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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Quartiersentwicklung Strütle/Weiher in Pfrondorf

Perspektive Hof

Perspektive Hof

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

Studio Urbane Strategien

Stadtplanung / Städtebau

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Berlin/Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Planungsgebiet ist heute eine landwirtschaftliche Fläche und befindet sich in einem ländlich geprägten Umfeld. Die Attraktivität des Standorts im Umfeld der Universitätsstadt Tübingen führt zu einer hohen Nachfrage nach Wohnraum von einer Bewohnerschaft mit urbanem Lebensstil. Für uns steckt in dieser Kombination des Ruralen und Urbanen die Chance einen ganz eigenen Lebensort zu entwickeln, und dies unter der Prämisse eines haushälterischen und nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen zu tun. Eine nicht kommerziell orientierte Art der Wohnraumentwicklung, die Synergien unterschiedlicher Nutzungen sowie das Teilen von Infrastruktur erachten wir als notwendige Basis für ein wirklich nachhaltiges und zukunftsfähiges Quartier.

Unsere Haltung fassen wir in sechs Thesen zusammen, welche wir im vorliegenden Entwurf räumlich diskutieren:
– Kein Flächenfrass, sondern ein haushälterischer Umgang mit Ressourcen und Erhalt von ca. 2/3 der landwirtschaftlichen Fläche bei Einhaltung der gewünschten Bruttogeschossfläche
– Keine Unterscheidung in Gewerbe-, Misch- und Wohngebiet, sondern die Entwicklung eines kompakten mischgenutzten Quartiers mit differenzierten Raumqualitäten
– Kein Siedlungsbrei, sondern eine qualitätsvolle Raumbildung durch Organisation in Baufelder mit Hausgruppen, die sich verbunden durch den Dorfboden zu einem Gesamtquartier fügen
– Keine klassischen Straßenräume, sondern ein Dorfboden als gemeinschaftliche Begegnungsone zur Bewegung und zum Aufenthalt gleichermaßen
– Keine nicht genutzten Quartiersplätze, sondern ein differenziertes Netz an aneigenbaren Freiräumen
– Keine nutzungsdefinierte Architektur, sondern ein nutzungsoffenes Angebot an Räumen

Städtebauliches Konzept
Die städtebauliche Grundordnung aus Baufeldern, Freiraumfeldern und Dorfboden bildet eine robuste und qualitätsvolle Rahmenstruktur für das Quartier. Diese drei Elemente gliedern das Gebiet und bieten die gewünschte Bandbreite von öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten Räumen in Freiräumen wie gebauter Architektur. Der sogenannte „Dorfboden“ bindet die Bau- und Freiraumfelder zusammen und fungiert zugleich als öffentlicher Raum für Interaktion und Austausch. Die Baufelder werden durch eine kompakte Bebauung in dem Kontext angemessener Höhe und Dichte belegt.

Nutzungskonzept & Typologien
Es wird ein Quartier entwickelt, das einen sozialen und produktiven Querschnitt nicht nur ermöglicht, sondern gerade auch Raum gibt, Mischung und Austausch zu leben. Der Entwurf bietet in diesem Sinne keine Flächen an sondern Räume mit differenzierten Raumqualitäten an. In den Gebäuden sind vielfältige Nutzungen und Wohnmodelle möglich. Das erdgebundene klassisch individuelle Wohnen erachten wir als nicht nachhaltig und auch nicht notwendig. Auch in einer kompakten Bauweise kann Rückzug und Individualität möglich sein. Dies möchte der Entwurf nachweisen.

Die architektonische Basis für Vielfalt und Mischung bilden zwei unterschiedliche Geschosshöhen und eine strukturelle Grundorganisation. Die Erdgeschosse verfügen immer über eine Raumhöhe von 5m, die Obergeschosse von 3m. Durch unterschiedliche Grundrisseinteilungen, Balkone, Loggien, Fassadenteilungen entsteht Varianz in der Struktur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen nicht nur ein städtebauliches Konzept vor, sondern formulieren eine neue Grundhaltung für ein Quartier, das Antworten geben soll auf die Fragen unserer Zeit. Die Ziele wie möglichster Erhalt der landwirtschaftlichen Fläche unter Einhaltung der geforderten Dichte, Nutzungsmischung, Organisation von Baugruppen, Gemeinschaftliche Begegnungszonen und differenzierte Freiflächen führen zu einer kompakten Siedlungsstruktur aus Baufeldern mit äußerst dichter Bebauung und viel Freiraum und Spielraum in den Grünflächen unter Erhalt der Streuobstwiesen. Es entstehen besondere Orte von hoher Wiedererkennbarkeit mit größtmöglicher Identifikation, neue Wohnformen in einer Vielzahl an Typologien und nutzungsoffene Angebote fürs Wohnen und Arbeiten.
Das Denken an die Gemeinschaft steht im Vordergrund mit einer Vielzahl an Orten für die Begegnung und Kommunikation.
Die Vorteile in der Wirtschaftlichkeit entstehen durch die Minimierung der Erschließungsflächen, gute A/V-Verhältnisse, optimierte Flächen.

In diesem Bild eines neuen Zusammenlebens entstehen jedoch auch Nachteile:
Die vorgeschlagene Dichte führt zu schwer verständlichen Typologien mit zum Beispiel nur einseitig belichteten Wohnungen in großflächigen Baukörpern mit sehr städtischen Wohnformen, die keine Anknüpfung an die bestehenden Bebauungsstrukturen und an das dörfliche Leben suchen.

Die zugeordneten Freiflächen sind in Kleinstparzellen zergliedert. Das Mobilitätskonzept scheint nur als Kollektiv zu funktionieren. Die Forderungen der Auslobung für die Nutzungsverteilung werden in sehr Interpretation umgesetzt.

Aus energetischer Sicht führt die Dichte und kompakte Struktur zu einer effizienten Bauweise, die für eine zentrale Nahwärme gut geeignet ist, jedoch wenig PV-Flächen auf den Dächern ermöglicht.

Der Entwurfsansatz geht von einem Leben in einer visionären Gesellschaft aus, die nur schwer in der heutigen Wohnvorstellung zu vermitteln wäre. Der mutige Ansatz wird anerkannt als Konzeption, die versucht städtebauliche und gesellschaftliche Denkanstöße zu geben zu Fragen eines zukünftigen miteinander Lebens, Wohnens und Arbeitens.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Dorfboden

Perspektive Dorfboden