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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Blaugrüner Ring – Vision für eine Kulturlandschaft in Düsseldorf

Galeriepark "Oberkasseler Brücke"

Galeriepark "Oberkasseler Brücke"

Düsseltreffpunkte

2. Preis

Preisgeld: 80.000 EUR

mk.landschaft

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

OBERMEYER Gruppe

Verkehrsplanung

Architektur & Zeichnung Wolfram Gothe

Visualisierung

Erläuterungstext

Nähe trifft Freiheit. Düsseldorf als Vorbild. Aus Historie wird Zukunft.

DIE STADT
Düsseldorfs Stadtzentrum bietet mit seinen vielfältigen Kunst- und Kultureinrichtungen herausragendes Potential Düsseldorf als zukunftsweisende Metropole in Europa zu etablieren.

Begleitet durch den Rhein verfügt die Stadt über zahlreiche historische Park- und Wasseranlagen, die durch ihre Typologien den Blaugrünen Ring als übergeordnete Struktur definieren.

Gegenwärtig wird der Ring von verschiedenen Hauptverkehrsachsen unterbrochen. Viele Kulturorte stehen als Solitäre im Verkehrsraum, wichtige Grünflächen sind zerschnitten. Um den Blaugrünen Ring zu schließen und alleinstehende Orte zu einem ganzheitlich erlebbaren Kunst- und Kulturnetz zu vereinen, soll über einen Zeitraum von 25 Jahren ein städtebaulicher Maßnahmenkatalog realisiert werden.

DER UMBAU
Zunächst wird Düsseldorf durch simple Interventionen im Straßenraum an eine verkehrsberuhigte Innenstadt herangeführt. Einzelne Fahrspuren im Zentrum werden genutzt, um Raum für Straßengrün, temporäre Installationen und Events anzubieten. Langfristig ist das Ziel, die Innenstadt in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich umzuwandeln.

Königsallee, Maximilian-Weyhe-Allee und Heinrich-Heine-Allee werden zu großzügigen Flaniermeilen. Positive Effekte wie die Verbesserung der Luft-, Aufenthalts- und Lebensqualität schaffen Akzeptanz und ebnen den Weg für weitere Schritte in eine nachhaltige Zukunft.

Der Teilrückbau von Kavallerie- und Haroldstraße wird als erste bauliche Maßnahme die Verkehrsbelastung im Innenstadtbereich reduzieren und ermöglicht einen freiraumplanerischen Lückenschluss zwischen Königsallee, Ständehauspark und Spee'schem Graben. Westlich der historischen Parkanlage entsteht zeitgleich ein Campuspark der neuen Ministerien. Großzügige Baumalleen prägen die Achsen, es entsteht ein zusammenhängender Grünraum zwischen Kö-Gärtchen und Johannes-Rau-Platz.

Währenddessen werden an anderer Stelle durch den Teilrückbau der Jacobistraße bislang getrennte Hofgartenbereiche wiedervereint. Der Vorplatz des Goethe-Museums wird nicht länger zerschnitten und bildet erneut den Endpunkt der historischen Reitallee. Hier entsteht attraktiver Raum für Außengastronomie und Veranstaltungen.

Anschließend wird der bestehende Rheinufertunnel bis zur Cecilienallee baulich erweitert.
Durch den Hofgarten gelangt der Besucher nun barrierefrei über den neuen „Inselplatz“ zur Joseph-Beuys-Uferpromenade.

Tonhalle, NRW-Forum, Ehrenhof und Rheinterrasse werden fortan als kulturelles Gesamtensemble wahrgenommen und binden zusammen mit dem südlichen Rheinpark über die autofreie Uferpromenade nahtlos an die Altstadt an.

Mit dem Bau des „Rheingoldtunnels“ wird das neue Verkehrskonzept vervollständigt. Parallel zur Oberkasselerbrücke werden unterhalb des Rheins und Hofgartens mittels Tunnelbohrmaschinen (Schildvortrieb) zwei Röhren im Einrichtungsverkehr realisiert.

Durch den Anschluss an die bestehenden Innenstadttunnel wird eine umfangreiche Verlagerung der Verkehrsströme erzielt. Zentrale Stadtbereiche werden entlastet, Freiräume sind wieder erleb- und nutzbar.

