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Verhandlungsverfahren | 02/2020

Umgestaltung Freiflächen Nördliche Hafeninsel und Sanierung Uferkanten

Lageplan

Lageplan

Zuschlag

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Architekten- und Ingenieurunion Stralsund GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Aufgrund seiner günstigen geographischen Lage war der Hafen Ausgangspunkt der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung Stralsunds als Seehandelsstadt.
Die nördliche Hafeninsel ist eine von zwei Hafeninseln, die die historische Entwicklung Stralsunds als Seehandelsstadt dokumentiert und als vorstädtische Erweiterung ein anschauliches Zeugnis der städtebaulichen Entwicklung der Stadt ist. Als künstlich angelegte Hafeninsel stellt der Bereich eine Ingenieurbauleistung des 19. Jahrhunderts dar mit besonderer technikgeschichtlicher Bedeutung. Die hafenspezifische Architektur vermittelt zudem ein Bild von den Anfängen des industrialisierten Umschlags von Waren bis zu modernen Umschlagstechnologien. Durch die Insellage sind ein Außen- und ein Binnenhafen geschaffen worden. Letzterer bietet noch heute Liegeflächen für kleinere Schiffe und die Möglichkeit des stadtnahen Fischhandels. An der Seite des Fährkanals wurden mehrere drei- bis viergeschossige Wohnhäuser errichtet, die einen städtebaulichen Bezug zur gegenüberliegenden gründerzeitlichen Mietshausarchitektur an der Wasserstraße und damit den Übergang zur Altstadt bilden. Im Außenhafen mit seinen Kais und Landebrücken sowie den Bahngleisen waren die Voraussetzungen für eine zunehmende Technisierung des Hafenwesens geschaffen.

Die nördliche Hafeninsel liegt nordöstlich der Altstadt von Stralsund und bildet für die Stadt den Übergang zum Sund. Wie eine Art Sund-Terrasse liegt die künstlich aufgeschüttete Insel vor der Altstadt mit einem freien, völlig unverstellten Blick in die Weite und auf den Sund.
Im Gegensatz zu der kleinteiligen Altstadt mit städtebaulich mittelalterlichen Strukturen, gewundenen engen Straßen, feinstrukturierten Fassaden und kleinen Parzellen, ist die Nördliche Hafeninsel von der ruppigen, rauen Art der industriellen Nutzung aus dem 19 Jahrhundert geprägt. Die Räume sind weit und großzügig, die Speichergebäude hoch. Die Dimension und Gestaltung steht in einem starken Kontrast zu der Altstadt, der Spannung erzeugt, die jeweils die Charaktere stärkt und deutlich spürbar werden lässt. Vor dem Hintergrund der Altstadt erhebt sich die Kulisse der Inseln, seit einigen Jahren ergänzt durch das Gebäude des Ozeaneum.
Das Konzept für die Freianlagen sieht vor, mit diesem Kontrast zur Altstadt bewusst umzugehen und diesen als Qualität und unverwechselbare Identität zu stärken.
Die Großzügigkeit der Freiflächen soll erhalten und erlebbar gemacht werden, in dem das historische Material des Großsteinpflasters in den Flächen einheitlich ergänzt wird. Die Flächen werden wieder im Zusammenhang als einheitliche Flächen in ihrer Großzügigkeit ablesbar werden.
Auf der Fischbrücke wird vorgeschlagen, die große Asphaltfläche, die in dem letzten Jahrzehnt dort angelegt wurde, mit einem großzügigen Rahmen aus Großsteinpflaster entlang der Wasserkanten zu fassen. Analog wird für die Ballastkiste vorschlagen eine große Fläche aus Asphalt oder sehr großformatigen Industriebetonplatten in das Großsteinpflaster ein zulegen.
Die beiden seitlichen Arme des Hafens, die das Hafenbecken umfassen, werden durch diese eingelegten Flächen gestalterisch sensibel hervorgehoben und bieten Scatern, Rollern, etc. mitten in der Stadt die Möglichkeit sich zu testen und zu üben.
Direkt vor den Gebäuden wird der schon vorhandene Gehsteg aus großformatigen Granitplatten am Hansakai in einem Abstand einiger Meter, um einen zweiten Gehsteg ergänzt, wodurch die Flächen der Außengastronomie dann eine sichtbare Begrenzung bekommen und auf eingrenzende Maßnahmen wie Blumentröge etc. verzichten können und sollten. Windschützende Elemente der Gastronomie sollen vereinheitlicht werden, um den Charakter der Insel zu stärken und ein starkes, wiedererkennbares Gesamtbild zu schaffen.
Auf den vorhandenen Gleisen des Hansakais, die erhalten bleiben, sollen bewegliche, verschiebbare Sitz- und Liege- und Spielelemente aus massivem Holz und Stahl vorgesehen werden, die neben dem Sitzen in der Sonne und Schauen aufs den Sund und den Hanskai, interaktive und spielerische Angebote machen.
Als weitere Sitz- und Spielelemente, wird die Form der vorhandenen Sitzinseln vor dem Ozeaneum aufgegriffen, wobei angestrebt werden sollte, die Form, Materialität und Ausführung dieser Elemente, stärker mit der Gesamtgestaltung des Mobiliars der nördlichen Hafeninsel zusammen zu führen.
Auf der weiten Fläche der Fischbrücke ist eine große, tribünenartige Fläche geplant, die in Szene setzt, was an dem Ort die größte Attraktion ist: Der Blick auf die Weite des Sunds.
Die Fläche macht Angebote zum Sitzen, Liegen, Ausruhen, Schauen aber es sind auch Flächen mit spielerischen Elementen/Aspekten geplant, wie eingelassene Hängematten, Trampolinflächen o.ä. so dass spielerische Elemente angeboten werden, die sehr unterschiedliche Altersgruppen ansprechen, ohne gestalterisch zu sehr im Vordergrund zu stehen.
Die schuppenartigen Gebäude auf der Ballastkiste mit dem unter Denkmalschutz stehenden kleinen Fachwerkhaus, haben etwas collagenartiges aber spiegeln auch genau damit den Charakter eines Hafens, in dem bekannte und unbekannte, gewohnte und fremde Dinge aufeinander stoßen. Ein Hafen strahlt auch heute noch Gefühle aus wie Sehnsucht, Furcht vor der Fremde, spannungsvolles/neugieriges Warten, Ankommen, Wegfahren, Begrüßung und Abschied damit auch Freude und Trauer.
Etwas von diesen Gefühlen aufzugreifen, anzusprechen, anzuregen wäre ein hohes Ziel an die Gestaltung, aber auch ein sehr wichtiges, um der Stadt Stralsund die wichtige Spannung, die der Gegensätzlichkeit zwischen Altstadt und Hafen entspringt, zu erhalten oder vielleicht teileweise auch wieder zu geben in einer Zeit in der die Städte, durch Vereinheitlichung und Globalisierung, überzogen durch eine vereinheitlichende, einlullende Eventkultur.

