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Einladungswettbewerb | 11/2019

Köln Höhenhaus - Neubebauung des Wohnstandortes am Schlebuscher Weg

ein 2. Preis / Architektur

Preisgeld: 10.667 EUR

Urban Agency

Architektur

friedburg & Co.

Landschaftsarchitektur

HAHN HERTLING VON HANTELMANN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

„Schlebuscher Höfe“

Weiterbearbeitung des Entwurfes

Die Weiterbearbeitung unseres Entwurfes für die „Schlebuscher Höfe“ hat das Ziel, das städtebauliche Bild unter Berücksichtigung ökonomischer Gesichtspunkte zu festigen und dabei am Konzept der ersten Entwurfsphase festzuhalten.
Darüber hinaus steht der Zugang und die Herausarbeitung eines mehr öffentlichen Charakters der Höfe im Mittelpunkt.

Mit Bezug auf die ökonomischen Aspekte, haben wir das Hauptaugenmerk darauf gelegt, die Anzahl der verschiedenen Typologien zu reduzieren und die Typen an sich kompakter zu gestalten, so dass die Anzahl der Erschließungskerne reduziert wird. Die Haustypen sind somit effizienter geworden und es ist uns gelungen die Kleinteiligkeit zu reduzieren ohne das Gestaltungsbild zu verändern.
Bei der Materialwahl für die verschiedenen Einzelhäuser haben wir die Auswahl reduziert und auf ein breiteres Spektrum von verschiedenen Materialien und Wertigkeiten gesetzt: Bachstein, Aluminium und WDVS tragen in Kombination zu der beabsichtigten Vielfalt und Variation bei, ohne dabei die Kosten aus den Augen zu verlieren.

Mit Blick auf den Freiraum haben wir die Zugänge zu den Höfen wesentlich verbreitert und einen mehr öffentlichen Charakter im Kernbereich der Höfe herausgearbeitet. Die Hofgärten sind umgebungsoffen, die öffentliche Zugänglichkeit wird durch besonders akzentuierte Eingangsbereiche betont. Ein kontinuierliches Wegenetz verbindet die Höfe miteinander, schafft Durchlässigkeit und vernetzt sie mit der Umgebung. Die öffentlichen Spielflächen sind nun immer in den Shared Space Zonen verortet und sind damit direkt von den öffentlichen Verkehrsflächen ersichtlich und zugänglich. In den Hofbereichen sind nur noch die privaten Kleinkind-Spielflächen angesiedelt, so dass auch der Geräuschpegel in den Höfen reduziert wird.

Städtebauliche Leitidee

Unser Konzept für die städtebauliche Neuordnung der Grundstücke der LEG am Schlebuscher Weg sieht eine Verdichtung vor, die sich aus dem Kontext ableitet und sich natürlich in die Bestandsstruktur einflechtet. Mit dem Rückbau des vorhandenen Zeilenbaubestandes besteht die Möglichkeit, ein neues Wohnquartier zu schaffen, das in Maßstäblichkeit, Körnung und Habitus an die vorhandene Bebauung anknüpft und diese in ein übergeordnetes neues Wohnquartier einbindet, um so lebendige, miteinander vernetzte Nachbarschaften zu etablieren. Die bestehende Struktur besteht aus Einzelhäusern, die sich in ihrer Ausrichtung weitgehend an der Straße orientieren. Die Gebäudehöhen sind auf maximal 3 Vollgeschosse plus Dach beschränkt und vorherrschende Dachform ist das Satteldach.
Unser Entwurf nimmt diese Parameter auf und schafft eine verdichtete Form der Einzelhäuser, die sich zu einer Blockrandbebauung zusammenschließen. Die Neubauten fügen sich so selbstbewusst in die bestehende Struktur ein, während sie den Charakter des Quartiers harmonisch weiterführen.

Unser Entwurf passt sich in Maßstab und Körnung an die bestehende Stadtstruktur an und schafft damit Wiederkennbarkeit im Stadtteil. Die städtebauliche Struktur der vier Teilflächen basiert auf der Idee die umliegende Stadtstruktur weiterzustricken. Der Grundbaustein ist dabei eine aufgelockerte Blockrandbebauung. Die Baufelder sind so unterteilt, dass ein Ensemble von Einzelhäusern mit einer Variation von Bauhöhen, Fassaden und Volumenabschnitten entstehen kann. Der Zugang zu allen Wohngebäuden erfolgt über den Straßenraum, so dass diesem eine besonders wichtige Rolle als belebter, sozialer Begegnungsraum zukommt. Straßen und Vorgärten schaffen einen lebendigen öffentlichen Raum, den die Bewohner sich aneignen.

