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Realisierungswettbewerb | 01/2020

Neubau Hort und Mittagsbetreuung in Unterföhring

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

ama_architekturbüro michael auerbacher

Architektur

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau/ Entwurfsidee

Der 2-geschossige Neubau nimmt sowohl den Hort, als auch die Mittagsbetreuung in einem längsgerichteten Baukörper in Nord-Süd-Richtung auf. Dieser orientiert sich straßenbegleitend an der Schulstraße und schafft durch seine Positionierung einen großen zusammenhängenden Freibereich nach Westen, der mit dem bestehenden Innenhof die campusartige Struktur des bestehenden Schulstandortes ergänzt, fortschreibt und stärkt. Kontrapunktisch schließt das Hausmeistergebäude – in seiner Körnung den Einfamilienhäusern zugehörig - als Schlussstein den Campus nach Norden zur Wohnbebauung ab.
Mit den gefalteten Satteldächern entsteht Kleinteiligkeit sowohl in der Dachlandschaft als auch in der Abfolge der Fassadengliederung gegenüber der umgebenden Wohnbebauung.

Funktionen und räumliche Organisation

Hort : An die Eingangshalle im EG werden die „öffentlichen“ Nutzungen angelagert und über kurze Wege erschlossen : Verwaltung, großer Bewegungsraum, Küchenbereich und Sanitätsraum. Der teilbare Bewegungsraum kann räumlich mit dem Eingangsbereich verbunden werden und orientiert sich nach Westen in den Freibereich.
Im Obergeschoss befinden sich die Gruppenräume. Die Hausaufgabenräume sind als Galerien im Dachgeschoß ausgewiesen. Ein breiter, gut belichteter Mittelflur schafft Bewegungsraum und nimmt dienende Funktionen auf. Aufweitungen bieten Raum für Kommunikation, Spiel und Rückzug. Die Innenräume wirken offen und freundlich und bieten eine gute Orientierbarkeit verbunden mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Die Technikräume und untergeordnete Funktionsräume liegen im UG. Die Werkräume orientieren sich in einen abgesenkten Werkhof, der über eine Stufenanlage an die Freiflächen im EG angebunden ist. Eine TG bietet Platz für ca. 35 Stellplätze.
Mittagsbetreuung : An die zentrale Eingangshalle gliedern sich die Gruppenräume, Verwaltung und Nebenräume an. Garderoben und WC´s sind den einzelnen Gruppen zugeordnet. Die Verwaltung und der Küchenbereich liegen am Eingangsbereich und können über die Schulstrasse gut angedient und erreicht werden. Im OG befindet sich der Bewegungsraum mit Möglichkeit zur räumlichen Verbindung in die Fluraufweitung. Im UG werden untergeordnete Funktionsräume ausgewiesen. Den Gruppenräumen im EG sind individuelle Freibereiche/ Terrassen vorgelagert.
Die Hausmeisterwohnung ist als Maisonette-Typ konzipiert. Im OG entsteht eine attraktive Dachterrasse als geschützter Freibereich.

Erschließung

Hort : Die äußere Erschließung erfolgt von Nordosten über die Schulstraße. Die Eingangssituation mit vorgelagerter platzartiger Aufweitung wird als überdachter Zugang angeboten, über den der Eingangsbereich mit Durchgang in den Freibereich erreicht wird. Eine Freitreppe erschließt auf kurzem Weg die Gruppenräume im OG. Die Andienung der Küche erfolgt von der Schulstraße räumlich getrennt vom Hauptzugang.
Mittagsbetreuung : Der Zugang vom Schulgelände erfolgt im Südosten, analog zum Haupteingang des Hortes als überdachte Eingangssituation in räumlicher Nähe zur Mitte des Campusbereichs. Das durchgesteckte Foyer schafft hier den externen Zugang von der Schulstraße. Eine an die Halle angelagerte Freitreppe ermöglicht für die Gruppenräume des Hortes im OG eine kurze Anbindung an die Freianlagen, bzw. einen zusätzlichen Zugang aus Richtung Schule.
Tiefgarage : Die Zufahrt zur TG liegt im Süden. Mit ihrer Lage werden die nachbarschaftlichen Belange u.a. bezüglich Lärmschutz berücksichtigt. Die TG verfügt durch die beiden Fluchttreppen jeweils über einen direkten Aufgang in den Hort und die Mittagsbetreuung mit Ausgangsmöglichkeit zur Schulstraße und in das Schulgelände.
Die Hausmeisterwohnung ist autark erschlossen.

