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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Erweiterung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Berlin

ein 1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 200.000 EUR

C.F. Møller Architects

Architektur, Landschaftsarchitektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Höhler+Partner Architekten und Ingenieure

sonstige Fachplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

EIN GRÜNER ENTWURF

Mit dem Entwurf für den Erweiterungsbau des BMU soll ein Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Bauen entstehen. Nachhaltigkeit erfordert Innovation - auch städtebauliche Dogmen müssen hinterfragt werden. Der Entwurf stellt – auch als Gegenentwurf zum steinernen Berlin - eine ausgewogene Antwort auf die vielfältigen Anforderungen (Städtebau, Raumprogramm, Funktionalität, Flächeneffizienz, Ökologie etc.) dar und schafft ein wirtschaftliches, nachhaltiges und zukunftsweisendes Low-Tech-Gebäude.

Das Grundstück im Dreieck zwischen BMU, Bundesrat und AGH ist die letzte Baulücke im historischen ‚Dreiländereck‘ und beinhaltet zahlreiche Herausforderungen durch seine Geometrie, Orientierung, Bestandsgebäude, Altlasten im Erdreich u.v.m. sowie die Anforderungen an Erschließung, Versorgung und die Außenanlagen. Aus der Luft lässt sich ein Grünzug erkennen, der sich vom ehem. Prinz-Albrecht- Palais über die Niederkirchner Straße und das Baugrundstück bis zum Tiergarten erstreckt und im Entwurf aufgenommen und gestärkt wird.

Auf Teilfläche B werden die Bestandsbauten elegant durch eine Neuinterpretation des Blockrandes abgeschlossen. Dieser Gebäudeteil besteht aus einem mit Naturstein bekleideten Erdgeschoss und 6 Obergeschossen sowie einem Staffelgeschoss mit einer Fassade aus PV-Paneelen. Die Material- und Farbwahl nimmt mit changierenden Graunuancen (der PV-Elemente) Bezug auf den denkmalgeschützten Altbau.

Auf Teilfläche A entsteht eine dynamisch-organische Gebäudestruktur, die ähnlich wie ein Baum von Licht und optimalen Wachstumsbedingungen geformt wird und als grüne, lebende Oase im Herzen der Stadt liegt. Ausgangspunkt ist der klassische und funktionale Büroriegel mit ca. 15m Gebäudetiefe ist, der in Bezug auf Tageslichtnutzung, natürliche Lüftung und Grundstücksgeometrie optimiert wurde, so dass die Büroräume optimale Tageslichtverhältnisse und Ausblicke erhalten. Durch diese baumartig verzweigte Struktur entstehen an den Grundstücksgrenzen markante Giebel, die einerseits den Blockrand aufgreifen und andererseits nach außen orientierte, grüne Höfe schaffen, die optimalen Außenbezug und Luftaustausch aller Räume mit der Umgebung ermöglichen. Gleichzeitig tragen diese Höfe und Gärten dazu bei, dass der Erweiterungsbau als Gebäude im Grünen erlebt wird. Infrastruktur und Erschließung Vier dieser Höfe enthalten verglaste Atrien mit offenen Treppen, die das EG mit den Büroetagen und dem Dachgarten verbinden. Die Haupttreppen liegen im Innenbereich der Höfe und funktionieren sowohl als Flucht- als auch als Kommunikationstreppen.


Auf jeder Etage kommt man in einem Lounge-Bereich mit Teeküchen, WCs und Garderoben an. Von diesen Gemeinschaftsbereichen bewegt man sich weiter zu den einzelnen Büros. Auf diese Weise wird in jeder Arbeitseinheit eine Begegnungsstätte für Wissensaustausch und Pausenaufenthalt geschaffen, während die Büros in den ruhigeren Gebäudezonen liegen. Diese Organisation ermöglicht große Flexibilität bei der Ausbildung von wechselnden Arbeitseinheiten der verschiedenen Nutzer (BMU, BMI, AGH u.a.).