Die Geologie der Rheinsole, Sicherungsmaßnahmen an Gebäuden sowie ein sensibler Umgang mit vorhandenen unterirdischen Bauwerken und denkmalgeschützten Kulturgütern sind dabei wichtige Schwerpunkte der Planung. Auch wenn die Umsetzung des neuen Düsseldorfer Tunnelnetzes somit eine hochkomplexe technische Aufgabe darstellt, ist sie doch zu bewältigen und birgt großes Potential zur Entwicklung der Freiräume.

Während sich der Hofgarten durch die Wiederbegrünung der historischen Parkachsen zur Einheit zusammenfügt, bildet die autofreie Oberkasseler Brücke als neuer „Galeriepark“ ein visionäres Wahrzeichen Düsseldorfs.

Der Blaugrüne Ring wird geschlossen und bietet durch den freiraumplanerischen „Brückenschlag“ zusätzlich eine attraktive Anbindung an das gegenüberliegende Rheinufer an. Gleichzeitig wird zudem eine beidseitige Vernetzung der Biotopverbundsysteme „Rheinwiesen“ erzielt.

Die Umnutzung der stadtbildprägenden Brücke steht darüber hinaus jedoch vor allem als Symbol für ein gesellschaftliches und verkehrspolitisches Umdenken vor dem Hintergrund des Klimawandels. Fuß- und Radwege werden dem motorisierten Verkehr erstmals übergeordnet. Die Typologie der Autostadt wird endgültig über Bord geworfen. Düsseldorf wagt einen neuen Schritt und wird dabei globaler Vorreiter und Vorbild einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Stadtentwicklung.

DAS KULTURNETZ
Um die Erlebbarkeit der Einzelorte zu steigern und gleichzeitig ein neues Bewusstsein über die Vielfalt der Kultureinrichtungen Düsseldorfs zu schaffen, werden im Stadtgebiet solitäre Säulen als „Düsseltreffpunkte“ installiert.

Diese Signets dienen als visuelles Leitsystem, als übergeordnetes Orientierungsnetz und sind das fehlende Bindeglied zwischen Orten, die nicht über unmittelbare Sichtachsen miteinander verbunden sind.

Sie interpretieren Funktion und Gestalt klassischer Litfaßsäulen neu und fügen sich als wegweisendes Markenzeichen in ein zukunftsorientiertes Stadtbild ein.

Einfache Formensprache wird mit multifunktionaler Nutzung kombiniert. So bieten die Säulen neben ihrer Leitfunktion vielfältige analoge wie digitale Informationsmöglichkeiten über nahegelegene Kunst- und Kultureinrichtung an.

Sie sind Ladestation und Fahrradverleih, WLAN-Standort und Treffpunkt. Sie können als Aussichtsplattform, Kiosk oder Kunstpodest genutzt werden und stehen vielen weiteren kreativen Nutzungen offen. Sie sind flexibel anwendbar, erfordern keine baulichen Eingriffe und können durch ihre modulare Bauweise optimal an den jeweiligen Standort angepasst werden.

