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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Erweiterung des Humboldt-Gymnasiums in Trier

Visualisierung

Visualisierung

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

KBNK Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Gestalterische Konzeption
kbnk schlägt eine selbstbewusste Fortführung der städtebaulichen Figur vor ohne dabei „laut“ zu sein.
Die vier aufgehenden Geschosse drehen sich in Ihrer Grundform Richtung Schulhof und bilden so den raumgebenden Abschluss eines gestärkten Innenhofs. Der prägnante, ebenerdige Eingang und die neue, überhöhte Mensa im Erdgeschoss öffnen das Gymnasium auf die Freifläche und garantieren eine hohe funktionale Akzeptanz im Alltag sowie variable Nutzungsvielfalt bei besonderen Anlässen. Verschiedenste räumlich-pädagogische Konzepte sind umsetzbar (Flurschule bis hin zum Lerncluster).
Der Neubau ist Auftakt, kein Endpunkt des Ensembles.

Zusammenhänge und Abläufe im Gebäude
Der bestehende Mittelflur im westlichen Flügel wird erwartungsgemäß fortgeführt und gewährleistet einen funktionalen Übergang zwischen Alt und Neu. Das Ende dieser Flurzone wird als multifunktionaler Zwischenraum inszeniert und flutet das umliegende Grün der Baumkronen in den Neubau.
Das dritte Obergeschoss läuft als dezent zurückgesetztes Geschoss in großer Ruhe über den westlichen Bestandsflügel. Der Ersatz des 90er Jahre Aufbaus mit Tonnendach wird aus Gründen des Ensemblewirkung im Denkmal und Gesamtheitigkeit einer geplanten Modernisierung des Westflügels vorgeschlagen. Ein Anbau an den Bestands-Baukörper ist jedoch gleichfalls möglich, da die Raumstruktur und Kubatur im Ersatzbaukörper erhalten wurde.

Barrierefreiheit
Von einem leicht angezogenen Schulhofniveau betritt man stufenlos das neue, zentralliegende Treppenhaus und überbrückt mit Hilfe eines Durchlader-Aufzugs den Höhenunterschied auf das Nullniveau des Erdgeschosses. Sämtliche Verkehrsflächen entsprechen den heutigen Ansprüchen einer inklusiven Gesellschaft.
kbnk schlägt zudem einen weiteren optionalen Aufzug im nordöstlichen Treppenhaus des Gymnasiums vor, um auch Aula und Sporthalle barrierefrei anzubinden.


Vorbeugender Brandschutz
Der vertikale Übergang zwischen Neu und Alt wird konsequent als Brandwandsituation ausgebildet, was problemlos möglich erscheint. Für die Aufstockung des Bestands wird es ggf. notwendig die Dachdecken zu ertüchtigen. Die vorgeschlagene Holzkonstruktion ist in den tragenden Bauteilen durch eine Überdimensionierung (Abbrand 0,7mm/min) gesichert, die Holz-Beton-Verbund-Elemente sichern zudem eine horizontale F90-Schottung zwischen den Geschossebenen.

Materialien und Konstruktion
Schulbau als Skelettkonstruktion aus Brettschichtholzstützen / -trägern Fichte, aufgestellt auf einem Stahlbetonsockel (Untergeschoss), vorgefertigte Deckenmodule werden als HBV-Elemente auf tragende Stützen und BSH-Wände eingelegt, geschlossene Außenwandbereiche mit Holzwollekern; Gebäudeaussteifung durch Treppenhauskern in Stahlbeton, im Weiteren sollte die Möglichkeit eines Cradle-to-Cradle-Konzepts untersucht werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf nimmt Bezug auf die vorhandene Typologie des Bestandsgebäudes und versucht zugleich, durch das teilweise Verdrehen des Grundrisses dem Erweiterungsbau eine räumliche Identität als Abschluss des westlichen Flügelbaus zu verleihen. Dies allerdings um den Preis, dass das vorgegebene Baufeld in zwei Richtungen deutlich überschritten wird. Das Raumprogramm wird erfüllt. Mensa und Küche sind im Erdgeschoss richtig und mit räumlicher Qualität angeordnet, allerdings wird die Spülküche ohne Verbindung zur Küche im Unterschoss platziert. Ingesamt wird das Untergeschoss mit den innen liegenden Sanitäranlagen und dem isolierten (und dadurch der sozialen Kontrolle entzogenen) Ganztagsraum von der Jury kritisch gesehen. Ansonsten erfüllt der Entwurf die schulisch geforderte Funktionalität in hohem Maße. Die Räume sind gleich groß und damit flexibel einsetzbar, die Mensa öffnet sich zum Schulhof, die Bibliothek
als Multifunktionsraum liegt im OG3, fern der Orte, die Unruhe erzeugen (Schulhof, Mensa), und öffnet sich nach allen Seiten. Die Gänge sind gut einsehbar, die Fluchtwege sind klar. Die Verkehrsflächen sind großzügig angelegt. Das Humboldt-Gymnasium als Denkmal der Moderne erfährt eine angemessene Anerkennung. Das Raster der Fassade wird aufgegriffen, durch die geänderte Materialität bleibt die Erweiterung jedoch ablesbar. Das Herausstellen des Erweiterungsbaus durch die Verdrehung im Grundriss wird durch die Jury jedoch als eher unangemessen eingeschätzt. Die bereits erwähnten Überschreitungen des Baufeldes würden zu unvermeidlichen Konflikten mit der Archäologie führen. Die Konstruktion gründet als Holzskelett mit vorgefertigten Holz-Beton-Verbunddecken auf einem Stahlbetonsockel mit einem aussteifenden Stahlbetontreppenhaus. Die Fassade wird konsequent in Holz ausgeführt: Holzfenster,
Verkleidung mit Brettschichtholz und Sonnenschutz mit Holzlamellen. Durch die von zwei Seiten betretbare Aufzugskabine wird die Barrierefreiheit für mobiliätseingeschränkte Menschen hergestellt. Der Entwurf bewegt sich hinsichtlich seines Flächenangebots im Mittelfeld der eingereichten Arbeiten, weist allerdings einen relativen hohen Bruttorauminhalt auf. Die Entscheidung der Entwurfsverfasser für eine Holzkonstruktion kommt dem Anspruch des Auslobers an ein nachhaltiges Gebäude entgegen. Insgesamt überzeugt der Entwurf als eigenständiger Beitrag, der in Teilen hohe Qualitäten aufweist, sich aber neben einigen inhaltlichen Schwächen aber auch über wesentliche Teile der Aufgabenstellung hinwegsetzt.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 2. OG - Variante Lerncluster

Grundriss 2. OG - Variante Lerncluster

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Fassade

Fassade