Das EG ist die repräsentative Verteilerebene und beginnt im Süden an der Niederkirchnerstraße, wo der Haupteingang und eine öffentliche Cafeteria an einem begrünten Vorplatz liegen. Vom Haupteingang mit Pförtnerloge und Warteraum bewegt man sich durch einen geräumigen Showroom bis zu einem Konferenzbereich mitten im Gebäude, der wie ein offener Platz gestaltet ist, an dem Sitzungssaal und Foyerflächen ineinanderfließen. Bei Bedarf kann der Saal mit beweglichen Trennwänden komplett vom Foyer getrennt werden. Der große Saal, Besprechungs- und Unterrichtsräume haben große Fensterflächen zum AGH und Oberlichter, lassen sich aber auch verdunkeln. Der Konferenzbereich mündet in die Bibliothek, die um einen Innenhof herum angeordnet ist und sich als alternativer Arbeitsbereich nutzen lässt, in dem sich ‚New Ways of Working‘ entfalten können.

Der Eingang für Minister, Gäste und Beschäftigte sowie die Hauptzufahrt für Fahrzeuge aller Art befindet sich an der Erna-Berger-Straße. Von einem kleinen Vorplatz zwischen zwei Gebäudeflügeln gelangt man zur Tiefgaragenrampe für Fahrräder und PKW sowie innen zu vier Haupttreppen und einem Atrium, das sich über die gesamte Gebäudehöhe erstreckt. Lieferverkehr gelangt direkt in den diagonalen Raum zwischen Bestands- und Neubau, der als grüner Innenhof gestaltet ist und als Zufahrts- und Wendefläche für Lieferverkehr dient.

Die EG-Flächen in diesem Bereich sind der technischen Infrastruktur gewidmet, hier befinden sich Post, Lager, Archive, FM und die Küche. Die Kantine liegt unmittelbar am Konferenzbereich. Glastrennwände ermöglichen visuellen Kontakt. Alt- und Neubauten werden punktuell über schmale Baukörper miteinander verbunden. Diese mehrgeschossigen Brücken enthalten im Norden Büros und Besprechungsräume, im Süden Verbindungsflure mit Nutzungen, die möglichst vielen Beschäftigten zugutekommen. Brandschutz Bei dem Neubaugebäude in Berlin handelt es sich um ein Gebäude der Gebäudeklasse 5. Die tragenden und aussteifenden Wände und Stützen sowie die Decken als tragende und raumabschließende Bauteile werden aus Holz geplant – die gemäß §26 der BauOBln erforderliche Feuerwiderstandsfähigkeit kann gewährleistet werden. Es werden Nutzungseinheiten mit je <400 m² ohne notwendige Flure ausgebildet, die jeweils zwei unabhängige bauliche Flucht- und Rettungswege zu Treppenräumen haben, die im EG ins Freie führen.


AUSSENANLAGEN

Konzeptuell wird der Vorplatz des AGH entlang der Niederkirchner Straße nach Westen ‚gestreckt‘. Dadurch entsteht ein zusammenhängender städtischer Raum, von dem aus die öffentliche Lobby, der Showroom und die Cafeteria erschlossen werden. An der Ostseite wird ein bepflanzter Grünstreifen entlang der Bestandsmauer geschaffen, der die Linien der Bepflanzung am AGH-Platz aufgreift. Nach Süden wird ein formaler städtischer Platz ausgebildet, dessen zentrales Element ein von Holzmöbeln umringter Wasserskulptur ist. Als Geste an die Stadt wird hier ein Trinkbrunnen errichtet, der es an warmen Tagen ermöglicht ‚aufzutanken‘. Nach Westen wird ein Außenbereich für das Café ausgebildet, der von Gras- und Kräuterbepflanzung gesäumt wird und mit der Begrünung der Brückenbauwerke zusammenspielt. Grüne Höfe Die Hofgärten sind die Lungen des Gebäudes und reinigen die Stadtluft von Staub und Partikeln, bevor sie in die Büroräume gelangt. Die Bepflanzung ist von verschattetem Waldboden mit Moosen, Farnen und Totholz inspiriert.

