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Einladungswettbewerb | 09/2019

Neubau eines Bildungs- und Innovationszentrums im Schornsteinfegerhandwerk (BIS) in Hannover

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

[pfitzner moorkens] architekten PartG mbB BDA dwb

Architektur

mesh landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

GEESE Beratende Ingenieure

TGA-Fachplanung

AMT Ingenieurgesellschaft mbH

Akustikplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Anordnung der Baumassen auf dem Gelände ist im Sinne der Auslobung wirtschaftlich und insgesamt richtig. Die Anforderungen der "Erreichbarkeit trockenen Fußes" wird erfüllt.
Die Formulierung der Eingangssituation wird durchaus anerkannt, wohingegen die Probleme bei der inneren Gebäudeerschließung augenscheinlich werden, sobald man das Gebäude im Inneren betrachtet. Das Auffinden verschiedener Räume Mensa, Internatsbereich und Lüftungsinstitut sind nur indirekt über weitere Nutzungsbereiche und Treppenhäuser zu erreichen. Grundsätzlich wirkt die innere Erschließung irreführend.
Insgesamt sind die Erschließungsflächen und die Treppenhäuser weit überdimensioniert.
Die Arbeit scheint in dem sich selber auferlegten Bandraster gefangen.
Die Architektursprache wirkt angesichts der Gebäudenutzungen sehr rigide und wird als nicht zeitgemäß angesehen. Angesichts der zu ca. 80 % internatsbezogenen Nutzungen, fehlen die Anmutung und die Atmosphäre von Wohnwohnlichkeit. Die Schwächen dieser Arbeit liegen vorrangig in den drei Bereichen architektonischer Ausdruck, innere Organisation und Höhe der Bau- und Unterhaltungskosten.

Freianlagen
Der städtebaulichen Figur folgend liegt eine Gliederung der Freiräume eingefügt in Gebäudefugen, -winkel und Atriumhöfe, sowie in eine großzügige Übergangszone in die Umgebung vor. Die Proportionen und die Ausrichtung sind den Nutzungen entsprechend gut ausgebildet, obgleich für die Freianlagen ein eher introvertierter Gesamtcharakter entsteht.
Die Vernetzung und Zugänglichkeit der einzelnen Grünen Räume muss weitestgehend durch das Gebäude erfolgen, was z.B. bei der zum Teil öffentlichen Nutzung der Mensa mit Terrasse problematisch sein könnte.
Durch ein geringfügiges Verschieben der Zufahrt, könnte der KFZ Verkehr vom Fußgängerverkehr getrennt werden. Zwei der vier Alteichen können erhalten werden.

Energie
Über die Vorgaben der Auslobung hinaus schlagen die EntwurfsverfasserInnen einen energetischen Ansatz mit Wärmepumpen und Solaranlagen vor. Grundsätzlich wird das positiv gesehen und muss unter den Aspekten der Wirtschaftlichkeit und der Funktionalität validiert werden. Insbesondere sind hier die Anlagen mit Sorptionskühlung gemeint, die aber als Angebot und nicht als Muss verstanden wurden. Im Bereich der Fassaden wären die Dämmschichtdicken nachzuweisen und konstruktive Details der schräg stehenden Fassaden unter Aspekten der Wärmebrückenvermeidung zu entwickeln. Zudem ist nicht eindeutig, welche Fassaden einen Sonnenschutz erhalten. Technische Lösungen sind aber vorstellbar und mit der Gestaltung verträglich.
In den Grundrissen wird großer Wert auf großzügige Erschließungen mit Tageslichtbezug gelegt, wenngleich dadurch der Aufwand für die Erschließungsflächen sehr hoch wird. Demgegenüber gibt es dunkle Innenbereiche und gefangene Räume. Der Entwurf kommt mit der Anordnung von lediglich zwei (+1) Aufzügen aus. Problematisch wird hingegen der teilweise sehr hohe Fensterflächenanteil der Fassaden gesehen.

Wirtschaftlichkeit
Es liegt ein sehr schematischer "Stahlbeton-Stützen-Raster-Bau" mit hohem Vorfertigungsgrad für Stützen und Deckenelemente (gleiche Module) vor. Ein Kostennachteil für den Entwurf entsteht auch durch zu viel gebautes Volumen (Spitzenreiter mit 44.320 m³).
Brandschutztechnisch ist das Tragwerk als unproblematisch einzustufen. Durch hohe Herstellungskosten und einen fortlaufenden Pflegeaufwand (durch überdurchschnittlichen Glasflächenanteil) sowie zwei begrünte Innenhöfe/ Dachflächennutzung kommt es zu insgesamt hohen Gesamtkosten. Auch wegen der Flächenüberschreitung durch die Breite und Länge der Flure (ca. 100 m Flure mit Glasfront) und die einseitige Raumanordnung sind hohe Folgekosten (Reinigung etc.) zu erwarten; der Verkehrsflächenanteil ist mit ca. 2.680 m² hoch.
Erhöhte Kosten entstehen auch durch die Verwendung von Beton-Fassadenelementen mit Edelstahl-Verankerungstechnik, den Fugen als Wartungsfugen etc. Nach Einschätzung wird ein Überholungsanstrich nach ca. 15 Jahren notwendig sein. Die jährlichen Betriebskosten werden mit geschätzt 245 T€ als die höchsten von den 5 eingereichten Entwürfe bewertet.