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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neugestaltung Bahnhofsareal mit ZOB in Haßfurt

Lageplan Bahnhofsareal

Lageplan Bahnhofsareal

ein 3. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

Stefan Schmitz BDA Architekten und Stadtplaner

Architektur

LILL + SPARLA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Grundgedanke des Entwurfes ist die Schaffung eines neuen städtebaulichen Schwerpunktes für das Bahnhofsareal, der deutlich den Ort des Bahnhofes als Drehscheibe für unterschiedliche Mobilitätsangebote markiert. Hierzu wird ein neuer Bahnhofsvorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität mit einem neuen Bahnhofsgebäude als Mittelpunkt geschaffen, das dem Bahnhof Haßfurt ein neues Gesicht verleiht.

Der Neubau

Dem Gebäude wird eine bewusst dominante Stellung zwischen altem Bahnhof und Lockwerk zugewiesen. Die Fassade ist sehr abstrakt gestaltet um gegenüber den historischen Gebäuden möglichst neutral in Erscheinung zu treten. Das auf der Ostseite umlaufende Vordach markiert den Zugang zu den Gleisen. Es bietet Witterungsschutz für die Treppen zur Unterführung und Erschließung der Gleisanlagen sowie für die Außengastronomie auf der unmittelbar südlich anschließenden Platzfläche.
Das Erdgeschoss beinhaltet einen Wartebereich für die Fahrgäste der Deutschen Bahn und den örtlichen ÖPNV mit Bewirtung über einen kleinen Gastronomiebereich. Dem angeschlossen ist das Reisecenter DB, das vom Altbau hierhin verlagert wird. Die notwendigen Technik- und Lagerräume sowie eine öffentliche WC-Anlage sind im Untergeschoss untergebracht. Die beiden Obergeschosse stehen für den Servicebereich der Deutschen Bahn oder für private Nutzungen wie Büros, Praxen, Dienstleistungen zur Verfügung. An diesem Standort, nahe der Altstadt und optimaler Verkehrsanbindung wird sich ein Projekt dieser Größenordnung wirtschaftlich umsetzen lassen.

Der Bahnhofsvorplatz

Die langgestreckte und nach Süden verlagerte Fläche des ZOBs erlaubt eine großzügige Platzfläche vor dem Bahnhofsgebäude auf der auch Außenbereiche für die angrenzenden Gastronomienutzungen angeboten werden können.
Der Freiraum zwischen dem Bahnhofsensemble und dem neuen ZOB wird als begrünter Bahnhofsvorplatz geplant. Die große begehbare Platzfläche wird durch "Pflanzinseln“ separiert, welche Wegebeziehungen andeuten und dem linearen Vorplatz eine klare Struktur verleihen ohne in Konkurrenz zu den Gebäuden zu treten.
Die geschwungene Platzkante zum ZOB betont den neuen Haupteingang des Bahnhofes. Über 20m Platzfläche wird der ZOB vom Bahnhof barrierefrei angeschlossen. 20 schattenspendende Bäume werden auf dem Platz vorgesehen, der außerdem einen Trinkbrunnen und Sitzmöglichkeiten erhält. Der Belag wir mit Naturstein-Pflaster aus gemischtem Granit mit gesägter Oberfläche hergestellt.
Am Aufgang von den Bahngleisen weist ein zentraler Anzeiger den Reisenden den Weg zum ZOB und in die Altstadt von Haßfurt. Ein taktiles Leitsystem wird auf das Pflaster montiert und setzt sich über die ZOB Mittelinsel in die Bahnhofstraße bis zum Altstadteingang am Oberen Turm fort.
Das LOKWERK im Osten des Platzes erhält zusätzlichen Raum für Außengastronomie. Der Gebäudesockel wird um 4 Stufen eingegraben und dadurch den neuen Anschlusshöhen der Bahnsteigplanung angepasst. Der Charakter des Gebäudes bleibt dabei erhalten. Das Restaurant Zum Centgrafen erhält durch eine neue Terrasse mit Blick über den ZOB einen neuen Impuls für zukünftige Entwicklungen.