Um die Begrünung über das EG hinaus wachsen zu lassen, werden ab dem 1. OG vertikale Pflanzdrähte gespannt, an denen sich Kletterpflanzen, wie z.B. Clematis oder Efeu entwickeln können. Die Höfe sind ideal für eine kurze Pause der Beschäftigten, hier ist Raum für Ruhe und Reflexion. Dachgarten Auf dem Dach gibt das Gebäude der Stadt die überbaute Fläche als Park zurück. Hier wird ein Büropark gestaltet, der zum Arbeiten, für Versammlungen oder zum Flanieren genutzt werden kann. Die Bepflanzung wird in drei Zonen unterteilt: am Dachrand ein blühendes Sedum-Dach mit widerstandsfähigen Pflanzen, die ein Minimum an Aufbau und Pflege erfordern. Die nächste Zone besteht aus Gräsern und Kräutern mit reichem Nektar- und Polleninhalt, wie z.B. gemeine Wegwarte, Witwenblumen, Sandthymian und Salbei. Im inneren Bereich stehen Büsche und Bäume, die mind. 1m Substrat erfordern. Hier verdichtet sich die Bepflanzung mit kleinen, mehrstämmigen Bäumen und einem Unterwald aus z.B. Waldhimbeere, Johannisbeere, Felsenbirne oder Kirschapfel. Die Zusammensetzung der Pflanzen muss zum periodisch trockenen und sonnenreichen Mikroklima passen und bei Niederschlägen Wasser absorbieren. Die äußeren Dachbereiche werden von menschlichem Einfluss weitgehend freigehalten, damit sich Mikrohabitats und Biotope für die Fauna der Stadt entwickeln können. Tothölzer sind geeignet für Insekten. Steinsetzungen schaffen Windschatten, Verstecke und Sonnenplätze für Kriechtiere, Sand- und Staubflächen sind für Vögel gut geeignet.


DIE GRÜNE PFORTE

Der Brückenbau zur Niederkirchner Straße erhält nach Süden eine begrünte Fassade mit dreispitziger Jungfernrebe und Clematis mit rosa-/pinkfarbenen Blüten, die an gespannten Drähten aus an den Geschossdecken befestigten Pflanztrögen wachsen. Diese Pflanzenarten geben der Fassade ein mit den Jahreszeiten wechselndes Bild: im Frühling steht die Jungfernrebe frischgrün, im Lauf des Sommers blüht die Klematis, im Herbst verwandelt sich der Wein zu flammenden Rottönen. Im Winter wird die Pflanzenstruktur zu einer filigranen Ornamentik der Fassade. Der grüne Rahmen Die Bebauung wird von einem Grünstreifen gerahmt, der mit Wildblumen und Grasmischungen bepflanzt wird und sich selbst wartet. Nur wenige Male pro Jahr muss hier gemäht werden. Umgang mit (Regen-)Wasser Das Wasserkonzept basiert auf dem Prinzip einer Wassertreppe: oben saugt das Gründach Regenwasser wie ein Schwamm auf und lässt es versickern. An einzelnen Stellen wird Regenwasser für niederschlagsarme Zeiten gespeichert. Vom Dach wird überschüssiges Wasser in die Höfe geleitet, u.a. über die senkrechten Pflanzdrähte. Zur Bewässerung der Außenanlagen wird weitgehend Regenwasser genutzt. Verdampfung in den begrünten Höfen trägt zur Temperatursenkung bei und stärkt das natürliche Lüftungskonzept. Aus den Höfen gelangt das Wasser über befestigte Flächen und biologisch reinigende Rinnen entlang der Fassade in die angrenzenden Grasflächen oder in Reservoirs zur späteren Nutzung.

Axonometrie

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