„Düsseltreffpunkte“ werden ein integraler Bestandteil des neuen Kunst- und Kulturnetzes Düsseldorfs und bieten ein innovatives Mittel um dauerhaft oder temporär mit dem Stadtraum zu interagieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1052 nennen Ihren Entwurf Düsseltreffpunkt.
Mit dieser Bezeichnung weisen sie auf ein Signé hin, das unter vielfältigen Prämissen einen formalen Zusammenhang grüner Szenarien und kultureller Einrichtungen des „Blaugrünen Rings“ im Stadtraum darstellt. Alle Gartenkunstwerke des „Blaugrünen Rings“ werden mit den anliegenden Kultureinrichtungen verbunden. Damit wird der erlebbare Stadtraum wesentlich gestärkt und sichtbar gemacht.
Der eigentliche Überbau und die tragende Idee dieses Entwurfes ist aber die Vorstellung, einer Vorreiterrolle der Stadt, mit dem Ziel, von der autogerechten Stadt der 50er Jahre einen Wandel voranzutreiben, hier zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Die Verfasser schreiben dazu: „Die Umsetzung der Stadtbild prägenden (Oberkasseler) Brücke steht als Symbol für ein gesellschaftliches und verkehrspolitisches Umdenken vor dem Hintergrund des Klimawandels. Fuß- und Radwege werden dem motorisierten Verkehr erstmals übergeordnet. Die Typologie der autogerechten Stadt wird endgültig über Bord geworfen. Düsseldorf wagt einen neuen Schritt und wird dabei globaler Vorreiter und Vorbild einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Stadtentwicklung.
Das auffällige Symbol, diese neue Zeit einzuläuten, ist eine verkehrlich neu organisierte Oberkasseler Brücke, die wie eine grüne Galerie das Bild der Flußlandschaft neu formuliert. Straßenbauten, Fuß- und Radwege nehmen diesen Raum zusammen mit Bäumen und geordneten Aufenthaltsräumen ein.“
Inwieweit die vorgeschlagene Begrünung den gesamt-ökologischen Zielen entspricht, müsste kritisch geprüft werden. Ebenso sind die vorgeschlagenen Tunnellösungen unter dem Rhein sowie unter dem Gartendenkmal des Hofgartens zu kritisieren. Alternative Szenarien ohne diese Tunnel sind vorstellbar ohne damit den Kern der Idee aufzugeben.
Die Verkehrsführungen müssten dann ebenso in einem weiträumig städtischen Kontext geprüft und weiterentwickelt werden. Das betrifft auch die zeitliche Achse, die die Verfasser in Einzelmaß-nahmen vorschlagen, in einem gsamten Zeitraum von 25 – 30 Jahren.
Die dargestellten Maßnahmen des Blaugrünen Ringes lassen sich in der übergeordneten Idee bis zu einer möglichen Realisierung allesamt denken. Auch der Betriebshof erfüllt zwar die potenziellen Bedingungen, liegt aber im Kontext der Ehrenhofachse zu priviligiert. Kritisch wird der Standpunkt des neuen Foto Instituts gesehen, Wirtschaftlichkeit, Lage und Größe werden hierbei hinterfragt. Der Übergang vom Ehrenhof zur Akademie ist in eindeutiger Visualisierung vorstellbar. Die geplanten Teilmaßnahmen im Hofgarten sind klug gewählt. Ziel ist es, die ursprüngliche Planung von Maximilian Weyhe in Teilabschnitten zu vollenden. So wird die Maximilian-Weyhe-Allee den nördlichen und südlichen Hofgarten wieder verbinden, ebenso den Bereich der Jacobistraße vor dem Goethemuseum, der an dieser Stelle unproblematisch untertunnelt werden kann.
Im Bereich der alten Oper sollte bei aller vorgschlagener Qualität auch auf den sensiblen Uferbereich des Teiches geachtet werden. Im Süden der Königsallee wird der Verkehr geordnet und lässt auf diese Weise zwischen Hofgarten, Königsallee und Kaiserpark genügend Platz um ein attraktives Regierungsviertel zu vollenden. Achsen und Alleen geben diesem Bereich Qualität und stadträumliche Neuinterpretation. Lediglich der Pavillon am seitlichen Teil des Graf-Adolf-Platzes sollte nicht durch einen alternativen Kiosk ersetzt werden. Auch die Größe und Lage des Fischhauses am Kaiserteich sollte überdacht werden. Die Rheinfront wird im Wesentlichen erhalten, eine Platzinterpretation am Ehrenhof soll dort räumliche Betonung bringen. Inwieweit dieses exponierte Terrassenplateau nötig erscheint, ist zu hinterfragen.
Insgesamt legen die Verfasser dieser Arbeit ein Potenzial vor, dass trotz einer oder anderer Korrektur eine zukunftsfähige Stadtgestalt und Stadtentwicklung sicherstellt. Von der symbolhaften Gestalt der grünen Brücke bis hin zum wiederhergestellten Gesamtwerk Hofgarten ist das „grün“ optisches und inhaltliches Bindeglied einer Stadt für die Bürger und ihre Anliegen.
Blick über das Rheinufer

Blick über das Rheinufer

Barrieren / Verkehr / Maßnahmen

Barrieren / Verkehr / Maßnahmen

Platz vor der Akademie

Platz vor der Akademie

Grünräume / verkehrberuhigte Altstadt / Düsseltreffpunkte

Grünräume / verkehrberuhigte Altstadt / Düsseltreffpunkte

Schwanenteich

Schwanenteich

Lageplan

Lageplan

Platz der Künste

Platz der Künste

Schwanenspiegel

Schwanenspiegel