Neue Wohnbebauung Vaterstetten Nordwest

Die vorgeschlagene Figur fügt sich sehr harmonisch in das städtebauliche Gesamtkonzept
ein. Der vorgeschlagene große zentrale Freiraum stellt ein bemerkenswertes
Alleinstellungsmerkmal unter den Wettbewerbsentwürfen dar. Dieser
erhöht liegende grüne Hof steht in einem wohlproportionierten und spannungsreichen
Verhältnis zum tiefer liegenden Marktplatz im Süden. Beide
Räume bilden zusammen eine identitätsstiftende Mitte und besitzen eine angenehme Aufenthaltsqualität. Die Baukörper im Quartiersinneren wirken von der
Körnung angemessen. Die Bebauungsstruktur stellt sich überzeugend als artverwandte
Fortsetzung der westlichen Nachbarbebauung dar.
Der Baukörper an der Dorfstraße bietet einen effektiven Lärmschutz, wird aber
aufgrund seiner Länge kontrovers diskutiert. Das Preisgericht bewertet den
Ansatz, die sehr große Gesamtlänge durch die beiden Kopfbauten, die beiden
Knicke und die Zurücksetzung des Mittelteils von der Straße zu mildern, positiv,
sieht aber Spielräume für eine weitergehende Untergliederung. Ebenso zeigt
sich in Teilen des Preisgerichts eine Unzufriedenheit mit der Qualität der Fassaden
im Allgemeinen und insbesondere mit der zur Dorfstraße, der im Zusammenhang
mit der Freiraumgestaltung an dieser exponierten Stelle eine
besondere Bedeutung zukommt. Die architektonische Ausformung insgesamt
erscheint etwas zu wenig ambitioniert.
Die fast 100 m langen Laubengänge sind reine Erschließungszonen und als
Begegnungsbereich nicht geeignet. Die Ausbildung des nördlichen Kopfbaus
zum Verkehrskreisel schafft einen positiven Ortsauftakt. Die Tiefgaragenzufahrten
und die Besucherstellplätze werden schalltechnisch günstig östlich zur
lärmzugewandten Seite organisiert, dadurch entstehen verkehrsfreie Höfe, was
nachdrücklich begrüßt wird.
Der Höhensprung zum Innenhof wird - insbesondere durch die entstehende
Situation am Übergang zum Marktplatz - als wertvoller Beitrag gesehen, allerdings
ist die erforderliche Zufahrt für die Feuerwehr aufgrund der zu geringen
Durchfahrtshöhe im östlichen Baukörper nicht möglich. Auch müssten die entstehenden
Traufhöhen baurechtlich noch bewertet werden.
Der Entwurf weist in den Freianlagen ein sehr kreatives und schlüssiges Konzept
in Bezug auf die Topographie, Nutzungsstruktur sowie die Organisation
der inneren Erschließung auf. Besonders hervorzuheben ist die Bildung eines
großzügigen autofreien Wohnangers sowie eines gut dimensionierten Quartiersplatzes
im Süden. Der nicht durch Tiefgaragen unterbaute Bereich wird
konsequent für die Ausgestaltung eines intensiv begrünten Freiraums mit adäquaten
Baumpflanzungen genutzt und bildet so einen qualitätvollen Ort des
Miteinanders. Die Anordnung der Mietergärten ist im Übergang zur Parkanlage
sinnvoll vorgeschlagen.
Der Planentwurf erhöht den Schallschutz für den von der Dorfstraße weiter
entfernt gelegenen Teil des Plangebietes durch eine Verbindung der Gebäuderiegel
mit Schließung der Gebäudelücken entlang der Dorfstraße. Innerhalb des
Gebäuderiegels an der Dorfstraße ist die Bemühung erkennbar, durch eine
schalltechnisch günstige Wohnungsgrundrissorientierung die Fenster schutzbedürftiger
Aufenthaltsräume an der lärmzugewandten Ostfassade nach Möglichkeit
zu vermeiden. Es verbleiben jedoch vereinzelt Räume, die Fenster ausschließlich
an lärmzugewandten Fassaden aufweisen. Gleiches gilt für das Gebäude
am Südrand des Plangebietes, dass zur Pfarrer-Aigner-Allee hin keine
entsprechenden Schallschutzmaßnahmen aufweist.
Die Anzahl der Wohnungen ist etwas niedrig. Die Grundrisse der Wohnungen
müssten zur Sicherstellung der Förderfähigkeit überplant werden. Bespielhaft
seien hier fehlende Barrierefreiheit der Schlafräume, zu kleine Bäder bei zu
großen Wohnungen und Kinderzimmer unter 10 m² genannt.