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Offener Wettbewerb | 12/2019

Ein gutes Stück Stuttgart. Der neue Stöckach.

Anerkennung

TOPOTEK 1

Architektur, Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Buro Happold

Tragwerksplanung

Eberl-Pacan Architekten + Ingenieure Brandschutz

Brandschutzplanung

Renggli AG

Architektur

Erläuterungstext

7. Brandschutzkonzept

Der Gebäudekomplex, der teilweise aus Bestandsbauten, teilweise aus baulichen Ergänzungen besteht, hat eine maximale Höhe (Oberkante des obersten Fußbodens von Aufenthaltsräumen) von @ m. Die Mehrzahl der Gebäude ist damit in die Gebäudeklasse (GK) 5 einzuordnen. Zusätzlich sind ggf. Sonder-bautatbestände (Gebäude mit mehr als 1.600 m² Grundfläche des Geschosses mit der größten Ausdehnung) erfüllt.
Das aus den Gebäudeklassen und Sonderbautatbeständen erforderliche Konzept des baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Brandschutzes unterstützt in seiner Auslegung den Entwurfsgedanken der Architekten. Es nutzt die von der Architektur vorgegebenen Abschnitte und Einschnitte für die Belange sicherer und genehmigungsfähiger Baukörper. Die zukünftigen Nutzungen werden so von Anforderungen des Brandschutzes entlastet und die vom Entwurfsverfasser gewünschte Flexibilität und Transparent sichergestellt.
Baustoffe und Bauteile
Tragende sowie raumabschließende Bauteile sind in der GK 5 feuerbeständig (REI 90) herzustellen. Aus den Sonderbautatbeständen ergeben sich hier keine zusätzlichen Anforderungen an Baustoffe oder Bauteile. Bei einer feuerbeständigen Baukonstruktionen kann gem. Landesbauordnung für Baden-Württemberg (LBO) Holz als Baustoff für alle tragenden und raumabschließenden Bauteile verwendet werden, wenn die geforderte Feuerwiderstandsfähigkeit nachgewiesen wird. Dieser Nachweis erfolgt gem. DIN EN 1995 (Eurocode 5)
Brand- und Rauchabschnitte
Die erforderlichen Brandabschnitte orientieren sich an der räumlichen Organisation und Gestaltung des Entwurfs. Die Baukörper werden teilweise Nutzungseinheiten, teilweise in „Cluster“ aufgeteilt, die durch feuerbeständige Wände und Brandschutztüren getrennt sind. Dadurch entstehen sichere Bereiche, die einer Ausbreitung von Feuer und Rauch vorbeugen und zur horizontalen Evakuierung in benachbarte Brandabschnitte (z.B. für Menschen mit Behinderungen) genutzt werden können.
Flucht- und Rettungswege
Die Fluchtwege für die Nutzer sowie die Rettungswege für Rettungskräfte der Feuerwehr führen über insgesamt 3 notwendige Treppenräume. Jede Nutzungseinheit kann im Brandfall über einen notwendigen Treppenraum oder einen Rettungsweg über die Rettungsgeräte der Feuerwehr sicher entfluchtet werden. Durch eine zusätzliche horizontale Evakuierung in benachbarte sichere Bereiche ist auch die schnelle Rettung von Personen mit Behinderungen gewährleistet.
Erschließungsflächen sind in diesem Rettungskonzept nicht als notwendige Flure erforderlich. Großzügige Aufweitungen von Fluren können als Kommunikations- und Interaktionsflächen dienen.
Löschsysteme, Systeme der Brandfrüherkennung
Durch Einhaltung der bauordnungsrechtlich geforderten Brandschutzqualität der Bauteile und die Schaffung ausreichender sicherer Bereiche für Flucht- und Rettungswege sind Abweichungen von der LBO nicht vorgesehen. Deshalb sind neben den in der LBO und im Arbeitsschutzrecht geforderten Einrichtungen zur Rauchableitung, zum Blitzschutz, zur Sicherheitsbeleuchtung, Alarmierung und Sicherheitsstromversorgung weitere aufwendige Systeme zur Brandfrüherkennung oder Brandbekämpfung – die üblicherweise Mängel im baulichen Brandschutz kompensieren müssen – nicht erforderlich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf wird als konzeptionelles Statement verstanden den gesamten Bestand zu
erhalten und durch Aufstockungen zu verdichten und so vom Produktionsstandort zum
Wohnort zu transformieren. So klar und begrüßenswert dieser Ansatz ist, so brüchig
wird er allerdings in der Konsequenz der Umsetzung. Durch den Erhalt aller
Bestandsgebäude, wird eine städtebauliche Struktur manifestiert, die für ein neues
Quartier anderer Nutzung räumliche Defizite aufweist.
Auch die Monotypologie der Nutzungen innerhalb der Aufstockung eines Gebäudes mit
einem Wohntypus entspricht wenig einer gewünschten sozialen Mischung.
Sehr begrüßt wird aber die quartiersbezogene Mischung, die eine große Bandbreite an
Wohnformen ermöglicht und zusätzlich gerade mit den großflächigen Bestandsbauten
der früheren Industrie Möglichkeit für unkonventionelle Nutzungen schafft.
Trotz Darstellung konstruktiver Ansätze des Hochbaus für die Aufstockungen, scheinen
diese bei einigen der Gebäude doch technisch schwierig und aufwendig.
Bei aller Konsequenz der städtebaulichen Grundhaltung, kann das vorgeschlagene
Freiraumkonzept nicht überzeugen. Die ganzflächig homogen angeordneten
Pflanzinseln leisten keinen überzeugenden Beitrag zu Aufenthaltsqualitäten des
öffentlichen Raumes; gebäudenahe, private Freiflächen fehlen vollständig.
Insgesamt besticht der Entwurf durch seinen stringenten Ansatz des Erhalts aller
vorhandenen Gebäude, zeigt aber auch über die Umsetzungsproblematik hinaus, die
Schwäche in der räumlichen Ausbildung für ein neues langfristig zukunftsweisendes
Quartier.