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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Landesgartenschau Thüringen 2024 in Leinefelde-Worbis: "Gartenstadt mit Augarten"

Perspektive Landschaft - Blick in die Auenlandschaft vom Auenbalkon

Perspektive Landschaft - Blick in die Auenlandschaft vom Auenbalkon

2. Preis

UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ATELIER . SCHMELZER . WEBER Architekten PartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

GARTENSTADT

Die neu konzipierte Gartenstadt formuliert eine eigenständige Struktur mit einem hohen identitätsstiftenden Charakter innerhalb des Gefüges. Es wird ein städtebaulich klar lesbares Quartier entwickelt, welches sich auf der einen Seite zur Landschaft öffnet und zur anderen Seite die städtebaulichen Kanten klar besetzt, wodurch eine urbane Aufwertung des angrenzenden Stadtraums erfolgt. Die angrenzenden Straßenräume werden daher überwiegend mit höheren, markanten und raumakzentuierenden 3-geschossigen Gebäudetypologien besetzt, wohingegen die inneren Bereiche durch pavillonähnliche, 2-geschossige Gebäudetypologien bestimmt werden. Es werden vier ähnlich große Teilbereiche gebildet, welche jeweils straßenseitig erschlossen werden und durch einen schmalen gartenseitigen Pfad mit dem zentral konzipierten, durchgrünten und gemeinsam genutzten Quartiersplatz verbunden sind. Die inneren Erschließungswege und Platzflächen werden als verkehrsberuhigte Mischflächen ausgebildet. Es sollten aktiv nutzbare Flächen entstehen, die nicht nur der Erschließung dienen, sondern als Gemeinschaftsflächen verstanden werden. Das Abstellen der privaten Fahrzeuge sowie der Besucher erfolgt daher auf den umliegenden und dezentral konzipierten Parkplatzflächen.

GEBÄUDETYPOLOGIEN

Es werden vier unterschiedliche Gebäudetypologien entwickelt, welche ein breites Spektrum an Lebens- und Wohnmodellen abbildet. Dem Wunsch nach einem eigenen Haus mit selbstbewirtschafteten Garten wird ebenso Rechnung getragen wie der Bedarf nach kompakten Geschosswohnungsbau, der eine hohe Vielfalt an Miet- und Eigentumswohnungen mit kollektiv genutzten Freiflächen zur Verfügung stellt. Die Gartenstadthaustypen I und II werden als freistehende Einfamilien- bzw. Reihenhäuser konzipiert. Über jeweils zwei Etagen werden die unterschiedlichen Wohn-, Schlaf- und Nebenräume organisiert. Die offene Gestaltung der Erdgeschosszonen erlaubt einen fließenden Übergang zum privaten Garten. Der Gebäudetyp III versteht sich als eine Erweiterung des üblichen Einfamilienhauses hin zum Mehrgenerationswohnen. Im Erdgeschoss wird eine separate barrierefreie Einliegerwohnung vorgesehen, welche z.B. die autarke Unterbringung von Großeltern erlaubt oder weiter vermietet werden kann. Die gemeinsame Verortung, aber dennoch autarke Erschließung der Wohnungen, in einem Gebäude stellt eine besonders flexible Typologie dar. Ebenso ist eine Zusammenschaltbarkeit der beiden Wohnungen möglich. Der Gebäudetyp IV bildet die Grundlage von effizienten, aber dennoch qualitvollen und großzügigen Wohnen innerhalb einer Grundstücksgemeinschaft. Klassische Familienwohnungen sind hier ebenso umsetzbar wie Wohngemeinschaften für Jung und Alt. Die unterschiedlichen und vielfältigen Gebäudetypologien generieren individuelle Adressen und bilden dennoch auf Grund ihrer Material- und Formensprache eine gesamtstädtebauliche Einheit.

BAUKONSTRUKTION

Die Auswahl der Materialien erfolgt unter dem Aspekt der ökologischen Nachhaltigkeit. Es wird eine Hybridbauweise aus einer modulare Holzrahmenkonstruktion sowie massiven Wandelementen im Inneren vorgeschlagen. Die Baukörper werden mit Brettsperrholzwänden, vorgefertigten Holzbauteilen an der Fassade, Holzverbunddecken und aussteifenden Wänden konzipiert. Durch kreuzweise Verklebung einzelner Brettlagen entsteht aus dem gerichteten Werkstoff Holz ein Material mit Platten- und Scheibenwirkung, das sich als Wandbauteil einsetzen lässt. Aufgrund der schlanken Wandkonstruktionen, hoher Tragfähigkeit und der sehr guten Brand- und Schalleigenschaften ist der Massivholzbau in verschiedenen Vergleichsobjekten bereits realisiert und bewährt. Auf Grund des hohen Vorfertigungsgrades der Holzelemente kann eine besonders hohe Bauteilqualität, eine kurze Bauzeit sowie eine kosteneffiziente Planung sichergestellt werden. Eine modulare Anordnung der Innenwände in dem vorgegebenen Konstruktionsraster erhöht die Flexibilität der Grundrisse in allen Ebene. Bei wechselnden Nutzungsanforderungen sind Raumanpassungen unkompliziert und kosteneffizient realisierbar.
ENERGIE UND TECHNIK

