereiche markiert und überdeckt. Dieser schwebende Kopfbau ermöglicht an der Vorderseite des Gebäudes eine großzügige, ca. 35 x 22m große Platzfläche, die in Teilbereichen überdeckt und geschützt wird. Dadurch wird im ersten Obergeschoss die Baulinie aufgenommen und die baurechtliche Forderung nach der Bebauung der Baulinie von min. 66% erfüllt.
Aufteilung
Die drei Lernhäuser enthalten in jedem Geschoss jeweils ein Tandem. In den Fugen zwischen den Häusern sind die dazugehörenden Mehrzweckräume angeordnet. Im EG sind die Lernwerkstätten mit Anbindung an die notwendigen Anlieferungen und den Schulgarten, die Verwaltung mit Überblick über den Schulhof, die notwendigen Sanitärräume für das Forum sowie der Pausenbereich platziert. Die Lernhäuser stellen sich nach innen und außen als massive, verklinkerte Einzelhäuser dar. Diese Erschließungsspange erscheint im Innen- und Außenraum umlaufend und gleichmäßig als eingeschossiges Band mit einer leichten, weißen Metallverkleidung. Über eine großzügige Treppenanlage zwischen der Eiche auf dem Vorplatz und dem Atrium über dem Forum erfolgt die vertrikale Erließung, welche zu jeder Jahreszeit einen spannenden Weg und ein wechselndes Erlebnis der Natur bietet.
Konstruktion
Die rein massive Außenwandkonstruktion besteht aus Hochlochziegeln mit einer Perlitefüllung, einer außenseitigen Verklinkerung und innenseitiger Putzoberfläche. Die Wände der Lernhäuser zum Forum werden aus den gleichen Ziegeln, wie die Aussenfassade aufgemauert. Decken und notwendige statische Verstärkungen in den Außenwänden werden betoniert. Die Dachkonstruktion der nicht genutzten Dächer wird als einfache, gedämmte Holzkonstruktion mit einer Ziegeldeckung erstellt.
Ökologische Qualität
Zusätzlich zu dem Passivhausstandard wird, durch die weitestgehend rein mineralische Konstruktion mit größtmöglichem Verzicht auf organische Baustoffe, der Primärenergiebedarf der Konstruktion deutlich gesenkt Auch die Nutzung regionaler Baustoffe trägt zu einer weiteren Senkung bei. Desweiteren werden regenerative Energien genutzt.
Lebenszykluskosten
Der Einsatz robuster mineralischer Baustoffe und der Verzicht auf organische Dämmstoffe erhöhen die Lebensdauer des Gebäudes. Raumreserven bestehen in den nicht genutzten Dachflächen für künftige Technikflächen sowie Lager- und Archivflächen. Offene Installationführungen in den Lernhäusern erleichtern die Wartung. Die Fluchtbalkone ermöglichen eine ökonomische Fensterreinigung.
Sanitärtechnik
Durch den gezielten Einsatz von Strömungsteilern, die das Venturi–Prinzip nutzen, in Kombination mit Spülstationen wird der bestimmungsgemäße Betrieb die Trinkwassergüte gewährleistet.

Erzeugung der Nutzenergie
Am Standort gibt es eine Anschlusspflicht an das Fernwärmenetz mit einem Primärenergiefaktor von 0,34. Die Einspeisung der Fernwärme erfolgt indirekt mittels einer Kompaktwärmeübergabestation, welche das Fernwärmenetz und die Hausanlage verbindet. Sowohl zur Unterstützung der Heizungsanlage, als auch zur Warmwasserbereitung wird eine thermische Solaranlage eingesetzt.
