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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2019

Neubau der Unternehmenszentrale Leipziger Stadtwerke Campus Südost

Perspektive von Süden

Perspektive von Süden

3. Preis

Preisgeld: 22.500 EUR

Max Dudler GmbH

Architektur

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mehr denn je wird die Arbeits- und Bürowelt eines erfolgreichen Unternehmens heute durch Kommunikation geprägt. Unsere Aufgabe als Architekten ist es, Gebäude und Räume zu schaffen, die dieses kommunikative Arbeiten ermöglichen und sogar fördern. Für die neue Unternehmenszentrale der Leipziger Stadtwerke entwickeln wir einen identitätsstiftenden Ort, mit Campus-Charakter im Inneren wie im Außenraum, der durch seine offene, vernetzte Architektur und seine vielfältigen Aufenthaltsorte zum Kommunizieren einlädt und gleichzeitig Raum für Individualität und Ruhe bietet.
Städtebau
Drei Baukörper mit differenzierten Volumen fassen gemeinsam mit dem Bestandsgebäude einen städtisch angelegten, begrünten Platz, der die Gebäude miteinander vernetzt und sie gleichzeitig über unterschiedliche Wege in alle Richtungen an den umliegenden Campus Südost anschließt. Die rechteckigen, monolithisch gedachten Baukörper fügen sich mit ihrer abgestuften Höhenentwicklung zu einer interessanten, bewegten Stadtfigur und beziehen sich dabei auf ihre Umgebung. Als Herz des neuen Campus kommt dem städtischen Ensemble besondere Bedeutung zu. Das gemeinsame Material, der gemeinsame Ausdruck der Fassaden und die kommunizierenden Gegenüber der Erdgeschosszonen unterstreichen den Ensemble-Charakter. Durch die räumliche Anordnung der Volumen mit ihren unterschiedlichen Höhen ergeben sich aus allen Richtungen interessante städtebauliche Panoramen.
Im Zusammenspiel der alten und neuen Architekturen vereinen sich die unterschiedlichen Epochen der Unternehmensgeschichte und sorgen so für einen identitätsstiftenden Platz in der Mitte des Campus. Die drei Neubauten reflektieren die historischen Gebäude, indem sie ausgewählte Merkmale in eine zeitgenössische Sprache transformieren, und markieren gleichzeitig in ihrer zeitlosen Architektur den Weg des Unternehmens in die Zukunft. Der städtebauliche Entwurf, mit seinen interagierenden Gebäuden, spiegelt die vernetzten Bürowelten der Innenräume. Über die von großen Fenstern geprägten Fassaden und die licht gestalteten Eingänge präsentiert sich das neue Ensemble als offener Ort und strahlt seine Haltung als kommunikative Plattform nach außen.
Urbane Mitte für den neuen Campus. Die Gestaltung des zentralen Freiraums im neuen Campus als zusammenhängender und weitgehend autofreier Bereich stärkt die Idee einer gemeinsamen grünen Quartiersmitte sowie die Wahrnehmung als attraktives Arbeitsumfeld mit vielfältigen Gelegenheiten für Kommunikation, Austausch und Erholung. Das Areal erhält eine klare räumliche Gliederung, in der Orte unterschiedlicher Atmosphären ineinanderfließen. Die neue urbane Mitte bildet das repräsentative Zentrum des Geflechts aus Außenräumen. Der Platz kann multifunktional genutzt und von den angrenzenden gastronomischen Angeboten bespielt werden. Eingebettet ist das neue Zentrum in eine in Nord-Süd Richtung verlaufende Platzfolge. Dieser großzügig angelegte Fußgängerbereich wird durch rhythmisch angeordnete Baumhaine abwechslungsreich strukturiert und eröffnet offene sowie baumüberstandene, schattige Aufenthaltsberei¬che. Der Baumbestand südlich der neuen Bebauung wird erhalten und in Richtung Westen als verbindendes Grünes Band weitergeführt. Integrierte Sitzelemente und Terrassen ermöglichen attraktive Aufenthaltsbereiche und flexibel nutzbare, informelle Kommunikations- und Arbeitsorte. Die einander zugewandten Eingangsbereiche von Bauteil 1 und 2 eröffnen in ihrer Mitte einen kommunikativen Platz als Entrée, der zum gebäudeübergreifenden Mitarbeiter-Treffpunkt wird. Das optionale Foyer in Bauteil 2 stärkt diesen öffentlichen Raum. Auch die angedachte Brückenverbindung verortet sich an dieser essentiellen Stelle im Ensemble.
Architektur
Das neue Ensemble fügt sich nicht nur über die Gestaltung seiner Fassaden, sondern auch über die Positionierung und Ausdifferenzierung seiner Volumen in das bestehende Umfeld. Bisherige Bebauungslinien werden aufgenommen, gezielt gesetzte Hochpunkte definieren die umliegenden Außenräume. Die Gebäude reflektieren den industriellen Charakter des Areals über ihr Material und die Struktur ihrer großflächigen Öffnungen. Mit ihrer Fassaden aus gelbem Backstein gehen die Neubauten auf die unterschiedlichen Bestandsgebäude aus rotem und gelbem Klinker ein, setzen sich aber gleichzeitig mit dem gewählten Farbton bewusst ab.
Die in regelmäßigem Rhythmus angelegten vertikalen Wandpfeiler und horizontalen Bänder verleihen den Gebäuden ihre plastische Wirkung. Mit Ziegeln verkleidete Fassadenstützen werden wie Lisenen über die gesamte Höhe des Hauses geführt und als nach vorne spitz zulaufende Pfeiler ausgeführt. Zwischen den Lisenen sind außergewöhnlich großzügige, rahmenlose Fensterflä¬chen angeordnet. In den oberen Geschossen falten sich diese Fensterflächen nach innen, wodurch eine leicht konische Wirkung entsteht. Die ausdrucksstarke Krone, die die Gebäude dadurch im oberen Bereich ausbilden, spiegelt die unterschiedlichen, teils ausgefallenen Dachkonstruktionen des Geländes, wie die der beiden Gasometer. In der Bänderung ihrer Fassaden nehmen die Neubauten die horizontal angelegte Baustruktur der bestehenden Bebauung auf. Die Betonung der Vertikalität durch die gleichmäßige Struktur der Lisenen, schafft es dabei, einen neuen Akzent im sich entwickelnden Campus zu setzen.

