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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2020

Erweiterungsbau Theaterhaus in Stuttgart

Außenperspektive

Außenperspektive

Anerkennung

Preisgeld: 11.767 EUR

Auer Weber

Architektur

ErlÀuterungstext

Leitgedanken zum Entwurf
Das Theaterhaus, eine Institution des Stuttgarter Kulturlebens, liegt in einer zunehmend prominenten Lage auf dem Pragsattel und besticht durch seinen industriell geprĂ€gten Fabrikhallencharakter. Verschieden große und universell nutzbare SpielstĂ€tten sind aktuell durch ein großzĂŒgiges Foyer miteinander verbunden und können parallel bespielt werden. Dies hat sich seit vielen Jahren bewĂ€hrt und erfreut sich großer Beliebtheit beim Theaterhaus – Publikum.
Mit baulichen ErgĂ€nzungen soll nunmehr die Funktions- und EntwicklungsfĂ€higkeit des Theaterhauses „erhalten werden“. Ein vom Bestandsensemble abgerĂŒckter Neubau, der den stĂ€dtebaulichen Vorgaben im Quartier folgt, soll zukĂŒnftig nicht nur die weitere kĂŒnstlerische Entwicklung des Hauses fördern, sondern muss auch die baurechtliche Konfliktsituation fĂŒr die verĂ€nderten Rahmenbedingungen zum direkten (Wohn-) Umfeld lösen.
Im Mittelpunkt des Erweiterungskonzeptes steht die Erstellung von zwei Veranstaltungshallen fĂŒr das Tanzensemble des Theaterhauses und die Einbindung der „Freien Tanz- und Theaterszene Stuttgart“. Diese Veranstaltungshallen werden um erforderliche ProberĂ€ume, WerkstĂ€tten und weitere FunktionsrĂ€ume ergĂ€nzt, die LogistiktĂ€tigkeit des Hauses wird dabei grundlegend umstrukturiert und rĂ€umlich verlagert.
Die stĂ€dtebaulichen und baurechtlichen Vorgaben erlauben keine rĂ€umlichen Verbindungen zwischen der bestehenden und den neuen Nutzungen im ErgĂ€nzungsbau. Die rĂ€umliche Trennung zwischen den VeranstaltungsrĂ€umen im Bestand und einem neuen Theaterhaussaal T5 in einer „auf der „RĂŒckseite liegenden“ Erweiterung wird im tĂ€glichen Theaterbetrieb insbesondere die TheaterhausgĂ€ste irritieren. Ohne eine rĂ€umlich nahe beieinanderliegende und gemeinsam nutzbare Eingangs-, Foyer- und GastronomieflĂ€che in unmittelbarer NĂ€he zu allen SpielstĂ€tten der KulturstĂ€tte droht der einmalige Charakter des Theaterhauses verloren zu gehen!

Innere Erschließung, Raumprogramm und FunktionalitĂ€t
Um die aufgezeigten Konflikte in FunktionalitÀt und Bespielbarkeit des Theaterhauses zu verhindern und um Synergien zu den vorhandenen Einrichtungen zu nutzen, wird eine Anpassung des Raumprogramms vorgeschlagen.
Die in der aktuellen Nutzung des Bestandensembles enthaltene Sporthalle wird mit allen benötigten NebenrĂ€umen in das FlĂ€chenprogramm des ErgĂ€nzungsbaus aufgenommen. In die dadurch verfĂŒgbare FlĂ€che im Bestand wird der neue Theatersaal T5 bei gleichbleibender Raumbreite integriert. Um die gewĂŒnschten ZuschauerflĂ€chen und BĂŒhnenbereiche optimal in die vorhandenen Strukturen einzubetten, wird der neue Raum auf das Niveau der umgebenden Untergeschosse abgesenkt und von dort technisch – organisatorisch versorgt. Lediglich die Raumtiefe und Raumhöhe im BĂŒhnenbereich ĂŒberschreiten die existierenden Proportionen geringfĂŒgig und geben dem neuen Theaterhaussaal ein auch nach außen wirkendes neues Erscheinungsbild, das auf das gesamte Ensemble ausstrahlt und den Kulturbetrieb in einem neuen Licht – am bestehenden und vertrauten Ort – erscheinen lĂ€sst.
Der Hauptzugang fĂŒr die Besucher des neuen Saals T 5 befindet sich auf der Erdgeschossebene und ist unmittelbar an den neu geordneten Eingangsbereich mit Kasse, Information und Gastronomie des bestehenden Foyers 1 angebunden. Um den zusĂ€tzlichen Besuchern des Theaterhauses den notwendigen Platz und Bewegungsfreiheit zu geben, wird eine zusĂ€tzliche Galerie (Foyer 3) auf Obergeschossniveau in die Eingangshalle integriert. Von dieser Galerie wird auch der Besucherrang in T 5 erreicht. Die Besucherströme zu den zwei großen SĂ€len T 1 und T 5 sind damit weitestgehend entzerrt.
Durch die gemeinsame Nutzung bestehender und neuer Programmanforderungen kann die Raumprogrammvorgabe fĂŒr „Tanztheaterhalle“ und „Gastronomie“ um mehr als 700 qm NutzflĂ€che reduziert werden. Alle bisherigen im Bestand vorhandenen weiteren FlĂ€chen, die eine neue Nutzung erhalten, werden an neuer, funktional besserer Stelle im Erweiterungsbau nachgewiesen. Durch die Verschiebungen im Raumprogramm wird insbesondere die „Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart“ als eigenstĂ€ndige Institution in Sichtweite zum „Theaterhaus“ wahrnehmbar.
Die Barrierefreiheit und Anbindung an die logistische Versorgung mit Anlieferung und WerkstĂ€tten ist ĂŒber das verbindende Untergeschoss in allen Ebenen ĂŒber PersonenaufzĂŒge und die LastenaufzĂŒge gegeben.

