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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Erweiterung der Thomas-Morus-Schule in Münster

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

Architekten BKSP

Architektur

Erläuterungstext

Die bestehende Thomas-Morus-Grundschule in Münster soll um einen Zug zur vollen 4-Zügigkeit und um eine Einfachsporthalle erweitert werden.
Neben den Erweiterungsbauten ist eine Umstrukturierung des Bestandes erforderlich, um das gesamte Raumprogramm der Schule sinnvoll zuordnen zu können.
Die Bestandsbauten aus den 1960er und 70er Jahren sind neben der vorhandenen Einfach-sporthalle in drei Baukörper gegliedert (ausschließlich Interimcontaineranlage), die ein- und zweigeschossige Kubaturen aufweisen. Das erste Obergeschoss ist (dauerhaft) nicht barrie-refrei erreichbar (Inklusion!).
Die benachbarte Wohnbebauung ist heterogen: Zweigeschossige Reihenhäuser, drei- bis viergeschossige Zeilen und achtgeschossige Punkthäuser bilden den näheren städtebaulichen Umgriff.
Der Neubau ist als gegliederter, aber dennoch kompakter Baukörper von ein bis drei Ge-schossen entwickelt. Mit der Setzung am östlichen Rand des Grundstücks definiert er in Zu-kunft das Entrée der Thomas-Morus-Schule und wendet sich dem Quartier zu. Als Folge die-ser Setzung kann auf ein zwischenzeitliches Containerinterim während der Bauzeit verzichtet werden (Kosten).
Der Neubau staffelt seine Bauhöhe nach Osten und Süden herab, sodass zur direkt angren-zenden Nachbarschaft die Bauhöhen des bisherigen Bestandes nicht überschritten werden. Nach Westen – zum Schulhof – weist der Neubau überwiegend drei Geschosse auf (insge-samt 55% der Grundfläche ist dreigeschossig). Nach Norden ist der Baukörper drei- und ein-geschossig gestuft. Ein Unterschnitt empfängt an der Fahrradabstellanlage und führt zum Eingang von Schule und Sporthalle (Entrée). Die Kubatur weicht deutlich vom öffentlichen Raum zurück. Infolge der kompakten Bauform kann auch über die zu erhaltenden Bäume hinaus, das Bestandsgrün weitgehend geschont werden (Verlegung Feuerwehrzufahrt).
Der Neubau ist als klares Volumen entwickelt. In kompakter Anordnung nehmen die zwei Obergeschosse sämtliche Klassen- und Differenzierungsräume auf. Je Ebene werden zwei „Lernhäfen“ geschaffen, die für je einen Jahrgang an eine multifunktionale Mitte räumlich „Heimatbildend“ alle Klassenräume, Differenzierungsräume und zugehörige Sanitärräume (Mitverantwortung) anlagern.
Die Haupterschließung (Treppe / Aufzug) erfolgt zentral mittig zwischen den jeweiligen „Lern-häfen“ der Jahrgänge (Abschnittsbildung Brandschutz). Mit der Konzentration der Klassen-räume im Neubau lässt sich das angestrebte pädagogische Konzept räumlich umsetzen, ohne umfangreiche Umbauten im Bestand auszulösen (Flexibilität für Einzelarbeit, Gruppenarbeit, Projektarbeit, Sitzarbeit, Spiel etc.).
Das Erdgeschoss des Neubaus öffnet sich mit Forum, Speiseraum und Multifunktionsraum (in Summe ca. 550 m²), sowohl zum Schulhof als auch zum Stadtquartier am Thomas-Morus-Weg. Damit wendet die sich bisher baulich eher abgeschottete Schule den Menschen in der Nachbarschaft (soziale Gemeinschaft) offen zu. Mehrfachnutzungen für andere Institu-tionen werden so gefördert.
Von Entrée und Schulhof separiert erfolgt die Anlieferung. Südlich des Forums nimmt das Erdgeschoss die neue Sporthalle samt Nebenflächen auf. Die Räume für den Sport sind fle-xibel aus dem Neubau, vom Schulhof oder vom öffentlichen Fuß- und Radweg erreichbar (ggf. für außerschulische Nutzer).
Direkt westlich ist ein neues Außenspielfeld geplant. Es ersetzt dann das derzeit noch vorhan-dene Containerinterim, das nach Fertigstellung des Neubaus zurückgebaut werden kann (Sommerschulferien). Als gut überschaubare Schulhoffläche inkl. Außenspielfeld (Aufsicht) stehen somit ca. 2.800 m² zur Verfügung (exklusiv Sport und Schulgarten).
Die Multifunktionsräume und Betreuungsräume lassen sich in der Baustruktur des Bestandes ohne unangemessenen Umbauaufwand herstellen. Die Leitung und Verwaltungsfunktionen sollen in den eingeschossigen Baukörpern gebündelt werden.
Der Neubau ist als kompakte Kubatur geplant. Damit geht er sparsam mit der Versiegelung von Grundfläche um und schont die wertvolle Vegetation. Das günstige A/V-Verhältnis und der maßvolle Fensteranteil schaffen gute Voraussetzungen für den nachhaltigen Betrieb. Der flexible Grundriss der Obergeschosse bietet vielfältige Lernräume mit hoher Tageslichtauto-nomie, die auch Aneignungsflächen zum Spielen beinhalten und informelles Arbeiten fördern.
Die reine Ost-West-Orientierung der allgemeinen Unterrichtsräume vermeidet die Spitzen äußerer thermischer Lasten (Sommer). Der Neubau ist als Low-Tec-Gebäude geplant. Die Lüftung erfolgt als natürliche Fensterlüftung ggf. mit integrierter Nachtauskühlung (Wetterge-schützt / Einbruchsgeschützt). Mechanische Lüftung ist dezentral auf den Küchenbereich beschränkt. Außenliegender Sonnenschutz ist vorgesehen.
Die Materialität des Neubaus lehnt sich an die Materialität der Bestandsbauten an, um einen homogenen in Erscheinung tretenden Schulstandort zu schaffen. Diese Materialien sind ro-bust, nachhaltig und lokal verankert.
Kulturelles Lernen ist Eckstein jeder schulischen Bildung. Das Schulhaus ist nicht reiner Funk-tionsbau, sondern sensibel gestalteter Sammlungsort der Schulgemeinschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die vorhandene Eingangsgeste in den Bildungscampus bleibt bestehen.
Die Ankommenden gelangen zuerst zur Verwaltung und von dort aus auf den Schulhof. Von hier aus werden alle Bereiche erschlossen.