Der Kaikante des Hansakais sollten langgestreckte Stufen zum Wasser und ein langes Schwimmpontons vorgelagert werden, um den Blick auf das Wasser und den Hafen zu inszenieren. Es wäre eine starke Geste und Hinwendung zum Wasser, die den Hafen in Stralsund deutlich aufwerten würde und ein großzügiges, der Dimension des Hafens angemessenes Angebot macht. Die untere Ebene des Kais am Lotsenhaus sollte durch eine steinerne Stufenanlage erschlossen werden. Schon heute werden die Flächen intensiv genutzt, um dem Wasser näher zu kommen und um zu Angeln.

In jedem Fall sollen Schiffe weiterhin die Möglichkeit haben an der nördlichen Hafeninsel anlegen zu können, wobei die Kreuzfahrtschiffe in einem anderen Bereich anlegen sollten, da sie in ihrer Größe und Länge den Blick auf den Sund komplett verstellen. Die Anlieferung für diese Schiffe belastet die Flächen unnötig, was an anderer Stelle unauffälliger und für die Stadt verträglicher abgewickelt werden könnte und sollte.

Parkplätze sollten auf den Flächen der Nördlichen Hafeninsel nur noch sehr reduziert zur Verfügung gestellt werden, um die Flächen weitestgehend von Verkehr frei zu halten. Das Hotel welches im Norden der Insel neu entstehen soll, wird im Süden über die Straße am Fährkanal erreicht werden können.

Bei dem Neubau sollte auf Anbauten wie Terrassen, Wintergärten o.ä. wie sie momentan an der Hafenstraße zu sehen sind, verzichtet werden, um den Blick auf die Hafenflächen nicht zu verbauen. Die Gestaltung auch dieses Bereichs sollte sich der Thematik des Hafens in Material und Gestaltung unterordnen, um das übergeordnete Bild nicht zu belasten und zu zerstören.