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Einladungswettbewerb | 12/2019

Evangelischer Campus Nürnberg

1. Preis

Preisgeld: 56.000 EUR

Carmody Groarke Ltd.

Architektur

RIEHLE KOETH

Architektur

Jonathan Cook Landscape Architects

Landschaftsarchitektur

Buro Happold

Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung, Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der Bestand wird, bei weitestgehendem Erhalt der Bausubstanz, zu einem einladenden, selbstbewussten und großzügigen Gebäudeensemble mit eindeutigem Campuscharakter, umgewandelt. Ein zentraler, von allen Seiten zugängiger, öffentlicher Hof empfängt die Besucher und Nutzer und offeriert die Adressen der einzelnen Funktionen im gemeinschaftlichen Freiraum. Der Rathenauplatz wird durch eine wirkungsvolle Geste der Öffnung im, zweigeschossig aufgestockten, liegenden Gebäudeteil, zur Hauptadresse dieses neuen Campus. Durch die Ergänzung der Hochhausscheibe, mittels eines vorgestellten und selbsttragenden Regals, mit einem zusätzlichen Flächenangebot, wird die vormalige kommunikative Teilung des Gebäudekomplexes aufgehoben und die horizontalen und vertikal angeordneten Nutzungen überzeugend miteinander verwoben. Gärten werden in die Hochhausscheibe integriert und künden von der neuen, der Öffentlichkeit zugewandten Nutzung. Geschickt wird die Tiefgarageneinfahrt nach Südwesten in den Maxtorgraben verlegt, so dass sich ein großzügiger, zugänglicher und zusammenhängender Freiraum rund um das Gebäude ergibt. Eine hölzerne Balkon- und Sonnenschutzstruktur legt sich wie ein weicher Mantel um alle Bauteile und nimmt dem jetzigen Bestandsgebäude seinen unnahbaren Charakter. Leichtigkeit, Offenheit, Zugänglichkeit und ein angemessener Umgang mit natürlichen Ressourcen prägen den neuen Evangelischen Campus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Gebäudebestand wird erhalten und das Gebäude stärker mit der städtebaulichen Struktur verzahnt, dies z.B. durch den Zugang vom Rathenauplatz und dem großzügigen öffentlichen Innenhof mit schlüssiger Durchwegung. Die Hochhausscheibe wird in südlicher Richtung erweitert mit der Folge deutlich verbesserter Innenraumqualitäten in diesem Gebäudeteil – auch durch großzügige Lufträume und mehrgeschossige Wintergärten. Der Fassade vorgestellte Loggien geben den Innenräumen eine zusätzliche Prägung. Eine neue, offene Fassadenstruktur umkleidet den bisherigen, schwer wirkenden Baukörper. Dadurch entsteht eine, leicht wirkende Tiefenstruktur. Diese Vorgehensweise bezüglich des Bestandes und die Neuinterpretation der Fassade wird als ein der Aufgabe und dem Selbstverständnis des Bauherrn angemessener Beitrag gewürdigt. Allerdings ist die Holzfassade noch auf Fragen des Brandschutzes, der tatsächlichen Nachhaltigkeit und der dauerhaften Instandhaltung hin zu überprüfen und ggf. zu optimieren. Die Position des großen Saals im Untergeschoss und die Tageslichtversorgung des Untergeschosses müssen überarbeitet werden. Insgesamt ist eine hohe Flexibilität in der Gesamtgestaltung ablesbar. Der ökonomische Aufwand der Aufstockungen und Erweiterungen scheint machbar, muss aber noch detaillierter untersucht werden, auch im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen der Großzügigkeit des Konzepts einerseits und die Belange der Flächenwirtschaftlichkeit andererseits. Das technische Konzept des Gebäudes stellt sich insgesamt als plausibel dar. Einzelne Aspekte wie z.B. die Nutzung des Regenwassers sind noch zu klären. Die Grünflächen um das Gebäude sind angemessen konzipiert und zeigen im Zusammenspiel mit den Wintergärten ein gelungenes Gesamtkonzept. Die Topografie der Umgebung ist noch gezielter in den Entwurf einzuarbeiten. Die zentrale Zufahrt zur Tiefgarage ist sinnvollerweise zum Maxtorgraben hin verlegt, die Erschließung für die Fahrräder und die Zahl der Fahrrad-Stellplätze müssen noch überprüft werden. Der Denkmalschutz hat keine grundlegenden Einwände vorgetragen, es sind allerdings die Abstandsflächen nach Westen hin zu überprüfen. Bei der Verbindung des Baukörpers mit der Holzfassade ist mit hohen Kosten zu rechnen. Auch die Frage der Erweiterungsbauten bis in das zweite Untergeschoss wirft ggf. Konflikte mit dem Bunker im UG auf. Hier sind noch grundlegende Fragen zu bearbeiten. Alles in allem ein gelungener, gelassener und zur Ausloberin passender Entwurf, insbesondere hinsichtlich des Umgangs mit dem Bestandsgebäude, der zukünftigen Gestaltung der Fassaden und im Hinblick auf die inhaltlichen Erwartungen. Das Projekt verbindet auf überzeugende Weise Flachbau und Hochhausscheibe zu einer inhaltlichen und formalen Einheit. Nachhaltigkeit, Bescheidenheit, räumliche Großzügigkeit und Klarheit im Ausdruck stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander und prägen das Erscheinungsbild des neuen Campus im Stadtraum in positiver Weise.
Evangelischer Campus Nürnberg

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