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Einladungswettbewerb | 12/2019

Evangelischer Campus Nürnberg

2. Preis

Franz&Sue

Architektur

EGKK Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Verschiedene, wohlproportionierte Aufsätze ergänzen das bestehende, abweisend wirkende Gebäude und schaffen eine angemessene Maßstäblichkeit im städtischen Kontext. Zum Rathenauplatz zeigt sich ein großzügiges Foyer, mit einem attraktiven, vorgelagerten, Freiraum als zentrale Adresse des Campusgebäudes. Die Sondernutzungen erhalten die notwendige Raumhöhe und markieren die Eckpunkte des Gevierts. Durch die Aufstockungen ergeben sich qualitativ hochwertige, den Nutzungen direkt zugeordnete Dachgärten. Im Inneren des Gebäudes überrascht eine differenzierte Abfolge von zentralen Räumen und Freiräumen als das kommunikative Herz des Gebäudekomplexes. Sie werden über ein langgestrecktes Foyer in Nord-Südachse miteinander verbunden. Die Hochhausscheibe wird durch eine Skylounge, mit dazugehörendem Dachgarten ergänzt. Insbesondere die Fassade des Flachbaus, mit ihren vertikalen Elementen aus Holztafeln und großformatigen Verglasungen verspricht dem Gebäude ein städtisches, einladendes Äußeres zu verleihen. Das Ensemble überzeugt durch eine gute Organisation, angemessene strukturelle Eingriffe und eine, die Aufgabe adäquat abbildende Materialität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurfsverfasser hat die Grundsatzentscheidung getroffen, mit dem Bestandsgebäude zu arbeiten und es aufzustocken. Aus städtebaulicher Sicht ergibt sich eine selbstverständliche Lesart, die den ehemaligen Komplex aus den 70er Jahren würdigt und ihm zugleich ein neues zeitgemäßes Gesicht verleiht. Die Aufstockung von ein bis zwei Stockwerken erfolgt asymmetrisch und kleinteilig; sie schafft eine neue Höhenstaffelung und Präsenz zur Stadt Richtung Süden, welche städtebaulich durchaus nachvollziehbar ist. Allerdings gibt es hier im Bezug zur Stadtmauer einen Zielkonflikt mit dem Denkmalschutz. Die Funktionen des Inneren mit Versammlungssälen mit einer sichtbaren doppelten Raumhöhe kommunizieren mit der Stadt. Der asymmetrische Ansatz drückt sich in einem seitlichen Haupteingang nach Süden und in der weiteren Gliederung der Gemeinschaftsbereiche im Inneren weiter aus. Die einnehmende Ausstrahlung des Gebäudes, lässt sich auch in dem Fassadenmaterial spüren, wo mit Holzrahmen und Holzfassadenplatten eine wichtige Tiefenwirkung erzielt wird, was ausdrücklich als sehr passend für die neuen Nutzer des Gebäudes gewürdigt wird. Die Ausformulierung der Fassade der Hochhausscheibe lässt dagegen Fragen der Detaillierung offen. Sie wirkt redundant, abstrakt und steht dadurch im Widerspruch zu der sonst spürbaren unhierarchischen Grundhaltung und Offenheit des Entwurfes. Die Organisation der Verteilung der gemeinsamen Nutzungen im Erdgeschoss, wo Blickbeziehungen zwischen Versammlungsorten, Dachterrassen und der Mensa möglich sind, ist insgesamt gut gelöst. Es wird angemerkt, dass für die Kapelle eine besser erkennbare Verortung als sakraler Begegnungsort erwünscht ist. Die Nutzungen der Dachterrassen und deren funktionale Zuordnungen wurden als ausdrücklich positiv bewertet. Kritisch wurde die räumliche Trennung vom CJD im 1. UG und 1. OG diskutiert, als auch die mangelnde Trennung zwischen CJD und EVHN. Die Aufstockungen und Ergänzungen der Tragwerksstruktur des Bestandsgebäudes sind in der gezeigten Form in dem gegebenen wirtschaftlichen Rahmen vorstellbar, wenngleich die genannten Kostenkennwerte, insbesondere für die Fassade, zu hinterfragen sind. Insgesamt stellt der Entwurf ein, der Aufgabe angemessenes Projekt dar, das einen neuen Auftritt des Gebäudes zur Stadt selbstverständlich wirken lässt und der auch dem offenen und kommunikativen Esprit des evangelischen Campus Nürnberg entspricht.