modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2020

Neue Wohnbebauung Vaterstetten Nordwest

3. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Fink+Jocher Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Architektur

Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitbild
Die Grundordnung des neuen Wohnquartiers Vaterstetten Nordwest besteht inzehn Einzelhäusern, welche zwei Wohnhöfe umstellen. Die Geometrie der Häuserist dabei so gewählt, dass sich einerseits keine überlangen Fassaden einstellenund andererseits variantenreiche Blicke zwischen den Häusern ergeben. IhreStellung zueinander ist so entwickelt, dass, dass sich maßstabbildende Teilräumeergeben. Trotz der überwiegenden Baugleichheit der Häuser stellen sich dadurchjeweils eigene örtliche Identitäten ein. Sowohl in Nord-Süd-Richtung über diebeiden Höfe, wie in Ost-West-Richtung von der Dorfstraße zum Westlichen Angerist das neue Quartier intensiv durchlässig.

Das neue Quartier und seine AdressenDie einzelnen Häuser bilden überschaubare Hausgemeinschaften in der Größezwischen elf und siebzehn Wohnungen. Die Häuser entlang der Dorfstraße werdendirekt von dieser erschlossen. Alle anderen Häuser werden direkt von den Höfenerschlossen. Ein Hausbaum mit einer Hausbank und ein kleiner Abstellbereich fürFahrräder markieren die jeweiligen Eingänge. Tritt man in die Häuser, wird man voneinem großzügigen Entree empfangen, das ausreichend groß für die alltäglicheBegegnung und für das Abstellen von Kinderwägen ist.Alle zehn Häuser folgen einer ähnlichen Bautypologie. Sieben davon sindbaugleich oder spiegelbildlich gleich (Typ A), drei davon entwickeln ob ihrerbesonderen Lage bauliche Eigenheiten (Typ B, C und D):Haus A1 (3-fach)Regelwohnhaus als 4-Spänner mit 11 WohnungenHaus A2Regelwohnhaus als 4-Spänner mit 11 Wohnungen und SchallschutzloggienHaus A3 (3-fach)Regelwohnhaus als 5-Spänner mit 14 Wohnungen, einschl. KleinstwohnungenHaus BGenossenschaftshaus als 6-Spänner mit 15 Wohnungen undGemeinschaftsflächenHaus C (Dorfstraße Nord)Schallschutztyp als 6-Spänner mit 17 WohnungenHaus D (Dorfstraße Süd)Schallschutztyp als 3- und 4- Spänner mit 17 Wohnungen und Gemeinschafts- /Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss

Bezahlbares Wohnen
Die konstruktiv tragende Struktur der Häuser ist im Wesentlichen auf dieAußenwände (Wärmedämmziegel, 420 mm) und die TreppenhauskerneStahlbeton, 20 mm) reduziert und über alle Geschosse durchgehend. Damit sinddie Voraussetzungen für einen ökonomischen Bauablauf mit hohemVorfertigungsgrad in Hinblick auf den Rohbau, die Fassaden und den Ausbaugegeben. Alle Wege zu den Häusern und innerhalb der Häuser sind barrierefrei undjede Wohnung ist durch den Aufzug barrierefrei erreichbar. Alle Wohnungenerhalten Loggien, welche im schallbelasteten Bereich zur Dorfstraße verglast sind.Die Häuser sind mit einer Optimierung des Außenwand-Volumen-Verhältnissessowie der Minimierung von Erschließungskernen konzipiert. Die damiteinhergehende Kompaktheit schafft die Voraussetzung für verschiedene Konzeptezur Steigerung der Effizienz von Heizung, Lüftung und Wärmerückgewinnung.

Qualitäten des Freiraumes
Das Ziel der freiraumplanerischen Konzeption ist die Versorgung der Bewohner mitdifferenzierten, vielfältig nutzbaren, und gut in die Umgebung vernetztenFreiräumen. Die beiden begrünten und baumbestandenen Wohnhöfe bilden dabeidie zentralen Kommunikationsorte im Quartier. In diese betten sich vielfältigeFreiraumangebote für barrierefreie nachbarliche Begegnungen und für das Spielder Kinder ein. Obst- und Ziergehölze gliedern die Bereiche für Aufenthalts- undGemeinschaftsräume, Räume für das Kinderspiel und die private Terrassen-bereiche, die als „Grüne Inseln“ mit Hecken gefasst sind. Am nördlichen Rand desWohnquartiers entstehen gemeinschaftlich nutzbare Flächen für den urbanenGartenbau.