Die Neubauten werden kompakt mit einem sehr günstigen A/V-Verhältnis angelegt. Insbesondere Architektur und Baukonstruktion tragen zu einer energetisch günstigen Gesamtbilanzierung bei. Zugunsten optimierter Betriebskosten wird sowohl im Winter als auch im Sommer eine hohe Energieeffizienz angestrebt, welche außerdem eine hohe Behaglichkeit im Gebäude sicherstellt. Auf Grund der bauphysikalischen Eigenschaften von Holz wird sowohl im Sommer als auch im Winter ein hoher Wärmeschutz sichergestellt. Zudem garantiert die Holzbauweise ein gesundes Raumklima sowie eine optimale Luftfeuchtigkeit. Zur Erzielung eines geringen Primärenergiebedarfes werden auf den Dachflächen Photovoltaik- sowie Solarthermieanlagen vorgesehen. Alle weiteren Dachflächen erhalten eine extensive Begrünung, welche regenabflussverzögernd wirkt und zur Verbesserung des Mikroklimas bieträgt. Weitherihn werden die Dachflächen zur Sammlung von Regenwasser und einer damit verbundenen Grauwassernutzung sowie der Bewesserung der Gärten verwendet. Die Speicherung des Wassers erfolgt in seperaten Zisternen auf den Grundstücken.

Beurteilung durch das Preisgericht

In einer wohltuend weiträumigen Betrachtung greifen die Verfasser das bestehende Kon-zept der grünen Achse auf und entwickeln es im Bearbeitungsgebiet im Sinne eines grünen Stadtrandes in Form eines angenehm schlichten Stadtrandparks mit hoher Einfühlsamkeit fort.
Aus den schlüssig verwendeten Elementen – kraftvoller Abschlussallee, nördlich angelager-tem und spannungsvoll schwingendem Hauptweg, extensivem Vorland und einer sich öff-nenden städtebaulichen Fuge durch die Neubebauung – entwickelt sich eine ansprechende Symbiose von bauten Flächen und begrenzender Landschaft.
Mit einem robusten städtebaulichen Raster, klassischen dem Haus zugeordneten Gärten und einem dezentralen Parkierungssystem wird das neue Baufeld in einer eher tradierten Weise besetzt. So verbleiben bedauerlicherweise auch die seitlichen Erschließungen mit Straßen und Gartenwegen auf einer eher rein funktionalen Ebene und können nicht an die doch ansprechende Attraktivität der mittigen Fuge anbinden.
Die vorgeschlagenen Häuser überzeugen durch eine hohe zeitgenössische wie dem Ort an-gemessene Qualität in Grundrissen, Konstruktion und architektonischer Sprache. Dies zeigt sich im Grundsatz auch in den dargestellten Typologien, wenngleich es damit nicht vollum-fänglich gelingt, alle Baufelder mit durchgehender hoher Qualität zu bespielen. Dies zeigt sich beispielsweise in einer wiederkehrenden Monotonie im Inneren oder in der dispersen Ausformulierung der baulichen Kanten zum mittigen Freiraumkeil.
Der neue Stadtrandpark präsentiert sich mit der geschickten freiräumlichen Integration und der gestalterischen Überhöhung von gegebenen Strukturen, wie Ohne, Auwald und weiten Wiesen, als ein ansprechender naturgetönter Park von hoher atmosphärischer Dichte. Ein stimmiger Rundweg erschließt das Areal, verortet schlüssig randseitige Funktionen, öffnet stadträumlich richtig bestehende Gärten in Richtung Baufeld und verknüpft geschickt mit „Balkonen im Park“ intensiv genutzte Bereiche, den Reiz der Renaturierung und neue Bauten in einer visuellen Zwiesprache.
Wenngleich mit der dargestellten Verortung die naturräumlich sensibleren Bereiche, die Ge-wässersystematik oder die Topographie nicht voll stimmig eingebunden sind, so tragen diese Balkone einen kraftvollen Blickfang und bildprägenden Ort in die ansonsten sympathisch extensive Landschaft.
Aufbauend auf dieses Konzept lässt sich die spätere Gartenschau mit der notwendigen Fle-xibilität gut entwickeln. Die gleiche Flexibilität ist in der Bauabschnittsbildung des Städte-baus gegeben.
Die Arbeit stellt so in dem dargestellten gekonnten Zusammenspiel von Landschaft und Städtebau und in der hohen Einfühlsamkeit und gestalterischen Umsetzung einen wertvol-len Beitrag für die gestellte Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Konzepterläuterung

Konzepterläuterung

Haustyp 1

Haustyp 1

Ausstellungskonzeption

Ausstellungskonzeption

Haustyp 2

Haustyp 2

Dauernutzung des Gartenschaubereiches

Dauernutzung des Gartenschaubereiches

Haustyp 3

Haustyp 3

Perspektive Gartenstadt - Anger mit Café, Textilspielplatz und Weitblick in die Landschaft

Perspektive Gartenstadt - Anger mit Café, Textilspielplatz und Weitblick in die Landschaft

Haustyp 4

Haustyp 4

Vertiefungsbereich Gartenstadt

Vertiefungsbereich Gartenstadt

Schnitt Gartenstadt

Schnitt Gartenstadt

Beispiel Gebäudetyp

Beispiel Gebäudetyp