Die gemischte Stadt

Mit unserem Entwurf möchten wir eine klare Position beziehen, die Urbanität und Vielfalt fördert. Es soll ein Stück ”gemischte Stadt” entstehen. Die verschiedenen Wohnungsbausegmente sind dabei nicht segregiert, sondern gemischt verteilt. Sogar eine Mischung innerhalb der einzelnen Gebäude wäre ein interessanter Ansatz: private, preisgedämpfte und öffentlich geförderte Wohnungen sind im Idealfall gemeinsam integriert. Der Entwurf erreicht dabei eine städtebaulich angemessene, hohe Dichte und arbeitet mit Typologien, die es ermöglichen, bezahlbaren Wohnraum zu bauen.
Die robuste Gebäudestruktur macht eine flexible Anpassung an sich ändernde Wohnungsbedürfnisse möglich. Auch die Dichte kann in der Weiterbearbeitung noch angepasst werden, ohne den ästhetischen Ausdruck des Projektes maßgebend zu beeinflussen.
Unser Entwurf arbeitet mit einer Vielfalt von Wohnungstypologien. Innerhalb der Blöcke gibt es ein vielseitiges Wohnungsangebot mit Geschosswohnungsbau als 2-4 Spänner und Reihenhäusern. Die Wohnungsgrößen haben ein breites Spektrum, so dass auch hier wieder Vielfalt und Mischung im Vordergrund stehen. Das neue Stadtgebiet wendet sich somit an alle Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Alter und Einkommen. Es gibt attraktiven Wohnraum mit einem Schwerpunkt auf die Zielgruppen der Familien und älteren Menschen, aber auch junge Menschen oder Paare sind berücksichtigt. Der direkte Grünbezug der Wohnungen stellt dabei eine besondere Qualität für alle dar.

Gestaltungsmerkmale

Wie auch der Bestand, haben unsere Gebäude Satteldächer und sind in ihrer Erscheinung als Einzelhäuser ablesbar. Die Häuser haben individuelle Fassaden die hauptsächlich aus Klinker, Aluminium und WDVS bestehen. Sie folgen in ihrer Ausrichtung dem Blockrand, wobei die einzelnen Häuser gegeneinander leicht versetzt sind und so den Maßstab kleiner erscheinen lassen. Im EG können die Ecken und Eingänge zurückspringen, um räumliche Variation zu schaffen. Auch in den Dachgeschossen sind Gauben und Rücksprünge vorgesehen, die die Fassaden gliedern. Gestalterisch ist angestrebt, Fassaden und Dächer in gleichem Material oder Farbe zu halten. Giebelfassaden dürfen keine „blinden“ Fassaden sein.

Freiraumplanung

Die nördlich angrenzende Finnhäusersiedlung mit ihrem skandinavischen Charakter, die großzügigen, baumbestanden Rasenflächen im Bestand, sowie der landschaftliche Charakter des östlich angrenzenden Landschaftsraum dienen als Ausgangspunkte für die Entwicklung eines übergeordneten Charakters und die gestalterische Identität des neuen Quartiers. Der landschaftlich-gärtnerische, weiche Freiraumcharakter mit informell angeordneten Nutzungsangeboten, läßt Raum für Eigeninterpretation und Aneignung ohne undefiniert zu sein und harmoniert mit den Ansprüchen an eine nachhaltige und ökologisch wirksame Quartiersentwicklung.

Vorgärten

Die ortstypischen Vorgärten in Form einer ca. 4m tiefen Vorgartenzone sind entlang der Straßenseiten fortgesetzt. Dabei haben wir die übliche gehwegbegleitende Heckenpflanzung durch einen Pflanzstreifen ersetzt, in dem gehölzbepflanzte Versickerungsmulden für das straßenseitig anfallende Dachflächenwasser und kompakte Zwergkiefernpflanzungen alternieren. Der Straßenraum erhält somit eine gebietsübergreifende, einheitliche Gestalt und wird durch den Gehölzwechsel gegliedert und rhythmisiert. Die Abgrenzung des privaten Vorgartens zum öffentlichen Straßenraum wird zur Integration funktionaler Anforderungen genutzt. Die Eingangsbereiche erhalten einen kleinen Vorplatzbereich, der mit Kleinbaum und Bank zu Austausch und Kontakt einladen soll.