Selbstverständnis
Das Selbstverständnis des neuen Wohnquartiers wird aus bewährten räumlichenMustern entwickelt: öffentliche Bereiche, die als Quartiersplatz für dasGesamtquartier dienen und Flächen für die fußläufige Nahversorgung mit Warendes täglichen Bedarfs bereitstellen; gemeinschaftliche Freiräume, die als HöfeVerweilqualitäten besitzen, dem Kinderspiel dienen und den nachbarlichen Dialogstimulieren; individuelle Freiräume, die geschützt der Erholung dienen; Häuser, diekompakt, flächensparend und energieeffizient sind; begrünte Dächer, die Photo-voltaikflächen bereitstellen; Wände aus unterhaltungsarmem Ziegelmauerwerk mitmineralischen Putzen und Wohngrundrisse, die flexibel und dauerhaftgebrauchstauglich sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1011 besticht durch ihre eigenständige städtebauliche Haltung.
Zehn polygonale Baukörper bilden eine Art Streusiedlung mit einem vielfältigen
Binnenraumgefüge. Konsequent werden die Baukörper über ein Wegesystem
erschlossen, welches sich netzartig durch die Anlage zieht.
Die städtebauliche Ausprägung der südwestlichen Nachbarschaft wird allerdings
ignoriert. Auch die an der Ostseite vorgeschlagene offene Randausbildung
mit den freiplastischen Polygonbaukörpern ist als Lärmschutzbebauung
wenig brauchbar. Die beiden größten Binnenräume werden multifunktional auch
für Stellplatzanlagen genutzt. Dies wird kontrovers, aber mehrheitlich als nachteilhaft
bewertet. Die erdgeschossigen Wohnungen werden umlaufend mit privaten
Gärten gesäumt, was zu einer Art Schollenbildung führt. Dadurch werden
die Gebäude voneinander isoliert - quasi in grüne Watte gepackt. Räumlich
entstehen so spannende Gefüge, die aber nur schwer wirklich gemeinschaftlich
genutzt werden können.
Die Wohnungen sind jeweils kompakt um zentrale innenliegende, durch Lufträume
belichtete Treppenräume erschlossen. Es entstehen durchweg gute,
helle Wohnungen, mit großzügigen Wohnräumen, die meist an den Ecken liegen.
Die Verfasser schlagen an der Ostseite zum Schutz der nach Außen orientierten
Aufenthaltsräume Schallschutzloggien vor. Es verbleiben einige südorientierte
Räume, die so nicht umsetzbar wären. Dadurch, dass immer mehrere
Zimmer über eine Schallschutzloggia belüftet werden, könnten Störungen innerhalb
einer Wohnung entstehen.
Die Tiefgaragen-Rampen werden ins Gebäude integriert und fügen sich so wenig
störend ein. Die beiden stirnseitigen Rampen an der Ostbebauung können
allerdings zu Lichtstörungen der gegenüberliegenden Wohnungen führen.
Der Entwurf weist in den Freianlagen ein kreatives und durchdachtes Konzept
auf. Die klare Differenzierung zwischen privaten und gemeinschaftlichen Freiräumen
ist durchgehend gut ablesbar. Die inselartige Konzeption fördert eine
individuelle Adressbildung. Das Gebiet weist trotz des vergleichsweise hohen
Anteils an Wegen und Platzflächen eine gute Durchgrünung auf.
Die Situierung der Stellplätze in den hinteren Hofbereichen wirkt sich negativ
auf die Platzatmosphäre aus und steht im Konflikt mit der Kinderspielfläche. Die
Mietergärten im Übergang zur freien Landschaft sind sinnvoll angeordnet.
Die Verfasser überzeugen nahezu alle Jurymitglieder mit ihrer feinen, differenzierten
Architektursprache, bei der sich geschlossene Fertigbetonscheiben mit
großzügigen Loggien und Fenstern abwechseln. Durch die Feinheit der Fassadengestaltung,
die polygonale Form und die maßstäbliche Körnung entsteht ein
Ensemble, das trotz der städtebaulichen ‚Fremdheit‘ an diesem Ort vorstellbar
wäre.
Auch planungsrechtlich ist die vorgeschlagene Anordnung der Einzelbaukörper
in dieser Form umsetzbar, die städtebauliche Figur verspricht aber eigentlich
eine Art Gemeinschaftsbildung über die räumlich differenzierten Binnenflächen,
die sich letztendlich aufgrund der privaten Erdgeschossnutzungen - nebst abgrenzenden
Gärten - nicht wirklich einstellen würde.
Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive

Außenraum Perspektive