Nachhaltigkeit und GebÀudetechnik
Ziel fĂŒr eine hohe Nachhaltigkeit ist die Optimierung aller Energie- und StoffflĂŒsse im GebĂ€ude und eine möglichst hohe Ausnutzung von natĂŒrlichen Energie- und Wasserquellen. Sowohl im Winter als auch im Sommer muss die thermische und visuelle Behaglichkeit fĂŒr die verschiedenen Nutzungen gegeben sein. Die vorgegebene Gesamtkonzeption wird entlang der Anforderungen aus dem BNB-Bewertungssytem sowie aus den Anforderungen an CO2-neutrales Bauen sehr wirtschaftlich erarbeitet. Wesentliche Aspekte dabei sind:

Ökologische QualitĂ€t
Nachhaltiger Umgang mit energetischen Ressourcen und Erhalt der natĂŒrlichen Umwelt, Minimierung des PrimĂ€renergiebedarfs fĂŒr Heizen, KĂŒhlen, LĂŒften und Beleuchten, hochgedĂ€mmte GebĂ€udehĂŒlle mit Passivhauselementen, effizientes Raumklimakonzept mit hybrider LĂŒftung, Minimierung des Wasserbedarfs vom Stadtwassernetz sowie
Regenwassernutzung und Verwendung wassersparender Objekte und Armaturen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer baulichen ErgÀnzung soll das bestehende Theaterhaus Ensemble zukunftsfÀhig gemacht werden und der Freien Szene ein fester Ort geschaffen werden.
Leitidee
Die Leitidee ist zweiteilig: Zum einem wird der neue zentrale T5-Saal in den Standort der heutigen Sporthalle des BestandsgebÀudes integriert, zum anderen werden alle ergÀnzenden NebenrÀume sowie die Freie Szene in dem sogenannten ErgÀnzungsriegel verortet.
Alt und Neu bilden so verknĂŒpft durch den Außenraum ein harmonisches Ganzes.
ZunĂ€chst wurde das Hinausdenken ĂŒber das vorgegebene Baufeld kontrovers diskutiert.
Die möglichen QualitÀten liegen in einer eigenstÀndigen Adressierung der beiden Nutzer, Theaterhaus und der Freien Szene, sowie dem Ansatz des Weiterbauens und Weiternutzens der bestehenden vormals industriellen Grundstruktur.
Die Chancen liegen in dem niederschwelligen Zugang des Theaterhauses mit dem Hauptfoyer im Erdgeschoss des Bestands und dessen Erweiterbarkeit in den Frei- und Zwischenraum. Dadurch kann ein möglicher Verzicht auf weitergehende flĂ€chenintensive gestapelte Erschließungen und Entfluchtungen erreicht werden. Es gibt eine klare Gliederung der erforderlichen Funktionen.
Diese Art des Umgangs mit der Substanz zeigt neben dem Neubau eine mögliche Form der kulturellen Nachhaltigkeit und den Umgang mit der sogenannten „grauen Energie“ auf. Die HĂŒllthematik und Anmutung werden ĂŒber die transluzenten industriellen Gussglas-Dielen geprĂ€gt. Typologie und Grundrissstruktur sind klar und angemessen.
Die Problematik liegt aus brandschutztechnischer Sicht darin, dass durch den Einbau des Theatersaals im Bestand des Theaterhauses dieser Altbestand mit ĂŒberarbeitet werden mĂŒsste.
Die Arbeit besticht durch ihren großzĂŒgigen Zugang zum T5 und das weitlĂ€ufige Foyer im Erdgeschoss. Die dazugehörigen Besucher-Spindanlagen und SanitĂ€rbereiche im 1. UG sind gut zu erreichen und klar und funktional organisiert.
Der Zugang zur Freien Szene befindet sich im 1. UG. Dieses Manko wird durch die großzĂŒgige Patio-Lösung abgemindert, aber letztlich nicht gĂ€nzlich kompensiert. Die Verbindung zwischen Bestand und ErgĂ€nzungsbau im 1. UG sind ebenso gut gelöst wie die Belichtung der dort befindlichen WerkstĂ€tten und die Organisation von Garderoben und SanitĂ€rrĂ€umen der Freien Szene.
Anlieferung und Materiallogistik ĂŒberzeugen ebenso wie die Tiefgaragenlösung. Die Blickachsen zur BĂŒhne und deren Gassen werden allerdings kritisch gesehen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Platzierung des Probenraums Tanz 3, der zum AufwĂ€rmen der TĂ€nzer vor dem Auftritt dient und nur ĂŒber öffentliche Bereiche erreichbar ist. Es ist keine interne Verbindung zur BĂŒhne gegeben.
Die Architektursprache und das GebĂ€udevolumen des Entwurfs erscheinen trotz der FunktionsstĂ€rken unangemessen und ĂŒberengagiert. Zwar gefĂ€llt die Korrespondenz des gewĂ€hlten Klinkermaterials mit dem Bestand, jedoch ist der Hochpunkt mit mehr als 35m Höhe ĂŒberdimensioniert und mit seiner gefalteten Glasfassade zu unruhig. Die Gestaltung der außenliegenden Fluchttreppen wird ebenso kritisch gesehen.
GrundsĂ€tzlich kann der Ansatz der FĂŒhrung der Flucht- und Rettungswege nachverfolgt werden. Die Dimensionierung ist zu prĂŒfen und gegebenfalls anzupassen.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

4. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht West

Ansicht West

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht SĂŒd

Ansicht SĂŒd