Hofgärten

Auf den einzelnen Baufeldern bilden um einen Hofgarten gruppierte Hausgruppen kleinteilige Nachbarschaften. Die Hofgärten sind sowohl öffentliche als auch gemeinschaftliche Begegnungsräume, die sowohl der Bildung der Hofgemeinschaften als auch als Aufenthaltsangebot für die umliegende Nachbarschaft dienen. Die einzelnen Hofgärten sind umgebungsoffen, die öffentliche Zugänglichkeit wird durch besonders akzentuierte Eingangsbereiche betont. Ein kontinuierliches Wegenetz verbindet die Höfe miteinander, schafft Durchlässigkeit und vernetzt sie mit der Umgebung.
Zentrales Element jedes Hofgarten ist eine offene, großzügiger Wiesenfläche mit Baumbestand, an die informelle Spielangebote und gemeinschaftliche Nutzungsangebote angelagert sind (Buddelbereiche, Schaukeln, Sitz- und Picknickplätze, Urban Gardening, Badminton, Grillplätze etc.)
Ein umlaufendes Gehölzband aus niedrigen, kompakten, einheimischen Gehölzen dient als Puffer zwischen den privaten Terrassen und der gemeinschaftlichen Mitte. Das Band wird in seiner Formgebung genutzt, um geschwungende Teilräume und Buchten zu bilden, die den Wiesenraum gliedern und Teilbereiche um die große zentrale Wiesenfläche in den Randbereichen definieren, in denen unterschiedliche Nutzungen untergebracht werden. Bäume werden als charakter- und identitätsbildende Elemente eingesetzt. Eine Typologie aus Kieferngruppen (natürlich-landschaftlich), Großbaumsolitären (zB Eiche) und Obst- und Kleinbaumhainen schaffen einen landschaftlich-gärtnerischen, natürlichen Charakter. Eine weiche, informelle Durchwegung unterstützt den Gesamteindruck.

Spielstraßen als öffentlicher Freiraum / Shared Space

Die Erschließungsräume zwischen den Häusern werden als anger-artige Spielstraßen oder Shared Space angelegt. Dabei erhalten die nördliche Bebauungskante jeweils einen schmalen Vorgarten zur privaten Aneignung, die südliche Bebauung eine Vorbereichszone zur privaten Aneignung, um Kontakt und Austausch mit den Nachbarn zu fördern und einen Übergang zwischen den privaten Eingangs- und der öffentlichen Mitte zu schaffen. Der Zwischenraum wird als anger-artige Rasenfläche mit verschiedenen Nutzungsangeboten und sich teilweise überlagernden Funktionen z.B. als bespielbare Retentions- bzw. Muldenflächen angelegt. Die Spielstraßen haben einen eindeutig öffentlichen Charakter mit vielfältigen Spiel- und Nutzungsangeboten insbesondere auch für größere Kinder und Jugendliche . An die angrenzende vorhandene Grünfläche wird auf Baufeld A ein Streifen mit öffentlichen Nutzungen speziell für Jugendliche mit Abgrenzungsbedürfnis angeboten.

Biodiversität und Nachhaltigkeit

Das Gebiet soll als nachhaltiges, an die klimatischen Veränderungen angepasstes Wohnquartier entwickelt werden. Durchgrünung, geringe Flächenenversiegelung und die Bereitstellung von Verdunstungs- und Versickerungsflächen generieren Biodiversität und haben einen positiven mikroklimatischen Einfluss.
Vollversiegelte Flächen werden auf notwendige Erschließungs- und Spielflächen und Terrassen beschränkt. Die Hofdurchwegungen erhalten eine wasserdurchlässige Wegedecke. Der Entwurf folgt dem Ansatz des ‚Animal-Aided Designs‘, d.h. die Bedürfnisse von Tierarten sind grundlegender Bestandteil der Planung und in die Gestaltung der Freiräume integriert. Die zusammenhängenden, den Terrassen vorgelagerten, heterogen bepflanzten Gehölzflächen und Baumneupflanzungen überwiegend heimischer Arten dienen als Nahrungsquelle und Lebensraum, die bepflanzten Versickerungsmulden im Vorgartenbereich bilden einen kontinuierlichen Pflanzstreifen. Die ruhigen Gehölzrandbereiche entlang der Grundstücksgrenzen werden aus dem Pflegezyklus herausgenommenen und als ungestörte Schutzzonen angelegt.
Der vorhandene Baumbestand wird weitestgehend erhalten und durch zahlreiche gemischte Baumneupflanzungen klein- und großkroniger Baumarten ergänzt (z.B. Vogelbeere, Rotdorn, Mehlbeere, Zierapfel, Eichen und Waldkiefer).