Der kompakte, zwei- bis dreigeschossige Neubaukörper überzeugt durch sein gut gegliedertes Volumen und seine, im Verhältnis zu den Bestandsbaukörpern, leicht gedreht Setzung. Diese Setzung, parallel zur östlichen Grundstücksgrenze, strahlt eine wohltuende Klarheit und Selbstverständlichkeit aus. Sie bildet eine selbstverständliche und einladende räumliche Geste in Richtung des öffentlichen Stadtraums aus.
Die Fassadengestaltung korrespondiert in gleich hoher Qualität mit der sehr guten volumetrischen Ausbildung des Baukörpers. Sie besitzt eine klare und ruhige Ordnung, setzt hierin gekonnt Akzente und fügt sich so souverän und gekonnt in den Kontext ein.

Der Neubauteil überzeugt auch in seiner inneren Organisation. Der zusammenhängende Eingangsraum mit Forum und Mensa besitzt ein großes Potential sowohl für den täglichen Schulbetrieb, als auch für besondere Veranstaltungen mit allen Schülern. Die Lage der vertikalen Erschließung ist in sich schlüssig, wirkt im Erdgeschoss inklusiv und in den Obergeschossen gut angeordnet. Dennoch sieht die Jury hier weiteres Entwicklungspotential, insbesondere vor dem Hintergrund der Nutzbarkeit des Erdgeschossbereiches als einen zusammenhängenden Veranstaltungsraum und als einen zentralen Ort.

Die Ausbildung der Obergeschosse als Cluster für zwei Jahrgänge ist gut gelöst und verspricht viel Potential für die Umsetzung des Pädagogischen Konzeptes. Das Thema der natürlichen Belichtung gälte es im Fall einer Weiterbearbeitung weitergehend zu untersuchen und zu optimieren.

Der externe Zugang zur Sporthalle ist räumlich zu knapp ausgebildet.
Hier besteht Überarbeitungsbedarf.

Bestand
Die Organisation der neuen Verwaltung im Bestand wird durch die Jury positiv bewertet. Eine weitergehende Betrachtung des zentralen offenen Raums innerhalb der Verwaltung sollte im Fall einer Weiterbeauftragung erfolgen.
Das Bauteil A wird von den Verfassern, wie in der Auslobung gewünscht, in seiner vorhandenen Form und inneren Organisation erhalten. Überlegungen der Schulleitung zu Nutzung und Gliederung erfolgen im Rahmen einer möglichen weiteren Bearbeitung.

Bäume
Der Erhalt der Bäume neben der bestehenden Turnhalle ist keine Vorgabe innerhalb des Verfahrens, passt aber zu der scheinbaren Selbstverständlichkeit und hohen Qualität des Gesamtentwurfs.

Wirtschaftlichkeit
Der Beitrag überzeugt durch einen gut gewählten und sehr gut nutzbaren Flächeneinsatz. Er liegt leicht oberhalb des Mittelwertes aller Beiträge.

Interim
Die Verfasser beschreiben, dass die vorhandenen Container während der Bauphasen des Neubaus weiter in Nutzung bleiben und nach dessen Fertigstellung zu Gunsten des Ballspielfeldes zurückgebaut werden sollen.
Dies gilt es in der weiteren Planung zu verifizieren, da der aktuell dargestellte Abstand zwischen Container und Neubau von 3-4 m für eine Baustelleneinrichtung knapp erscheint.

Insgesamt überzeugt die Arbeit durch seine durchgängig sehr hohen funktionalen, gestalterischen und städtebaulichen Qualitäten.