Die P+R Anlage

Die P+R Anlage einschließlich Mobilitätsstation findet auf zwei Ebenen statt und bietet Platz für insgesamt 240 PKW-Stellplätze inclusive Car-Sharing und E-Ladestationen. Für die Erschließung der Anlage wird der vorhandene Höhenverlauf der Bahnhofstraße genutzt, sodass aufwendige Rampenkonstruktionen für die Verbindung der beiden Ebenen weitgehend vermieden werden können. Die Haupterschließung erfolgt auf Ebene 2 vom höchsten Punkt der Straße. Von dort können alle P+R Stellplätze auf beiden Ebenen angefahren werden. Unmittelbar nach der Einfahrt werden die freien Plätze angezeigt. Die Ausfahrten sind auf beiden Ebenen möglich.
Das Dach der P+R Anlage besteht aus Photovoltaik Paneelen, über die der Strom für den gesamten Bahnhofsbereich einschließlich ZOB erzeugt werden kann. Damit kann Haßfurt einmal mehr den Ruf einer Stadt gerecht werden, die im Bereich Nutzung erneuerbarer Energie einen Spitzenplatz besetzt.
Die Mobilitätsstation
Der östliche Teil der P+R Anlage beinhaltet im Erdgeschoss eine Mobilitätsstation über die auch die Zufahrt zur Altstadt-Tiefgarage verläuft. Auf diese Weise sind die Zufahrten beider Garagen (Altstadt und P+R) strikt getrennt. Die Mobilitätsstation verfügt über 30 Car-Sharing Plätze, 10 Elektro-Ladestationen, Stellfläche für 15 Motorroller, 150 Fahrräder, Paketstation und entsprechender Servicebereich. Für die leerstehende Fläche im alten Bahnhofsgebäude wird ein Fahrradladen vorgeschlagen. Sein Standort unmittelbar neben dem Fahrradparkhaus erzeugt Synergieeffekte die eine Rentabilität dieser Nutzung garantiert.

Der ZOB

Der Busbahnhof verfügt über die notendigen Haltestellen für die vorgegebenen Buslängen und ist aus allen Richtungen an- und abfahrbar. Als Witterungsschutz für die Fahrgäste ist eine leichte, transparente Stahl-Glas-Konstruktion mit einer Länge von 77 m vorgesehen. Bei einer Breite von 8 m werden alle Einstiegsbereiche überdacht. Die Konstruktion ist technisch bestimmt, ohne modisches Design. Sie besteht aus einer Stützenreihe, über der ein längslaufender Trägerrost abgehängt wird. Die Abhängung erlaubt kurze Spannweiten und damit schlanke Profile, die der Konstruktion als Ganzes einen sehr filigranen und transparenten Ausdruck verleihen. Die Beleuchtung des Bussteigs geschieht über lineare LED-Lichtbänder, die im Randprofil des Daches integriert sind. Bei Dunkelheit reflektieren die Glasflächen den hell erleuchteten Boden der Haltestelle, sodass das Dach insgesamt eine Ausstrahlung erfährt, die es als besonderes Kennzeichen des Bahnhofsvorplatzes in Erscheinung treten lässt.
MIV, Fuß- und Radweg
Die bislang unbefriedigende Zu- und Abfahrt zur Altstadt-Tiefgarage wird an den Hauptverkehrsstrom von Osten angeschlossen. Die Erschließung geschieht über den Bereich des Mobilitätszentrums und ist unabhängig von der P+R Anlage.
Vor dem alten Bahnhofsgebäude befinden sich 3 Taxiplätze und 3 K+R Plätze. Diese sind von Osten direkt anfahrbar und von Westen über eine 180°-Kehre vor dem Kopf des Busbahnhofs. Gleiches gilt für die beiden Haltepositionen der Busse vor dem alten Bahnhofsgebäude, deren 180° Kehre über den ZOB erfolgen muss.
Die Anbindung der im Bereich A von der Nordstadt kommenden Fuß- und Radwege wird über ebenerdige Überwege im Bereich des Kreisverkehrs sowie über eine zusätzliche Rampe südlich der Gleistrasse wesentlich verbessert. Der von der Nordstadt im Westen des Planungsgebietes ankommende Radverkehr erhält nach Überquerung der Bahnhofsstraße eine Rampe zum Mittenweg der Parkanlage und wird von dort direkt auf die Promenade geleitet. Für die direkte Zufahrt zur Mobilitätsstation wird ein Schutzstreifen entlang der Bahnhofstraße vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 2010 haben Ort und Aufgabe gelesen und antworten mit einer konsequenten linearen Setzung für Parkierung und ZOB. Ergänzend wird ein neuer städtebaulicher Schwerpunkt durch einen markanten Neubau zwischen Bahnhofsgebäude und Lokwerk geschaffen. Die bestehende Promenade wird in Gänze erhalten und trägt zu einer identitätsstiftenden Atmosphäre des Gesamtareals bei.