Barrierefreiheit

Alle Ebenen des Neubaus sind schwellenlos gestaltet. Ein Aufzug verbindet das Erd – und das Obergeschoss, sowie die Tiefgarage barrierefrei. In beiden Hauptebenen ist ein Behinderten-WC ausgewiesen.

Freiflächen

Durch die Positionierung des Neubaus als längs gestreckter Baukörper im östlichen Grundstücksbereich an der Schulstraße entsteht nach Westen ein großzügiger und zusammenhängender Freibereich, der die Mitte der Schulanlage – den Campus – vergrößert und räumlich stärkt. Somit wird die bestehende Qualität der Freiräume aufgenommen und weiter fortgeschrieben. In Ergänzung des freiräumlichen Angebotes im Bestand wird das flexible Nutzungsangebot weiterentwickelt - vom freien Bewegungsspiel, Ruhezonen, geschützten Rückzugsnischen, Spiel- und Kommunikationszonen etc.. Die beabsichtigte Erweiterung der Fahrradanlage korrespondiert gestalterisch und funktional mit dem Neubaukonzept. Im südlichen Übergang zum Bestand sind im Bereich des Sandkastens geringfügige Anpassungen erforderlich.
Nach Osten entsteht neben den öffentlichen Vorplätzen der Gebäudezugänge ein „privater“ Vorgarten, der durch individuale Terrassen der Gruppen der Mittagsbetreuung und das Personal genutzt werden kann. Die Zonierung der Freiflächen mit der damit verbundenen Trennung der Funktionen (Zugang/ Vorbereich Straßenraum, Freiflächen, Anlieferung, usw.) ermöglicht hohe Nutzungs – und Aufenthaltsqualitäten für die Außenanlagen.
Der vorhandene Baumbestand wird weitestgehend erhalten und vegetationsgerecht integriert, sowie mit einzelnen Solitärbäumen ergänzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser ordnen den Entwurf einer starken Idee unter, indem sie einerseits mit einem klaren langgestreckten Baukörper den Schulcampus vervollständigen, andererseits durch die bewegte Dachlandschaft die Bebauung an die kleinteilige Einfamilienhausstruktur anpassen. Dadurch gelingt eine gute Einbindung in die Umgebung. Auch der relativ schmale Baukörper kann überzeugen, weil dadurch große Freiflächen nach Westen hin bleiben. Auch die Auslagerung des Hausmeisters ist geschickt und verfügt über einen eigenen unabhängigen Zugang.
Diesem Entwurfskonzept fallen allerdings einige Forderungen des Raumprogramms zum Opfer:
der Hort hat keine Toiletten in Erdgeschoss, ein separater Zugang zur Tiefgarage fehlt, der
Bewegungsraum der Mittagsbetreuung ist im 1.OG nur über den Hort erschlossen, die
Hausaufgabenräume sind im 2.OG nur über Treppen als Galerie der an sich gut proportionierten Gruppenräume angeordnet und damit nicht barrierefrei und nicht ohne Störungen zu nutzen. Die durchgesteckten Eingangsbereiche sowohl vom Schulhof als auch von der Schulstrasse aus funktionieren dagegen sehr gut und stellen ein schönes Element des Entwurfes dar.
Sehr positiv wird die besondere Gestaltung des Baukörpers mit den geneigten Dächern gesehen, die Identifikation stiftet und damit für eine Kindereinrichtung sehr geeignet ist. Auch die Maßstäblichkeit und Materialität wird begrüßt.
Die sehr festgelegte Dachgestaltung lässt Flexibilität vermissen. Die Konstruktion erscheint sinnfällig. Der schmale Baukörper wird ermöglicht durch große Flächennachweise im
Untergeschoss. Das führt zwar zu einem kleinen sichtbaren Footprint, der allerdings täuscht, weil die durch das UG mit TG versiegelte Fläche außerhalb des Gebäudes doch relativ groß ist. Die raumhaltigen Dächer sind architektonisch anspruchsvoll, aber mit den Grabendächern auch aufwändig zu konstruieren.
Der schmale Baukörper bringt die große Qualität eines breiten gut gestaltbaren Freiraums im Norden und Westen des Gebäudes. Die offenen klar definierten Zugangsbereiche vom
Schulcampus aus sind positiv zu beurteilen. Die beiden Eingänge an der Straße öffnen sich mit kleinen Vorplätzen zum öffentlichen Raum. Dazwischen ist ein gut nutzbarere Vorgartenbereich den Gruppen - und Teamräumen vorgelagert.
Die Arbeit stellt insgesamt einen interessanten eigenständigen Beitrag dar, der sehr gefällt, aber unter den aufgeführten Mängeln leidet.
Lageplan

Lageplan