Lüftung
Aufgrund der Bauweise im Passivhausstandard sind sämtliche Räume der neu zu erstellenden Gebäude maschinell zu be- und entlüften. Sämtliche Lernateliers erhalten mechanische Lüftungen. Die Lüftungsanlage dient lediglich der Erneuerung der verbrauchten Luft. Die Lüftung wird raumbezogen mit einer CO2-abhängigen Regelung einschließlich dazugehöriger variabler Volumenstromregler ausgestattet und gesteuert. Vorgegeben wurde der Frischluftbedarf mit 36 m³/h x Person. Diese Vorgabe dient der überschlägigen Dimensionierung der mechanischen Lüftungsanlagen. Desweitern sind sämtliche Fenster in den Unterrichtsräumen öffenbar ausgeführt, so dass Fenster während des Unterrichts geöffnet bleiben können und in den Pausen eine Stoßlüftung möglich ist. Für die nächtliche Abkühlung sind natürliche Fensterlüftung, eine Baukernaktivierung oder die Nutzung der Lüftungsanlage denkbar.
Zur erzeugung der notwendigen Restwärme zu Spitzenzeiten könnten dezentrale Raumlufterhitzer eingesetzt werden.
Dezentrale Lüftungsgeräte
Jeder Nutzungseinheit wird ein zentrales Lüftungsgerät zugeordnet, welche in dezentralen Technikzentralen unter Berücksichtigung guter Zugänglichkeit und Wartungsmöglichkeit aufgestellt werden. Die Lüftungsgeräte erhalten folgende Funktionen: filtern, heizen, Luft fördern, Schall dämpfen, Wärmerückgewinnung sowie Abluftbefeuchtung. Um eine energieschonende Lüftungsanlage zu realisieren, erfolgt in jedem Gerät eine Wärmerückgewinnung. Um weiter die Energieeffizienz zu steigern, wird die Abluft im Sommer durch Sprühbefeuchtung adiabatisch gekühlt.
Lüftungsanlage
Über Schächte werden die einzelnen Etagen erschlossen. Die Schächte sind von anderen Nutzungseinheiten durch Abschottungen ohne Brandschutzklappen getrennt. Luftdurchlässe im Deckenbereich bringen die Zuluft gleichmäßig in den Raum ein. Das Absaugen der Abluft findet ebenfalls im Deckenbereich statt. Die innenliegenden Bereiche werden grundsätzlich mechanisch be– und entlüftet.
Kühlung
Die massive Bauweise bietet große Speichermassen zur Aufnahme der Spitzenwärmelasten über den Tag. Um diese Speichermassen nicht baulich abzuschotten, wird die Akustik in den Lernhäusern über Baffeln gelöst. Diese halten die Rohdecken zum Raum hin offen und ermöglichen die Nutzung der Speicher-fähigkeit der Decken. Über eine Nachtauskühlung wird die gespeicherte Wärme nachts wieder in den Außenraum abgegeben. Serverräume, elektrische Betriebsräume mit aktiven Komponenten etc. werden mit Split–Kälteanagen ausgestattet, da die inneren Lasten eine erhöhte Temperatur in den Räumen erwarten lassen. Um eine Überhitzung der technischen Anlagen zu verhindern, werden dort Umluftkühlgeräte vorgesehen.
Elektrotechnik
Die Installation der Elektrotechnik wird auf Bereiche aufgeteilt, um die Überwachung und Steuerung sowie die Betriebssicherheit zu erhöhen. Als alternative Energiequelle ist eine Solaranlage angedacht, welche mit der richtigen Ausrichtung und Größe, einen energetisch hohe Effizienz ergeben wird.
Beleuchtung
Die Installation der Beleuchtungsanlage mit LED Technik hat sich in den letzten Jahren bewährt und ist für ein Passivhaus eine zwingende Voraussetzung.
Steuerung Gebäudetechnik
Die Installation einer Gebäudeleittechnik ist in Zusammenhang mit der Errichtung der technischen Energiequellen und technischen Systeme sinnvoll. So kann eine Überwachung des Gebäudes sowie eine Laufoptimierung der technischen Anlagen erfolgen, was zusätzlich Energie einspart.