Regenwassermanagement

Zielsetzung ist die Retention und Versickerung des anfallenden Niederschlagwassers auf den Grundstücken. Die Speicherung erfolgt über ein Mischsystem aus dezentralisierten unterirdischen Versickerungsanlagen aus Rigolenfeststoffkörpern sowie Retentionssystemen auf den Tiefgaragendächern und oberirdischen, in Teilen bepflanzten Muldenflächen in den Freiräumen. Die Mulden werden linear in den Vorgartenbereichen und flächig als bespielbare Wiese in den zentralen Gartenhofbereichen angelegt.

Verkehrserschließung und Mobilitätskonzept

Die Autoverkehrserschließung der Wohnbebauung erfolgt direkt vom Schlebuscher Weg. Ziel ist es, die Autos schnellstmöglich in die Tiefgaragen fahren zu lassen und so den Fokus der Straßenräume klar auf die Aufenthaltsqualitäten des öffentlichen Raumes zu richten. Die Shared-Space Wohnstraßen sind weitestgehend autofrei, ermöglichen aber die Zufahrt der Feuerwehr und ggf. eines Möbelwagens.
Dem Fahrrad wird eine tragende Rolle im Mobilitätskonzept zugeschrieben. Für die Unterbringung der Fahrräder wird auf das Element des Gartenhauses bzw. der Remise zurückgegriffen. Um der Übermöblierung im Außenraum entgegenzuwirken, werden die Fahrräder überwiegend in kompakten Fahrradabstellanlagen mit Doppelparkanlagen untergebracht, die als Gartenhäuser aus Holz und Satteldach formal passend zur Bebauung sorgfältig gestaltet und als Gartenelement in die Freiraumgestaltung integriert werden. Die Stellplätze sind somit bequem zugänglich und überdacht. Es gibt spezielle Stellplätze für Elektrofahrräder mit Ladestationen. In den Tiefgaragen sind 20% der Stellplätze für Elektrofahrzeuge oder Carsharing reserviert.
Altengerechtes Wohnen ist in unmittelbarer Nähe zu den Bushaltestellen verortet. Die Kita liegt gut an den Birkenweg angebunden auf dem südlichen Teilgrundstück, so dass der damit verbundene Verkehr nicht tief in das Planungsgebiet hineinfahren muss.

Lärmschutz

Lärmexponierte Wohnlagen erfordern eine städtebauliche Grundform, die eine klare Kante für die Lärmbelästigung schafft. Die Blockrandbebauung ist dafür eine sehr geeignete Typologie, da die Randbebauung im Blockinneren für Ruhe sorgt.
In den exponierten Baukörpern ist bei Bedarf eine einseitige Orientierung der Aufenthaltsräume zur lärmabgewandten Seite der Wohnungen möglich.

Fazit

Ziel unseres Entwurfes ist die Gestaltung eines neuen Wohngebiets, das sich natürlich in die bestehende Stadtstruktur einfügt. Eine hohe Akzeptanz der angestrebten starken Verdichtung der Baufelder innerhalb der bestehenden Bewohnerschaft kann unserer Meinung nach nur auf diese kontextbewusste Art und Weise erreicht werden.

Unser Entwurf stellt sich als ein gesamtheitliches Ganzes mit binnendifferenzierten Teilnachbarschaften dar. Die Hofbebauung als ein Ensemble von Einzelhäusern schafft dabei, lebendige und charakteristische Nachbarschaften um die gemeinschaftlichen Hofgärten herum.
Die Einbindung der umliegenden Bebauung durch eine hohe Durchlässigkeit und Durchwegung ist dabei ein zentrales Element, das sich auch in der Gestaltung und Ausformulierung der Eingangssituationen und Übergängen von öffentlichen zu halböffentlichen Freiräumen ablesen lässt.
Insgesamt entsteht ein Wohngebiet, das gleichermaßen mit der bestehenden Baustruktur und den angrenzenden Grünräumen verflochten ist.