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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2008

Kath. Kinderhaus St. Martin in Tübingen-Hirschau

1. Preis

FRANKE SEIFFERT ARCHITEKTEN

Architektur

Cornelia Biegert Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das neue Kinderhaus St. Martin

Der Neubau des neuen katholischen Kinderhauses St. Martin bietet die Möglichkeit, ein zeitgemäßes, kindgerechtes sowie flexibles und zukunftsfähiges Gebäudekonzept für eine Kindertagesstätte umzusetzen und gleichzeitig einen hochwertigen öffentlichen Platz für die Bürger von Hirschau zu schaffen.

Grundstücksbildung

Unter Berücksichtigung des städtebaulichen Rahmenplans sowie des Bebauungsplans für das westlich anschließende Bebauungsgebiet Käppelesäcker wird im Süden des Grundstücks eine Fläche ausgewiesen, die eine angemessene Parzellierung von Grundstücken für Ein- und Mehrfamilienwohnhäuser zulässt. Für den Kindergarten entsteht so ein großzügiges dreieckiges Grundstück.

Markante Kubatur mit hohem Wiedererkennnungswert

Das Gebäude wird so im nördlichen Bereich des Grundstücks positioniert, dass es eine starke Präsenz im Ortsbild erhält, aber ein angemessener Vorplatz zur Kreuzung und zur Straße entsteht. Die Satteldachform der Nachbarbebauung wird aufgenommen und neu interpretiert. Durch die Kombination mit einer geometrisch undefinierten Form, die aus dem Grundstückszuschnitt resultiert, wird das Satteldach in eine zeitgemäße Architektursprache übersetzt. Es entsteht eine markante Gebäudekubatur mit hohem Wiedererkennungswert. Das kompakte Volumen unter dem großem Dach wirkt einladend und vermittelt Geborgenheit.

Erschließung

Das Gebäude wird fußläufig über einen Vorplatz erreicht. Das Holen und Bringen der Kinder mit dem Fahrzeug erfolgt auf der Eingangsseite über die Wehrstraße. Aus Gründen der Sicherheit und um den Verkehrsfluss zu gewährleisten wird eine Haltebucht vorgeschlagen. Die Personalparkplätze sind rückseitig auf der Ostseite angeordnet.

Trichterförmiger Eingang und Fenster zum Grünen

Ein trichterförmiger Eingang nimmt die Kinder von der Platzseite sicher auf, versammelt sie in einem großzügigen, hellen Raum und entlässt sie über die Gruppenräume ins Grüne. Die Gruppenräume sind konsequent nach Süden ausgerichtet. Der Mehrzweckraum fungiert als Mittler zwischen Foyer und Platz und schafft den Anschluss des Kindergartens an das öffentliche Leben der Gemeinde.

Lichtdurchfluteter Innenraum

Der zentrale Erschließungsbereich als Herzstück des Gebäudes ist kommunikative Mitte für Groß und Klein. Durch den Luftraum wird die Trennung zwischen den Geschossen aufgehoben. Ein großes Oberlicht über dem Luftraum und weitere Öffnungen in Dach und Fassade holen Licht und Landschaft ins Gebäude.

Orientierung im Gebäude

Das Gebäude schafft eine anregende Umwelt und ermöglicht unterschiedliche Erlebnisse und Wahrnehmungen. Die eigentümliche Grundrissform, das ansteigende Dach und die Bildung von Lufträumen schaffen sehr unterschiedliche Raumeindrücke mit Ein-, Durch- und Ausblicken, die zur Entdeckung einladen und das Gebäude begreifbar machen. Die Kinder werden angeregt, die Umwelt intensiv zu betrachten, durch verschiedene Blickwinkel differenziert wahrzunehmen und zu beurteilen. Materialien unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit, Farbe und Temperatur regen Augen, Hände und Geist zur Entdeckung an.

Durch das klare Erschließungssystem ist eine einfache Orientierung im Gebäude möglich. Die Ausbildung von Fluren wurde bewusst vermieden. Interne Sichtverbindungen zwischen den Geschossen und den Innenräumen sind möglich.

Flexible Räume und Möglichkeit der Erweiterung

Die Einteilung des Grundrisses wird den Anforderungen der unterschiedlichen Altersgruppen gerecht. Die Kleinkindgruppe kann vom öffentlichen Bereich abgetrennt werden. Die Ruheräume sind im ruhigen Bereich des Obergeschosses angeordnet. Aus dem Personalbereich ist durch den Luftraum eine Übersicht über das gesamte Gebäude möglich. Für die Gruppenräume der Kindergartengruppen werden Spielgalerien vorgeschlagen, die über interne Panoramafenster Blickkontakt zum Erschließungsbereich haben.

Um zukünftigen Entwicklungen gerecht zu werden, wurde das Raumprogramm so umgesetzt, dass ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität möglich ist. Jeder Gruppenraum bildet mit dem dazugehörigen Kleingruppenraum und Materialraum eine funktionale Einheit. Flexible Trennwände ermöglichen ein Zusammenschalten der Gruppenräume mit den Kleingruppenräumen. Der Mehrzweckraum kann großzügig zum zentralen Eingangsbereich geöffnet werden. So entsteht Raum für Kinderfeste, Veranstaltungen und Vorführungen mit den Familien und Bürgern.

Das Konzept bietet zudem die Möglichkeit der zukünftigen Erweiterung um zwei vollständige Gruppeneinheiten bestehend aus Gruppenraum, Kleingruppenraum und Materialraum. Im Obergeschoss können über den Kindergartengruppen durch Einziehen einer Geschossdecke zwei neue Gruppenräume mit Spielgalerien geschaffen werden. Im Bereich der kleinen Mehrzweckräume können neue Kleingruppen- und Materialräume entstehen. Das Einziehen zweier Spielgalerien über den neuen Gruppenräumen unter dem ansteigenden Dach ist denkbar.

Konstruktion, Materialien und Farben

Die herkömmliche Konstruktionsweise als verputzter Massivbau lässt wirtschaftliche Herstellungskosten erwarten. Ein Niedrigenergiestandard ist grundsätzlich möglich. Die Farbwahl in einem warmen Ockerton wird der Gebäudekubatur und dem Gebäudetypus Kindergarten gleichermaßen gerecht. Das Farb- und Materialkonzept der Innenräume differenziert zwischen öffentlichen Erschließungsbereichen und abgeschlossenen Aufenthaltsräumen.

Außenraumkonzept

Das landschaftsplanerische Konzept differenziert gezielt zwischen hartem Platz und weicher Landschaft. Der öffentliche Platz vor dem Gebäude versteht sich als Ort der Begegnung und Kommunikation, stellt aber gleichzeitig für die Kinder die Schwelle zum Straßenverkehr dar und erhält einen harten durchgängigen Kunststeinbelag. Der Platz gliedert sich in drei Bereiche: den Vorplatz zur Kreuzung, den Eingangsbereich mit Haltebucht zum Holen und Bringen der Kinder und die Fläche vor dem Mehrzweckraum. Eine Sitzkante in Form einer kleinen Mauer gliedert die Bereiche.

Das neue Kinderhaus soll großzügige, vielseitige und naturnahe Außenanlagen erhalten. Das Konzept für den Garten legt Platzschollen in eine weiche Landschaft, in der sich einzelne Spielelemente befinden. Jede Gruppe erhält eine holzbelegte Terrasse mit einem Schattenbaum, unter dem gearbeitet werden kann. In Richtung Norden wird ein Nutzgarten angeboten. Im Westen liegt der Platz, der für Feste, Tänze und Aufführungen genutzt wird.