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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Erweiterung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Berlin

Anerkennung

Sauerbruch Hutton

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

ee concept gmbh

Energieplanung

Erläuterungstext

Konzept Außenanlagen

Die Außenanlagen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sind zum Stadtraum hin funktional klar gegliedert, in den Innenhöfen jedoch durch ihrer natürliche Anmutung geprägt. Trotz der geforderten hohen baulichen Dichte entstehen in der Summe der Einzelflächen mehr grüne Oberflächen, als in der Fläche des Gebäudefußabdrucks vereinnahmt werden.
Für die geforderte Rückhaltung des Niederschlagswassers wird eine Wasserretentionsschicht im Systemaufbau für die unterbauten und begrünten Flächen vorgesehen und das Wasser fließt von Begrünungsebene zu Begrünungsebene über einen gedrosselten Wasserabfluss in Form eines offenen Kaskadensystems. Das aus diesem System abfließende Regewassers wird über eine Zisterne aufgefangen und der Nutzung zur Bewässerung von Fassadenbegrünung und begrünten Innenhöfen genutzt.
Das Gebäude erhält auf der Westseite eine zweite grüne Hülle. Die Fassadenbegrünung startet ab dem ersten Level, die Flächen im Level 0 bleiben somit nach außen hin transparent und frei. Zur komfortablen Pflege wird zwischen Rank-Konstruktion und Fassade ein Wartungsgang integriert. In der Bepflanzung entsteht eine Abfolge von Streifen unterschiedlicher Bepflanzung. In den Flächen entsteht der Rhythmus durch die Kombination von immergrünen mit sommergrünen Pflanzen und stark dreidimensional wirkenden mit eher schwach wachsenden Gehölzen. Aufgrund dieser Struktur erhalten schnell wachsende Pflanzen wie etwa Blauregen ausreichend Platz. In der Abfolge der Jahreszeiten wechseln sich die Blüten der einzelnen Begrünungsakteure ab. Später erscheinen die Früchte der Kiwi und die Begrünung wird essbar.
Die nur gering belastbaren Dachflächen auf der obersten Ebene sind mit Thymian, Nelken, Habichtskraut, Astern und Sedum auf einem Leichtaufbau begrünt. Die pflegeleichten Pflanzen gedeihen auch auf einer extensiven Begrünung und breiten sich von alleine großflächig aus. Durch die verschiedenen Blühzeiten bietet sich bis in den Spätherbst hinein ein vielfältiges Farbspiel. In einer sinnvollen Ergänzung können auf den Dachflächen Bienenstöcke aufgestellt werden. Die auf der oberen Ebene angelegten Dachterrassen sind auf der windzugewandten, westlichen Seite mit einer leichten Überhöhungen eingefasst und hier sind zusätzlich Windschutzgehölzen vorgesehen.
In den nördlichen Innenhöfen wird das Thema des Waldes aufgegriffen. Nach unseren Recherchen können wir zum Zeitpunkt der Umsetzung der Außenanlagen für die dort berücksichtigten Bäume von einer Pflanzgröße von 17 m bis 18 m ausgehen. Es wird vorgeschlagen in den beiden nördlichen Innenhöfen in der Anmutung einen Buchenwald mit seinen unterschiedlichen horizontalen Schichten nachzuahmen. Die Buchen kommen mit den reduzierten Lichtverhältnissen gut klar. Im Frühjahr blühen Geophyten und in den Sommermonaten wachsen Farne, Gräser und Moose und es herrscht eine angenehme Kühle. In den drei südlichen Innenhöfen wird in Form eines Systems aus Drahtseilabspannungen eine üppige vertikale Begrünung mit Kletterpflanzen umgesetzt.

Biodiversität

Bei der Pflanzenauswahl wird explizit auf einen vielfältigen Mix und die Verwendung überwiegend heimischer Arten geachtet, sodass durch die vorgeschlagene Bepflanzung zahlreiche Brut- und Nahrungshabitate entstehen. Die Artenvielfalt der Fauna wird noch unterstützt durch voluminöse, groß flächige Pflanzungen. Die Wand- und vertikale Begrünung bieten besonders Busch- und teils auch Baumbrütern Lebensräume. Insekten, die in den Kletterpflanzen leben, dienen als Nahrungsquelle für die diesbezüglich in Städten benachteiligten Vogelarten und Fledermäuse. So sind beispielsweise Kletterhortensie, Waldrebe und Geißblatt und Efeu beliebte Lebensräume für Käfer, Läuse, Fliegen und andere Insekten und somit Nahrungshabitate für Vögel. Vor allem Amseln nutzen diese Pflanzen auch gern zur Brut. Zahlreiche Schmetterlingsarten und Bienen trinken vom Nektar dieser heimischen Kletterpflanzen. Die extensive Dachbegrünung dient verschiedenen Fluginsekten und vereinzelt auch Käfern, Wanzen, Zikaden und Larven als Nahrungsquelle. Durch die bewusste Auswahl von Pflanzen verschiedener Blütezeiten wird die Pflanzung über viele Monate hinweg zur Bienen- und Schmetterlingsweide. Spätblühende Arten wie zum Beispiel Thymian und Aster, die in der Dachbegrünung vorkommen, versorgen die Bienen dann mit Nektar, wenn ihr Nahrungsangebot geringer wird.
Green Density
Durch die großzügige Begrünung der westlichen Gebäudeseite, die Begrünung von Innenhöfen und Dachflächen wird die begrünte Oberfläche in der Summe von mehr als 100% der
Gebäudegrundfläche erreicht. Der Green Density Faktor beläuft sich auf 1,1 und dies bedeutet, dass die durch das Gebäude verlorene Grünfläche durch die Gebäudebegrünung kompensiert werden kann.

Cool island

Infolge fehlender Verdunstung in weitgehend versiegelten städtischen Räumen heizen diese sich schnell auf; sogenannte „heat islands“ entstehen. Die vorgeschlagene dichte Gebäudebegrünung trägt durch ihre hohe Verdunstungsleistung signifikant zur Luftbefeuchtung und somit Abkühlung des Außenraums bei. Untersuchungen haben bewiesen, dass die lokale Lufttemperatur hierdurch vor fassadengebundener und bodengebundener Fassadenbegrünung um jeweils 0,8o C bis 1,3o C kühler ist als vor unbegrünten Fassaden. Der Green Cooling Faktor, also die Kühlungsenergie, die durch die Bepflanzung an die Umgebung abgegeben wird, kann rechnerisch nachgewiesen werden. Die Lichtreflektion der Blätter und Verschattung des Baukörpers selbst verstärken diese Wirkung noch. Die durch die Begrünung produzierte Kühlungsenergie kann die technische Gebäudekühlung im Idealfall ersetzen.
L+ | Lageplan Dachaufsicht

L+ | Lageplan Dachaufsicht

L+ | Lageplan Dachaufsicht

L+ | Lageplan Dachaufsicht

L+ | Lageplan Grundriss Erdgeschoss

L+ | Lageplan Grundriss Erdgeschoss

L+ | Schnitt

L+ | Schnitt

L+ | Green Density + Pflanzenakteure und Green Cooling

L+ | Green Density + Pflanzenakteure und Green Cooling