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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2019

Neugestaltung des Pfarrplatzes in Klagenfurt (AT)

Pfarrplatz Nord

Pfarrplatz Nord

2. Preis

3:0 Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

udo heinrich architekten

Architektur

Werner Consult ZT GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

BÄUME FÜR ST. EGID

Raumsequenzen / Raumkontinuum
Die Pfarrkirche St. Egid steht zentral auf dem Pfarrplatz. Dadurch ergeben sich
zur umgebenden Bebauung Raumsequenzen unterschiedlicher Ausprägung.
Diese Raumbereiche sollen wieder spürbar zusammengehören und letztlich ein
erlebbares Raumkontinuum bilden. Es wird deshalb ein einheitlicher Plattenbelag aus Betonstein vorgeschlagen, dessen Formate zur Kirche hin größer und heller werden.
Das Zentrum wird durch dieses Crescendo hervorgehoben und betont.

Zwei Platztypen
Die westlichen und südlichen Platzräume bleiben frei um unterschiedliche
Nutzungen zu ermöglichen (Eislaufplatz, Biomarkt, Musikbühne, Gastgärten und
dgl.). An den Straßenzugängen wird als natürlicher Portikus jeweils ein
Solitärbaum (Gymnocladus dioicus, Geweihbaum) platziert.

Klimafitness / Stadthain
Im nördlichen Pfarrplatz ist ein Hain aus Ulmen (Ulums glabra resista) im durchgehenden versickerungsfähigen Bodenbelag eingebettet. Die vorgeschlagenen Bäume sind „klimafitte“ Stadtbäume. Sie verfügen über einen ausreichend großen und zusammenhängenden Wurzelraum („Schwammstadtprinzip“). So können sie nachhaltig gedeihen und eine gesunde Blattmasse entwickeln, um in Zeiten des Klimawandels stadtökologisch wirksam zu werden (Verschattung, erhöhte Luftfeuchte, geringer gefühlte Temperatur im Hain).

Es entsteht ein kleines, nach innen orientiertes, grünes Quartier mit wassergebundener Decke und einem integrierten, bodenbündigen Brunnenfeld. Gleichzeitig fasst der Hain den Platzbereich und grenzt diesen in Richtung Heuplatz ab. Die Kassin-Skulptur ergänzt neben langgezogenen Steinbänken den Hain.

Fugenoffener Plattenbelag
Der Betonbelag ist dem ursprünglich in der Stadt verwendeten Pflasterstein in der Farbe
ähnlich. Das Format ist kleinteilig und wird zur Kirche hin größer. Dort werden
vermehrt auch größere weiße Steine eingelegt (wie es traditionell in der Form von weißen Marmorsteinen angewandt wurde). So kann ein homogenes, ebenes und doch lebendiges gepflastertes Erscheinungsbild entstehen. Der städtebaulich dominante Stadtpfarrturm mit seinen Durchgängen wird durch einen weißgrauen Marmorteppich besonders akzentuiert.

Infrastruktur
Die Kirchenfassaden werden umlaufend, überwiegend mittels Bodenleuchten angestrahlt und sorgen indirekt und blendfrei für eine Grundausleuchtung des Platzes. Auch die umgebenden historischen Fassade werden mit Licht, allerdings geringerer Intensität beaufschlagt. Zusätzliche Lichtzonierungen sind im Bereich der Bäume und des Brunnens angedacht. Die westliche Straßenverbindung wird mit Mastleuchten ausgeleuchtet.
Im südlichen Platzbereich sind dem Bedarf entsprechend Senkelektranten vorgesehen. Im Westteil ist die E-Tanksäule vorgesehen. Stellplätze für Fahrräder und Motorräder werden entlang der Theatergasse ausgewiesen.

Begegnungszone
Gebäude, Bäume und Oberfläche geben eine klare Sichtachse frei. Der Verkehr wird dadurch intuitiv geleitet. Auf Fahrbahnmarkierungen wird bewusst verzichtet – die Begegnungszone entspricht somit der RVS.

Wirtschaftlichkeit / Option Naturstein
Nachhaltiger wäre es, anstatt des Betonsteins Naturstein (Granit) zu verwenden, allerdings kann in diesem Fall der vorgegebenen Kostenrahmen nicht eingehalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es werden zwei Platztypen für unterschiedliche Nutzungen angeboten, im nördlichen Bereich ist das ein Hain aus Ulmen mit integriertem Pfarrplatzbrunnen, im Süden wird der Platz mit einem Betonbelag gepflastert, der in der Farbgebung dem ursprünglich in der Stadt verwendeten Pflasterstein erinnert.
Dieser Pflasterbelag wird auch am nördlichen Platz eingesetzt, womit eine
zusammenhängende homogene Fläche entsteht, die unter Verwendung von größeren Betonsteinformaten bzw. vereinzelten weißen Marmorplatten zur Kirche hin, das sakrale Element der Kirche ins Zentrum stellt.
Durch das Angebot zweier in seinen Grundsätzen unterschiedlichen Platztypologien wird die geforderte Multifunktionalität und durchgängige urbane Gestaltung nicht ausreichend erfüllt.
Die Thematik des Brunnens in Kombination mit einer Grünfläche wird am nördlichen Pfarrplatz neu interpretiert. Als interessanten Ansatz wird der Vorschlag zum Brunnen im Baumhain gewertet, der durch die Wasserspiele wie ein Spiegel im Stadtraum wirkt. Die Dimension des Baumhains wird kritisch gesehen, da dieser mit der repräsentativen Wirkung der zentralen Stadtpfarrkirche übermäßig konkurrenziert und die Sicht auf die Stadtpfarrkirche einschränkt.
Die Jury würdigt zudem den ökologischen Zugang der Projektarbeit und die Schatten spendenden Solitärbäume am südlichen Platz.
Pfarrplatz Süd

Pfarrplatz Süd

Plan Pfarrplatz

Plan Pfarrplatz