Mitarbeiter: Rinaldo Makaj, Clément Bacquet, Hye Kwang Shin, Anna Wolfram, Pia Viktoria Henze, Svea Weiß, Björn Werner, Jochen Soydan

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf die heterogene, durch Bauwerke bzw. Freiräume sehr unterschiedlicher Maßstäbe und Typologien geprägte städtebauliche Situation antwortet die Arbeit mit drei verschiedenen Gebäuden, die zwischen den vorhandenen Bauten vermitteln. Durch die geschickte Komposition der Volumina werden dabei die bestehenden und die neuen Gebäude in einen räumlichen Zusammenhang gebracht. Es entsteht eine differenzierte Abfolge unterschiedlich thematisierter Freiräume, räumlicher Konstellationen, Durchwegungen und Blickbeziehungen. Sie verwandeln die vorhandene, weitläufige und fragmentarische städtebauliche Situation in einen modernen Campus mit hohem Aufenthaltswert.

Während die niedrigen, blockartigen Sockel der Neubauten dem Campus eine robuste Grundstruktur verleihen, nehmen die daraus wachsenden Türme Bezug auf die unmittelbar angrenzenden Freiräume und benachbarte markante Solitärbauten.

Die einheitliche Materialität der Neubauten aus einem industriell anmutenden Klinker sowie die prägnante modulare Gliederung der Fassaden vereinheitlichen die sehr plastischen Volumina. Die Angemessenheit der etwas monumental anmutenden „Kronen“ als obere Abschlüsse der Gebäude wurde kontrovers diskutiert.

Die innere Organisation der vorgeschlagenen Gebäude erscheint dagegen weniger überzeugend. Vor allem die Aufteilung des Programms in viele kleine Teilflächen entspricht nicht den Anforderungen des Nutzers und führt zu einer Reihe funktionaler und erschließungstechnischer Probleme. Die vorgeschlagene, konzeptbedingte Grundrissorganisation und der Zuschnitt der Räume schränken in Teilbereichen die geforderte Flexibilität der Raumaufteilung ein.

Die konventionell konstruierten und auf einem klaren konstruktiven Raster aufgebauten Gebäude könnten auf eine wirtschaftliche Art und Weise errichtet werden. Die im Verhältnis zur Grundfläche relativ großen Fassadenflächen erhöhen dagegen den zu erwartenden wirtschaftlichen Aufwand. Der Verzicht auf einen außenliegenden Sonnenschutz müsste dagegen kritisch hinterfragt werden.
Gebäudebezogener Freiraum

Gebäudebezogener Freiraum

Lageplan 500

Lageplan 500

Lageplan 200

Lageplan 200

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Schnitt

Schnitt