Das über 200 m lange Parkdeck stärkt die bestehende Bebauung entlang der Gleise und dient an- und abfahrenden Bahngästen als architektonische Landmark für die künftige „Smart Green City Haßfurt“. Das leicht und strukturiert organisierte Parkgebäude ist funktional gegliedert und nimmt alle geforderten Funktionen zur Mobilität, Fahrräder und Photovoltaik auf. Der zur Bahnhofstraße vorgelagerte Baumfilter vermittelt souverän zwischen Promenade und Parkdeck und schirmt das Parkdeck sensibel ab.

Die flächenminimierte Anordnung des neuen ZOB östlich des Bahnhofgebäudes wird im Preisgericht sehr positiv bewertet. Der gewonnene öffentliche Raum lässt der Gastronomie Lokwerk und dem Bahnhof den nötigen Raum zum Atmen. Die Lage der angebotenen Wartebuchten für Busse nördlich der Bahnhofstraße bietet jedoch keine adäquate Wendemöglichkeit im direkten Umfeld.

Das neue Bahnhofsgebäude ist richtig situiert, bietet aber in Dimension und architektonischer Abstrahlung Raum für kontroverse Diskussion. Eine aus dem Ort Haßfurt heraus entwickelte, zeitgemäße Architektursprache würde das Gesamtkonzept noch stärken.

Die städtebaulichen Angebote im Ideenbereich sind nachvollziehbar und erlauben eine barrierefreie Erschließung.

Die vorgeschlagene Materialität ist angemessen und robust genug, um vor dem Morgen zu bestehen. Das Glasdach der ZOB-Überdachung wird hinsichtlich Unterhalt, Verschattung und Reinigung kritisch gesehen. Der öffentliche Raum vor Bahnhof und Lokwerk wird durch die Setzung der Grüninseln zu einem angenehmen Platzkontinuum. Ein Gehölzrahmen westlich des Lokwerks schafft eine starke Fassung des ZOB und bindet die Gaststätte „Zum Centgraf“ angenehm ein, ohne ihr die Sicht zu entziehen.

Im Preisgericht wurde die Angemessenheit der städtebaulichen Gesamtlösung für die Stadt Haßfurt kontrovers diskutiert. Insgesamt ist es jedoch eine Arbeit, welche durch ihre konsequente architektonische Haltung einen wertvollen Beitrag für die gestellte Aufgabe leistet.
Freianlagenplan 1:500

Freianlagenplan 1:500

Grundriss Bahnhofsareal

Grundriss Bahnhofsareal

Stadtboden

Stadtboden

Schnitte Bahnhofsareal

Schnitte Bahnhofsareal

Perspektive ZOB

Perspektive ZOB

Perspektive Bahnhofsareal

Perspektive Bahnhofsareal

Perspektive Bahnhof

Perspektive Bahnhof

Schnitte ZOB

Schnitte ZOB

Dachaufsicht ZOB

Dachaufsicht ZOB

Perspektive ZOB

Perspektive ZOB

Stadtboden

Stadtboden