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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

"Quartier Bleichstraße" in Rheda-Wiedenbrück

Vogelperspektive

Vogelperspektive

3. Preis

Preisgeld: 4.000 EUR

HJPplan+ | Stadtplaner und Architekten Partnerschaft mbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Neues Quartier Bleichstraße

Stadtreparatur
Die Umplanung ermöglicht, am Rande der Altstadt Rheda-Wiedenbrück ein lebenswertes Stück Stadt zu schaffen. Ganz im Sinne des Leitbildes der Stadt, historische Stadtstrukturen zu erhalten, das Stadtleben zu fördern, Grün- und Freiräume zu vernetzen und Stadtreparatur zu betreiben, kann das „Quartier Bleichstraße” zu einem neuen innerstädtischen Juwel werden.

Maßstäblichkeit und Körnigkeit der Stadt bewahren
Überwiegt heute als Relikt der Flächensanierung der 1970er Jahre ein ungeordneter Stadtraum, der in besonderer Weise dem Parken dient, so kann im Schatten der evangelischen Stadtkirche ein nutzungsgemischtes Quartier als lebendiger Lebens- und Arbeitsort entstehen.
Der Entwurf nimmt die Prinzipien der historischen Stadtstruktur auf und interpretiert sie zeitgemäß. Unter Berücksichtigung der Flächenverfügbarkeit entsteht eine, in der Maßstäblichkeit dem Umfeld angepasste Bebauung. Die neue Wohn- und Geschäftsbebauung nimmt vorhandene Anbindungen und Verknüpfungen zum Umfeld auf und stärkt die Anbindung der Innenstadt zum Bahnhof und dem geplanten Einkaufsbereich.
Eine schrittweise Realisierung des Vorhabens sichert, dass die Belange der heutigen Anlieger der umliegenden Geschäfts- und Wohnbereiche wie Erschließung und Stellplätze gewahrt werden können.

Parkraum zum Stadtraum wandeln
Die neue Bebauung und die sich bildenden Räume nehmen die historisch gewachsene Maßstäblichkeit der Innenstadt auf. Eingewoben in die historische Stadtstruktur werden drei Baufelder ausgebildet. Das westliche und östliche Baufeld ergänzen die bereits bestehende Bebauung und ihre Freiraumstrukturen. Der mittlere Block komplettiert in einem weiteren Bauabschnitt die Gesamtstruktur. Die dreigeschossigen Gebäude mit Satteldächern sind in ihren Proportionen dem Umfeld angepasst. In den zweigeschossigen Fugen sind begrünte Dachterrassen vorgesehen. Alle Baufelder erhalten begrünte Innenbereiche und gemeinschaftlich genutzte Innenbereiche (im östlichen Bereich Außengastronomie).
An der Straße „Großer Wall“ wird eine Wohnbebauung mit einem begrünten, nach Westen orientierten Freiraum vorgeschlagen. Zur Schulte-Mönting-Straße ist das Gebäude um ein Geschoss erhöht. Dieses städtebauliche Signet wiederholt sich an der Bleichstraße / Ecke Schulte-Mönting-Straße.

Prägende öffentliche Räume gestalten
Die Stadt wird von Räumen geprägt. Deshalb erhält der innerstädtische Bereich eine klar ablesbare räumliche Struktur. Die beiden vorhandenen Erschließungen zur Schulte-Mönting-Straße werden aufgenommen und die drei neu gebildeten Baufelder an einem sichelförmigen Raum (Sichelplatz) aufgespannt. Seine prägnante Form und eine hochwertige Gestaltung schaffen eine neue Adresse, die für die bestehenden Geschäfte und Hotels, wie für neue Nutzungen positiv identitätsstiftend sein wird. Er ist Durchgang, Treffpunkt, Ort zum Verweilen, dient der Erschließung und zum Aufenthalt. Die Platzbäume ergänzen die vorhandenen Grünstrukturen in der Stadt und leisten einen Beitrag zur stärkeren Grünvernetzung in der Innenstadt.

Lebens- und Arbeitsqualitäten schaffen
Die Gebäudestruktur ist so konzipiert, dass sie nutzungsoffen und flexibel bespielt werden kann. Im Bereich der zu entwickelnden Wegeverbindung (Bleichstraße West) zu dem neuen Einzelhandel an der Kolpingstraße sind Flächen für Einzelhandels-, Dienstleistungs- und kleinere Gastronomienutzungen (z. B. Café) in der Erdgeschosszone vorzusehen. Entlang des Sichelplatzes sind in den Erdgeschossen auch publikumsintensive, dem öffentlichen Raum zugewandte Nutzungen wünschenswert. Im 1. OG können gewerbliche Nutzungen, wie Dienstleistungen, Büros, Praxen, etc. oder Wohnungen untergebracht werden. Die Obergeschosse werden dem Wohnen vorbehalten sein.

