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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2007

Städtebauliche Entwurfswerkstatt "Perspektiven für Dinslaken - Lohberg"

2. Preis

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Architektur

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Böll Architekten

Architektur

Ingenieurbüro Kühnert, Inh. Dipl.-Ing. Christian Duksa

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Neue Energien für Lohberg

Kohle als Energieträger hat in Lohberg ausgedient. Schon jetzt wird das anfallende Grubengas in elektrische Energie umgewandelt und in das Stromnetz eingespeist. Außerdem sind die Voraussetzungen gut, geothermische Energie aus dem Untergrund des Bergwerkes nutzbar zu machen. Diese beiden Möglichkeiten der Energiegewinnung machen sich im Umfeld der ehemaligen Zeche kaum bemerkbar, sie bleiben weitestgehend unsichtbar.
Ganz anders verhält es sich mit der Energiegewinnung aus Biomasse: deutlich verändert sich das gewohnte Bild der Landschaft. Die Landschaft im zechennahen Umfeld verändert sich, es tauchen ungewöhnliche Pflanzenarten und -kombinationen auf und bilden eine sich immer wieder verändernde Bodenbedeckung.
- Kurzumtriebsplantagen aus schnellwachsenden Gehölzen (z.B. Pappeln und Weiden in unterschiedlichen Sorten) zur Gewinnung von Hackschnitzel für die Verbrennung und Erzeugung von Strom oder Wärme.
- Gräserkulturen aus Chinaschilf zur Verbrennung
- Getreidefelder (z.b. Mais) zur Erzeugung von Biogas.
Die Biomasseproduktion auf Flächen der ehemaligen Zeche, ihres Umfeldes und im Bereich der Halden zeigt neue, ungewöhnliche Pflanzenbilder.
Die Kultivierung von Energiepflanzen wird bewusst auf ihre ästhetische Wirkung ausgerichtet und als deutliches Gestaltungselement in das Zechenumfeld aufgenommen.
Damit wird die grundlegende Veränderung der Zechenumnutzung auch nach außen hin durch eine eher ungewöhnliche Parkgestaltung dokumentiert.
Um verwendbare Energie, wie eine kontinuierliche Heizung und Stromlieferung für die umgebenden Gebäude (neue wie alte, Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur) produzieren zu können, reichen die Flächen im Zechen- und Haldenbereich bei weitem nicht aus. Die sog. Energiefelder sind eher als Zeichen für einen neuen Parktypus und die Transformation der Zeche von der ’Schwarzen Energie’ zur ’Grünen Energie’ zu verstehen.
Man kann jedoch davon ausgehen, dass aufgrund der geographischen Lage der Zeche Lohberg ausreichend Flächen in der näheren Umgebung vorhanden sind, um Energiepflanzen zu kultivieren. Das gilt für landwirtschaftliche Flächen des Niederrheins (Mais, Chinaschilf), Waldflächen an der Terrassenkante (Hackschnitzel) und letztendlich für den nahen Emscherlandschaftspark.
Der Emscherlandschaftspark produziert Biomasse in unterschiedlicher Form (Grasschnitt für die Biogasproduktion, Holz und Sträucher für die Hackschnitzelproduktion).
Die Verwertung und der Einsatz neuer Energien auf Lohberg kann ein breites Spektrum von unterschiedlichen Gewerbearten (z.B. Maschinenbau, Anlage- und Steuerungstechnik etc.), Dienstleistungen und Forschungseinrichtungen nach sich ziehen.
’Neue Energien für Lohberg’ gilt nicht nur für Betriebe der Energieproduktion, sondern ebenso für weitere Betriebe der Kreativwirtschaft.

Freiraumkonzept

Wege bilden das grüne Gerüst in dem alle weiteren Nutzungen „eingehängt“ sind.
- Der Fuß/Radweg auf der ehemaligen Zechenbahntrasse stellt die Verbindung nach Süden zum Wege- und Freiflächennetz des Emscher Landschaftsparks dar.
- Im Zechenareal wird er zur baumbestandenen Mittelachse und führt dann spiralförmig auf die große Halde hinauf, endet am Balkon des linearen Parks - eine langgezogene Grasachse –
- Sie führt die Halde nach Südwesten hinunter, durchquert als differenziert ausgestalteter Freiraum das neue Wohngebiet, überquert gesichert die Hünxer Straße, endet auf dem Marktplatz der Altsiedlung und bildet so eine intensive Verknüpfung von Freiraumnutzungen zwischen den Siedlungen und dem artifiziellen Landschaftsraum der Halden.
- „Grüne Fugen“ nehmen Wegeverbindungen der Altsiedlung auf, führen sie weiter durch das ehemalige Zechenareal bis hinauf auf die Hochterrasse, und rhythmisieren so die Nutzungsbereiche des Areals.
Die „Grünen Fugen“ sind langgestreckte kleine Parks gebildet aus Rasenflächen, Gehölzpflanzungen und Baumreihen an den Rändern und einer Wegeverbindung. Diese robusten Grünstrukturen sind die ersten Bausteine im Transformationsprozess der Zeche und gewährleisten die Durchlässigkeit des ehemals abgeschlossenen Areals.
Dem Bereich des neuen Wohngebietes ist ein kleiner „Wasserpark“ zugeordnet. Baumbestandenen Wiesen umgeben die Wasserflächen. Das vorhandene Betonbecken wird als Wasserspielplatz hergerichtet. Und es ist nur logisch, dass dieser Wasserpark über die Wasserfuge mit dem denkmalgeschützten Wasserturm sowohl von der Altsiedlung als auch von den Neubauflächen erreicht werden kann.
Diese Binnenentwicklung wird unterstützt durch deutliche Veränderungen auch in der Außenentwicklung:
Von der Autobahn A3 wird ein Aussichtsturm auf der südlichen Haldenkante sichtbar, interpretierbar als Zeichen für aktive Veränderungen im Raum mit einer einladenden Rasenschneise im Haldenwald.
Auf der Halde, auf dem ehemaligen Kohlelagerplatz, auf den landwirtschaftlichen Flächen und auf allen freien Entwicklungsflächen der Zeche werden sogenannte Energiefelder installiert. Hier werden Energiepflanzen (z.B. Mais, Chinaschilf, Pappeln, Weiden, Hochstauden, Gräser, Lupinen, etc.) angebaut, gepflegt und zur weiteren Nutzung (Hackschnitzel, Biogas) geerntet.
Im Zusammenhang mit dem vorhandenen Haldenwald, den linearen Parks, den grünen Fugen und den hausnahen privaten Flächen entsteht eine vielschichtige Parklandschaft, die sowohl der Feierabenderholung der umgebenden Siedlungsbereiche dient, als auch Zielpunkt für Besucher aus der Region und dem Emscher Landschaftspark sein kann. Und er dient nicht nur der Erholung, sondern er wird sorgfältig für die Energiegewinnung gepflegt.