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Einladungswettbewerb | 11/2019

Hotelneubau Heidenkampsweg 84 in Hamburg-Hammerbrook

1. Preis

HUPE FLATAU PARTNER

Architektur

bicon Generalplanung GmbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Strip Architecture
Geschichte und Morphologie des Ortes

Die Bebauung am Heidenkampsweg, der als unmittelbare Verlängerung der Autobahn
A 255, welche von Süden über die Elbrücken direkt in die Stadtstruktur der heutigen
City Süd mündet, folgt der Logik der sogenannten „Strip- Architecture“.

Der Maßstab der Bauten und die Konzepte der Fassaden werden durch die Größe des Stadtraums und die Geschwindigkeit des Automobilität bestimmt und vornehmlich in der Vorbeifahrt und aus dem Inneren eines Fahrzeugs erlebt.

Das neue Hotel soll dem Reisenden nach dem Rausch des Verkehr einen Ort bieten, an dem er zur Ruhe kommen kann und Schlaf findet. So gesehen verbindet das Haus am Heidenkampsweg zwei Extreme miteinander.


Konkav/ Konvex – introvertiert / extrovertiert

Die stark plastisch und vertikal strukturierte Fassade markiert die Ecke zwischen Heidenkampsweg und Süderstrasse. Dabei sind die beiden unterschiedlich hohen Baukörperteile unterschiedlich proportioniert und durch eine Zäsur getrennt.

An der Süderstrasse wo es erschlossen wird, steht das Haus am Boden. An der Ecke und am Heidenkampsweg erhebt es sich und betont seine Höhenentwicklung und vertikale Proportion.
Währen sich in den oberen Geschossen die Zimmer in die Konkaven der Fassadenstruktur zurückziehen, orientiert sich das Erdgeschoss des neuen Hotels nach außen.

Als hätte der Strom des Verkehrs den Sockel des Hauses rund geschliffen, wird das Innere des Erdgeschosses freigelegt und öffnet sich zur Straße. Wie im Bild „Night Hawk“ von Eduard Hopper umspült der Verkehr die Gebäudeecke, welche gleichzeitig ein Ort des Verweilens und der Begegnung wird.

Geschützt vor dem Lärm der Straße liegt dieser Ort hinter gebogenem Glas, ähnlich wie die Passanten hinter den Windschutzscheiben Ihrer Fahrzeuge.



Körper, Haut, Material

Um dem Maßstab des Ortes gerecht zu werden bedient sich die Fassade des Hauses dem Mittel einer starken Plastizität wie es auch andere Bauten in der Umgebung tun. Am Heidenkampsweg und an der Gebäudeecke kragen die vertikalen Lisenen ca. 90 cm über die Baulinie aus. Durch die Abrundung der Ecke im Erdgeschoss erhöht sich die Auskragung entsprechend über die Diagonale.

Um diese Plastizität zu erzeugen verzichtet das Konzept auf die Verwendung von vollen Ziegelsteinen. Stattdessen ist die Fassade aus vorgehängten Betonfertigteilen konstruiert, in die Klinkerriemchen eingelegt werden. Dieses erlaubt einen hohen Vorfertigungsgrad und eine schnelle Bauweise. Die einzelnen Elemente werden über gezahnte Fugen aneinandergestoßen. Das Netz der Fugen verbindet die Fenster über die Diagonale und über die Lisenen hinweg und erzeugt so eine weitere Ebene der Wahrnehmung. Während im vertikalen Teil der Fassade die Riemchen auch vertikal verlaufen, so liegen dies im Sockelbereich an Heidenkampsweg horizontal.Die großzügige Verglasung des Erdgeschosses liegt exakt in der Ebenen der Ziegel.


Bauweise /Nutzung/ Grundrisse

Die Bauweise setzt nicht nur im Bereich der Fassade auf einen hohen Grad der Vorfertigung: Decken aus Halbfertigteilen, Außenwände aus Fertigteilen, vorkonfektionierte Badzellen gewährleisten eine kurze Bauzeit.

Das Layout der Nutzungen in den Hotel- und den Sockelgeschossen orientiert sich zunächst an der vorliegenden Machbarkeitsstudie, davon ausgehend, dass eine Weiterentwicklung erst in enger Abstimmung mit dem Betreiber sinnvoll ist. Für das Erdgeschoss ist im Bereich der Ecke maximale Transparenz anzustreben. Der Eingang, das Foyer die Bar an der Gebäudeecke und der Frühstücksraum sind nur durch Glaswände getrennt, die bei Bedarf durch Vorhänge zusätzlich separiert werden können.

In der Gebäudeecke entsteht über der Bar ein Luftraum der von einer Galerie umgeben ist und vom 1. Obergeschoss aus erreicht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich formt die Arbeit zwei unterschiedlich hohe, durch eine Zäsur voneinander getrennte Hauptbaukörper aus und geht damit auf die unterschiedlichen Charakteristika der beiden Straßen Heidenkampsweg und Süderstraße ein.

Lisenen aus mit Riemchen belegten Fertigteilen gliedern die plastische Fassade vertikal und erzeugen zusammen mit der gläsernen Erdgeschosszone ein starkes, dem Stadtraum angemessenes Bild.
Als einzige Arbeit zeigt dieser Beitrag eine Erschließung des Gebäudes von der Süderstraße aus, was einerseits eine zusammenhängende und flexible Grundrissgestaltung im EG und andererseits einen dem Straßenraum folgenden, fließenden und nicht von einer Eckausbildung getrennten gläsernen Fassadenverlauf der Sockelzone ermöglicht. Dem Wunsch der Auslobung gerecht werdend entsteht so eine großzügige, einladende Geste. Sie verspricht eine Belebung des Viertels und überzeugt die Jury.

In den Regelgeschossen sorgen verglaste Abschlüsse der Flure für natürliches Licht, Aufweitungen gliedern die Flurlängen und schaffen Aufenthaltsqualitäten.
Über die Fenstergrößen und die Ausbildung des oberen Gebäudeabschlusses wird in der Jury diskutiert.
Hier könnte eine Optimierung erfolgen.

Insgesamt überzeugt der charaktervolle Entwurf mit seiner skulpturalen städtebaulichen Setzung sowie mit seiner starken Haltung und Fassadenausbildung und der anziehend ausgebildeten Erdgeschosszone.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. OG

1. OG