Erschließung für alle Verkehrsteilnehmer sichern
Die Erschließung des neuen Quartiers für den MIV soll auch künftig ausschließlich von Norden über die Schulte-Mönting-Straße erfolgen. Die Anfahrbarkeit der privaten Stellplätze und der Anlieferung der gewerblichen Nutzungen sind sichergestellt.
Für das Stellplatzangebot am Rande der Innenstadt werden für Anlieger, neue Bewohner sowie Besucher neue Angebote geschaffen. Oberirdisch bleiben in den öffentlichen Räumen 23 Parkplätze vorhanden. Den Hotels sind jeweilige oberirdische bzw. unterirdische Parkplätze zugeordnet.
Der Hauptteil des ruhenden Verkehrs soll in Tiefgaragen unter den neuen Baufeldern untergebracht werden. Zugänge in Richtung Innenstadt sichern die Attraktivität.
Des Weiteren wäre es wünschenswert, neue Mobilitätsangebote, z. B. durch die Bereitstellung eines Mobilitäts-Hubs mit Ladestation, Verleihservice für PKWs und Fahrräder anzubieten. Denkbar wären solche Angebote z. B. im Bereich der heutigen Parkplätze an der Bleichstraße oder im Bereich des Parkplatzes des Gemeindezentrums der Versöhnungskirche.

Stadtbild und Baukultur pflegen
Die typischen in Rheda vorzufindenden architektonischen Merkmale wie Wechsel von giebel- und traufständigen Gebäuden, teilweise gemischt mit Flachdachgebäuden, das Vor- und Zurückspringen der Raumkanten, der differenziert Umgang mit Materialien und Farben schaffen ein abwechslungsreiches Stadtbild. Die rhythmisch eingefügten niedrigen Gebäude dienen als begrünte Dachterrassen. In der Materialität ist eine Mischung aus Putz- und Ziegelfassaden in unterschiedlichen Farbigkeiten von weiß bis lichtem Rot wünschenswert. Die Dachlandschaft Rhedas in ihrer Mischung aus roter und dunkler Eindeckung kann harmonisch fortgeschrieben werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Setzung eines in Ost-Westrichtung großzügig aufgespannten „Sichelplatzes“ wird ein stabiles und stadträumliche funktional angemessenes Angebot gemacht, das sich an den bereits im Stadtraum vorhandenen Ost-West Ausrichtungen orientiert.

Der Abstand (die Platztiefe) der giebelständig aufgereihten Gebäude lässt eine qualitative Weiterentwicklung der „Rückseite der Rathausplatzbebauung“ zu. Die formal übertrieben und unnötig wirkende Sichelform kann, ebenso wie die fehlende artikulierte Ausbildung des Anfang- und Endpunktes der Sichel am Übergang zum Großen Wall und zur Berliner Straße, jedoch nicht überzeugen.

Die Höhenentwicklung der Gebäude im Volumen und Aufriss ist passend, der Wechsel von Trauf- und Giebelständigkeit ist funktional mit der dem Außenraum (Platzbildung in Nord- Süd-Durchwegung am Sichelplatz) artikuliert.

Die wichtige Verbindung in Nord-Süd-Richtung ist im Bereich der Einbindung an der Schulte-Mönting-Straße jedoch nicht definiert.

Die Ausbildung der Baukörper lässt die Umsetzungen der unterschiedlichen Nutzungen als auch spätere Weiter-und Nachnutzungen zu.

Die Realisierbarkeit in Bauabschnitten ist gegeben; die Anforderungen der unterschiedlichen Grundstückssituationen sind berücksichtigt.

Die Führung des oberirdischen Autoverkehrs im Quartier als auch die Lage und Zuwegungen zu den 3 Tiefgaragen kann im Sinne einer oberirdischen und unterirdischen Orientierung nicht überzeugen.

Die vorgeschlagene Bebauungsdichte dokumentiert eine angemessene Grundstücksauswertung und eine verträgliche städtebauliche Dichte.

Der Entwurf stellt eine robuste städtebauliche Lösung für die gestellte Wettbewerbsaufgabe dar.
(Schnitt-) Ansichten, M 1:500

(Schnitt-) Ansichten, M 1:500

Lageplan mit Vernetzungsbereich, M 1:1000

Lageplan mit Vernetzungsbereich, M 1:1000

Lageplan, M 1:500

Lageplan, M 1:500